... «Wenn das so weitergeht, getraut
sich bald kein Mann mehr, einer Frau nachzuschauen, weil er befürchten
muss, der Belästigung bezichtigt zu werden. Wir Frauen waren doch
entzückt, als uns die Männer noch den Hof machten.»
Nathalie
Baye gehört, wie Catherine Deneuve und Brigitte Bardot, zu jenen
Schauspielerinnen, die monieren, die #MeToo-Bewegung gefährde die
sexuellen Freiheiten, die ihre Generation erstritten hat. Insbesondere
stört es sie, dass sich Frauen immer nur als Opfer sehen. «Es tut mir
leid, aber es gibt auch viele Frauen, die Männer ausnutzen. Es gibt
Schauspielerinnen, die mit Produzenten schlafen, um eine Rolle zu
bekommen. In jeder Firma gibt es Frauen, die mit dem Patron ins Bett
gehen, um einen kleinen Job zu erhalten.»
Sie
findet auch, dass #MeToo den virilen Mann in Verruf bringt, und stört
sich daran, dass viele Frauen die Unterschiede zwischen den
Geschlechtern negierten. Baye, die mit Johnny Hallyday liiert war,
bekennt, dass sie ein Faible für Kerle hat: «Johnny hat seine
Männlichkeit zur Schau gestellt, das gefiel mir, er war aber privat kein
Macho.»
Die
Schauspielerin redet Klartext, weil sie befürchtet, dass im Zuge der
Affäre Weinstein die amerikanische Prüderie in Europa Einzug hält. Baye
ist überzeugt, dass ein Täter wie Weinstein überhaupt nur so lange wüten
konnte, weil in den USA Sexualität tabuisiert wird: «Die amerikanische
Doppelmoral ist zum Kotzen. Alle haben Sex, aber man darf nicht darüber
reden. In Frankreich wäre ein solcher Fall nicht lange unter dem Deckel
geblieben, sondern in der Presse gelandet. In Amerika verhinderte der
Puritanismus dies lange.» ...
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