Freitag, 29. November 2019

Frauen gehen ganz anders miteinander um, III.

aus süddeutsche, 25. 11. 2019 

Bieder in der Frauengruppe
Frauen tragen Konkurrenz eher durch indirekte Aggressionen aus. Welche Rolle die Kleidung dabei spielt.

Treffen Menschen aufeinander, dann bildet sich mehr oder weniger automatisch eine Hackordnung. Im Büro zum Beispiel, da geben die einen den Ton an, die anderen maulen, und wer eigentlich die Arbeit macht, ist eine ganz andere Frage, auf die jeder eine andere Antwort hat. Gewiss ist hingegen, dass Männer und Frauen anders mit Konkurrenten aus dem Lager des eigenen Geschlechts umgehen. Männer tragen diese sogenannte intrasexuelle Konkurrenz durch direkte, Frauen hingegen eher durch indirekte Aggression aus, etwa mithilfe von Exklusion oder Rufschädigung. Während der Partnersuche gelten diese Beobachtungen erst recht: Denn wenn um die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts konkurriert wird, warten besonders schmerzhafte Kränkungen.

Hatten sie es mit anderen Frauen zu tun, wählten sie ein zurückhaltendes Outfit

Gerade haben Psychologen um Jaimie Krems und Ashley Rankin von der Oklahoma State University eine Studie veröffentlicht, in der sie sich mit weiblichen Abwehrstrategien gegen das aggressive Verhalten anderer Frauen beschäftigen. Wie sie im Fachjournal Social Psychological and Personality Science berichten, kleiden sich Frauen insbesondere dann bewusst weniger aufreizend, wenn sie es mit anderen Frauen zu tun haben - vor allem, wenn sie neu in einer sozialen Situation sind und ihren Platz in der Gruppe sowie der Hierarchie noch nicht gefunden haben. 



Insbesondere gut aussehende Frauen machten von dieser Deeskalationsstrategie gebraucht, so die Psychologen. Denn es seien vor allem jene Frauen, die von den anderen als attraktiv oder sexuell freizügig wahrgenommen werden, die von ihren Geschlechtsgenossinnen angegangen werden. "Viele Studien haben gezeigt, dass sich weibliche Intoleranz besonders gegen attraktive Frauen richtet, zumindest bekommen diese mehr indirekte Aggression zu spüren als weniger attraktive", schreibt auch die kanadische Psychologin Tracy Vaillancourt in einer Studie, die vor einiger Zeit im Fachjournal Aggressive Behavior erschienen ist.

Die Wissenschaftler um Krems und Rankin untersuchten für ihre Arbeit, wie sich Frauen für verschiedene Szenarien kleiden würden und wie sie den Stil anderer bewerteten. Bisher habe sich die Forschung fast ausschließlich darauf fokussiert, wie weiblicher Kleidungsstil auf männliches Publikum wirkt. Aber die textilen Signale zielen natürlich auch auf die Augen anderer Frauen und signalisieren etwa Status, was für die Hierarchie in einer Gruppe natürlich eine wesentliche Rolle spielt.

Konfrontierten die Psychologen um Krems und Rankin ihre Probandinnen damit, einen Kleidungsstil für einen Termin mit einer Gruppe zu wählen, war dieser gewagter, wenn diese aus Frauen und Männern zusammengesetzt war: Unter diesen Umständen würden viele mehr Haut zeigen, als wenn sie es nur mit Frauen zu tun hätten. Gerade die besonders attraktiven Teilnehmerinnen wählten biedere Outfits, bevor sie auf ausschließlich Frauen trafen. Wer aus der Reihe tanzt und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, muss mit Gegenwind rechnen. Allzu aufreizende Kleidung provoziere den Eindruck, eine Frau sei eine sexuelle Rivalin, argumentiert auch Vaillancourt - und verweist auf eine umfangreiche Arbeit der Psychologin Jean Twenge und ihrem Kollegen Roy Baumeister. Demnach seien es seit jeher vor allem Frauen, die die Sexualität anderer Frauen unterdrücken.


