Mittwoch, 27. April 2016

Mit tiefer Stimme für die Polygamie.

aus nzz.ch, 27.4.2016

Tief und sexy oder hoch und zart
Stimmen und ihre Auswirkungen
Tiefe Männerstimmen wirken auf Frauen attraktiv - für Männer signalisieren sie Dominanz. Das zeigt eine Studie, die auch die Auswirkung von Frauenstimmen untersuchte - mit erstaunlichem Resultat

rspb.royalsocietypublishing.org/(dpa) ⋅ Die Forscher um David Puts von der Pennsylvania State University zeichneten die Stimmen von 258 Frauen und 175 Männern auf und liessen heterosexuelle Probanden darüber urteilen. Der einschüchternde Effekt einer tiefen Männerstimme auf Geschlechtsgenossen war dabei deutlicher als die Anziehungskraft auf Frauen, berichten die Forscher im Fachjournal «Proceedings of the Royal Society B».

Zudem fiel den Wissenschaftern auf, dass es einen Zusammenhang zwischen den Stimmlagen von Männern und ihrem Hormon-Level bei Cortisol und Testosteron gibt.

Bei Frauenstimmen fanden die Wissenschafter dagegen keine bestimmte Frequenz, die als besonders attraktiv wahrgenommen wird. Es gab auch keinen hormonellen Zusammenhang. Dies steht im Gegensatz zu früheren Studien, die gezeigt hatten, dass Frauen mit eher höheren und zarteren Stimmen für besonders attraktiv gehalten werden.

Einprägsam und kraftvoll

Die Annahme, dass die männliche Art des Sprechens bestimmte Funktionen erfüllt, ist nicht neu. In früheren Studien wurde gezeigt, dass Frauen sich tiefe Stimmen besser merken können. Ausserdem waren Hörer verschiedenster Kulturen in der Lage, von der Sprache auf die Stärke eines Mannes zu schliessen.

Die Wissenschafter um David Puts hörten zudem bei 1721 Primatenlauten genauer hin. Dabei festigte sich die Annahme, dass vor allem intrasexuelle Selektion – also das Durchsetzen gegen das eigene Geschlecht – ein Grund für die unterschiedlichen Stimmhöhen sein könnte.

Die hörbaren Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind demnach grösser, wenn die Männchen einer bestimmten Art polygam leben und nur einige wenige zum Zug kommen.

Doch nicht so monogam?

Beim Menschen deuten Evolutionsmerkmale wie die Verkleinerung der Eckzähne eigentlich daraufhin, dass der Selektionsdruck eher abgenommen hat. Die Forscher waren deshalb überrascht, dass die Menschen die stärksten geschlechtlichen Stimmunterschiede aller untersuchten Arten hatten.

Daraus schliessen die Wissenschafter unter anderem, dass Menschen wohl nicht als grundsätzlich monogam angesehen werden sollten und stärker polygam orientiert sind als angenommen.

Monogame Strukturen beim Menschen und ihre Wurzeln sind bereits in zahlreichen Studien untersucht worden. So sind monogame Gesellschaften besser vor Geschlechtskrankheiten geschützt, die Beziehungen sind weniger konfliktreich und mitsorgende Väter ermöglichen eine bessere Versorgung des Nachwuchses. Auch die Wahlmöglichkeit der Frau bei der Partnersuche förderte wohl die Monogamie.


Montag, 25. April 2016

Das breite Becken.

4. Jtsd v. Chr., Ukraine. 
aus nzz.ch,25. 4. 2016

Weibliches Becken
Aufs Gebären programmiert
Die Evolution hat vorgesorgt: Das weibliche Becken wird ab der Pubertät verbreitert und nach dem gebärfähigen Alter wieder verengt. Laut Zürcher Forschern sind die Veränderungen hormonbedingt.

(sda)/ni.Bis zur Pubertät haben Mädchen und Knaben etwa gleich breite Becken. Dann wird alles anders: Während sich das Becken bei Männern gleichmässig weiterentwickelt, wird das weibliche breiter und erreicht im Alter von 25 bis 30 Jahren seine maximale Weite. Ab 40 wird es wieder enger. Das zeigt eine Studie der Universität Zürich, die im Fachjournal «PNAS» veröffentlicht wurde.

