aus spektrum.de, 26.05.2021
Kollektive Intelligenz
Die Koordination ist entscheidend
Wer
erledigt was? Diese Frage ist für die Arbeit in der Gruppe am
wichtigsten. Frauen spielen dabei offenbar eine besondere Rolle.
von Christiane Gelitz
Was
hilft einer Gruppe mehr beim gemeinsamen Aufgabenlösen – individuelle
Fähigkeiten oder die Zusammenarbeit im Team? Das hat eine
Forschungsgruppe um Christoph Riedl, Professor für Informationssysteme
an der Northeastern University in Boston, jetzt in einer Metaanalyse
untersucht. Ihr Ergebnis: »Im Ganzen ist die Zusammenarbeit in der
Gruppe für die kollektive Intelligenz wichtiger als die Fähigkeiten der
einzelnen Mitglieder.«
Die Daten stammten von 1356 Teams mit
insgesamt rund 5000 Personen. Teils fanden die Versuche online statt,
teils vor Ort; teils arbeiteten die Teams bereits zusammen, teils
lernten die Mitglieder einander erst durch die Studie kennen. Bei den
meisten handelte es sich um Studierende in den USA sowie weitere
Stichproben aus der US-Bevölkerung. Unter Zeitdruck sollten die
Versuchspersonen mehrere Aufgaben gemeinsam lösen, zum Beispiel
originelle Verwendungsmöglichkeiten für einen Backstein finden oder
komplizierte Texte gleichzeitig in dasselbe Dokument eintippen.
In
ihrer Metaanalyse suchten die Forschenden nach Voraussetzungen für eine
gute Teamleistung. Als am wichtigsten erwies sich demnach die
gemeinsame Strategie, Anstrengung und Koordination. Diese
Gruppenprozesse machten etwa die Hälfte der kollektiven Leistung aus,
fast doppelt so viel wie die individuellen Fähigkeiten der Mitglieder.
Allein bei Sudokus waren Letztere bedeutsamer als die eigentliche
Teamarbeit.
Einen
kleinen Beitrag leistete auch die Zusammensetzung der Teams. »Frauen in
der Gruppe steigern die kollektive Intelligenz«, sagt Koautorin Anita
Williams Woolley von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh in
einer Pressemitteilung
ihrer Hochschule. Schon aus früheren Studien schloss die
Organisationsforscherin, dass kollektive Intelligenz von Frauen
profitiere. Gruppen mit höherem Frauenanteil beschäftigten sich
beispielsweise vermehrt mit Koordinationsaufgaben, etwa die Mitglieder
ihren Fähigkeiten gemäß einzusetzen.
Das könnte Sie auch interessieren: Spektrum der Wissenschaft Digitalpaket: Frauen
Ob die Gruppen online oder vor Ort zusammenkamen und ob sich
die Beteiligten schon kannten, spielte laut der vorliegenden Studie kaum
eine Rolle bei der Frage, welche Voraussetzungen entscheidend zur
kollektiven Intelligenz beitrugen. »Im Ganzen sind die Ergebnisse sehr
ähnlich«, schreiben Riedl und seine Kollegen.
Zwei Unterschiede fanden sie allerdings: Zum einen förderte vermehrte Anstrengung zwar grundsätzlich die Leistung, doch weniger bei den neu formierten Gruppen. Vermutlich komme es bei ihnen noch mehr darauf an, die verschiedenen Fähigkeiten zu erkennen und zu koordinieren, mutmaßen die Forschenden. Zum anderen waren die Fähigkeiten der Mitglieder für die Online-Teams bedeutsamer als für die Teams vor Ort. »Das könnte bedeuten, dass die Online-Kommunikation Gruppenprozesse einschränkt und die Last mehr auf individuelle Fähigkeiten verlagert.«
Nota. - Männer können nicht zuhören, sagen die einen. Frauen können den Mund nicht halten, sagen die andern. Das sind stereotype Vorurteile, sagen alle, wenn sie aufgeräumter Stimmung sind; und denken es jedesmal selber, wenn sie sich wieder geärgert haben.
Männer können mit Beziehuungen nicht umgehen, sagen die einen, Frauen weichen vor Sachfragen immer auf die Beziehungebene aus, sagen die anderen. Meinen beide in Wahrheit dasselbe? Dass Männer zum Kooperieren nicht geneigt wären, ist natürlich eine weibliche Legende; sie kooperieren freilich anders. Erst fühlt sich jeder für sich selbst verantwortlich, und um sich hervorzutun, steuert er sein Bestes bei. Frauen fühlen sich zugehörig - und steuern ihr Bestes bei? Wie können sie denn wissen, was ihr Bestes ist, wenn sie sich nicht zuerst als sie-selbst wahrgenommen haben!
Was? sagt da ein anderer; keiner sagt so of ich, wie eine plappernde Frau!
Na, wie dem auch sei: Gottlob geschieht nicht alles im Leben, und nicht einmal das Wichtig-ste, im Kollektiv. Sein Leben führen beispielsweise muss jeder am Ende allein.
In großen Verbänden kooperieren Männer übrigens williger und besser als Frauen. Da muss nämlich ein jeder sein Ich nicht wegducken, sondern für sich gradestehen; in politischen Strukturen zum Beispiel.
JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen