Mittwoch, 4. Juli 2018

Das luxurierende Geschlecht.

Moulin, Objet rouvé à Pompéi
aus süddeutsche.de,

Testosteron weckt Lust auf Luxus

Von Werner Bartens

... Mit einem Kauf die soziale Stellung zu betonen, sei demnach viel wichtiger, als ein solides Produkt zu erwerben. Unter dem Einfluss des männlichen Sexualhormons Testosteron steigt bei Männern die Neigung sogar noch, sich für Statusobjekte zu entscheiden, wie Sozialwissenschaftler und Marketingfachleute im Fachmagazin Nature Communications  zeigen.

Ein internationales Forscherteam um Gideon Nave hatte 243 Männer - die meisten davon Studenten - in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Hälfte erhielt eine Testosteron-Spritze, die zu einem Hormonanstieg führte, wie er in Konkurrenzsituationen oder während der Partnersuche schon mal vorkommen kann; die andere Gruppe bekam ein Placebo. Anschließend sollten sich die Probanden für Produkte entscheiden, die zwar von ähnlicher Qualität waren, aber mit einem unterschiedlich hohen Status in Verbindung gebracht werden, etwa Bekleidung von Calvin Klein oder von Levi's. Männer unter Testosteroneinfluss votierten häufiger für Produkte, die einen höheren Status versprachen. 

In einem zweiten Versuch wurden Luxusprodukte wie Uhren, Sonnenbrillen oder Füllfederhalter mit unterschiedlichen Attributen versehen, die entweder die robuste Qualität und Lebensdauer oder den gediegenen Status betonten. Ein Luxusfüller war dann entweder ein "Instrument der Langlebigkeit, das ewig überdauert" - oder "das international anerkannte Symbol der Mächtigen".

Auch hier zeigte sich, dass Testosteron nicht die Zuneigung zu Produkten erhöhte, die gute Qualität oder Effizienz versprachen. Wurde hingegen der Status hervorgehoben, entschieden sich die Männer unter Testosteron vermehrt für diese Gegenstände. Die Wissenschaftler sehen diese Ergebnisse als Beleg dafür, dass auch das Konsumverhalten teilweise biologisch motiviert ist. "Bei Tieren kennen wir einen Zusammenhang zwischen Testosteron und Statusverhalten", sagt Hilke Plassmann von der Universität Sorbonne in Paris. Schließlich bietet ein höherer Status diverse Vorteile wie mehr Einfluss, besseren Zugang zu Ressourcen und mehr Möglichkeiten bei der Partnerwahl.

 Weil bei Männern der Testosteron-Spiegel steigt, wenn sie sich im Wettbewerb befinden oder attraktive Frauen in der Nähe sind, vermuten die Forscher, dass sie in solchen Situationen besonders empfänglich für Statussymbole und dazu passende Gespräche sind. Zwar gebe es nicht nur individuelle, sondern auch kulturelle Unterschiede, aber es sei interessant, wie sich eine Art "Luxus-Fieber" ausbreite, wenn Metropolregionen boomen oder sich Märkte rasend schnell entwickeln wie etwa in China. "Der Hang zum Luxus könnte bei manchen Männern direkt auf den Einfluss des Testosterons zurückzuführen sein", sagt Gideon Nave. "Welches Konsumverhalten überwiegt, lässt sich womöglich durch unterschiedlichen sozialen Druck, die Bevölkerungsdichte und das Angebot an potenziellen Partnern erklären."


Nota. - Rund zwei Millionen Jahre lang bestand der Beitrag der Männer zum Lebensunterhalt in der Jagd. Mann kann sie so gründlich vorbereiten, wie mann will - sie bleibt doch immer ein Glücksspiel. Erfahrung ist nötig, aber gegen den Zu- fall vermag sie nichts. Mann wird ihn rituell zu beschwören suchen, und dazu braucht mann Phantasie.

Das Sammeln im Umkreis des Lagers kann frau nicht nur, sondern muss sie systematisch treiben. Wohl lehrt die Erfah- rung, dass da, wo dieser Strauch wächst, jenes Kraut nicht gedeiht, aber dem Zufall überlassen darf frau nichts, dafür ist der Ertrag der Jagd zu ungewiss.