Das Forscherteam unter Leitung von Marcia Ponce de León wertete computertomografische Daten aus, um die Entwicklung des Beckens von der Geburt bis ins hohe Alter zu analysieren, wie die Universität Zürich am Montag mitteilte. Dabei stand die Frage im Zentrum, warum das weibliche Becken zwar breiter ist als das männliche, diese zusätzliche Weite aber dennoch oft nicht ausreicht für die Geburt.

Kompromiss zwischen Gebären und Laufen?

Zuvor war man davon ausgegangen, dass bei der Evolution des Beckens ein Kompromiss zwischen Gebären und effizienter Fortbewegung auf zwei Beinen erreicht werden musste. An dieser Hypothese kamen jedoch Zweifel auf, als neuere Studien zeigten, dass breite Becken beim Laufen genauso effizient funktionieren wie schmale.


Die Forschenden haben nun einen neuen Erklärungsansatz gefunden: Aufgrund ihrer Beobachtungen vermuten sie, dass der weibliche Hormonhaushalt diese «Neuprogrammierung» der Beckenentwicklung steuert. Mit der Pubertät steigt der Östrogenspiegel, der nicht nur eine hohe Fruchtbarkeit garantiert, sondern auch dafür sorgt, dass das Becken während dieser Zeit für die Geburt optimiert wird. Nach der Menopause, wenn der Östrogenspiegel wieder sinkt, wird das weibliche Becken wieder schmaler.

«Der weibliche Organismus kann offensichtlich das Becken auf Abruf verbreitern und ist nicht einfach einem genetisch festgelegten Entwicklungsprogramm ausgeliefert», erklärt Ponce de León laut der Mitteilung.

Hormone und Umwelt

Die Hormone werden allerdings auch durch die Ernährung und die Umwelt beeinflusst. Die Wissenschafter sehen darin einen der Gründe, warum es relativ häufig zu Geburtsschwierigkeiten kommt. Diese seien also weniger ein evolutionäres Problem, so Ponce de León. Vielmehr scheine es eine Frage der Balance zwischen Hormonen und äusseren Faktoren zu sein, welche die Grösse des Geburtskanals und die vorgeburtliche Entwicklung des Kindes beeinflusse.

Umwelt und Nährstoffangebot können aber nicht vollständig erklären, warum das Becken im Laufe der Evolution nicht breiter geworden ist, wenn es doch keinen Nachteil für die Fortbewegung bringt. 

Stabilisierung des Beckenbodens

Die Forscher vermuten, dass es tatsächlich mit dem aufrechten Gang zu tun hat: Und zwar helfe ein engeres Becken, den Beckenboden zu stabilisieren und den hohen Druck aufzufangen, der im Unterleib beim Gehen entsteht. Darin sehen sie auch den möglichen Grund dafür, dass das Becken ab der Menopause wieder schmaler wird, sich also wieder ein bisschen dem männlichen Becken angleicht.


Mittwoch, 20. April 2016

"Männer können ihre Gefühle nicht zeigen."

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Emotionale Zurückhaltung – von Männern erwartet, bei Frauen suspekt


Dr. Anne Klostermann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

 19.04.2016 10:11

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Männer als emotional kompetenter und intelligenter wahrgenommen werden, wenn sie mit ihren Gefühlen zurückhaltend sind. Für Frauen aber gilt das Gegenteil. Zu diesem Schluss kommt ein Team von Psychologen aus Berlin und Haifa in zwei Experimenten, in denen 117 Probanden emotionale Reaktionen von Männern und Frauen bewerteten. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Emotion“ veröffentlicht.

Eine Person wird als „emotional zurückhaltend“ bezeichnet, wenn sie ihre Reaktion auf emotionsauslösende Situationen kaum oder nur verzögert zeigt. Emotionale Zurückhaltung, oft auch als ‚männliche Emotion‘ bezeichnet, gilt in modernen westlichen Gesellschaften als eine wichtige kulturelle Norm, für Frauen wie Männer gleichermaßen. „Wir haben in zwei Experimenten untersucht, inwieweit emotionale Zurückhaltung bei Traurigkeits- und Wutreaktionen als ein Zeichen von emotionaler Kompetenz und allgemeiner Intelligenz wahrgenommen wird“, sagt Ursula Hess, Professorin für Sozialpsychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Männliche Emotionen als Norm in der modernen westlichen Welt?

