Sonntag, 31. März 2019

Geschlechtslose Kindheit.

aus derStandard.at, 30. März 2019

Eltern: "Nicht nach den Genitalien unseres Kindes fragen" 
Manche Eltern versuchen es mit Unisex-Namen, andere gehen noch weiter: Sie verraten das Geschlecht ihres Kindes nicht. Klappt das in einer Welt voller Stereotype?

von Marietta Adenberger
 
Wenn Fremde in der U-Bahn wissen wollen, ob ihr sechs Monate altes Kind ein Bub oder ein Mädchen ist, dann antworten die Eltern: "Wir wissen es noch nicht." Die Reaktionen seien dann irritiert, zum Teil sogar aggressiv, erzählen sie. "Dabei hat niemand das Recht, nach den Genitalien unseres Kindes zu fragen." Das Paar aus Wien (sie möchten lieber anonym bleiben) hat sich entschlossen, sein Kind geschlechtsneutral zu erziehen. Auch der Name – Alex – ist bewusst so gewählt, dass er keinen eindeutigen Hinweis auf das Geschlecht gibt. "Wir wollen nicht, dass unser Kind aufgrund des Geschlechts in Schubladen gesteckt wird." Sie glauben, dass sie mit ihrem Prinzip, ihr Kind tunlichst frei von gängigen Rollenmustern aufwachsen zu lassen, noch eine Ausnahme darstellen. Auch statistisch wird nicht erhoben, wie viele Familien in Österreich ihre Kinder tatsächlich geschlechtsneutral erziehen.

Buben toben, Mädchen spielen brav. Solche Rollenmuster sind nach wie vor gang und gäbe. Dabei gibt es in der Realität so viel Spielraum dazwischen: Buben ziehen auch gern rosa Tutus an und Mädchen Fußballtrikots.

Tiefsitzende Klischees

Nach wie vor ist die Idee davon, was typisch Mädchen und was typisch Bub ist, tief in den Köpfen verankert – trotz aller Genderdebatten der vergangenen Jahrzehnte. Das belegen auch diverse Baby-X-Experimente, die seit den 1970er-Jahren immer wieder gemacht werden. Sie weisen nach, dass Erwachsene je nachdem, ob sie glauben, einen Bub oder ein Mädchen vor sich zu haben, beim Spielen unterschiedlich agieren. Für Aufsehen sorgte unlängst etwa der Trailer der BBC-Doku Girl toys versus boy toys, weil Erwachsene einem vermeintlichen Mädchen Puppen und Kuscheltiere zu spielen gaben und einem vermeintlichen Buben ein Auto.

Entlarvend ist auch ein Blick in Bekleidungsabteilungen und Spielzeuggeschäfte für Kinder: Rosa, Pink und Lila ist für Mädchen, Blau für Buben. Das alles wirkt sich auf die Lebensläufe und Chancen der Kinder aus. Laut Untersuchungen googeln Eltern von Buben mehr als doppelt so häufig "Ist mein Kind ein Genie?" als die Eltern von Mädchen. Und nach einer deutsch-amerikanischen Studie wünschen sich Eltern für ihre Töchter tendenziell Berufe im Gesundheits- und Bildungswesen, für die Söhne favorisieren sie IT-Jobs. Gegen diese Stereotype wollen sich immer mehr Eltern ganz bewusst stellen und geschlechtsneutral erziehen. Später sollen die Kinder selbst die Wahl haben, wer und wie sie sein wollen.

Das versuchen etwa die Schwedin Miranda Rudklint, ihr Partner Kim und ihr Kind Eli. Eli trägt gern rosa Kleidung, steht auf Dinos und tanzt gern. Ob ihr vierjähriges Kind ein Bub oder ein Mädchen ist, sagen die Eltern nicht. Wenn sie über ihr Kind sprechen, verwenden sie das geschlechtsneutrale schwedische "hen". "Allein aus dem Grund, dass Eli hauptsächlich Rosa trägt, vermuten die meisten automatisch, dass es sich um ein Mädchen handelt", sagte Miranda vor kurzem in der ARD-Sendung Weltspiegel. Ihr Kind solle aber in einer Welt ohne Rollenklischees aufwachsen, denn das Geschlecht sei nicht das, was wir haben, sondern das, was wir tun. Auch Miranda und Kim wurden öfter dafür angefeindet, wie sie leben.

Hochgradig geschlechtsspezifisch

Ein (vermeintlicher) Bub im rosa Kleid oder mit lackierten Fingernägeln kann in der Öffentlichkeit ungewollt für Aufsehen sorgen. Barbara Schober, Dekanin der Fakultät für Psychologie an der Uni Wien: "Wenn es ans Eingemachte geht, verhalten sich die Menschen oft wesentlich stereotyper, als ihnen lieb ist. Viele Eltern beteuern, dass es für Buben und Mädchen beim Spielzeug alle Optionen geben soll. Aber fragt man sie, was sie letztlich kaufen, ist es häufig hochgradig geschlechtsspezifisch."

Noch nicht in der Öffentlichkeit angeeckt ist Leonie, Mutter eines 14 Monate alten Sohnes, die sich in der Wiener Initiative Kigebe (Kinder gendersensibel ins Leben begleiten) engagiert. Sie hat ihrem Sohn zwar keinen Unisex-Namen gegeben, lebt ihm gemeinsam mit dem Vater aber ganz bewussst vor, dass beide gleichwertig für die Familie zuständig sind: "Unser Kind soll nicht in Klischees aufwachsen und seine Identität selbst aufbauen." Beide sind konsequent gleichwertige Ansprechpartner, egal, ob es ums Trösten oder Hausarbeit geht. Auch das ist nicht selbstverständlich, wie Zeitverwendungsstudien zeigen.

Für Sascha Verlan, Autor des Buches Die Rosa-Hellblau-Falle und Vater von drei Kindern, geht es nicht darum, das Geschlecht seiner Kinder aufzuheben, sondern sensibel und aufmerksam zu sein für die Einflüsse und Einordnungen, die Kinder erleben. Er findet die Bezeichnung geschlechtsneutral daher schwierig: "Kinder sollen das Gefühl haben, dass sie alles ausprobieren und machen können, weil sie sind, was sie sind, und nicht obwohl." Sie sollten Freiräume haben, damit sie machen und entdecken können, wofür sie sich wirklich interessieren und sich nicht von außen einreden lassen, irgendetwas sei nicht für sie oder untypisch.

Grenzen des Engagements

Weil Stereotype in der Gesellschaft so tief sitzen, sieht Psychologin Barbara Schober Grenzen in der geschlechtsneutralen Erziehung. Sie glaubt nicht, dass man im Alltag alle Geschlechterklischees lösen kann: "Es ist ein interessanter Versuch und soll positiv wirken, weil die Kinder früh in ihrer Rollenvielfalt gestärkt werden. Allerdings leben sie nicht in einem isolierten Universum. Es ist die Frage, wie lange sich diese Erziehung aufrechterhalten lässt, vor allem, wenn die Kinder älter werden. Ein Bub kann und sollte mit einem Blumenkleid auf die Straße gehen, wenn er das möchte, aber eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema braucht es schon." Zu bedenken sei außerdem, dass sich Kinder selbst einordnen: "Sie suchen auch nach Identifikation, und Geschlecht ist für sie eine sehr sichtbare und klare Kategorie in unserer Gesellschaft", so die Psychologin. Das sei grundsätzlich auch nicht problematisch, wenn Eltern auch andere Identifikationskategorien als männlich oder weiblich anbieten.

Wie wollen die Eltern von Alex damit umgehen, falls sich ihr Kind so eine einfache Kategorie aussucht oder später erfährt, dass Fremde auf das Aussehen reagieren? "Wir vertrauen darauf, dass Alex spätestens bis zum Schulalter die eigene Identität schon gefunden hat und damit umgehen können wird." Für die Zeit davor haben sie jedenfalls schon vorgesorgt – und ihr Kind in einem Kindergarten angemeldet, der auf ihre Erziehung Rücksicht nimmt. 


Nota I. - Das wollte ich eigentlich kommentieren. Doch jetzt an meiner Tastatur fällt mir nichts ein, was, so will ich doch hoffen, Ihnen nicht selber einfällt. Reiben Sie sich die Augen und sehn Sie nochmal hin: Das steht alles wirklich da, und 1. April ist erst morgen.

Nota II. - Ach, ganz kann ichs mir doch nicht verkneifen: Unlängst hatte ich Gelegenheit, auf diesen Seiten daran zu er- innern, dass in Wien zu seiner Zeit der Spötter Karl Kraus gewirkt hat. Heute erinnere ich daran, dass in Wien vor hun- dert Jahren der Sexualmediziner Siegmund Freud - über dessen Lehre und weltweite Wirkung man geteilter Meinung sein kann - mit der bürgerlichen Spießerei aufgeräumt hat, Kinder als geschlechtslose Wesen zu betrachten. - Dass ich einmal bedauern müsste, dass Freud in Vergessenheit geraten ist, hätte ich mir nicht träumen lassen.
JE


 

Samstag, 30. März 2019

Es gibt Besseres zu tun.


aus FAZ.NET,

Junge Generation verliert Lust auf Sex
Keusches Amerika: Der Anteil der jungen Leute, der keinen Geschlechtsverkehr hat, steigt rasant. Gerade bei einer Gruppe überrascht die Sex-Flaute.

In den Vereinigten Staaten wächst offenbar eine Generation von Sexmuffeln heran. Der Anteil junger Menschen, die keinen Geschlechtsverkehr haben, habe 2018 einen neuen Höhepunkt erreicht, heißt es in einer am Freitag in der „Washington Post“ veröffentlichten Studie. Von den 18- bis 29-Jährigen hätten 23 Prozent in der Befragung angegeben, in den vorangegangenen zwölf Monaten keinen Sex gehabt zu haben. Im Jahr 2008 lag dieser Wert bei gerade mal acht Prozent.

Besonders keusch verhielten sich junge Männer: Von ihnen blickten 28 Prozent auf eine mindestens einjährige Sex-Flaute zurück – drei Mal mehr als im Jahr 2008. Bei Frauen lag dieser Wert in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen bei 18 Prozent.

Etwas reger verläuft das Liebesleben der 30- bis 39-Jährigen: Hier gaben nur sieben Prozent an, ein Jahr keinen Sex gehabt zu haben. In der Altersgruppe von 50 bis 59 Jahren lag der Wert bei 13 Prozent.


Nota. - Die wollen doch nur das Eine? Von wegen. Nicht immer lockt das Weib.
JE


 

Dienstag, 26. März 2019

Girl's Day.

Ach, zur Abwechslung mal was Versöhnliches - da bricht ich mir schon kein Zacken aus der Krone:


aus FAZ.NET,

Von Prinzessin Lillifee zur Vorstandsvorsitzenden



Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Sagt man. Das stimmt aber leider nicht immer. Meine älteste Tochter (12) zum Beispiel wartet seit einigen Tagen auf den Rückruf des örtlichen Forstamtes, aber das hat sich bisher nicht gemeldet. Dabei läuft uns die Zeit davon. Meine Tochter möchte nämlich den Girls’Day (am 28.3.!) im hiesigen Forst verbringen, einem Forstwirt bei der Arbeit zuschauen. Vor allem aber am Girls‘ Day nicht in die Schule müssen. Das wäre die schlimmste Option: Im Klassenzimmer Filmchen über die Arbeitswelt angucken, während die Mitschülerinnen tolle Sachen machen in irgendwelchen Agenturen, Handwerksbetrieben oder Unternehmen.

In die Arbeitswelt der eigenen Eltern reinschnuppern scheidet aus: Meine Frau fängt jetzt erst ihre neue Stelle an, und ich sitze nur am Computer und mache „Tippi-Tippi“ (wie unsere Jüngste meine Tätigkeit bezeichnet). Zu langweilig. Außerdem soll der Girls’Day ja vor allem Einblicke in technische oder naturwissenschaftliche Arbeitsfelder vermitteln, da wäre unsere Tochter bei uns ziemlich falsch. (MINT halten meine Frau und ich bestenfalls für eine Farbe oder eine Geschmacksrichtung bei dunkler Schokolade. Und ich bin ja schon froh, wenn das WLAN funktioniert.)

Zugegeben: Der Termin für den Girls’Day steht schon seit Monaten fest, die Infoblätter hatte ich, glaube ich, schon Anfang Januar in der Hand. Und mit etwas mehr elterlicher Unterstützung hätte meine Tochter wahrscheinlich jetzt keine Torschlusspanik. Außerdem gibt es da ja auch noch eine eigene Suchmaschine auf der Plattform des Girls’Day im Internet. Wir haben da gestern auch mal reingeschaut – es gab noch zwei offene Angebote in unserer Nähe: Schnuppertag bei der Bundeswehr (ab 15 Jahren) und Einblicke in das Arbeitsfeld einer Fachkraft für Lagerlogistik. Wir haben dann doch lieber noch bei unserem griechischen Lieblingsgastronom um die Ecke angefragt, ob unsere Zwölfjährige einen Tag in der Küche helfen kann. Leider ohne Erfolg.

Ich habe, ehrlich gesagt, ein sehr zwiespältiges Verhältnis zum Girls’Day.

Sicher, es gibt gute Gründe, Mädchen für sogenannte „Männerberufe“ zu interessieren und mit diesen blöden Rollenfestlegungen aufzuräumen. Ohnehin bin ich als Vater von drei Töchtern notwendigerweise Feminist. Und ich weiß auch, dass sich durch abwarten oder aussitzen noch nie etwas geändert hat in der Welt. Wenn ich mir nur vorstelle, meine irgendwann erwachsenen Töchter dürften nicht wählen gehen, ihr Vermögen nicht selbst verwalten, keiner beruflichen Tätigkeit oder keinem Studium nachgehen ohne Einwilligung eines Mannes, dürften nicht selbst bestimmen, wie sie leben möchten oder mit wem, dann steigt mein Blutdruck in gefährliche Höhen. Das alles klingt nach grauer Vorzeit und ist doch gar nicht so lange her. Wahrscheinlich hätte ich als Vater damals auch alles so hingenommen und meinen Töchtern erzählt, dass das eben so sei im Leben. Weil … warum auch immer. 
 
Ich bin deshalb sehr dankbar für das, was schon erreicht worden ist bei der Gleichstellung, und ich bin den Frauen dankbar, die meinen Töchtern ein besseres Leben erkämpft haben, (und ich bin froh über jene Männer, die auf diese Frauen gehört haben). Aber das reicht mir nicht. Ich will nicht, dass wir unsere Töchter in einer Gesellschaft großziehen, in der Frauen pro Stunde immer noch 21 Prozent weniger verdienen als Männer. Schon klar, das ist der „unbereinigte“ Verdienstunterschied, der „bereinigte“ fällt um einiges geringer aus. Aber was ist meinen Töchtern geholfen, wenn man beim Vergleichen nur das Einkommen von Betriebsleiterin und Betriebsleiter vergleicht – und nicht fragt, warum Frauen häufiger als Männer unbezahlte oder schlecht bezahlte Arbeiten verrichten, oder gar nicht erst in Berufen oder auf Positionen landen, die finanziell besser ausgestattet sind.

Das hat nichts mit ideologisch geprägter Gleichmacherei zu tun – sondern mit Chancengerechtigkeit, mit Freiheitsgraden. „Geld ist geprägte Freiheit“, sagte Dostojewski. Und so ist es. Da gibt es auch nichts zu romantisieren oder zu relativieren von wegen unterschiedlicher Qualifikationen oder Tätigkeiten: Wenn eine Gruppe tendenziell schlechter abschneidet beim Geld – so wie die Frauen – dann ist sie unfreier als andere. Als einer der Hauptgründe für den Gender Pay Gap wird immer wieder angeführt, dass Frauen häufiger in Branchen und Berufen arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird, und Frauen seltener Führungspositionen erreichen.

Das alles scheint also für den Girls’Day zu sprechen: Macht Mädchen neugierig auf die besser bezahlten Männerjobs, dann löst sich das Problem schon. Doch was da als Lösung eines Gerechtigkeitsproblems verkauft wird, zielt in Wirklichkeit auf etwas ganz anderes: die Ausweitung des Arbeitskräftepotenzials in techniknahen Berufen. Das ist legitim, hat aber nichts mit Emanzipation zu tun.

Emanzipation hat immer mit der Zunahme von Freiheitsgraden zu tun, mit der Frage, ob ich die Wahl habe. Nicht das Madigmachen von „Frauenberufen“ macht Mädchen freier, sondern die Besserstellung der Wertigkeit ihrer Tätigkeiten. Die bessere Finanzierung bisher schlecht oder gar nicht bezahlter „Frauenberufe“ wäre so ein Schritt vorwärts – dann würden sich vielleicht auch mehr Männer dafür interessieren.

Und wer bei seinen Kindern Rollenklischees wirklich durchbrechen will, darf damit nicht bis zum ersten Girls‘ (oder Boys‘) Day in der 5. Klasse warten. Und sollte lieber Pippi Langstrumpf vorlesen als Prinzessin Lillifee. Girls’Day ist jeden Tag ab Geburt – oder gar nicht.

Im vergangenen Jahr war meine Tochter beim Girls’Day in einer sogenannten Software-Schmiede. Sie fand das toll, weil sie mit einem Virtual-Reality-Headset virtuelle Gegenstände durch einen virtuellen Raum bewegen konnte. Außerdem gab es ein Mittagessen in der Firmenkantine.

Den Tag beim Förster habe übrigens ich meiner Tochter vorgeschlagen, nachdem sie ihre Zielvorstellungen für den diesjährigen Girls’Day ungefähr so beschrieben hat: „Irgendwas mit Fotos oder Design oder Tieren oder Bedienen in einem Restaurant.“ Ich finde, Forstamt kommt irgendwie hin. Das Leben ist eben kein Ponyhof.


Nota. - Es ist ja wahr; es gibt Männer, die sind Väter nur von Töchtern (bloß von Töchtern würde ich nicht einmal den- ken). Die haben gar keine Wahl, die müssen für Mädchen immer nur das Beste wollen. Und ich war vierzig Jahre lang Sozialpädagoge, ich kann gar nicht anders als ihnen beipflichten.

Emanzipation hat immer mit der Zunahme von Freiheitsgraden zu tun. Und ganz sicher nicht mit der Implementierung von Privilegien in geschützten Zonen, und schon gar nicht auf Kosten anderer.
JE

 

Montag, 18. März 2019

Das Märchen vom Pay gap.

Unter gleichen Bedingungen verdienen Frauen durchschnittlich zwei Prozent weniger als Männer.
aus FAZ.NET, 18. 3. 2019

Warum Frauen so wenig verdienen
Unter gleichen Bedingungen verdienen Frauen durchschnittlich zwei Prozent weniger als Männer. 

Von Patrick Bernau (Text) und Jens Giesel (Grafik)*

Frauen werden in der Arbeitswelt diskriminiert – so heißt es oft. Doch die wichtigeren Gründe für die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen liegen im Privatleben. 

Wie es an diesem Montag in Deutschland klingt, das kann jeder schon auswendig. „Frauen werden unfair bezahlt“, wird es dann heißen. Denn an diesem Montag ist „Equal Pay Day“, also der Tag, bis zu dem Frauen unentgeltlich gearbeitet haben, während die Männer schon seit dem ersten Tag des Jahres ordentlich verdienen. So wird die amtliche Statistik allgemein interpretiert.

Keine Frage: Frauen bekommen weniger. Im Durchschnitt verdienen Frauen 17,09 Euro je Stunde, Männer 21,60 Euro. Woran das liegt, dazu gibt es eine Geschichte, die immer wieder erzählt wird und die Frauen eine Opferrolle zuweist. Sie geht in etwa so: Die Chefs in den Unternehmen sind meistens Männer. Die wissen die Arbeit der Frauen nicht zu schätzen, auch weil die oft so bescheiden auftreten. Also bekommen die Frauen weniger Gehalt. Hat nicht erst ein Fall bei der Investmentbank UBS gezeigt, dass arbeitende Mütter jahrelang weniger Bonus bekamen?

Das führt dazu, dass die Frauen weniger Geld in die Familie einbringen als der Mann. Also müssen sie sich zu Hause um die Kinder kümmern, während der Mann Karriere machen darf. Sogar wenn die Frau mehr arbeiten würde, hätte sie nur mehr Stress: Die Hausarbeit und die Organisation der Familie blieben ohnehin an ihr hängen, weil sich die Männer erfolgreich drücken. Auch das Ehegattensplitting trägt dazu bei, dass sich eine richtige Berufstätigkeit der Frau nicht rechnet. All das könnte sich ändern, wenn nur mehr Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten der Unternehmen vertreten wären.

So geht die eine Erzählung. Es gibt aber auch noch eine andere. Die läuft so: Junge Frauen verdienen in den gleichen Berufen ungefähr genauso viel wie Männer. Weniger wird es nur, wenn sie sich für schlechter bezahlte Berufe entscheiden. Sie haben eben noch andere Werte als Geld. Oft heiraten sie aber Männer, die ein kleines bisschen älter sind und einen lukrativeren Beruf haben. Deshalb verdienen sie weniger als ihr Ehemann. An die Erziehung der Kinder stellen sie hohe Anforderungen, also übernehmen sie den Großteil der Kinderbetreuung.

Stundenlöhne von Männern und Frauen im Vergleich*

Während die Frauen nur noch Teilzeit arbeiten, machen die Männer Überstunden und holen sich die Lohnerhöhungen. Zwar haben die Unternehmen sich schon längst zum Ziel gemacht, Frauen zu fördern – hat nicht selbst Google gerade erst festgestellt, dass Frauen auf vergleichbaren Positionen mehr verdienen als Männer? Doch im Karriere-entscheidenden Alter zwischen 30 und 40 haben sich viele gute Frauen selbst aus dem Rennen genommen, sie arbeiten ja nur noch 60 Prozent. So werden zur allgemeinen Überraschung trotzdem immer wieder die Männer befördert.

Die Entscheidung über das Gehalt fällt im Privatleben

Beide Erzählungen enthalten ein Korn Wahrheit, doch am Equal Pay Day am Montag wird die erste Erzählung die Debatte dominieren. Dabei ist die zweite Erklärung viel näher an der Wahrheit, als ihr politisch zugestanden wird. Dass Frauen weniger verdienen als Männer – diese Entscheidung wird eher im Privatleben als bei der Arbeit getroffen.

Dieser Artikel ist aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung 
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Das zeigt schon die bekannteste Analyse der Gehaltsunterschiede. Seit Jahren spricht Deutschland über den Unterschied zwischen der „Lohnlücke“ und der „bereinigten Lohnlücke“: Frauen verdienen je Arbeitsstunde über 20 Prozent weniger als Männer, meldet das Statistische Bundesamt. Doch wenn die Statistiker vergleichen, wie viel Frauen auf vergleichbaren Stellen verdienen, dann landet man plötzlich bei „höchstens sechs Prozent“ Lohneinbußen für Frauen – die sogenannte bereinigte Lohnlücke.

Doch selbst diese Zahl überschätzt die Gehaltsunterschiede kolossal. Denn die Statistik hat einen wichtigen Mangel: Sie weiß nicht, ob jemand Elternzeit genommen hat. Sie weiß nur, wann die Leute angefangen haben zu arbeiten. Sie vergleicht also nach zehn Jahren oft Männer mit zehn Jahren Berufserfahrung und Frauen mit ein paar Jahren Berufserfahrung und ein paar Jahren Elternzeit. Kein Wunder, dass Frauen da weniger verdienen.

Warum Frauen weniger als Männer verdienen, in Prozentpunkten*
 
Am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut hat deshalb die Ökonomin Christina Boll mit Kollegen andere Daten gesucht und die Lohnlücke noch einmal berechnet. Sie stellte fest: Mehr als fünf Prozentpunkte der Lohnlücke gehen darauf zurück, dass Frauen weniger Berufserfahrung haben als Männer. Übrig bleibt in dieser Rechnung eine Gehaltslücke von rund zwei Prozent. Egal, wie man es misst: Die Gehaltsunterschiede sind anfangs klein und wachsen erst nach dem 30. Geburtstag, also wenn die Kinder kommen.

In Westdeutschland ist beliebt, dass Frauen nur Teilzeit arbeiten

Und warum sind es in Deutschland so oft die Frauen, die Elternzeit nehmen und Teilzeit arbeiten? Das wurde an einem Freitagmorgen Anfang des Jahres in Atlanta deutlich. Im sehr futuristischen Marriott-Hotel trafen sich in einem fensterlosen kleinen Konferenzraum Ökonomen aus der ganzen Welt, die die Bezahlung von Männern und Frauen erforschen. Dort wurde verglichen, was mit Frauen geschieht, wenn sie Kinder bekommen. Schweden, Österreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten wurden analysiert – doch nirgends verloren die Frauen in den Jahren nach ihrer ersten Geburt so viel Gehalt wie in Deutschland. Mütter verzichten in Deutschland durchschnittlich auf mehr als die Hälfte des weiteren Gehaltes – wegen Elternzeiten, Teilzeitarbeit und verlorenen Karrierechancen.
 



Liegt das nur daran, dass Plätze in deutschen Kinderkrippen so rar sind? Nein, glaubt Josef Zweimüller, Volkswirt an der Universität Zürich, der diesen Vergleich mit erarbeitet hat. Er weiß: Wie sich die Gehälter von Frauen entwickeln, hängt von den gesellschaftlichen Vorstellungen in den Ländern ab. Und die sind in Deutschland oft ganz klar: Wenn Frauen Nachwuchs haben, arbeiten sie weniger.

Dass Frauen mit Schulkindern Vollzeit arbeiten – im Vorzeigeland der Gleichberechtigung, in Dänemark, finden das 76 Prozent der Bürger gut. Selbst unter den katholischen Iren finden noch 41 Prozent, dass Mütter Vollzeit arbeiten sollten. In Westdeutschland aber liegt die Zustimmung nur bei 22 Prozent – und zwar bei Männern und Frauen gleichermaßen. Der Grund, aus dem viele Frauen für die Kinder zu Hause bleiben, ist einfach: Deutschland will das so. Zumindest der Westen. In Ostdeutschland findet Vollzeitarbeit eine gesellschaftliche Mehrheit, dort ist auch die Gehaltslücke deutlich niedriger.

Es zeigt sich ein großer Unterschied zwischen den Forderungen von Familienpolitikerinnen und den Prioritäten der Westdeutschen. Mancher ist erst zufrieden, wenn Frauen genauso viel verdienen, also auch genauso arbeiten wie Männer. Dabei ist das vielen Frauen offenbar gar nicht so wichtig, wenn sie im Gegenzug Zeit mit der Familie haben können.

Sollten Mütter von Schulkindern in Vollzeit arbeiten? Zustimmung in Prozent*

Vor zwei Jahren hat die SPD durchgesetzt, dass Unternehmen auf Anfrage Gehaltsvergleiche zwischen Männern und Frauen offenlegen müssen. Das fällt nicht immer leicht, aber bis heute haben die Deutschen diese Möglichkeit kaum genutzt. Eine Evaluation des Gesetzes steht noch aus, doch von großen Diskriminierungen weiß das Familienministerium bisher nicht zu berichten. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund nennt keine. Stattdessen fordert die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack: „Betriebe müssten verpflichtet werden, ihre Entgeltpraxis zu überprüfen.“ Sie glaubt: Dass es so wenige Frauen in Vorständen gebe, liege daran, dass die keine Chance bekämen.

Die statistische Lohnlücke schrumpft so schnell nicht

Das erzählen Praktiker anders. Die Unternehmen suchen schon teils verzweifelt nach geeigneten Frauen. „Frauen können an der Spitze der Unternehmen inzwischen teilweise mehr verdienen als Männer“, sagt Christian Böhnke, der als Headhunter bei „Hunting Her“ speziell nach Frauen sucht, „jedenfalls wenn sie gut verhandeln.“ Nur die Verhandlung laufe nicht immer gut. Er erzählt: Vor kurzem rief ihn eine Frau an, die auf ihrer alten Stelle mehr als 300.000 Euro im Jahr verdient habe. Als er sie gefragt habe, was sie künftig verdienen wolle, rückte sie in einem fünfminütigen Monolog von ihren Gehaltsvorstellungen immer weiter ab – bis sie bei 200.000 Euro ankam, „wenn wirklich alles andere passt“. Böhnkes Fazit: „Frauen ködert man nicht, indem sie sich einen 7er-BMW statt eines 5ers als Firmenwagen zulegen können.“

Falls also Frauen und Männer unterschiedlich arbeiten wollen, wie viel Zwang darf der Staat dann ausüben, um das anzugleichen? Die Frage könnte theoretisch bleiben. Headhunter Böhnke stellt fest, dass Unternehmen im Kampf um gutes Personal sowieso ihre Arbeitsbedingungen so verändern, dass sie auch Wünschen der Frauen entgegenkommen.

Eines allerdings wird sich trotzdem so schnell nicht bessern: die statistische Lohnlücke. Die zeigt nämlich die Löhne sämtlicher arbeitender Deutscher, auch der 60-jährigen, deren Karriereentscheidungen schon vor Jahrzehnten gefallen sind. Am Statistischen Bundesamt hat der zuständige Gruppenleiter Martin Beck ausgerechnet: Selbst wenn junge Männer und Frauen von jetzt an immer gleich viel verdienen und man die Lohnlücke in fünf Jahren noch mal ermittelt– „da wird sich nicht viel verändern.“

*) aus technischen Gründen kann ich die Graphiken auf meinem Blog leider nicht wiedergeben. 
Klicken Sie bitte auf meinen Graphik-Link!
JE


 

Samstag, 16. März 2019

Der Wiener Presserat leistet sich eine Satire.

aus Die Presse, Wien,

Woran die Debatte über Frauenarbeit seit Jahren krankt Plädoyer für alle jene, die das Frauenvolksbegehren nicht unterschrieben.



Dies ist eine Sachverhaltsdarstellung für die Gleichbehandlungskommission, mit der Bitte um Prüfung auf etwaige Verfassungswidrigkeiten: Es gibt in unserem Land eine durch unverwechselbare körperliche Merkmale eindeutig gekennzeichnete Menschengruppe, die gegenüber dem Rest der Bevölkerung ausgesprochen bevorzugt erscheint.

Die Mitglieder dieser elitären Kaste sind von Natur aus mit mehr Lebens- und per Gesetz mit mehr Pensionsjahren ausgestattet. Sie sind vom obligatorischen Wehrdienst befreit und bei Restaurantbesuchen häufig von der Zahlungspflicht entbunden. Ein ungeschriebenes Gesetz bevorzugt sie bei der Sitzplatzverteilung in der Straßenbahn. 

Dank ihres größeren Sprechbedürfnisses können sie die kommunikativen Vorteile von Mobiltelefonen und sozialen Medien bei gleichen Pauschaltarifen besser nützen. 

Sie sind aufgrund der Paarungsgewohnheiten in unseren Breiten meist die Umworbenen. In Fragen der Fertilität haben sie die Deutungshoheit und bei der Nachwuchsplanung Entscheidungsfreiheit. Dank der exklusiven Fähigkeit, Kinder in die Welt zu setzen, erfreuen sie sich besonderer Wertschätzung und umfassender Schutzbestimmungen.

Ein eigenes Ministerium

Die Mode-, Schmuck- und Kosmetikindustrie ist vorwiegend um sie und ihre häufig wechselnden Wünsche bemüht. Es wird ihnen oft durch die Tür und aus dem Mantel geholfen.

Inzwischen ist ein eigenes Ministerium nur ihrem Wohlergehen gewidmet, was auf Dauer den Unmut der Minderheits- bevölkerung gegen die privilegierte Mehrheit schüren kann.

Sie kommen – auch wenn sie nicht Flick, Wlaschek, Karajan oder Horten heißen – häufiger in den Genuss von Erb- schaften.

Sie sind mit einer wärmedämmenden weichen Oberflächenbeschichtung ausgestattet, werden bei Schiffskatastrophen aber dennoch als Erste gerettet.

Allerdings: Bei Bergleuten, Asphaltierern, Kanalräumern, Schachspielern und Totengräbern sind sie erstaunlich unterrepräsentiert.

