"Ungeschicktes Flirten ist kein Delikt"
- In einem Gastbeitrag äußern sich etwa 100 Französinnen kritisch über das Ausmaß der #MeToo-Debatte.
- Sie habe eine "Kampagne der Denunziation und öffentlicher Anschuldigungen" ausgelöst, schüre Hass gegen Männer und arbeite gegen sexuelle Freiheit.
- Zu den Unterzeichnerinnen zählt unter anderem die Schauspielerin Catherine Deneuve.
Etwa 100 prominente Frauen, darunter die Schauspielerin Catherine Deneuve, kritisieren in einem Artikel der französischen Zeitung Le Monde das Ausmaß der #MeToo-Debatte. Sie warnen vor einem "Klima einer totalitären Gesellschaft" und stellen sich gegen einen Feminismus, "der über die Anprangerung von Machtmissbrauch hinaus das Gesicht eines Hasses auf Männer und die Sexualität annimmt".
In dem Text heißt es, dass die Unterzeichnerinnen die #MeToo-Debatte grundsätzlich begrüßen, die ein legitimes Bewusstsein für sexuelle Gewalt gegen Frauen geschaffen habe. Sie fordern jedoch "eine Freiheit, jemandem lästig zu werden ("une liberté d'importuner"), die für die sexuelle Freiheit unerlässlich ist". Weiter heißt es: "Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Aber hartnäckiges oder ungeschicktes Flirten ist kein Delikt, und eine Galanterie auch keine chauvinistische Aggression."
#MeToo habe in der Presse und den sozialen Netzwerken eine "Kampagne der Denunziation und öffentlicher Anschuldigungen" ausgelöst - die Beschuldigten seien auf eine Stufe mit sexuellen Aggressoren gestellt worden, ohne antworten oder sich verteidigen zu können. "Dieses Fieber, die 'Schweine' zur Schlachtbank zu führen (...), dient in Wahrheit den Interessen der Feinde sexueller Freiheit, der religiösen Extremisten, der schlimmsten Reaktionäre und derjenigen, die meinen (...), dass Frauen 'besondere' Wesen sind, Kinder mit Erwachsenengesicht, die nach Schutz verlangen."
Laut Le Monde wurde der Text unter anderem von der französischen Schriftstellerin Catherine Millet verfasst. Unterzeichnet haben ihn etwa 100 Frauen aus den Bereichen Kunst, Medien und Wissenschaft, darunter die Philosophin Jacqueline Lichtenstein und die Sängerin Ingrid Caven.
Nota. - Na, nu kreischt mal schön.
JE
aus Tagesspiegel, 9. 1. 2018, 18:35 Uhr
Nicht eingeladen zur Gala
„Me Too“-Aktivistinnen kritisieren Golden Globes
Die Schauspielerinnen Rose McGowan und Asia Argento brachten die "MeToo"-Kampagne ins Rollen. Jetzt fühlen sie sich vom Hollywood-Establishment ignoriert.
Nach den Protesten bei den Golden Globes gegen sexuelle Übergriffe in der Filmbranche haben zwei Wortführerinnen der Weinstein-Debatte Hollywood Verlogenheit vorgeworfen. Die Schauspielerinnen Rose McGowan und Asia Argento kritisierten, weder zur Preisverleihung eingeladen noch zur „Time’s Up“-Protestkampagne befragt worden zu sein. „Ich schätze, ich bin nicht mächtig oder Hollywood genug. Ich bin stolz, hinter den Kulissen zu arbeiten“, twitterte Argento. An die „Charmed“-Darstellerin McGowan gerichtet, schrieb Argento auf Twitter: „Niemand sollte vergessen, dass du die Erste warst, die das Schweigen brach.“
Wütend über Verlogenheit
Daraufhin antwortete McGowan: „Und nicht einer der originellen, schwarz tragenden Leute, die nun unsere Vergewaltigungen anerkennen, hätte sonst einen Finger krummgemacht. Ich habe keine Zeit für Hollywood-Verlogenheit.“ McGowan und Argento zählen zu den ersten Frauen, die über sexuelle Übergriffe des Filmproduzenten Harvey Weinstein berichtet haben. ...
Nota. - Was, Herrschaften, ist die Wahrheit wert, wenn sie sich nicht auszahlt?
JE
Da kreischt es schon!
aus einem
Kommentar von Barbara Kostolnik, ARD-Studio Paris
...
Nicht Sexualität, sondern Macht
Was die 100 Frauen komplett ignorieren, ist, dass es bei Kampagnen wie #metoo eben nicht um Sexualität, also um Anmache, Flirt oder Galanterie geht, sondern schlicht um Macht und den Missbrauch dieser Macht. Von Mächtigen - meist Männern - gegenüber Abhängigen, Ohnmächtigen - meist Frauen.
Stattdessen ergreift Deneuve Partei für die armen Männer, die Opfer von #metoo oder der französischen Entsprechung "balancetonporc" - "verpfeif dein Schwein" - geworden sind. So kann man lesen, dass diese Kampagnen vor allem Opfer erschaffen hätten: nämlich unter anderem jene Männer, die nun vor der Entlassung stünden, nur weil sie "ein Knie berührt oder versucht [hätten], einen Kuss zu stehlen" - gegen den Willen der Frauen, da es keine gegenseitige Anziehung gegeben hätte.
Der Denkfehler
Im Brief ist von Hexenjagd, grenzenlosen Säuberungswellen und Zensur die Rede. Diesen Feministinnen-Furor lehnen die 100 Frauen ab, da er ihrer Meinung nach Männer- und Sexualitätshass entspringt. Immerhin möchten Deneuve und ihre Mitunterzeichnerinnen ihre Töchter so erziehen, dass die ihr Leben ohne Schuldgefühle und ohne Einschüchterung leben können. Auf die Idee, dass man Söhne so erziehen könnte, dass sie Frauen besser behandeln, sind die Frauen um Madame Deneuve gar nicht erst gekommen.
Nota. - Wenn die Schwester eine mikroaggressive Meinung hat, wird sie schnell zur einer Madame, und das ist gleich ein anderes* Gender.
JE
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