In einem ersten Experiment untersuchten die Forscher, wie sich die emotionale Zurückhaltung einer Person auf die Wahrnehmung ihrer emotionalen Kompetenz auswirkt. Sie zeigten 59 Probanden Bilder von emotionsauslösenden Reizen und Videos von Personen, die auf diese Reize reagieren. Zuerst wurde den Probanden fünf Sekunden lang ein Bild gezeigt, das sowohl Traurigkeit als auch Wut auslösen kann (z.B. eine geprügelte Frau, geschlachtete Robben). Unmittelbar danach sahen die Probanden ein vier Sekunden langes Video, in dem ein Mann oder eine Frau entweder mit Traurigkeit oder mit Wut auf das zuvor gezeigte Bild reagierte. Die Videos starteten mit einem neutralen Gesichtsausdruck, aus dem heraus sich eine traurige oder wütende Emotion entwickelte. Die emotionalen Reaktionen zeigten sich schnell (0,5 Sekunden) oder langsamer (1,5 Sekunden) nach Ausblenden des Bildes. Dadurch sollte der Eindruck entstehen, dass die Person im Video ihre Emotion entweder sehr spontan äußert oder eben „emotionale Zurückhaltung“ übt, indem sie verzögert reagiert. Die Probanden bewerteten im Anschluss jeweils, wie emotional intelligent, empfindsam und gesellig die Person im Video ist und wie authentisch und angemessen ihre Reaktion ist. In einem zweiten Experiment wollten die Forscher wissen, wie sich die emotionale Zurückhaltung einer Person auf die Wahrnehmung ihrer Intelligenz auswirkt. Dafür ließen sie 58 Probanden die gleichen Bilder und Videos betrachten wie im ersten Experiment. Die Probanden bewerteten im Anschluss wieder jeweils die Reaktion der Person im Video und ihre emotionale Kompetenz. Zusätzlich gaben sie an, wie intelligent sie die Person einschätzten.

Männer punkten mit emotionaler Zurückhaltung


Die Analysen zeigen: Männer werden als emotional kompetenter und intelligenter eingeschätzt, wenn sie verzögert reagieren. Diese Reaktionen werden auch als authentischer und angemessener bewertet als unmittelbare Reaktionen. „Für Männer scheint sich also die Auffassung zu bestätigen, dass emotionale Zurückhaltung auf gutes Urteilsvermögen hinweist, da es sowohl die Wahrnehmung von emotionaler Kompetenz als auch die Wahrnehmung der allgemeinen Intelligenz beeinflusst“, schlussfolgert Ursula Hess.

Emotionale Spontaneität von Frauen erwartet

Für Frauen ergibt sich das entgegengesetzte Muster. Frauen, die unmittelbar reagieren, werden als emotional kompetenter und intelligenter erachtet als Frauen, die verzögerte Reaktionen zeigen. Unmittelbare Reaktionen werden zudem als angemessener und authentischer bewertet als verzögerte Reaktionen. Eine mögliche Erklärung sehen die Autoren darin, dass Frauen allgemein als emotional kompetenter bewertet werden und weniger dazu in der Lage, ihre Emotionen zu kontrollieren. Bezogen auf die Ergebnisse heißt das, dass verzögerte Reaktionen bei den eigentlich emotional kompetenteren Frauen als unnatürliche und strategische Reaktionen bewertet werden.

„Für Männer und Frauen gilt gleichermaßen: werden ihre Emotionen als authentisch und angemessen bewertet, werden sie als emotional kompetent wahrgenommen“, fasst Ursula Hess die Ergebnisse zusammen. „Der Unterschied liegt in dem Verhalten, das als authentisch und angemessen bewertet wird: bei Männern ist es die emotionale Zurückhaltung, bei Frauen die emotionale Spontaneität. Man kann also sagen, dass männliche Emotionen tatsächlich nur für Männer gut sind.“


Die Originalstudie finden Sie hier:
Hess, U., David, S., & Hareli, S. (2016). Emotional Restraint is Good for Men Only: The Influence of Emotional Restraint on Perceptions of Competence. Emotion, 16, 2, 208-213.
http://dx.doi.org/10.1037/emo0000125

Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. Ursula Hess
Professur für Sozial- und Organisationspsychologie
Prodekanin für Internationales
Humboldt-Universität Berlin
Rudower Chaussee 18 12489 Berlin
Tel +49-30-2093-9327
Email: UrsulaKHess@gmail.com



Nota. - Man kann also sagen, dass weibliche Emotionen tatsächlich nur für Fruen gut sind. Dass Männer "ihre Gefühle nicht zeigen können", hat ihnen die öffentliche Meinung angehext, die zu Zeiten von Politischer Korrektheit und Gender Mainstreaming zu 75% weiblich ist. Das ist es, was "in der modernen westlichen Welt" inzwischen Norm ist; lila Pudel und Frauen wie Prof. Hess haben dafür gesorgt. Erstens sollen Männer ihre Gefühle gefälligst nicht zeigen, und zweitens sollen sie dafür in Sack und Asche gehen.
JE 



@kardamom: Das "traditionelle Männerbild" haben nicht die Männer geprägt, sondern durch natürliche Zuchtwahl die Frauen: Wer ihren Erwartungen entspricht, bekommt Gelegenheit, Nachwuchs zu zeugen (der dann Jahrhunderttausende lang fast nur von Frauen aufgezogen wurde). "Ein Junge weint nicht" haben ihnen die Mütter beigebracht, und als sie Väter wurden, haben sie es nachgebetet, um es den Frauen recht zu machen...
JE

[Meine Hardware ist seit Wochen defekt, der Provider kann'as nicht richten; daher die unkonventionelle Antwort.]




Montag, 18. April 2016

Die wahren Kinder sind Jungen.




Wie Männer überhaupt der kindlichere Teil der Menschheit sind, sind Jungens der kindlichere Teil der Kindheit. Wo allgemein von Kindern die Rede ist, sind in erster Linie Jungen 'betroffen'. Was immer kinderfeindlich ist, ist doppelt jungenfeindlich.




Sonntag, 17. April 2016

Nicht nur kinder-, sondern vor allem jungenfeindlich!



Die Schule ist nicht nur eine Anstalt zur Domestizierung wilder Kinder. Sie ist insbesondere eine Anstalt zur Entmännlichung der Jungen.


Ist die Schule schlecht für Jungen, so ist es die Ganztagsschule doppelt. Nicht nur sollten alle Eltern, denen am Wohl ihrer Kinder, ach, sollten überhaupt alle Erwachsenen, denen an der Lebendigkeit der Kultur und der Farbigkeit des öffentlichen Lebens gelegen ist, einen Block gegen die Ganztagsüberwachung schließen. Allen voran sollten wir Männer, die wir noch nicht maingestreamt sind, uns gegen diese spezifisch jungenfeindliche Infamie zur Wehr setzen!

Das wäre der endlich gefundenen gemeinsame Nenner, der die verschiedenen Bestrebungen zur Wahrung der männlichen Eigenart zu einer Bewegung vereinigen kann, die das Sektierertum überwindet.



*

Ganztagshumbug.

aus Tagesspiegel.de, 14. 4. 2016

Ganztags lernen
Vielen Ganztagsschulen mangelt es an Qualität
Umfrage unter 1500 Schulleitern von Ganztagsschulen: Beim zeitlichen Umfang und bei der pädagogischen Qualität ist noch Luft nach oben.

von Anja Kühne

Deutsche Ganztagsschulen bleiben oft deutlich hinter ihren Möglichkeiten [?!] zurück. Viele Ganztagsschulen unterlaufen die im Jahr 2003 von den Kultusministern aufgestellten Kriterien: beim zeitlichen Umfang und bei der Qualität. Das geht aus einer Online-Umfrage unter 1500 Schulleitungen von Ganztagsschulen hervor. Die Umfrage ist Teil der großen „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG)“, deren übrige Ergebnisse am heutigen Donnerstag in Berlin vorgestellt werden. Zu den beteiligten Instituten gehört das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und das Deutsche Jugendinstitut (DJI). 

  
Zwar sei der Ausbau der Ganztagsschulen in den vergangenen zehn Jahren weit vorangeschritten, stellen die Bildungsforscherinnen und –forscher fest. Gemäß der amtlichen Statistik sei schon jede zweite Schule in Deutschland eine Ganztagsschule, und an diesen Schulen nehme im Schnitt die Hälfte der Schüler am Ganztagsbetrieb teil Aber die Vorstellungen davon, was eine Ganztagsschule ausmacht, hätten sich in den vergangenen Jahren in den einzelnen Bundesländern weit auseinander entwickelt. Die Bildungsforscher sprechen von „einer kaum überschaubaren Vielfalt.“

Zehn Prozent sind weniger als an drei Tagen geöffnet

Dabei scheint das Label „Ganztagsschule“ auf viele Angebote kaum zu passen. So sind zehn Prozent der Ganztagsschulen an weniger als an drei Tagen nachmittags geöffnet. Nur jede zweite Schule hat die Nachmittagsphase konzeptionell mit dem Unterricht verbunden.

