Dienstag, 24. Oktober 2017

An alle Kavaliere alter Schule.



Machen Sie den Schwestern um Himmels Willen keine Komplimente! Die fühlen sich sexistisch übergriffen, und am näch- sten Tag geht in den sozialen Netzwerken ein Shitstorm über Sie nieder. Sagen Sie im Zweifel besser: So'ne olle Schrulle hätte ich auf Ihrem Posten nicht erwartet! Das wird sie kaum in die Öffentlichkeit tragen, und sachlich passt es viel öfter. 




Montag, 23. Oktober 2017

Die hat sich hochgeschlafen...



... sagt manch*e missgünstige*r Mitarbeiter*in über eine erfolgreichere Kollegin. Damit brüsten wird sie sich nicht, aber wenn die Meinungslage günstig und die Karriere auf guten Wegen ist, mag sie öffentlich klagen über das, was man von ihr verlangt hat; und kann sicher sein, dass sie nicht die einzige war, und Bestätigung finden.

Firmen, wo eine Frau das Alphatier ist, gibt es weniger. Aber strebsame junge Männer, die ihr Bestes geben, gibt es aller- orten. Prahlen werden sie nicht damit, und wie immer die Meinungslage ist -  öffentlich klagen werden sie schon gar nicht; höchstens sich hämisch ins... na sagen wir mal: Fäustchen lachen.

Das kann noch dauern, bis es da Gleichberechtigung gibt!








Freitag, 13. Oktober 2017

Frauen können das auch.

aus Süddeutsche.de,

Kindesmissbrauch  
"Ich habe mir gewünscht, ich wäre tot"
Pädophile müssen nicht männlich sein. Immer wieder stehen Mütter und Frauen vor Gericht, die Kinder missbraucht haben. Ihre Opfer leiden ein Leben lang.
 
Von Britta Schultejans

"Je mehr ich weinte, desto schlimmer wurde es. Wir hatten eine Rosen-Tapete und ich habe immer nur auf die Rosen gestarrt und mir gewünscht, ich wäre tot. Wie kann eine Mutter, die dich auf die Welt gebracht hat, dir nur solche Dinge antun?" - Susannah Faithfull war noch ganz klein, als ihre eigene Mutter begann, sie sexuell zu missbrauchen. Der Vater hatte die Familie gerade verlassen.

Bis sie mit 16 von Zuhause auszog, wurde sie von ihrer Mutter gezwungen, mit ihr das Schlafzimmer und das Bett zu teilen. In einem Radiointerview mit dem britischen Sender BBC erinnert sich die heute 54-Jährige an ihr unfassbares Schicksal, mit dem sie nicht allein ist. "Ich habe mich immer in einem Schrank unter der Treppe versteckt", sagt sie. "Wenn Mama von der Arbeit nach Hause kam, rief sie sofort nach mir." Als sie ihrem Vater von den Übergriffen erzählte, glaubte er ihr nicht.

Ein Gerichtsverfahren gegen zwei pädophile Frauen, die Kinder über lange Zeiträume missbraucht haben, hat in Großbritannien eine Diskussion um weibliche Kinderschänder ausgelöst. Schätzungen der britischen Kinderschutzorganisation Lucy Faithful Foundation (LFF) gehen von bis zu 64.000 weiblichen Pädophilen im Vereinten Königreich aus - jeder fünfte Kinderschänder wäre damit eine Frau. Auch in einschlägigen Chatrooms sind nach LFF-Angaben immer mehr Frauen zu finden.

"Einige der bösesten Handlungen"

Der Fall der 39-jährigen Vanessa George, einer pädophilen Kindergärtnerin aus dem südenglischen Plymouth, hat in ganz Großbritannien Abscheu und Entsetzen ausgelöst. In "Little Ted's Day Care Centre" missbrauchte die verheiratete Mutter von zwei Töchtern im Teenager-Alter mindestens sieben der 60 Kinder, die ihr anvertraut waren. Einige von ihnen waren gerade ein Jahr alt. Davon machte sie Fotos, die sie an einen Geschäftsmann aus Manchester schickte - und an Angela Allen, eine alleinerziehende Mutter aus Nottingham.

Die drei hatten sich über die Internetplattform Facebook kennengelernt und Tausende Nachrichten über ihre perversen Phantasien und Bilder, die alle drei beim Sex mit Kindern zeigten, ausgetauscht. Die Polizei sprach von "einigen der bösesten Handlungen, die man sich vorstellen kann". Unter anderem sollen sie auch geplant haben, gemeinsam ein Kind zu entführen. Jetzt stehen sie gemeinsam in Bristol vor Gericht, alle drei haben den Missbrauch gestanden. Das Urteil soll im November fallen

Während Meldungen über den Missbrauch von Männern an Kindern - selbst wenn es die eigenen sind - zum traurigen Alltag gehören, löst der Fall dieser pädophilien Frauen Abscheu und Entsetzen aus.

Dabei gibt es viel mehr Frauen, die Kinder missbrauchen, als gemeinhin angenommen - auch in Deutschland. 2007 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 277 Frauen wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt, 39 wurden deswegen verurteilt. Wie aus der Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes (BKA) hervorgeht, waren 7,1 Prozent der Täter, die Schutzbefohlene missbrauchten, Frauen. Bei sexuellem Missbrauch von Kindern lag die "Frauenquote" bei 3,9 Prozent, beim Besitz von Kinderpornos bei 6,8 Prozent. Die Dunkelziffer, da sind Experten sich einig, liegt weitaus höher.

"Es gibt mit Sicherheit ein großes Dunkelfeld", sagt der Kriminalpsychologe Adolf Gallwitz von der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen. "Es ist ein Tabuthema und keine Kriminalität, die häufig angezeigt wird." Außerdem werde Sexualität zwischen Frauen und Kindern in der Gesellschaft anders gesehen. "Es ist kein Problem, wenn eine Mutter mit ihrem 13-jährigen Sohn das Schlafzimmer teilt. Würde ein Vater das mit seiner Tochter tun, wäre das schon mehr als nur ein Anfangsverdacht." ...



Mittwoch, 11. Oktober 2017

Hilfsbereitschaft ist Männersache.



aus derStandard.at, 11. Oktober 2017, 11:28

Kooperation ist vor allem unter Männern ausgeprägt.
Forscher testeten Hilfsbereitschaft in verschiedenen Geschlechter-Konstellationen

Wien – Wenn Zank und Hader das Nachrichtengeschehen prägen, liest man so etwas doch gerne: Insgesamt betrachtet ist die Spezies Homo sapiens als ausgesprochen kooperativ und hilfsbereit zu betrachten. Selbst in einem von Konkurrenz geprägten Umfeld sei die Bereitschaft zur Zusammenarbeit hoch, berichten Wiener Forscher mit internationalen Kollegen im Fachmagazin "Scientific Reports". Deutlich über dem Schnitt liegt laut der Studie die Kooperationsbereitschaft unter Männern.

Die Studie

"Es gab schon viele Experimente, bei denen Menschen sich sehr prosozial und kooperativ zeigten, aber bis jetzt wurde dies immer unter artifiziellen Konditionen getestet", sagt Jorg Massen vom Department für Kognitionsbiologie der Uni Wien – nämlich in gestellten Situationen meist mit Psychologiestudenten. Er habe deshalb eine aus dem Leben gegriffene Aufgabe in einem sehr kompetitiven Milieu ausgesucht: der Wissenschaft.

Wenn die Menschen hier Bereitschaft zur Zusammenarbeit zeigten, wären sie tatsächlich eine kooperative Spezies, meint Massen. Ob diese Grundannahme berechtigt ist, bleibt freilich dahingestellt – in anderen gesellschaftlichen Bereichen könnte der Wille zur Kooperation durchaus weniger ausgeprägt sein als in der Wissenschaft.

Die Forscher haben jedenfalls rund 300 Fachkollegen aus der ganzen Welt frech um ihre wissenschaftlichen Rohdaten gebeten, unter dem Vorwand, dass sie diese für eine Metastudie brauchen würden, also um die Daten verschiedener Forscher kollektiv auszuwerten. Sie boten ihnen dafür nichts an – weder eine Mit-Autorenschaft an damit entstehenden Publikationen noch anderes. Im Schnitt war mehr als die Hälfte der Wissenschafter (59 Prozent) dazu bereit.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Es war aber alles andere als irrelevant, von welchem Geschlecht der Bittsteller und der Gönner waren. Männer kooperierten mit Männern weitaus häufiger (72 Prozent) als bei allen anderen Konstellationen, also Frauen untereinander (56 Prozent), wenn ein Mann bei einer Frau angefragt hat (53 Prozent) oder eine Frau einen Mann um seine Daten bat (54 Prozent), erklärte Massen.