Nota. - Dass Frauen hinterhältige Aggression für friedvoller halten als offenen Angriff, ist selber ein Beispiel für ge- schlechtspezifische Mentalität. Sie ist es nämlich nicht, denn bei offenem Kampf erkennt man deutlich, wann er anfängt und wann er vorbei ist. Vor schleichender Aggression ist man/frau dagegen niemals sicher, und das vergiftet das Zusammensein.
JE



Donnerstag, 28. November 2019

Das toxische Männerbild

artstation
aus die Presse, Wien, 27.11.2019

Problembehaftet: Das „Mörder-Gen“in den Männern? 
Über das toxische Männerbild der „kritischen“ Männerforschung.

von

Im Zusammenhang mit den jüngsten Berichten über Beziehungsmorde in Österreich 2018 werden wir mancherorts dahingehend belehrt, dass Männer im Patriarchat wegen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen allesamt „problembe- haftet“ sind – so beispielsweise ein „kritischer Männerforscher“ der Uni Innsbruck kürzlich im „Standard“. Männer im Patriarchat hätten – ob sie wollen oder nicht – „die Grundstrukturen toxischer Männlichkeit in sich“, halt nur in unter- schiedlicher Ausprägung, so der Soziologe. Die Bandbreite reicht von der „extremsten“ Ausprägung, nämlich dem „Mord“, bis zu denjenigen, die „etwa ein Verständnis für Gewalt“ hätten, etwa „weil das Opfer den Täter angeblich betrogen habe“.

Na, da bin ich aber dankbar, dass mir eine so breite Palette männlicher Selbstverortung zur Verfügung gestellt wird!

Im Ernst: Dies ist wieder ein Beispiel dafür, wie eine einseitige, soziologisierende Gendertheorie Pauschalaussagen trifft, die mehr verdecken als aufklären. Diese „strukturalistische“ Sichtweise behauptet, dass es aus bestimmten Gesellschafts- strukturen quasi kein Entrinnen gibt, sodass „man/n“ sich als potenzieller Täter (Mörder?) oder fragwürdiger Männerver- steher wiederfindet. Diese Sichtweise nützt niemandem, weder prophylaktisch noch bei der Täterarbeit, und auch nicht Studierenden, die einmal mit solchen Fällen zu tun haben werden.

Donnerstag, 21. November 2019

Männer sehen sogar anders als Frauen.

David, Michelangelo
aus scinexx

Männer und Frauen sehen Farben und Kontraste unterschiedlich 
Geschlechtshormon Testosteron sorgt möglicherweise für geschlechtsspezifische Wahrnehmung
 
Auch beim Sehen gibt es den kleinen Unterschied: Männer können schwache Kontraste und schnelle Bewegungen besser erkennen als Frauen. Außerdem nehmen sie dieselben Farbtöne etwas bläulicher wahr als ihre weiblichen Gegenparts. Das haben US-amerikanische Forscher in Experimenten herausgefunden. Die Ergebnisse zeigten erstmals, dass es auch beim Sehsinn deutliche Geschlechtsunterschiede gebe – wie man es auch schon von anderen Sinneswahrnehmungen kenne, berichten die Forscher im Fachmagazin „Biology of Sex Differences“.

Noch ist nicht geklärt, was diese Unterschiede verursacht. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass das Geschlechtshormon Testosteron dafür verantwortlich sein könnte. Dieses kommt bei Männern in höherer Konzentration vor. Von diesem Hormon sei bekannt, dass es beim Ungeborenen die Bildung von Gehirnzellen im Sehzentrum und von Nervenverbindungen fördere, sagen die Forscher. Dies könnte den Männern ihr besseres Kontrast- und Bewegungssehen verleihen.

„Bei fast allen anderen Sinnen waren Geschlechtsunterschiede schon länger bekannt“, erklären Israel Abramov von der City University of New York und seine Kollegen. So wisse man, dass Frauen besser hören können als Männer und auch auf Düfte, Berührungen und Geschmacksreize sensibler reagieren. Obwohl aber der Sehsinn für den Menschen besonders wichtig sei, habe man ihn zuvor nicht auf solche Differenzen hin getestet. „Das ist überraschend, denn gerade das primäre Sehzentrum hat vermutlich die höchste Dichte von Andockstellen für das männliche Geschlechtshormon Testosteron im gesamten Gehirn“, schreiben die Forscher. Das lege nahe, dass dieses Hormon und damit die Geschlechtszugehörigkeit auch das Sehen beeinflusse. Dass das tatsächlich der Fall ist, habe man jetzt gezeigt.

Test mit waagerechten oder senkrechten Streifenmustern

Um die Unterschiede beim Sehen zu testen, führten die Forscher verschiedene Experimente mit jeweils 50 normalsichtigen Freiwilligen zwischen 16 und 38 Jahren durch. In allen Gruppen waren etwas mehr Frauen als Männer vertreten. Im ersten Test wurde auf einem Bildschirm verschiedene Muster aus eng stehenden parallelen Streifen gezeigt. Die Studienteilnehmer mussten jeweils angeben, ob die Streifen senkrecht oder waagerecht angeordnet waren. Im Laufe des Versuchs wurden die Streifen dabei immer dünner und dichter, so dass sie im Extremfall nur noch als einheitlich graue Fläche erschienen. In einem weiteren Test erhöhte sich auch das Tempo, mit dem ihre Anordnung wechselte.