Die Möglichkeiten von Ganztagsschulen würden nicht ausgeschöpft, monieren die Wissenschaftler, nämlich die, den Unterricht und darüber hinausweisende Angebote über den ganzen Tag hinweg aufeinander abzustimmen (Rhythmisierung), das Setzen thematischer Schwerpunkte oder kompetenzorientierte Lernangebote. Die Ziele der Ganztagsschule könnten nicht einfach durch bloße Teilnahme der Schüler am Ganztagsschulbetrieb erreicht werden, sondern setzten „eine ausreichende pädagogische Qualität“ voraus.

Vor allem Grundschulen seien überwiegend als offene Ganztagsschulen organisiert – das heißt, den Schülern bleibt überlassen, ob sie das Angebot wahrnehmen. Trotzdem haben gerade die Grundschulen mit 8,5 Stunden täglich die längsten Öffnungszeiten. An Gymnasien würden meist fachbezogene Lerngelegenheiten angeboten, an anderen Oberschulen, die ihre Schüler oft zur Teilnahme am Nachmittag verpflichten, dominierten hingegen „sozial-erzieherische und alltagspraktische Angebote“.

Geraten die pädagogischen Ziele aus dem Blick?

Mit Blick auf die Umfrageergebnisse fürchten die Forscher um größere pädagogische Ziele, die eigentlich mit der Ganztagsschule verbunden sein sollten: „Es wäre tendenziell denkbar, dass Ganztagsschulen irgendwann auf ihre zusätzlichen Betreuungszeiten und die Lösung schulformspezifischer Probleme reduziert werden, so dass pädagogisch motivierte Ziel aus dem Blick geraten.“ Für Eltern würde es dann immer schwieriger zu erkennen, ob die Schule ihre Anforderungen erfüllt.

Hier müsse die Bildungspolitik handeln. Die Forscher rufen die Kriterien der Kultusminister von 2003 für Ganztagsschulen in Erinnerung: Ganztagsschulen sollten danach an mindestens drei Tagen in der Woche Angebote im Umfang von mindestens sieben Zeitstunden machen und sie konzeptionell mit dem Unterricht verbinden. Die Forscher schlagen vor, die Kultusminister sollten ihre einstigen Ziele überdenken und die Ganztagsschule präziser von „Halbtagsschulen mit erweiterter Betreuungsfunktion“ abgrenzen.


Nota. - Die Katze ist aus dem Sack; aber das hätte ich euch vorher sagen können: Der Ganztagseifer verdankt sich allen möglichen Motiven - doch am allerletzten einem pädagogischen, das ist bloß Marketinglyrik.

Dass man mehr lernt, wenn man auch nachmittags noch lernt, statt das vormittags Gelernte sich setzen zu lassen, ist nicht nur nicht erwiesen, sondern offenkundig falsch, und darum wird ja seit Jahren die Ganztagsschule nicht mehr didaktisch begründet, sondern "pädagogisch", nämlich in Wahrheit sozialpädagogisch: "Soziales Lernen" solle dem Nachwuchs der Ein-Kind-Patchwork-Familien auf den dafür bekanntlich am besten geeigneten Pausenhöfen erleichtert werden, und wenn's einer nicht glaubt, dann heißt es, na ja, aber der Gleichstellung der Frauen ist es förderlich, wenn sie auch nachmittags arbeiten gehen können... 

Hat in der Ganztagshype klammheimlich schon immer Regretting Motherhood gesteckt? Es war umgekehrt. Seit die staatliche Rundumverwaltung der Kindheit als erlaubter Gedanke öffentlich sanktioniert wurde, darf auch Regretting Motherhood sich legitim vorkommen und ihr Gesicht zeigen.

Welches 'begründete Interesse' steckt dann aber im dröhnenden Marschtritt der finsteren Kolonne? 

Da ist einerseits die Industrie, der schon jetzt vor kommendem Fachkräftemangel bangt, und sind zugleich die Gewerkschaften, die ganz dringend neue Mitglieder bräuchten, und für einmal wäscht eine Hand die andere..