Rufschädigende Volksbegehren

Sie werden von selbst ernannten Interessenvertreterinnen bemuttert, die in ihrem Namen rufschädigende Volksbegehren anzetteln. Dadurch erscheinen sie als hilflose, bedürftige Opfer auf einer nie endenden Verliererstraße, was zum Krank- heitsbild der eingebildeten Minderwertigkeit mit all ihren zersetzenden Folgen führt.

Der Autor dieser Sachverhaltsdarstellung ehrt die Frauen, denn sie „flechten und weben“ bekanntlich „himmlische Rosen ins irdische Leben“; er liebt viele von ihnen, bewundert manche und verehrt einige.

Aber als Kollektiv bedauern kann er die Frauen beim besten Willen nicht. Auch wenn einige Berufsfrauen durch den Wegfall der Mitleidskeule um ihre Existenzgrundlage gebracht werden.

Die seit Jahren im Kreis gehende Diskussion über Frauenarbeit und Frauenentlohnung scheint daran zu kranken, dass es weniger um Chancengleichheit als um Ergebnisgleichheit geht. Es wird paranoid nach böswilligen Feinden außerhalb der eigenen Gruppe gesucht, statt selbstkritisch nach möglichen Ursachen und deren Behebung zu forschen.

Wenn eine Gruppe von Arbeitnehmerinnen tatsächlich unter ihrem Wert bezahlt wird, also „billig“ für die geldgierigen Arbeitgeber ist, müsste sie ja als Erstes beschäftigt und aus dem Arbeitskräfteangebot verschwunden sein.

Jens Tschebull (* 1930 in Klagenfurt) war Chefredakteur von „Trend“ und „Profil“, Herausgeber des „Wirtschaftsblatts“
und Gastgeber im „Club 2“.



Achtung, dies ist eine Satire:


aus derStandard.at, 15. 3. 2019

Presserat rügt "Die Presse" für frauendiskriminierenden Kommentar 

Der Senat 3 des Presserats sieht in dem Kommentar "Woran die Debatte über Frauenarbeit seit Jahren krankt" vom 12. Oktober 2018 einen Verstoß gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse.

Der Kommentar stammt von Jens Tschebull, ehemaliger Chefredakteur von "Trend" und "Profil" sowie Herausgeber des "Wirtschaftsblatt". Der Kommentar versteht sich als "Plädoyer" für all jene, die das Frauenvolksbegehren nicht unterschrieben haben. Im Kommentar werden Frauen als eine "elitäre Kaste" bezeichnet, die von Natur aus und per Gesetz mehr Vorteile habe als Männer. ...

Der Senat stuft den vorliegenden Kommentar als frauendiskriminierend ein. Die angeführten Beispiele des Autors, wonach Frauen in vielen Bereichen bevorzugt seien, entbehren laut Presserat "nicht einer gewissen Absurdität". Tschebulls Ausführungen seien geeignet, "Frauen pauschal zu verunglimpfen", was einem Verstoß gegen Punkt sieben des Ehrenkodex entspreche.

Der Presserat: "Der Autor versucht nicht nur, die für die Gesellschaft wichtigen Themen Frauenförderung, Gleichberech- tigung und Gleichstellung der Geschlechter ins Lächerliche zu ziehen, sondern will diesen Themen offenbar ihre Legiti- mation absprechen. Seine Ansichten erscheinen dem Senat geradezu aus der Zeit gefallen. So wie der Chefredakteur geht auch der Senat nicht davon aus, dass der zu prüfende Text als satirische Darstellung einzuordnen ist. Der Artikel mag zwar einige Überzeichnungen und Zuspitzungen aufweisen. Dennoch erweckt der Autor durchaus den Eindruck, die frauenfeindlichen Auffassungen tatsächlich zu vertreten. Dies lässt sich auch aus der Stellungnahme des Autors gegen- über dem Presserat schließen, so der Senat weiter. Darüber hinaus ist der Kommentar auch nicht als "Satire" gekenn- zeichnet. Der Senat nimmt es zwar positiv zur Kenntnis, dass ein weiterer Gastkommentar mit klaren Kontrapositionen veröffentlicht wurde. Diese Maßnahme reicht jedoch nicht aus, um das Verfahren vor dem Presserat einzustellen.

Der Senat stellt daher einen Verstoß gegen den Ehrenkodex fest und fordert die Medieninhaberin auf, die Entscheidung freiwillig in der Tageszeitung "Die Presse" bekannt zu geben. (red, 15.3.2019)


Nota. - Falls es einer vergessen haben sollte: Wien ist die Stadt, in der einmal Karl Kraus die Fackel herausgegeben hat.
JE.

Sonntag, 10. März 2019

Und ewig lockt das Weib.

aus derStandard.at, 8. März 2019

These: Männliche Erektion verhinderte breiteres Frauenbecken 
Warum das weibliche Becken nicht breiter wurde, ist nicht geklärt. Wiener Forscher haben eine gewagte These
 
Wien – Weibliche Becken sind im Vergleich zur Größe von Neugeborenen relativ schmal. Dadurch steigt das Risiko für Geburtskomplikationen. Dennoch wurde es im Laufe der Evolution nicht breiter. Der Grund dafür ist noch unklar. Forscher des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien haben nun eine gewagte These aufgestellt. So könnte ein schmales Becken mit starkem Beckenboden zur männlichen Erektion beitragen und so indirekt selektiv wirken.

Es gelte als wahrscheinlich, dass es einen Selektionsdruck gibt, der einer Erweiterung des Beckens entgegenwirkt, heißt es vonseiten der Wissenschafter. Die Ursachen dafür seien aber umstritten. Lange Zeit dachte man, der aufrechte Gang des Menschen erfordere ein schmales Becken, trägt es doch das Gewicht der inneren Organe besser. Empirische Belege dafür gebe es aber kaum, betonen die NHM-Forscher.

Einer alternativen Erklärung zufolge würde ein zu breites Becken den Beckenboden, der das Gewicht des Fötus und der inneren Organe trägt, anfällig für Inkontinenz und ein Organabsenken machen. Tatsächlich tritt dies vermehrt bei Frauen mit besonders breitem Becken auf. Im "American Journal of Human Biology" hat nun ein internationales Forscherteam, dem auch Nicole Grunstra und Frank Zachos von der Säugetiersammlung des NHM angehören, eine Erklärung vorgeschlagen, wie die Beckenbodenhypothese anhand vergleichender Beckenstudien bei Fledermäusen weiter untermauert werden könnte. "Fledermäuse bringen die relativ größten Neugeborenen aller Säugetiere zur Welt. Ihr Gewicht kann bis zu 45 Prozent desjenigen der Mutter betragen. Beim Menschen beträgt dieser Wert nur etwa fünf Prozent", so Grunstra.