"Solche Unterschiede bei den Geschlechtern reflektieren vielleicht den höheren Wettbewerbsdruck, den Frauen wahrnehmen, traditionell männliche Netzwerke in den akademischen Kreisen sowie unsere evolutionäre Vergangenheit, in der vor allem Allianzen zwischen Männern vorteilhaft waren", meint der Forscher. Er selbst hätte übrigens nicht auf das Geschlecht der anfragenden Person geachtet, sondern nachgefragt, was denn genau mit seinen Daten passieren soll. (APA, red,)


Link
Scientific Reports: "Sharing of science is most likely among male scientists"



Nota. - Nur sozial konstruiert? Uns reicht das.
JE 



institution logoIn der Wissenschaft teilen vor allem Männer ihr Wissen untereinander
 
Stephan Brodicky
Öffentlichkeitsarbeit 
Universität Wien

10.10.2017 14:50  

Auch wenn sich internationale Forschung immer mehr zu einem stark kompetitiven Feld entwickelt, sind WissenschafterInnen meist sehr gewillt ihr Wissen und ihre Arbeit mit anderen zu teilen. Dies gilt vor allem für den Austausch unter männlichen Kollegen, weniger allerdings für Frauen untereinander, deren Kooperation mit ihren männlichen Kollegen sowie für Männer, die ihr Arbeit mit Frauen teilen sollten. Ein internationales Forschungsteam um den Kognitionsbiologen Jorg Massen hat diese Verhaltensmuster unter ForscherInnen aufgedeckt und in der Fachzeitschrift "Scientific Reports" veröffentlicht.

Der Austausch von Wissen gilt in der Scientific Community als essentiell zur Gewinnung neuer Forschungserkenntnisse. Dabei spielt die, oftmals auch uneigennützige, Kooperation unter WissenschafterInnen eine beträchtliche Rolle. Eine Reihe an Experimenten hat die weitläufige Annahme bestätigt, dass Menschen – im Vergleich zu Tieren – sehr prosozial handeln. Viele dieser Experimente wurden jedoch unter realitätsfernen Rahmenbedingungen, meist an PsychologiestudentInnen, durchgeführt. Um dies in einem realistischen Umfeld zu testen, hat ein Team um den Kognitionsbiologen Jorg Massen von der Universität Wien den Versuch gestartet, die Bereitschaft zu teilen im höchst kompetitiven Rahmen der Wissenschaft zu erforschen.

Dazu haben die ForscherInnen 300 internationale, fachverwandte WissenschafterInnen aufgefordert, ihre wissenschaftlichen Publikationen sowie gewonnenen Daten mit Massen und seinem Team ohne jegliche Gegenleistung zu teilen. Die KognitionsbiologInnen der Universität Wien und der niederländischen Universität Leiden waren dabei aber nicht an den Arbeiten der ExpertInnen per se interessiert, sondern allein an der Tatsache, ob sie eine positive, negative oder gar keine Antwort auf die Anfrage erhalten würden.

Die Mehrheit der WissenschafterInnen reagierte positiv und signalisierte somit Bereitschaft entsprechende Daten zu teilen. Nichtdestowenigeer zeigten Männer, die von einem Mann kontaktiert wurden, eine 15 Prozent höhere Antwortrate als Männer, die von Frauen gebeten wurden, ihre Arbeiten mit ihnen zu teilen. Ein ähnliches Verhalten zeigten auch Frauen, die wiederum von Frauen oder Männern kontaktiert wurden – hier war die Rücklaufquote um etwa 15 Prozent geringer als bei Männern, die untereinander ihre Arbeiten austauschten.

"Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern repräsentieren möglicherweise den immer stärker ausgeprägten Konkurrenzkampf unter weiblichen Wissenschafterinnen, die traditionellen Männergesellschaften in wissenschaftlichen Kreisen und/oder resultieren aus evolutionären Gegebenheiten, in denen Mann-Mann-Bündnisse von Vorteil waren", so Jorg Massen, der Erstautor der Studie und ergänzt: "Es werden weitere Studien notwendig sein, um zu untersuchen, ob dieses Verhalten exklusiv unter WissenschafterInnen auftritt oder ein allgemeines, gesellschaftliches Muster zu erkennen ist."