Und da ist andererseits der wortreiche Haufen der Erwerbspädagogen, der sich seinem Vater Staat gern als Erfüllungsgehilfe andient, wenn er ihm helfen kann, sein Monopol übere die Kindheit hieb- und stichfest zu machen. Denn sein Monopol wäre auch ihres, auch da wäüscht eine Hand die andere.
JE





Nota.  Die obigen Fotos gehören mir nicht, ich habe sie im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

- Die Käseglocke ganz oben passt nur bedingt zu meinem Eintrag. Unter ihr wird der Käse mit der Zeit pikanter und aromatischer. In der Ganztagsschule - einer, die nicht "hinter ihren Möglichkeiten zurück" bliebe - würden Kinder und vor allem Jungen fad und geschmacksneutral. Wer will das denn?
JE 



 

Samstag, 16. April 2016

Müssen wir uns die Gender-Studies noch länger leisten?


aus Süddeutsche.de,16. April 2016, 10:21 Uhr

Gesellschaft und Forschung
Mann und Frau und der kleine Unterschied
Vertreter der Gender Studies versuchen, jeglichen Unterschied zwischen den Geschlechtern wegzudiskutieren - obwohl die empirische Forschung sie widerlegt.

von Christian Weber

Langeweile am Kneipentisch? Dann muss man halt einfach etwas Sprengstoff zünden und das Thema Geschlechterunterschiede in die Runde werfen. Jeder hat eine Meinung und meistens eine starke. Männer können besser Mathematik, Frauen besser Sprachen! Männer machen mehr Seitensprünge, Frauen sind wählerischer bei der Partnerwahl! Oder auch: Es gibt ja gar keine Unterschiede.

Der Sexualwissenschaftler Hans-Jürgen Voss von der Hochschule Merseburg etwa hält sogar primäre Geschlechtsmerkmale nur für "gesellschaftlich vereinbart", nicht wichtiger als Augenfarbe oder Sternzeichen. Der Penis, eine soziale Konstruktion? In Nordrhein-Westfalen erklärt ein Verband der sogenannten Gender Studies, dass alle Geschlechtsunterschiede, die über die reine Anatomie hinausgehen, nur "vermeintlich" seien. Das ist das Mantra dieser Disziplin: Man müsse das biologische vom sozialen Geschlecht unterscheiden, und das erstere habe mit dem zweiten nichts zu tun. Alle Unterschiede im Denken, Fühlen und Verhalten, soweit es sie überhaupt gibt, seien allein Produkte von Kultur und Umwelt.

Empirisch arbeitende Wissenschaftler halten solche Aussagen für Unfug, solide Theorien und viele Studien belegen, dass es durchaus Unterschiede zwischen dem Geschlechtern gibt, sie sind zwar - im Durchschnitt! - klein, aber nicht irrelevant: Frauen sind freundlicher, Männer aggressiver. Frauen haben häufig bessere sprachliche Fähigkeiten, Männer können besser Objekte im Geist rotieren lassen. Und es hat einen Grund, wieso mehr Männer die Lehrstühle für Mathematik besetzen. Und ebenso sicher ist, dass diese zumindest zum Teil auch natürliche Ursachen haben.

Da kann man sich schon mal fragen, ob sich die deutschsprachigen Hochschulen in den Gender Studies mehr als 200 Professuren leisten müssen, die zu einem Großteil den Stand der empirischen Wissenschaften ignorieren.

folgt: Kampfzone Geschlecht

Nota . - An dieser Stelle, wo es überhaupt erst richtig  losgeht, hat die online-Seite der Süddeutschen leider eine paywall. Da komm' ich nicht durch...
JE




Sonntag, 10. April 2016

Boys must be boys.



aus The Sunday Times, London; November 18, 2007


Boys must be boys – for all our sakes
Our uptight, risk-averse world is denying boys the outlets they need to grow up into civilised, successful adults, writes  

Sue Palmer

Ryan was eight when he tried to kill himself. He saved up his Ritalin tablets until there seemed to be enough for an overdose, then knocked them back and waited to die. Later, after he had been very sick, his mum asked why he had done it. “Because I’m too naughty,” he said. “I’m just a nuisance to everyone.”

Ryan is constantly in trouble at school and at home. He has been diagnosed with ADHD (attention deficit hyperactivity disorder), a “developmental disorder” involving problems with concentration and self-control. ADHD did not exist as a medical condition until 40 years ago but is now thought to affect about 5% of the population. The vast majority of sufferers are male.

