aus spektrum.de, 30. 4. 2021
Schon Mädchen verlangen weniger
Frauen
sind in Gehaltsverhandlungen oft zaghafter als Männer. Das zeigt sich
bereits in jungen Jahren: Achtjährige Mädchen fordern im Schnitt
geringere Belohnungen als Jungen.
von Anna Lorenzen
Dass
Frauen für gleiche Arbeit weniger Geld bekommen als Männer, ist ein
offenes Geheim-nis. Einer der Gründe hierfür sind
Geschlechterunterschiede bei Gehaltsverhandlungen. So fragen Frauen
seltener nach Lohnerhöhungen und verlangen weniger als Männer. Diese
Tendenz wird verstärkt, wenn sie die Gespräche mit einem Mann führen.
Das alles ist bei Erwachsenen gut erforscht. Doch eine Frage bleibt: Ab
wann genau treten die Unterschiede auf? Ein Experiment zweier
Forscherinnen vom Boston College zeigt nun, dass schon junge Mädchen
weniger hartnäckig auf hohe Belohnungen pochen als Jungen.
Sophie Arnold und Katherine McAuliffe luden 120 Jungen und 120 Mädchen im Alter von vier bis neun Jahren in ihr Labor ein. Die Forscherinnen stellten mit ihnen auf spielerische Weise eine Gehaltsverhandlung nach.
Nachdem die Kinder eine einfache Aufgabe absolviert hatten, bot ihnen
entweder ein Mann oder eine Frau zur Belohnung Sticker an und fragte:
»Was glaubst du, wie viele Sticker du für die Aufgabe erhalten
solltest?« Für Kinder, die daraufhin einen oder zwei Sticker forderten,
war der Test mit dem Erhalt der Belohnung beendet. Jene 154 Kinder, die
mehr Sticker verlangten, kamen in die nächste Runde. Ihnen wurden jetzt
die Regeln des Verhandelns erklärt: Verlangten sie zu viel, würden sie
am Ende womöglich leer ausgehen. Alle, die nochmals nach mehr als
zwei Stickern fragten, kamen wieder eine Runde weiter.
Am Ende
zeigte sich, dass Mädchen ab einem Alter von acht Jahren von Anfang an
nach weniger Stickern fragten als Jungen, wenn der Versuchsleiter
männlich war. Zudem waren sie in Gegenwart eines Mannes weniger
hartnäckig und gaben ihre Forderung nach mehr als zwei Stickern
schneller auf als die Jungen.
Die Forscherinnen vermuten, dass viele Mädchen in diesem Alter beginnen, einen Mann mit einem höheren Status zu assoziieren (und sich selbst entsprechend mit einem niedrigeren). Pädagogische Interventionen sollten somit nicht erst im Erwachsenenalter ansetzen.
Nota. - So also vermuten Forscherinnen. Forscher könnten dagegen auf die Idee kommen, dass Jungens die Vorstellung, dass sie für alles aufkommen und eines Tages nicht nur ihr Heim, sondern womöglich ihre Heimat verteidigen müssen, so tief im Mark sitzt, dass sie - mit acht Jahren! - nicht einmal mehr daran zu denken brauchen, damit es wirkt. Mann kann es allgemeiner ausdrücken: dass Jungens stärker darauf gepolt sind, dass Dasein Kampf bedeutet und dass, wer nichts wagt, auch nichts gewinnt.
Seit mehreren Jahrzehnten werden sie von Pädagog*innen mit Interventionen überzogen, die ihnen das austreiben sollen. Es scheint aber nicht fruchten zu wollen. Vielleicht sollte mensch*in sich umorientieren und Mädchen lehren, sich an den Jungen ein Beispiel zu nehmen?
JE
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