Donnerstag, 27. Mai 2021

Starke Frauen; kollektiv.


aus spektrum.de, 26.05.2021

Kollektive Intelligenz

Die Koordination ist entscheidend
Wer erledigt was? Diese Frage ist für die Arbeit in der Gruppe am wichtigsten. Frauen spielen dabei offenbar eine besondere Rolle.


von Christiane Gelitz

Was hilft einer Gruppe mehr beim gemeinsamen Aufgabenlösen – individuelle Fähigkeiten oder die Zusammenarbeit im Team? Das hat eine Forschungsgruppe um Christoph Riedl, Professor für Informationssysteme an der Northeastern University in Boston, jetzt in einer Metaanalyse untersucht. Ihr Ergebnis: »Im Ganzen ist die Zusammenarbeit in der Gruppe für die kollektive Intelligenz wichtiger als die Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder.«

Die Daten stammten von 1356 Teams mit insgesamt rund 5000 Personen. Teils fanden die Versuche online statt, teils vor Ort; teils arbeiteten die Teams bereits zusammen, teils lernten die Mitglieder einander erst durch die Studie kennen. Bei den meisten handelte es sich um Studierende in den USA sowie weitere Stichproben aus der US-Bevölkerung. Unter Zeitdruck sollten die Versuchspersonen mehrere Aufgaben gemeinsam lösen, zum Beispiel originelle Verwendungsmöglichkeiten für einen Backstein finden oder komplizierte Texte gleichzeitig in dasselbe Dokument eintippen.

In ihrer Metaanalyse suchten die Forschenden nach Voraussetzungen für eine gute Teamleistung. Als am wichtigsten erwies sich demnach die gemeinsame Strategie, Anstrengung und Koordination. Diese Gruppenprozesse machten etwa die Hälfte der kollektiven Leistung aus, fast doppelt so viel wie die individuellen Fähigkeiten der Mitglieder. Allein bei Sudokus waren Letztere bedeutsamer als die eigentliche Teamarbeit.

Einen kleinen Beitrag leistete auch die Zusammensetzung der Teams. »Frauen in der Gruppe steigern die kollektive Intelligenz«, sagt Koautorin Anita Williams Woolley von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh in einer Pressemitteilung ihrer Hochschule. Schon aus früheren Studien schloss die Organisationsforscherin, dass kollektive Intelligenz von Frauen profitiere. Gruppen mit höherem Frauenanteil beschäftigten sich beispielsweise vermehrt mit Koordinationsaufgaben, etwa die Mitglieder ihren Fähigkeiten gemäß einzusetzen.

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Ob die Gruppen online oder vor Ort zusammenkamen und ob sich die Beteiligten schon kannten, spielte laut der vorliegenden Studie kaum eine Rolle bei der Frage, welche Voraussetzungen entscheidend zur kollektiven Intelligenz beitrugen. »Im Ganzen sind die Ergebnisse sehr ähnlich«, schreiben Riedl und seine Kollegen.

Zwei Unterschiede fanden sie allerdings: Zum einen förderte vermehrte Anstrengung zwar grundsätzlich die Leistung, doch weniger bei den neu formierten Gruppen. Vermutlich komme es bei ihnen noch mehr darauf an, die verschiedenen Fähigkeiten zu erkennen und zu koordinieren, mutmaßen die Forschenden. Zum anderen waren die Fähigkeiten der Mitglieder für die Online-Teams bedeutsamer als für die Teams vor Ort. »Das könnte bedeuten, dass die Online-Kommunikation Gruppenprozesse einschränkt und die Last mehr auf individuelle Fähigkeiten verlagert.«

 

Nota. - Männer können nicht zuhören, sagen die einen. Frauen können den Mund nicht halten, sagen die andern. Das sind stereotype Vorurteile, sagen alle, wenn sie aufgeräumter Stimmung sind; und denken es jedesmal selber, wenn sie sich wieder geärgert haben.

Männer können mit Beziehuungen nicht umgehen, sagen die einen, Frauen weichen vor Sachfragen immer auf die Beziehungebene aus, sagen die anderen. Meinen beide in Wahrheit dasselbe? Dass Männer zum Kooperieren nicht geneigt wären, ist natürlich eine weibliche Legende; sie kooperieren freilich anders. Erst fühlt sich jeder für sich selbst verantwortlich, und um sich hervorzutun, steuert er sein Bestes bei. Frauen fühlen sich zugehörig - und steuern ihr Bestes bei? Wie können sie denn wissen, was ihr Bestes ist, wenn sie sich nicht zuerst als sie-selbst wahrgenommen haben!

Was? sagt da ein anderer; keiner sagt so of ich, wie eine plappernde Frau!

Na, wie dem auch sei: Gottlob geschieht nicht alles im Leben, und nicht einmal das Wichtig-ste, im Kollektiv. Sein Leben führen beispielsweise muss jeder am Ende allein.