Last year I published a book called Toxic Childhood, looking for reasons behind recorded increases in children’s behavioural and learning difficulties over the past 20 or so years. I concluded that rapid social and cultural change – junk food, poor sleeping patterns, a screen-based lifestyle, marketing pressures, family upheavals – were interfering with healthy development.

It was clear from my research that behavioural and learning difficulties hit boys hardest. Educationally, for instance, many now fall at the first fence and never recover: boys are three times as likely as girls to need extra help with reading at primary school, and by the time they reach GCSE they trail behind in almost every subject on the curriculum. Indeed, less than a century after women’s emancipation, female students significantly outnumber male ones at British universities.

Behavioural disorders such as ADHD are about four times more likely to affect boys and so are the emotional, behavioural and mental health problems that, according to the British Medical Association, now beset 10-20% of our children and teenagers. As these sorts of problems in teenage boys all too often lead to school failure, disaffection and antisocial behaviour, there are powerful reasons for trying to solve them.

So I’m now researching another book to find out why the modern world seems particularly toxic for boys. It’s already clear that the sort of behaviour we require from our offspring in an uptight, urban, risk-averse and increasingly bureaucratic society comes far less naturally to infant males than to their sisters.

Take the “naughtiness” that is wrecking life for Ryan and those around him. There have always been naughty boys, but in the past the activities of scamps, scrumpers and scallywags were usually shrugged off as high spirits. Fictional rascals, like Huck Finn and William Brown, clearly viewed themselves as heroes, not suicidal victims.

The big difference between Ryan’s miserable existence and that of youngsters in the past is that, until the end of the 20th century, much of boys’ boisterous behaviour went unnoticed and unrestrained by adults. There was time, space and freedom for lads to run off steam. Even when shades of the prison house did close around the growing boy, the time at the edges of the school or working day was still his own and the local woods and hills were his natural habitat.

This is not simply a case of “blue-remembered hills” – the tendency of adults to romanticise childhood. There have, of course, been periods in the past when children were mercilessly exploited and probably had little time or energy to play, but most historical accounts of boyhood, even recent urban ones, involve a degree of freedom to roam that seems unthinkable today.

There are many reasons behind contemporary parents’ reluctance to let their children play outside, one of which is a very reasonable fear about increases in traffic. Another is the far less reasonable and generalised fear of “stranger danger” which, in today’s highly anxious climate, parents seem unable to keep at bay, even when they know that child abduction is no more likely today than it was in their own youth. But perhaps the most significant reason for most of the parents I speak to is the fear of being thought irresponsible.

In an increasingly risk-averse society it has become the mark of a good parent to keep one’s child under careful scrutiny at all times. As “responsible” parents have increasingly locked their children away, there has been a change in the attitude of the public to unsupervised children. In the past few years, communities in all areas of the country have become far less tolerant of boys’ outdoor play, even when it’s not particularly rambunctious.

A teacher told me recently of a small group of boys who were playing behind her house during the school holidays, making go-karts from bits of junk. She was stunned when a letter was posted through her door by a neighbour, urging her to help to move the children on. “They may be making go-karts today,” the letter explained, “but they could be vandalising our cars tomorrow.”

Boys have a deep biological need to be out and about. According to evolutionary biologists, the brains of newborn human babies have not changed significantly since Cro-Magnon times, so infant males are still born with the genetic encoding of Stone Age hunters. As they grow their bodies yearn to rehearse this masculine role: they need to run across fields, clamber through the undergrowth, fashion tools and weapons, push boundaries, take risks. If they don’t fulfil these needs, they are likely to suffer in terms 
of development: physically, emotionally, socially, cognitively.

Humanity has, of course, come a long way since Stone Age times, not least because of our remarkable and unique ability to pass on our culture to our young. Through the ages this has made the human race more civilised, more democratic and more able to live a peaceful, social existence. Part of the civilisation process has been finding ways of gradually redirecting boys’ primitive male instinct to hunt (and fight) along channels that suit the economic circumstances of the day. But it is a gradual process and can’t be rushed.

Sadly we seem to have reached a stage where adult citizens have “civilised” themselves out of a sense of shared humanity. In a society driven by individualism, selfish consumerism and rights legislation, it’s easy for powerful groups (such as neighbours with no small children of their own) to assert their rights over those of less powerful groups, and children are the least powerful members of society. When adults deny children the right to play – out of fear, risk aversion or sheer intolerance – they threaten the long-term health not only of those children but of society itself.

