«Du bist ein guter Kerl, Andrei, aber kein Adler.»
Die russischen Männer zwischen Herrschaft und Knechtschaft
Die
russische Gesellschaft gilt als patriarchalisch. Allerdings ist der
russische Durchschnittsmann weit davon entfernt, «Herr» im Haus zu sein.
Hinter dem Mythos seiner Entschiedenheit und Härte verbirgt sich ein
weit komplexeres und widersprüchlicheres Bild.
Man könnte, so scheint es, den Schluss ziehen, dass «die russischen Männer» (unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit) grosses Glück haben, in einem patriarchalischen Land geboren zu sein. Was will man mehr?
Das «schwache» Geschlecht
In
Wirklichkeit aber kann das Schicksal der russischen Männer kaum als
beneidenswert bezeichnet werden. Und dies nicht nur wegen der
Katastrophen des sowjetischen 20. Jahrhunderts, die Abermillionen
Männern das Leben kosteten (in den siebziger Jahren, als ich zur Schule
ging, hatte nur ein einziges Mädchen aus meiner Klasse einen Grossvater,
der noch am Leben war), oder wegen der Tatsache, dass laut
Weltgesundheitsorganisation selbst in der heutigen, relativ friedlichen
Zeit über 40 Prozent der russischen Männer nicht einmal das
Pensionsalter erreichen. Man könnte einwenden, es sei besser, ein kurzes
Leben zu führen und dafür «der Herr im Haus» zu sein, anstatt eine
bedauernswerte Existenz als «gehorsame Dienerin des Herrn und Ehemannes»
zu fristen.
In den grossen Städten tranken viele Männer weniger aus Langeweile als vielmehr wegen des Lebens in permanenter Unterdrückung.
Paradoxerweise
aber ist der russische Durchschnittsmann weit davon entfernt, der
«Herr» zu sein. Unter der äusseren Schicht unseres ewigen
Patriarchalismus verbirgt sich ein weit komplexeres und
widersprüchlicheres Bild.
Man kann lange darüber räsonieren, wie hanebüchen die «sowjetische Emanzipation» war, die grossenteils nicht auf die Befreiung der Frau, sondern auf ihre doppelte Versklavung (in der Familie und am Arbeitsplatz) hinauslief. Unabhängig davon jedoch, mit welch barbarischen Methoden diese Emanzipation durchgesetzt wurde – die logische Folge war, dass die sowjetischen Frauen sich daran gewöhnten, sich weniger auf die Männer als vielmehr auf sich selbst zu verlassen. So entstand der Begriff von der «starken Frau» – im Gegensatz zum «schwachen Mann».
Im sowjetischen Kultfilm «Eine einfache Geschichte» von 1960 erklärt die weibliche Hauptfigur dem männlichen Helden: «Du bist ein guter Kerl, Andrei, aber kein Adler.» Ende der siebziger Jahre waren die meisten Männer «keine Adler». Ein Frauenwitz jener Jahre lautete: «Ich habe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen» – und mit dem Jungen war nicht ein Sohn, sondern der Ehemann gemeint.
Man kann lange darüber räsonieren, wie hanebüchen die «sowjetische Emanzipation» war, die grossenteils nicht auf die Befreiung der Frau, sondern auf ihre doppelte Versklavung (in der Familie und am Arbeitsplatz) hinauslief. Unabhängig davon jedoch, mit welch barbarischen Methoden diese Emanzipation durchgesetzt wurde – die logische Folge war, dass die sowjetischen Frauen sich daran gewöhnten, sich weniger auf die Männer als vielmehr auf sich selbst zu verlassen. So entstand der Begriff von der «starken Frau» – im Gegensatz zum «schwachen Mann».
Im sowjetischen Kultfilm «Eine einfache Geschichte» von 1960 erklärt die weibliche Hauptfigur dem männlichen Helden: «Du bist ein guter Kerl, Andrei, aber kein Adler.» Ende der siebziger Jahre waren die meisten Männer «keine Adler». Ein Frauenwitz jener Jahre lautete: «Ich habe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen» – und mit dem Jungen war nicht ein Sohn, sondern der Ehemann gemeint.