Publikation in "Scientific Reports"
Massen, J.J.M., Bauer, L., Spurny, B., Bugnyar, T. & Kret. M. E. (2017). Sharing of science is most likely among male scientists. Scientific Reports.
DOI: 10.1038/s41598-017-13491-0

Wissenschaftlicher Kontakt
Jorg J.M. Massen, PhD
Department für Kognitionsbiologie
Universität Wien
1090 Wien, Althanstraße 14
T +43-699-1131 01 82
jorg.massen@univie.ac.at

Rückfragehinweis
Stephan Brodicky
Pressebüro der Universität Wien
Forschung und Lehre
1010 Wien, Universitätsring 1
T +43-1-4277-175 41
stephan.brodicky@univie.ac.at




Nota. - Vermutlich ist es gar nicht nötig, aber man kann in Zeiten Gerechter Sprache nicht pingelig genug sein: Meine Überschrift ist natürlich ein Scherz. Es geht nicht um den liebenswerten Charakterzug der Hilfsbereit- schaft, sondern um die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, Ko-Operation. Die ursprünglichen menschlichen Gemeinschaften dürften rund zwei Dutzend Köpfe umfasst haben, Kinder und Alte inbegriffen. Innerhalb der Gruppe waren die Aufgaben wohl ziemlich fest, nämlich "naturwüchsig" verteilt. Die Bildung neuer, spontaner Arbeitsgruppen wurde regelmäßig und typischerweise außerhalb des Gruppenrahmens notwendig: bei der Jagd. Es geht nicht um Gemütsbewegung, sondern um den gemeinsamen Vorteil. Dass die Leute sich außerdem gut leiden können, ist nützlich, aber nicht notwendig; und ergibt sich womöglich auf die Dauer von selbst.
JE 


 

Dienstag, 10. Oktober 2017

Alles nur sozial konstruiert.



 institution logo
Frauengehirn reagiert stärker auf Großzügigkeit als Männergehirn


Nathalie Huber
Kommunikation
Universität Zürich

09.10.2017 17:00  

Verhaltensexperimente offenbaren: Frauen sind grosszügiger als Männer. Nun belegen UZH-Neuroökonomen, dass die Gehirne von Frauen und Männern soziales und egoistisches Verhalten unterschiedlich verarbeiten. Bei Frauen löst Grosszügigkeit ein stärkeres Belohnungssignal aus, während Männer bei egoistischem Verhalten mehr Belohnungsaktivität zeigen.

Wenn Frauen einen Geldbetrag verteilen können, verhalten sie sich grosszügiger als Männer. Das belegen Verhaltensexperimente. Um dieses Verhalten besser zu verstehen, untersuchten UZH-Neuroökonomen die dabei aktiven Gehirnareale. Nun belegen die am Institut für Volkswirtschaftslehre durchgeführten Experimente erstmals, dass Männer- und Frauengehirne egoistisches und soziales Verhalten unterschiedlich verarbeiten.

Egoistisches Verhalten bei Männern stärker aktiviert

Das Striatum, ein Bereich in der Hirnmitte, ist für die Bewertungs- und Belohnungsverarbeitung zuständig und in jeder Entscheidung aktiv. Die Ergebnisse der UZH-Forschenden zeigen: Bei den Frauen wurde das Striatum stärker aktiviert, wenn sie sich prosozial verhielten, als wenn sie egoistische Entscheidungen trafen. Bei Männern aktivierte egoistisches Verhalten das Striatum stärker. «Das Belohnungssystem von Frauen reagiert also stärker auf grosszügige Entscheidungen als jenes von Männern», folgert Studienerstautor Alexander Soutschek.

Egoistischere Frauen bei unterdrückter Belohnung

In einem weiteren Experiment wurde das Belohnungssystem der Probanden durch die Einnahme von Medikamenten gestört. Unter diesen Bedingungen verhielten sich die Frauen egoistischer und Männer sozialer. Dies überraschte die Forscher. «Dieser Befund zeigt, dass das Belohnungssystem von Frauen und Männern auch pharmakologisch unterschiedlich auf Grosszügigkeit reagiert», erklärt Alexander Soutschek. Die Ergebnisse haben für die Hirnforschung Konsequenzen: «Zukünftige Studien müssen so gestaltet werden, dass auch auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen geprüft wird», fordert Alexander Soutschek.

Kulturell bedingte Verhaltensmuster ausschlaggebend

Auch wenn sich diese geschlechtsspezifischen Unterschiede auf der biologischen Ebene äussern, warnt Soutschek vor der Folgerung, dass sie angeboren oder evolutionär bedingt sind. Laut dem Neuroökonomen arbeiten die Belohnungs- und Lernsysteme im Gehirn eng zusammen. Zudem belegen empirische Studien, dass prosoziales Verhalten bei Mädchen eher mit Lob belohnt wird als bei Buben: «Sie lernen, eher eine Belohnung für prosoziales als für egoistisches Verhalten zu erwarten. Der Geschlechterunterschied, den wir in unseren Studien beobachtet haben, lässt sich in diesem Sinne am besten durch die unterschiedlichen kulturellen Erwartungen an Männer und Frauen erklären», so Soutschek. Dieser Erklärungsansatz wird etwa durch Befunde gestützt, die in Bezug auf die Belohnung von prosozialem und egoistischem Verhalten grosse kulturelle Unterschiede zeigen.


