Sonntag, 28. Januar 2018

"Es gibt Schauspielerinnen, die mit Produzenten schlafen, um eine Rolle zu bekommen."

Schauspielerin Nathalie Baye, 69, war mit Johnny Hallyday liiert. (Bild: Unifrance)
aus nzz.ch, 27. 1. 2018                                                Schauspielerin Nathalie Baye, 69, war mit Johnny Hallyday liiert.

... «Wenn das so weitergeht, getraut sich bald kein Mann mehr, einer Frau nachzuschauen, weil er befürchten muss, der Belästigung bezichtigt zu werden. Wir Frauen waren doch entzückt, als uns die Männer noch den Hof machten.»

Nathalie Baye gehört, wie Catherine Deneuve und Brigitte Bardot, zu jenen Schauspielerinnen, die monieren, die #MeToo-Bewegung gefährde die sexuellen Freiheiten, die ihre Generation erstritten hat. Insbesondere stört es sie, dass sich Frauen immer nur als Opfer sehen. «Es tut mir leid, aber es gibt auch viele Frauen, die Männer ausnutzen. Es gibt Schauspielerinnen, die mit Produzenten schlafen, um eine Rolle zu bekommen. In jeder Firma gibt es Frauen, die mit dem Patron ins Bett gehen, um einen kleinen Job zu erhalten.»

Sie findet auch, dass #MeToo den virilen Mann in Verruf bringt, und stört sich daran, dass viele Frauen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern negierten. Baye, die mit Johnny Hallyday liiert war, bekennt, dass sie ein Faible für Kerle hat: «Johnny hat seine Männlichkeit zur Schau gestellt, das gefiel mir, er war aber privat kein Macho.»

Die Schauspielerin redet Klartext, weil sie befürchtet, dass im Zuge der Affäre Weinstein die amerikanische Prüderie in Europa Einzug hält. Baye ist überzeugt, dass ein Täter wie Weinstein überhaupt nur so lange wüten konnte, weil in den USA Sexualität tabuisiert wird: «Die amerikanische Doppelmoral ist zum Kotzen. Alle haben Sex, aber man darf nicht darüber reden. In Frankreich wäre ein solcher Fall nicht lange unter dem Deckel geblieben, sondern in der Presse gelandet. In Amerika verhinderte der Puritanismus dies lange.»  ...


 

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