Entscheiden tut die Frau
Im
städtischen Umfeld, das mir persönlich gut vertraut ist, waren es
selbst in den sogenannten «vollständigen Familien» gewöhnlich die
Ehefrauen, die alle wichtigen Familienfragen entschieden: Wofür soll man
Geld sparen – für ein Auto oder für eine Wohnung? Soll man eine Datscha
bauen? Wohin geht es in den Ferien? Auf welche Schule sollen die Kinder
gehen? Das Maximum, mit dem der durchschnittliche städtische Ehemann
rechnen konnte, war, dass man ihn «zu Rate zog».
Ein weiteres wichtiges, wenn auch indirektes Indiz: Angesichts der ständigen Warenknappheit griffen die Frauen zu jedem nur möglichen Trick, um hochwertige (importierte) Kleidung und Schuhe «zu ergattern» – allerdings in erster Linie für sich selbst. Ich weiss noch, wie überrascht ich bei meiner ersten Auslandsreise war, dass die europäischen Männer so elegant und teuer gekleidet sind.
Das Problem der «schwachen Männer» wurde durch den alltäglichen Alkoholismus, dessen Höhepunkt in die Breschnew-Jahre, die Zeit der sogenannten «Stagnation», fiel, noch verschärft. Aber während die Frauen wussten, wo die Grenze ist, ergaben die Männer sich hemmungslos dem Alkohol.
Heutzutage hört man häufig, der Ursprung dieser hemmungslosen Sauferei sei das starre Korsett des staatlichen Systems gewesen: Man konnte kein eigenes – legales – Geschäft anfangen, man konnte nicht ins Ausland reisen, man konnte nicht mehr als 200 Rubel verdienen.
Ich kann nicht sagen, wie es in der Provinz war, aber in den grossen Städten wie Moskau und Leningrad tranken viele Männer (zumindest die gebildeten) weniger aus Langeweile als vielmehr wegen des Lebens in permanenter – ideologischer, moralischer, materieller – Unterdrückung. Oder, besser gesagt, wegen der Tatsache, dass sie sich an diese Bedingungen anpassen mussten.
Ein weiteres wichtiges, wenn auch indirektes Indiz: Angesichts der ständigen Warenknappheit griffen die Frauen zu jedem nur möglichen Trick, um hochwertige (importierte) Kleidung und Schuhe «zu ergattern» – allerdings in erster Linie für sich selbst. Ich weiss noch, wie überrascht ich bei meiner ersten Auslandsreise war, dass die europäischen Männer so elegant und teuer gekleidet sind.
Das Problem der «schwachen Männer» wurde durch den alltäglichen Alkoholismus, dessen Höhepunkt in die Breschnew-Jahre, die Zeit der sogenannten «Stagnation», fiel, noch verschärft. Aber während die Frauen wussten, wo die Grenze ist, ergaben die Männer sich hemmungslos dem Alkohol.
Heutzutage hört man häufig, der Ursprung dieser hemmungslosen Sauferei sei das starre Korsett des staatlichen Systems gewesen: Man konnte kein eigenes – legales – Geschäft anfangen, man konnte nicht ins Ausland reisen, man konnte nicht mehr als 200 Rubel verdienen.
Ich kann nicht sagen, wie es in der Provinz war, aber in den grossen Städten wie Moskau und Leningrad tranken viele Männer (zumindest die gebildeten) weniger aus Langeweile als vielmehr wegen des Lebens in permanenter – ideologischer, moralischer, materieller – Unterdrückung. Oder, besser gesagt, wegen der Tatsache, dass sie sich an diese Bedingungen anpassen mussten.
Zur Loyalität gezwungen
In
dieser Hinsicht – die Feministinnen mögen mir verzeihen – hatten es die
Männer schwerer. Und sei es nur, weil Frauen immer noch einen Ausweg
hatten: Ohne Gefahr zu laufen, öffentliche Missbilligung zu erregen,
hatte eine Frau das Recht, ihre Karriere «zu opfern» und sich auf ihr
Privatleben zu konzentrieren, und sie konnte diesen «patriarchalischen»
Beweggrund ins Feld führen, um «eindringliche Forderungen» abzulehnen,
die man damals eigentlich nicht ablehnen konnte. Als ich Anfang der
achtziger Jahre eingeladen wurde, der Kommunistischen Partei
beizutreten, entging ich dieser zweifelhaften Ehre mit ebendieser
Ausrede – dass aus mir sowieso keine rechte Kommunistin würde, ich hätte
schliesslich Familie, einen Ehemann, ein Kind!
Ein Mann, der mit der gleichen Entscheidung konfrontiert war, konnte sich nicht auf Familie und Kinder berufen. Hätte er sich geweigert, in die Partei einzutreten, wäre das (in den Augen seiner unmittelbaren Vorgesetzten) einem fast unverhohlenen Eingeständnis von Illoyalität gleichgekommen – was sich später unweigerlich auf seine Karriere ausgewirkt hätte. Und damit auch auf sein Einkommen. Infolgedessen fand sich der unglückliche Mann doppelt bedroht: von den sowjetischen Behörden und von seiner Frau. Und, was bisweilen noch schlimmer ist, von seiner Schwiegermutter.
Angesichts der Tatsache, dass in der Sowjetunion die Menschen in der Regel in grossen Familien lebten – drei Generationen in einer zumeist kleinen Wohnung (was nicht etwa «uralten» Traditionen geschuldet war, sondern der Tatsache, dass es in der UdSSR keinen freien Wohnungsmarkt gab) –, hatte häufig die Schwiegermutter die Rolle des gestrengen «Patriarchen» inne, auf dessen Meinung alle Familienmitglieder notgedrungen Rücksicht zu nehmen hatten. Insbesondere der Schwiegersohn. Über dieses soziale Missverhältnis gibt es im sowjetischen Volksmund unzählige Witze. Einer der bekanntesten geht so: «Frage: Wie führt man eine glückliche Ehe? Antwort: Indem man eine Waise heiratet.»
Auch das sowjetische Familienrecht schützte die Rechte der Frauen – auf Kosten der Rechte der Männer. Im Falle einer Scheidung zum Beispiel blieben die Kinder bei der Mutter, die selbst darüber entschied, wie oft sie ihren Vater sehen durften. Die sogenannte «Öffentlichkeit» stand ebenfalls auf der Seite der Frauen: Wenn der Ehemann sich unangemessen verhielt, etwa sich eine Geliebte zulegte, konnte die Ehefrau bei seiner Arbeitsstelle eine schriftliche Beschwerde einreichen und das unverzügliche Eingreifen von Partei- oder Gewerkschaftsorganen verlangen. Wenn der «niederträchtige Ehebrecher» nicht auf die Vorhaltungen einging und stur blieb, beschäftigte sich das gesamte Kollektiv mit seiner «Privatangelegenheit».
So weit die allgemeinen Regeln. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Natürlich gab es auch Haustyrannen, ebenso wie es gehorsame Frauen gab, für die das Wort des Ehemannes Gesetz war. Und es waren auch bei weitem nicht alle bereit, sich in die sowjetische Form pressen zu lassen: Manche emigrierten bei der erstbesten Gelegenheit in den Westen; andere gingen in die «innere Emigration» oder wurden Dissidenten. Aber Millionen von Sowjetbürgern (Männer wie Frauen) sahen darin schlicht kein grosses Problem: Nach Ansicht von Soziologen ist der Konformismus in jedem Land die psychologische Norm.
Ein Mann, der mit der gleichen Entscheidung konfrontiert war, konnte sich nicht auf Familie und Kinder berufen. Hätte er sich geweigert, in die Partei einzutreten, wäre das (in den Augen seiner unmittelbaren Vorgesetzten) einem fast unverhohlenen Eingeständnis von Illoyalität gleichgekommen – was sich später unweigerlich auf seine Karriere ausgewirkt hätte. Und damit auch auf sein Einkommen. Infolgedessen fand sich der unglückliche Mann doppelt bedroht: von den sowjetischen Behörden und von seiner Frau. Und, was bisweilen noch schlimmer ist, von seiner Schwiegermutter.