In großen Verbänden  kooperieren Männer übrigens williger und besser als Frauen. Da muss nämlich ein jeder sein Ich nicht wegducken, sondern für sich gradestehen; in politischen Strukturen zum Beispiel.

JE

Dienstag, 25. Mai 2021

Ungerechte Sprache.


 Dirck van Baburen, Jesus bei den Schriftgelehrten

Als Junge habe ich mich geärgert, weil auch wir im Plural die hießen. Aber ich habe es für mich behalten - mann will sich ja nicht lächerlich machen. Andre bemerken es oft gar nicht.

 

 

 

Sonntag, 16. Mai 2021

Freitag, 7. Mai 2021

Divers identisch bin ich selber.

*

Ich bin männlich, nämlich jedenfalls nicht weiblich. Das gilt heute schon als divers - irr ich mich? Nämlich sobald mann sich damit iden tifiziert. Das aber tu ich.

*) Heute bin ich breiter; aber nicht um die Hüften wie ihr, Schwestern, sondern um die Schultern. Übrigens bin ich inzwischen alt, aber immer noch weiß.

 

 

 

Samstag, 1. Mai 2021

Jungen wollen mehr als Mädchen.

Lothar Sauer

aus spektrum.de, 30. 4. 2021

Schon Mädchen verlangen weniger
Frauen sind in Gehaltsverhandlungen oft zaghafter als Männer. Das zeigt sich bereits in jungen Jahren: Achtjährige Mädchen fordern im Schnitt geringere Belohnungen als Jungen.


von Anna Lorenzen

Dass Frauen für gleiche Arbeit weniger Geld bekommen als Männer, ist ein offenes Geheim-nis. Einer der Gründe hierfür sind Geschlechterunterschiede bei Gehaltsverhandlungen. So fragen Frauen seltener nach Lohnerhöhungen und verlangen weniger als Männer. Diese Tendenz wird verstärkt, wenn sie die Gespräche mit einem Mann führen. Das alles ist bei Erwachsenen gut erforscht. Doch eine Frage bleibt: Ab wann genau treten die Unterschiede auf? Ein Experiment zweier Forscherinnen vom Boston College zeigt nun, dass schon junge Mädchen weniger hartnäckig auf hohe Belohnungen pochen als Jungen.

Sophie Arnold und Katherine McAuliffe luden 120 Jungen und 120 Mädchen im Alter von vier bis neun Jahren in ihr Labor ein. Die Forscherinnen stellten mit ihnen auf spielerische Weise eine Gehaltsverhandlung nach. Nachdem die Kinder eine einfache Aufgabe absolviert hatten, bot ihnen entweder ein Mann oder eine Frau zur Belohnung Sticker an und fragte: »Was glaubst du, wie viele Sticker du für die Aufgabe erhalten solltest?« Für Kinder, die daraufhin einen oder zwei Sticker forderten, war der Test mit dem Erhalt der Belohnung beendet. Jene 154 Kinder, die mehr Sticker verlangten, kamen in die nächste Runde. Ihnen wurden jetzt die Regeln des Verhandelns erklärt: Verlangten sie zu viel, würden sie am Ende womöglich leer ausgehen. Alle, die nochmals nach mehr als zwei Stickern fragten, kamen wieder eine Runde weiter.

Am Ende zeigte sich, dass Mädchen ab einem Alter von acht Jahren von Anfang an nach weniger Stickern fragten als Jungen, wenn der Versuchsleiter männlich war. Zudem waren sie in Gegenwart eines Mannes weniger hartnäckig und gaben ihre Forderung nach mehr als zwei Stickern schneller auf als die Jungen.

Die Forscherinnen vermuten, dass viele Mädchen in diesem Alter beginnen, einen Mann mit einem höheren Status zu assoziieren (und sich selbst entsprechend mit einem niedrigeren). Pädagogische Interventionen sollten somit nicht erst im Erwachsenenalter ansetzen.

 

Nota. - So also vermuten Forscherinnen. Forscher könnten dagegen auf die Idee kommen, dass Jungens die Vorstellung, dass sie für alles aufkommen und eines Tages nicht nur ihr Heim, sondern womöglich ihre Heimat verteidigen müssen, so tief im Mark sitzt, dass sie - mit acht Jahren! - nicht einmal mehr daran zu denken brauchen, damit es wirkt. Mann kann es allgemeiner ausdrücken: dass Jungens stärker darauf gepolt sind, dass Dasein Kampf bedeutet und dass, wer nichts wagt, auch nichts gewinnt.

Seit mehreren Jahrzehnten werden sie von Pädagog*innen mit Interventionen überzogen, die ihnen das austreiben sollen. Es scheint aber nicht fruchten zu wollen. Vielleicht sollte mensch*in sich umorientieren und Mädchen lehren, sich an den Jungen ein Beispiel zu nehmen?
JE