„Bei geringer Streifendichte schnitten Männer und Frauen noch gleich gut ab“, berichten die Forscher. Aber je enger die Streifen wurden, desto deutlicher habe sich gezeigt, dass die Männer feine Kontraste besser erkennen konnten. Auch bei schnellen Wechseln hätten die Männer die Ausrichtung der Streifen besser identifizieren können als die weiblichen Teilnehmer.

Im Farbtest zeigten die Forscher den Probanden jeweils einen Lichtpunkt in einer bestimmten Farbe. Diese sollten anschließend diesen Farbton beschreiben, indem sie angaben, wie viel Prozent Rot, Grün, Blau oder Gelb das Licht enthielt. In einem weiteren Versuch sollten sie eine Farbfläche so einstellen, dass sie genau dem Farbton einer Vergleichsfläche entsprach. „Die Sensibilität für Farbtöne war bei beiden Geschlechtern ähnlich gut, aber nicht deckungsgleich“, erklären die Forscher. Über fast das gesamte Farbspektrum hinweg hätten die Männer die Farbtöne leicht bläulicher wahrgenommen als die Frauen. Ihre Wahrnehmung sei demnach leicht in Richtung kürzerer Wellenlängen verschoben. (Biology of Sex Differences, 04.09.2012 – NPO)

Freitag, 15. November 2019

Phallische Frau, oder: Das Transmensch?

aus derStandard.at, 1. November 2019                                                        Die 15.000 Jahre alte Frauenfigur vom Typ           Gönnersdorf aus Waldstetten zeigt von der Seite eine Frauenfigur, von vorne einen Phallus.
Doppeldeutiger Fund
15.000 Jahre alte Figur stellt üppige Frau und Phallus zugleich dar
Frauenfigur vom sogenannten Typ Gönnersdorf ist charakteristisch für die europäische Eiszeitkunst

Auf den ersten Blick mag das Objekt unscheinbar und wenig spektakulär erscheinen. Für jene, die sich mit der Materie auskennen, erweist sich der längliche, abgerundete Stein in Wahrheit jedoch als geradezu sensationelles Fundstück: Das von dem Amateurarchäologen Adolf Regen auf dem Gemeindegebiet von Waldstetten im Osten von Baden-Württemberg entdeckte Artefakt wurde nun von Wissenschaftern als als 15.000 Jahre altes Kunstwerk aus der Eiszeit identifiziert.

Die Figur zeigt gleichzeitig einen stark vereinfachten Frauenkörper und, aus einem anderen Blickwinkel, einen Phallus. Objekte dieser Art sind bereits aus zahlreichen anderen Fundstätten in Europa bekannt, erstmals wurde nun ein solches Exemplar im Ostalbkreis im Süden Deutschlands gefunden.

Stark stilisierter Frauenkörper und mehr...

Die Figur ist knapp sechs Zentimeter groß und besteht aus einem Quarzitgeröll, das so auf der Fundstelle nicht vorkommt. Der Form nach entspricht sie den so genannten Frauenfiguren vom Typ Gönnersdorf, die nach einer Fundstelle am Mittelrhein benannt wurden und stark stilisiert sind: Von der natürlichen Form des Gerölls inspiriert, machen hier nur wenige eingravierte Linien aus einem typisch geformten Stein ein Kunstwerk. Die Darstellung reicht von anatomisch annähernd vollständigen Darstellungen bis hin zu Figuren, die nur aus Rumpf und Gesäß bestehen.

So zeigt der Fund aus Waldstetten nur einen Oberkörper ohne Kopf, einen dominanten Mittelteil mit Gesäß und einen verkürzten Unterkörper im Profil. Mit einer umlaufenden Gravierung im oberen Bereich folgt er zudem einer Tradition der zweigeschlechtlichen Darstellung, die aus der europäischen Eiszeitkunst bekannt ist ‒ die Figur kann damit gleichzeitig als männliches Geschlechtsteil interpretiert werden.