Reproduktionsvorteil versus Beckenbreite

Bei den Fledermaus-Becken gibt es einen großen Unterschied zwischen den Geschlechtern: Jene der Männchen sind verknöchert, jene der Weibchen "ausnahmslos offen, was den Geburtskanal überhaupt erst groß genug macht, um so große Junge zu gebären", wie die Anthropologin erklärt. Offensichtlich geht das, weil Fledermäuse die einzigen fliegenden Säugetiere sind und die meisten von ihnen mit dem Kopf nach unten ruhen – beides verringert den Druck auf den Beckenboden.

Diese Entlastung könnte den Selektionsdruck in Richtung eines schmalen Becken aufgehoben haben. Diese Hypothese wollen die Wissenschafter nun mithilfe der umfangreichen Säugetiersammlung des NHM weiter untersuchen – denn die mehr als 1.000 Fledermausarten unterscheiden sich in ihrem Flug- und Ruheverhalten zum Teil erheblich. Sollte die Beckenbodenhypothese zutreffen, müssten etwa Weibchen von aufrecht in Spalten ruhenden Arten aufgrund der größeren Kräfte auf den Beckenboden weniger stark geöffnete Becken haben.

Für den Menschen schlagen die Wissenschafter eine ganz andere mögliche Erklärung vor: "Ein starker Beckenboden, der durch ein schmales Becken begünstigt wird, trägt eventuell zur männlichen Erektion bei, einem Merkmal von offensichtlicher Bedeutung für die Reproduktion – und somit auch zur evolutionären Fitness", so Zachos. Die Selektion für ein schmales Becken könnte also primär über das männliche Geschlecht wirken. So wurden immer breitere weibliche Becken indirekt verhindert, meinen die Forscher. (APA)

Originalstudie:
Humans as inverted bats: A comparative approach to the obstetric conundrum


Nota. - 'Primär über das männliche Geschlecht...' - wie denn das? Kamen die Eindringlinge zuerst und blockierten die Erweiterung von innen? Es war umgekehrt: nämlich eine weibliche List, um den Mann in Botmäßigkeit zu locken. Ganz ohne Konkurrenz waren sie ja nie. Orpheus wurde von wütenden Weibern erschlagen, weil er in Thrakien die Knabenlie- be eingeführt hatte.
JE

Samstag, 9. März 2019

"Für Theorie krankt es an Inhalt, und für Kunst krankt es an Form."


aus derStandard.at, 8. März 2019,

Lisa Eckhart: 
Was täten junge weiße Gören ohne alte weiße Männer?
Was genau ist die Schuld dieser alten weißen Männer? Dass sie nicht springen, wenn der Feminismus pfeift

Der größte Modeschöpfer der Geschichte – Gianni Versace – ist tot. Und Karl Lagerfeld ist auch gestorben. Versace wurde erschossen. Lagerfeld starb lieber von selbst. Somit blieb vielen nur mehr Rufmord. Der Nachruf war in Windeseile der üblen Nachrede gewichen. Hauptanklagepunkt: "Lagerfeld war Frauenhasser!" Natürlich war er das.

Er war Designer und schwul. Was zeugt von größerer Misogynie als Frauen nicht aus-, sondern anziehen zu wollen? Selbst als Homosexueller, einst populäres Accessoire unter Frauen, war Lagerfeld nicht sicher vor weiblicher Respektlosigkeit. Eine junge Dame rief sogar zur Anti-Kondolenz auf. Warum? Er war ein alter weißer Mann. Beweislage abgeschlossen. Ein Jahr ist vergangen, seit Catherine Deneuve und Nina Proll sich gegen Larmoyanz aussprachen. Was folgte, war die Arroganz. Zelebriert von jungen Frauen, welche in alten weißen Männern ihren Gottseibeiuns fanden. Warum in diesen? "Stolz, laut, selbstbestimmt"

Weiße Männer zu pauschalisieren wäre wohl eine Nummer zu groß. Alt aber ist dehnbar, und die Jugend, schon fortschrittlich geschlechtslos, krönt sich eigenmächtig mit sittlicher Unfehlbarkeit. Eine dieser Frauen ist Sophie Passmann. Sie schrieb ein Buch zu den alten weißen Männern. "Schrieb" ist ein Euphemismus, Passmann führte Interviews. Sie tat, was dem Weibe seit jeher am liebsten – tratschen. Mit 15 weißen Männern. Das zeuge von Gesprächsbereitschaft. In Wahrheit ist es unumgänglich, andere zu Wort kommen zu lassen, wenn man selber nichts zu sagen hat.

Ein Schlichtungsversuch ist der Untertitel des Buches, aber geschlichtet wird nichts. Wie auch? Die Autorin halte, wie sie konstatiert, als Feministin ohnehin "Deutungshoheit" inne. Da fragt sich dieser Narr von Kant ein Leben lang "Was kann ich wissen?". Hätte er einfach die Passmann gefragt! Die verplempert keine Zeit mit Erkenntnistheorie. Sum, ergo sum ist ihre Devise. Laut Pressetext des Buches sei Passmann eine jener "Frauen, die stolz, laut und selbstbestimmt sind". Attribute, welche leicht in "überheblich, vorlaut und selbstgerecht" kippen. Passmann ist darin nicht allein. Die Riege junger, weißer Gören heißt zum Glück nicht Legion, aber zumindest Legionelle.

Sargnagels Satire

Wo tummeln sich junge, weiße Gören? Auf Facebook, Instagram und Twitter exkrementieren sie Authentizität, und auf Buchmessen lassen sie grübeln, wann der Dammriss stattgefunden, seit dem die Literatur ein Phallus, der Sperma und Urin beherbergt. Für Theorie krankt es an Inhalt, und für Kunst krankt es an Form. Den Bastard, der dabei herauskommt, nennt man sinnentleert Satire. Als solche adelt man sogar, wenn die Göre Stefanie Sargnagel schreibt: "Österreich, du dummes Huankind." Dessen Antipatriotismus liegt verkannterweise darin, dass man in Österreich traditionsgemäß fäkal und nicht sexuell flucht. Aber dem Proletariats-Schick der Gören fehlt die Kreativität der ingeniösen Beleidigung, wie sie etwa der alte weiße Mann Mundl gepflegt hat. Anstatt sich von dem inspirieren zu lassen, schimpfen junge weiße Gören auf die alten weißen Männer. Nicht auf den alten weißen Mann (an sich), wie man etwa auf den Ausländer schimpft. Der kollektive Singular ist kein Individuum, sondern platonische Idee des idealen Ausländers, der ohne Unterlass schändet und stiehlt. Das machen nämlich bei weitem nicht alle. Alte weiße Männer hingegen sind ausnahmslos sexistische, uneinsichtige Despoten.