Angesichts der Tatsache, dass in der Sowjetunion die Menschen in der Regel in grossen Familien lebten – drei Generationen in einer zumeist kleinen Wohnung (was nicht etwa «uralten» Traditionen geschuldet war, sondern der Tatsache, dass es in der UdSSR keinen freien Wohnungsmarkt gab) –, hatte häufig die Schwiegermutter die Rolle des gestrengen «Patriarchen» inne, auf dessen Meinung alle Familienmitglieder notgedrungen Rücksicht zu nehmen hatten. Insbesondere der Schwiegersohn. Über dieses soziale Missverhältnis gibt es im sowjetischen Volksmund unzählige Witze. Einer der bekanntesten geht so: «Frage: Wie führt man eine glückliche Ehe? Antwort: Indem man eine Waise heiratet.»
Auch das sowjetische Familienrecht schützte die Rechte der Frauen – auf Kosten der Rechte der Männer. Im Falle einer Scheidung zum Beispiel blieben die Kinder bei der Mutter, die selbst darüber entschied, wie oft sie ihren Vater sehen durften. Die sogenannte «Öffentlichkeit» stand ebenfalls auf der Seite der Frauen: Wenn der Ehemann sich unangemessen verhielt, etwa sich eine Geliebte zulegte, konnte die Ehefrau bei seiner Arbeitsstelle eine schriftliche Beschwerde einreichen und das unverzügliche Eingreifen von Partei- oder Gewerkschaftsorganen verlangen. Wenn der «niederträchtige Ehebrecher» nicht auf die Vorhaltungen einging und stur blieb, beschäftigte sich das gesamte Kollektiv mit seiner «Privatangelegenheit».
So weit die allgemeinen Regeln. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Natürlich gab es auch Haustyrannen, ebenso wie es gehorsame Frauen gab, für die das Wort des Ehemannes Gesetz war. Und es waren auch bei weitem nicht alle bereit, sich in die sowjetische Form pressen zu lassen: Manche emigrierten bei der erstbesten Gelegenheit in den Westen; andere gingen in die «innere Emigration» oder wurden Dissidenten. Aber Millionen von Sowjetbürgern (Männer wie Frauen) sahen darin schlicht kein grosses Problem: Nach Ansicht von Soziologen ist der Konformismus in jedem Land die psychologische Norm.
Sehnsucht nach der «starken Hand»
Indem
die Staatsmacht den Willen der Bürger unterdrückte, beraubte sie sie
nicht nur ihres Selbstwertgefühls, sondern auch ihrer Fähigkeit,
Widerstand zu leisten, was schliesslich zum «Syndrom der erlernten
Hilflosigkeit» führte. Laut denselben Soziologen ist dieses Syndrom
charakteristisch für die grosse Mehrheit der heutigen russischen Männer.
Die Zeit der «Starken», im guten wie im schlechten Sinne dieses Wortes, kam dann mit der Perestroika. Noch heute, dreissig Jahre später, gibt es in der russischen Gesellschaft keinen Konsens über diese schwierige und in vielem widersprüchliche Periode unserer Geschichte: Die einen nennen sie die Zeit der unerfüllten Hoffnungen, die anderen bezeichnen sie als «grösste geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts». Viele sind sich jedoch darin einig, dass damals, zu Anfang der neunziger Jahre, Zehntausende von Frauen überdurchschnittliche Stärke bewiesen, indem sie sich in den Strudel des wilden und von Auseinandersetzungen krimineller Banden geprägten russischen Kapitalismus stürzten – und ihre Kinder und Ehemänner buchstäblich vor dem Hunger bewahrten.
In meinem Umfeld gab es viele solcher Frauen. Ich würde sogar sagen, überproportional viele – wenn wir die Behauptung ernst nehmen, dass wir in einem patriarchalischen Land leben.