Literatur:

Alexander Soutschek, Christopher J. Burke, Anjali Raja Beharelle, Robert Schreiber, Susanna C. Weber, Iliana I. Karipidis, Jolien ten Velden, Bernd Weber, Helene Haker, Tobias Kalenscher and Philippe N. Tobler. The dopaminergic reward system underpins gender differences in social preferences. Nature Human Behaviour. DOI: 10.1038/s41562-017-0226-y


Nota. - Man muss sich nur fragen: Wer hat über die Jahrhunderttausende die Hauptrolle bei der Aufzucht von Kíndern - Mädchen und Jungen - gespielt: Mütter oder Väter? Wer hat also das Belohnungssystem konditio- niert? "Alles sozial konstruiert", sagt die feministische Strömung der Gender Studies. Entweder stimmt es gar nicht, oder auch und gerade hier.
JE 

 

Montag, 9. Oktober 2017

Ist die Frau freigebiger als der Mann?

Großzügig oder Egoistisch? Das Striatum, eine Struktur in der Mitte des Gehirns, bewertet unsere Entscheidungen. 
aus Tagesspiegel.de, 9. 10. 2017                                                                                   Striatum (schwarz)

Die Frau, die gibt
Frauen sind großzügiger als Männer. Aber sie werden nicht so geboren

von Florian Schumann

Das Gehirn von Frauen reagiert stärker auf Großzügigkeit als das von Männern. Das schreibt eine Forschergruppe um Alexander Soutschek von der Universität Zürich im Fachblatt "Nature Human Behaviour". 

Aus Verhaltensexperimenten war bereits bekannt, dass Frauen in der Regel großzügiger sind als Männer. Wenn etwa ein Geldbetrag mit anderen geteilt werden soll, geben Frauen im Durchschnitt mehr ab als Männer. Um diesem Verhalten auf den Grund zu gehen, beobachteten die Forscher die Teile des Gehirns, die bei solchen Entscheidungen aktiv sind.


Verantwortlich für die Bewertung und Belohnung solcher Entscheidungsprozesse ist das Striatum, eine Struktur in der Mitte des Gehirns. Die Forscher untersuchten, wie aktiv diese Hirnregion bei Probanden war, die sich zwischen sozialem und egoistischem Verhalten entscheiden mussten. Die Testpersonen sollten wählen, ob sie einen bestimmten Geldbetrag lieber selbst behalten oder ihn mit jemandem teilen wollten. Bei Frauen war das Striatum deutlich aktiver, wenn sie soziale Entscheidungen trafen, als wenn sie sich egoistisch verhielten. Bei Männern hingegen wurde es stärker aktiviert, wenn sie das Geld selbst behielten.

Von Männern wird Egoismus erwartet

Das Striatum wird vor allem durch Dopamin aktiviert, den wichtigsten Botenstoff des Belohnungssystems. In einem zweiten Experiment blockierten die Forscher dieses System mit Medikamenten und untersuchten, wie sich das auf die Entscheidungen auswirkte. Unter diesen Bedingungen verhielten sich Frauen egoistischer, Männer teilten ihr Geld hingegen öfter mit anderen. Durch Dopamin wird Verhalten belohnt, das subjektiv wertvoll erscheint. Das heißt: Für Frauen ist Teilen wohl wertvoller, als egoistisch zu handeln. Für Männer gilt das Gegenteil.

Soutschek warnt jedoch vor falschen Schlüssen. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern müssten keinesfalls angeboren oder evolutionär bedingt sein. Stattdessen könnte kulturelles Lernen der entscheidende Faktor sein, denn auch das Lernen ist eng mit dem Dopaminsystem verknüpft. Während Mädchen oft von klein auf für soziales Verhalten stärker gelobt werden als für egoistisches, ist bei Jungen häufig das Gegenteil der Fall. Bis zum Erwachsenenalter verfestigen sich diese kulturellen Normen dann weiter. „Der Geschlechterunterschied, den wir in unseren Studien beobachtet haben, lässt sich am besten durch die unterschiedlichen kulturellen Erwartungen an Männer und Frauen erklären“, fasst Soutschek zusammen.