Sometimes children realise this for themselves, even if adults do not. When teachers in Newcastle banned the game of tag [fangen], Hannan, one of the teenage pupils affected, had this to say: “To be honest, adults can be very stupid at times. They ban everything for health and safety reasons. If they are going to ban very simple stuff like this, they might as well lock all kids in empty rooms to keep them safe. Kids should be allowed to experiment, otherwise when they grow up they will make very stupid mistakes from not having enough experiences in childhood.” Even in the 21st century we still have to civilise our young, balancing their natural instincts with the requirements of society. This is what “bringing up” children means. During the first 10 years or so, parents and teachers have to bring these Stone Age babies up through 10 millenniums of human culture, civilising, socialising and educating them for the world in which they will live.

The process has always been more difficult with boys, since prototype hunters are less naturally inclined to social niceties than their sisters, the prototype nurturers. And as our urban, technology driven lifestyle moves us ever further away from our biological heritage, it becomes even more of a challenge.

The sensible approach – adopted in Scandinavian countries, with their outdoor forest schools and long period of informal preschool education – is to acknowledge boys’ biological drives and to take them into account, while gradually introducing all children to the sorts of behaviour that society requires.
 
There is a general awareness of children’s developmental needs among parents, politicians and the public in the Nordic countries, which means that everyone takes a more broad-minded and tolerant attitude to the undersevens?!, especially boys, and play is valued as an essential part of their early learning.

Giving boys leeway [Spielraum] in the early years pays off long-term. With time and space to develop physical, emotional and social skills, they acquire greater levels of self-control and empathy. As time goes by, they can therefore be expected to behave with greater consideration to their more venerable neighbours.

Meanwhile, those neighbours, having smiled indulgently at the little lads when they saw them playing outside as toddlers, are unlikely to feel threatened by them as they grow up. The early leeway pays off in cognitive terms, too: despite starting the formal teaching of reading two years later [!] than we do in Britain, Sweden and Finland regularly top the international league for achievement in literacy.

The contrast between Scandinavian tolerance of children’s needs and current Anglo-Saxon practices could not be more stark. In hyper-competitive hard-nosed Britain, the public, parents and politicians all seem to feel that there’s no time to waste on running about and playing. Our children, especially those wayward [widerborstig] boys, must be fast-tracked into “sensible” adult-like behaviour as soon as possible. Since we are not prepared to provide the safe open spaces needed for play, they also have to be fast-forwarded into a sedentary, screen-based 21st-century lifestyle.

So from their very earliest years many boys in Britain today have little means of fulfilling their instinctive need for activity and risk. They are plonked from babyhood in front of the television (or, in more aspirational households, Baby Einstein DVDs) to watch other people moving about rather than getting down and dirty themselves.

At nursery, boys are corralled with a host of other children, mostly indoors so that energetic play is out of the question. Even outdoors there is often restraint: toddlers in the nursery down the road from me are exercised on leads in our local park, three children per nursery worker. This fulfils health and safety regulations – but leaves their charges with less freedom of movement than the average family dog.

When proper school starts – which it does in Britain earlier than anywhere else in the world? – children must knuckle down straight away to reading and writing. But when they are denied the rough-and-tumble [balgen] activity that develops physical coordination and control, many five-year-old boys are simply unable to focus on a book or wield a pencil.

They find class lessons, trying to sit still “on the mat” while the teacher explains the mysteries of phonics, bewildering and intolerable. (“It wastes your time, sitting on the mat,” one little boy said to a researcher. “It wastes your life,” chimed in his mate dolefully.)

So boys who are too immature to settle sufficiently often fail to pick up the basic skills that underpin the three Rs of reading, writing and arithmetic, and then tumble into a cycle of school failure, guaranteed to add to their antisocial tendencies.

As we move further into the 21st century, our young men will need physical control, emotional resilience and social competence to meet the challenges ahead; and one of those challenges, unless we act very soon, will be dealing with the threat to society posed by Ryan and the growing band of “lost boys”, as they follow the horribly predictable downward spiral of school failure, teenage disaffection, violence and crime.

If British society is to keep up with the frantic pace of change, we must acknowledge not just where we are going to but where we have come from. Every baby born is a link between the future of the human race and its remote, primitive past; and if boys are not allowed to be boys – for the first few years at least – a growing number of them are likely to reject the cultural treasures that we have spent 10 millenniums acquiring. 
Sue Palmer’s Detoxing Childhood: What Parents Need to Know to Raise Happy, Successful Children (Orion, £9.99) is out now