Typisch für das Ende der Eiszeit

"Diese Art der Abstrahierung zeichnet die Kunst am Ende der Eiszeit aus. Unser Typ Frauenfigur hat wenig mit den üppigen so genannten Venusfiguren aus der früheren Epoche des Gravettien gemein", sagte der Archäologe Harald Floss von der Universität Tübingen. Frauenfiguren des Typs Gönnersdorf folgen in ihrer geografischen Verbreitung der des Magdalénien und finden sich von den Pyrenäen bis nach Osteuropa.

In Süddeutschland kenne man sie zum Beispiel vom Petersfels bei Engen im Hegau. "Die Figur von Waldstetten ist als ein solches Kunstwerk einzuordnen. Dafür sprechen die absolut typische Form, die Lage in einer Konzentration von magdalénienzeitlichen Funden und mehrere umlaufende Gravierungen, die von Menschen angebracht wurden", so Floss. (red, 1.11.2019) 

Links



Mittwoch, 6. November 2019

Wir fordern: Jungensquote beim Christkind!


Christlich getauft muss das Christkind nicht sein, aber blond. Es stammt nämlich nicht aus christlicher Überlieferung, sondern aus germanisch-heidnischer; dort feierte man die Lichtkönigin zur Sonnenwende am 21. Dezember.



Sonntag, 3. November 2019

Der Weg zur Gendergerechtigkeit ist noch ein weiter.

aus FAZ.NET,

Geht’s auch weniger männlich?
Überall diese Unwucht, nicht einmal in den großen Hallen der Evolution sind die Geschlechter gerecht verteilt. Überhaupt die Forschung: männlich geht vor. Geht es auch anders? Eine Glosse.

Von Joachim Müller-Jung

Die finale Gleichberechtigung der Geschlechter darf man wie die Klimagerechtigkeit getrost zu jenen großen Menschheitsaufgaben zählen, deren Verwirklichung im Hier und Jetzt von interessierter politischer Warte aus als kaum zu stemmen gilt. Dazu sind alle Heutigen einfach noch zu verstrickt in die Ungleichbehandlung.

Dass etwa bei der Entwicklung kugelsicherer Westen wie selbstverständlich erst mal nur an Männer gedacht, und bei Autounfalltests immer wieder mit männlichen Dummypuppen getestet worden sein soll, spricht schon Bände. Aber das sind ja keineswegs bloß Ausreißer der Moderne. In den naturkundlichen Sammlungen der Welt, die mit stolzgeschwellter Brust das gesamte Spektrum organismischer Pracht unseres Heimatplaneten ausstellen, sind es wiederum die Männchen, die seit jeher von den Sammlern bevorzugt wurden.

Bei den Vögeln überwiegen die männlichen Ausstellungsexemplare mit sechzig Prozent die weiblichen deutlich, wie eine Auswertung des Londoner Natural History Museum von zwei Millionen Belegexemplaren in fünf großen Naturkundemuseen ergeben hat. Die Geschlechterbilanz, so das Fazit der Studie, habe sich in den vergangenen 130 Jahren nicht wesentlich verändert. Gesammelt und ausgestellt wird am liebsten, was dick aufträgt – in Farbe, Gestalt, Größe oder eben im Verhalten. Denn die Auffälligen sind in freier Wildbahn nicht nur leichter zu entdecken und zu fangen, sondern auch als Schauobjekt attraktiver. Bei den Typusexemplaren, die meistens die Erstfunde und damit taxonomische Referenz für die jeweilige Art sind, ist die Schieflage besonders krass: Nur 25 Prozent der Vogel-Typen und 39 Prozent der Säugetier-Typen sind als weiblich identifiziert worden.

Die Geschlechterunwucht ließe sich beliebig von den Museen zu den Laboren und den Kliniken fortsetzen: Seit Jahrzehnten sind männliche Versuchstiere (der hormonellen Besonderheiten der Weibchen wegen) bevorzugt, und auch in vielen klinischen Studien gibt es traditionell die Tendenz, die komplexere weibliche Physiologie als Störfaktor wann immer möglich auszuschalten. Wertvolle Einsichten gehen so leider verloren. An der University of Richmond beispielsweise haben Psychologen neben elf männlichen Ratten sechs Weibchen (wieso eigentlich nicht genauso viele?) das Autofahren beigebracht.

Mit dem gläsernen Mini-E-Vehikel („Rattenauto“) wollte man herausfinden, wie die Tiere die Herausforderung annehmen, an drei Hebeln ihr Gefährt selbständig zum nächsten Leckerbissen zu steuern. Resultat: Die Nager hatten erstaunlich schnell den Dreh raus und großen Spaß offenbar obendrein. Geschlechterunterschiede: null. Und jetzt kommen Sie nicht mit der Frage, ob man auch das Einparken geübt hat.