Anfang der nuller Jahre war die Zeit von Adlermännchen und Adlerweibchen vorbei. Die Russen sehnten sich nach der sogenannten «starken Hand», und als sie die schwierige, gefährliche Freiheit gegen die gewohnte staatliche Obhut eintauschten, hofften viele, dass die allmächtige «Hand des Staates» den Gangsterkapitalismus in Schach halten könnte.
Aber eine «starke Hand» wird eben früher oder später versuchen, alles in Schach zu halten, was sich bewegt. Und das ist es im Grunde, was der russische Staat heute tut – begleitet von dem endlosen Gerede über die Rückkehr zu «unseren wahren» (sprich: patriarchalischen) Werten.
Ein Beweis für unseren Staatspatriarchalismus ist das Geschlechterverhältnis in der russischen Staatsmacht. Ich fürchte, Russlands Problem ist nicht, dass Putins «Machtvertikale» aus «männlichen Wesen» besteht – das wäre halb so schlimm. Das Problem ist vielmehr, dass die absolute Mehrheit dieser hochrangigen Personen, die Millionenvermögen und Luxusanzüge von Brioni besitzen, «echte sowjetische Männer» sind, die von klein auf absoluten Gehorsam gegenüber der Obrigkeit gewohnt sind. Mit anderen Worten, sie sind «keine Adler».
Die Zeit der «Starken», im guten wie im schlechten Sinne dieses Wortes, kam dann mit der Perestroika. Noch heute, dreissig Jahre später, gibt es in der russischen Gesellschaft keinen Konsens über diese schwierige und in vielem widersprüchliche Periode unserer Geschichte: Die einen nennen sie die Zeit der unerfüllten Hoffnungen, die anderen bezeichnen sie als «grösste geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts». Viele sind sich jedoch darin einig, dass damals, zu Anfang der neunziger Jahre, Zehntausende von Frauen überdurchschnittliche Stärke bewiesen, indem sie sich in den Strudel des wilden und von Auseinandersetzungen krimineller Banden geprägten russischen Kapitalismus stürzten – und ihre Kinder und Ehemänner buchstäblich vor dem Hunger bewahrten.
In meinem Umfeld gab es viele solcher Frauen. Ich würde sogar sagen, überproportional viele – wenn wir die Behauptung ernst nehmen, dass wir in einem patriarchalischen Land leben.
Anfang der nuller Jahre war die Zeit von Adlermännchen und Adlerweibchen vorbei. Die Russen sehnten sich nach der sogenannten «starken Hand», und als sie die schwierige, gefährliche Freiheit gegen die gewohnte staatliche Obhut eintauschten, hofften viele, dass die allmächtige «Hand des Staates» den Gangsterkapitalismus in Schach halten könnte.
Aber eine «starke Hand» wird eben früher oder später versuchen, alles in Schach zu halten, was sich bewegt. Und das ist es im Grunde, was der russische Staat heute tut – begleitet von dem endlosen Gerede über die Rückkehr zu «unseren wahren» (sprich: patriarchalischen) Werten.
Ein Beweis für unseren Staatspatriarchalismus ist das Geschlechterverhältnis in der russischen Staatsmacht. Ich fürchte, Russlands Problem ist nicht, dass Putins «Machtvertikale» aus «männlichen Wesen» besteht – das wäre halb so schlimm. Das Problem ist vielmehr, dass die absolute Mehrheit dieser hochrangigen Personen, die Millionenvermögen und Luxusanzüge von Brioni besitzen, «echte sowjetische Männer» sind, die von klein auf absoluten Gehorsam gegenüber der Obrigkeit gewohnt sind. Mit anderen Worten, sie sind «keine Adler».
Elena Chizhova
lebt als Schriftstellerin in St. Petersburg. Zuletzt ist bei DTV der
Roman «Die Terrakottafrau» erschienen. – Aus dem Russischen von Dorothea
Trottenberg.
Nota. - Ach, wenn Männer doch Adler wären! Aber wir dürfen ja nicht.
JE
JE
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