aus scinexx
Warum werden mehr Ehen mit Töchtern geschieden?
Forscher decken biologische Basis eines kuriosen Phänomens auf
Stress schon vor der Geburt
"Wir aber sagen: Nicht so schnell", so Hamoudi. Er und seine Kollegin Jenna Nobles von der University of Wisconsin-Madison halten diese Erklärung für voreilig. Sie haben daher nun nach einer möglichen biologischen Erklärung gesucht und die ganze Frage dafür quasi von hinten aufgerollt. Dafür werteten die Daten zu Geburten, Beziehungszustand und Scheidung des US National Longitudinal Survey of Youth, einer nationalen Erhebung, aus.
Dabei stießen die Forscher auf einen interessanten Zusammenhang: Die Paare, die bereits vor der Geburt ihres ersten Kindes Konflikte in ihrer Beziehung hatten, bekamen häufiger Mädchen als diejenigen in einer guten Beziehung. Der Grund ist nach Angaben von Hamoudi und Nobles kein psychologischer, sondern ein biologischer: Schon im Mutterleib haben männliche Embryos eine geringere Überlebenschance als weibliche, sie sind sensibler gegenüber Störungen und enden leichter in Fehlgeburten.
Mädchen sind zäher
"Mädchen überleben daher möglicherweise auch stressige Schwangerschaften, die Jungs nicht überleben würden", sagt Hamoudi. Dadurch werden sie statistisch häufiger in angespannte Ehen geboren, die wiederum oft mit einer Scheidung enden, so die Erklärung. Töchter verursachen demnach also keine höheren Scheidungsraten, sondern sind ein Nebeneffekt von Eheproblemen.
Nach Ansicht der Forscher ist diese Geschichte in schönes Beispiel dafür, dass Statistiken und Korrelationen eine Sache sind, die tatsächlichen Ursache-Wirkungs- Zusammenhänge aber unter Umstände eine andere als man zunächst denkt. Im konkreten Fall heißt die Botschaft: „Wer die dynamischen Prozesse von Familien und Populationen untersuchen will, muss den Untersuchungsrahmen weiter stecken“, sagt Hamoudi: „Die Uhr beginnt nicht erst ab der Geburt zu ticken“. (Demography, 2014; doi: 10.1007/s13524-014-0305-x)
(Duke University / Demography, 18.07.2014 - NPO/MVI)
Nota.
Männlich sein ist riskant ab ovo und will gepflegt werden. Das Weibliche kommt irgendwie überall durch.
JE
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