Das wird in der genetischen Ausstattung beider Seiten seine Spuren hinterlassen haben.

Dass die Frauen mit dem Normalen zufrieden sind und sich die Männer bei jeder sich bietenden Gelegenheit vom Außer- gewöhnlichen betören lassen, passt dazu wie die Faust aufs Auge. Reichtum ist nur das, was über das Gewöhnliche hin- ausgeht. Ohne das Anhäufen von Reichtümern keine Kultur, kein wirtschaftlicher noch sozialer Fortschritt, kurz: keine Geschichte.

Testosteron sei Dank.
JE


Gerechte Sprache

Caroline Ring hat in der Welt auch über jene Untersuchung berichtet. Den entsprechenden Artikel kündigt sie auf ihrer Homepage welt.de so an:

Was Testosteron wirklich mit Männern macht 
Viele Mythen ranken sich um das männliche Sexualhormon Testosteron. Nun schreiben Forscher: Es macht blind für Qualität und Leistung. Ein neuer Mythos? Keineswegs – es erklärt vielmehr eine Beobachtung aus dem Tierreich. Dabei geht es um Status.


Nota. - Hätte es geheißen: 'macht sie eitel und prahlerisch', dann wäre das unfreundlich formuliert, gäbe aber doch irgend- wie den Tenor der Untersuchung wieder. Dass Testosteron Männer "blind für Qualität und Leistung" macht, ist jedoch keine Überspitzung, sondern schon eine Verdrehung. Da siehste, was frau mit ein klein bissel gerechter Sprache so alles rüberbringt!
JE








Montag, 2. Juli 2018

Starke Männin.

 
Seit 13 Jahren ist sie deutscher Bundeskanzler. Sie ist die mächtigste Männin, die es je gab. 
 
Was ich an ihr am höchsten zu loben finde: Noch nie hat sie etwas getan, was eine*m Feminist*en erlaubt hätte, sich ihrer zu rühmen. 
 
Das Folgende ist eine Glosse:
 
 
 
Wie die Kanzlerin einen Mann nach dem anderen dazu bringt, sich vor den Augen der Welt selbst zu zerlegen, ist grandios. Warum ist sie nicht längst eine Ikone des neuen Feminismus?

Egal, was man [!] von Merkels Politik hält – können wir bitte mal ganz kurz innehalten und die Frau abfeiern? Eigentlich seltsam, dass unsere Bundeskanzlerin, jenseits von Mädchen, Merkelraute, Mutti und so weiter, nicht schon längst Pop ist. Es gäbe genug Anlass für junge Frauen, sich das Bild der Staatsfrau in ikonenhafter Fünffachvergrößerung übers Bett zu hängen. ...

Als amerikanische College-Studentin zu sagen, man sei von Madeleine Albright oder Hillary Clinton inspiriert, erscheint vollkommen angemessen und feministisch einwandfrei – in linksliberalen, queerfeministischen Kreisen Begeisterung für Merkel zu äußern, wäre hingegen immer noch seltsam und brächte einen sofort in den Verdacht einer insgeheim kultivierten Junge-Union-Spießigkeit.

Und da wäre natürlich Merkels tausendfach beschriebenes Deadpan-Understatement, das man leicht mit fehlendem Charisma verwechseln kann. Merkel ist eben keines von diesen wildschwein*haften Machttieren,* die sich gegenseitig in ihren Volten und Finten zu überbieten suchen. Sich in der Sache auskennend, lässt sie die Männer sich in ihr Unheil verstricken, ohne mit der Wimper zu zucken.

Sie ist niemand, der [?!] Jünger* braucht, der [!] als Projektionsfläche für Autoritätssehnsüchte herhält. Und aus diesem Grund übernehme ich jetzt einfach mal die Rolle des* kritiklosen Fans:* Danke, Angela Merkel! Es wäre wirklich traurig gewesen, wenn sie wegen Seehofer gegangen wäre. Dass sie es wieder geschafft hat, dass ihr Widersacher nicht nur an ihr scheitert, sondern sich auch noch selbst ins Aus katapultiert, dass jetzt er als der Irrational-Emotionale dasteht – das sollte alle jungen Frauen ermutigen, zu sagen: Angela Merkel ist cooler als Wonder Woman. Sie ist ein Idol.