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hier können Sie die Sprachpetition unterzeichnen
(wenn der Server nicht wieder zusammengebrochen ist.)


Weswegen junge weiße Gören nicht den Singular benutzen. Damit nur ja nicht einer denkt, dieser alte weiße Mann wäre – gleich dem Ausländer – ein phantasmagorisches Konstrukt, dessen Bekämpfung nur dem Zweck dient, weitaus tiefer liegende, gesellschaftliche Antagonismen nach wie vor ignorieren zu können.

Systemkritik mit Veganismus

Jegliche Systemkritik ziemt jungen, weißen Gören nicht. Schließlich inkarnieren sie den Neoliberalismus hundert Mal besser als die alten, weißen Männer. Sie posieren als bewusstlose Büttel auf der Agora des digitalen Datenhandels. Ihren stilisierten Street-Food-Veganismus halten sie für Konsumverzicht. Die zum Humbug erklärten Geschlechter und Heimat ersetzen sie durch einen markttauglichen Lifestyle. Für alles andere gibt es Party-Essenzialismus!

Letzterer gebar die Gewissheit: All die alten weißen Männer genießen Privilegien, derer sie sich nicht bewusst sind. So auch Passmann. Ihre Position ist eine, die nicht weniger Privilegien verheißt. Ich rede hier zwar aus Erfahrung, aber dennoch ist es wahr. Auch ich bin jung und weiß und Frau. Mir werden heutzutage Chancen nicht trotz meiner Fähigkeiten verwehrt, sondern trotz meiner Fähigkeiten ermöglicht.

Amourös, nicht animos

Als ich in Passmanns Alter war, galt den alten weißen Männern unser amouröses, nicht animoses Interesse. Sie hatten uns nichts angetan. Sie hatten es uns angetan. Demnach bin ich wohl zu befangen, um irrational auf sie einschlagen zu können. Zugleich möchte ich alte weiße Männer sowie deren Verfehlungen nicht verteidigen. Hätte ich den Eindruck, dies tun zu müssen, wären sie mir wohl auf ewig vergällt. Doch was genau ist die Schuld dieser alten weißen Männer? Dass sie nicht springen, wenn der Feminismus pfeift. Viele können nicht mehr springen. Und ein Pfeifen nicht mehr hören, weil sie es unentwegt im Ohr haben. Doch man werde es sie lehren: Alter schützt vor Torheit nicht. Besonders nicht vor der Torheit der anderen.

Was wären junge weiße Gören ohne die alten weißen Männer? An wem kontrastierten sie ihre sakrosankte Weltsicht? Blieben sie ewig Antithese, die trotzig auf den Boden stampft? Geistlosigkeit, die stets verneint? Das sollten sie sich schnell überlegen. Wir sahen es an Lagerfeld; der alte, weiße Mann ist sterblich, und seine Tage sind gezählt. Nicht weil es die Gören so wollen, sondern weil dem schlicht so ist. Und Scharen einst'ger Klägerinnen heulen auf wie Klageweiber. 

Lisa Eckhart lebt als Kabarettistin in Wien und Berlin.

Freitag, 8. März 2019

"Für Theorie krankt es an Inhalt, und für Kunst krankt es an Form."


aus derStandard.at, 8. März 2019,

Lisa Eckhart: 
Was täten junge weiße Gören ohne alte weiße Männer?
Was genau ist die Schuld dieser alten weißen Männer? Dass sie nicht springen, wenn der Feminismus pfeift

Der größte Modeschöpfer der Geschichte – Gianni Versace – ist tot. Und Karl Lagerfeld ist auch gestorben. Versace wurde erschossen. Lagerfeld starb lieber von selbst. Somit blieb vielen nur mehr Rufmord. Der Nachruf war in Windeseile der üblen Nachrede gewichen. Hauptanklagepunkt: "Lagerfeld war Frauenhasser!" Natürlich war er das.

Er war Designer und schwul. Was zeugt von größerer Misogynie als Frauen nicht aus-, sondern anziehen zu wollen? Selbst als Homosexueller, einst populäres Accessoire unter Frauen, war Lagerfeld nicht sicher vor weiblicher Respektlosigkeit. Eine junge Dame rief sogar zur Anti-Kondolenz auf. Warum? Er war ein alter weißer Mann. Beweislage abgeschlossen. Ein Jahr ist vergangen, seit Catherine Deneuve und Nina Proll sich gegen Larmoyanz aussprachen. Was folgte, war die Arroganz. Zelebriert von jungen Frauen, welche in alten weißen Männern ihren Gottseibeiuns fanden. Warum in diesen? "Stolz, laut, selbstbestimmt"

Weiße Männer zu pauschalisieren wäre wohl eine Nummer zu groß. Alt aber ist dehnbar, und die Jugend, schon fortschrittlich geschlechtslos, krönt sich eigenmächtig mit sittlicher Unfehlbarkeit. Eine dieser Frauen ist Sophie Passmann. Sie schrieb ein Buch zu den alten weißen Männern. "Schrieb" ist ein Euphemismus, Passmann führte Interviews. Sie tat, was dem Weibe seit jeher am liebsten – tratschen. Mit 15 weißen Männern. Das zeuge von Gesprächsbereitschaft. In Wahrheit ist es unumgänglich, andere zu Wort kommen zu lassen, wenn man selber nichts zu sagen hat.

Ein Schlichtungsversuch ist der Untertitel des Buches, aber geschlichtet wird nichts. Wie auch? Die Autorin halte, wie sie konstatiert, als Feministin ohnehin "Deutungshoheit" inne. Da fragt sich dieser Narr von Kant ein Leben lang "Was kann ich wissen?". Hätte er einfach die Passmann gefragt! Die verplempert keine Zeit mit Erkenntnistheorie. Sum, ergo sum ist ihre Devise. Laut Pressetext des Buches sei Passmann eine jener "Frauen, die stolz, laut und selbstbestimmt sind". Attribute, welche leicht in "überheblich, vorlaut und selbstgerecht" kippen. Passmann ist darin nicht allein. Die Riege junger, weißer Gören heißt zum Glück nicht Legion, aber zumindest Legionelle.

Sargnagels Satire

Wo tummeln sich junge, weiße Gören? Auf Facebook, Instagram und Twitter exkrementieren sie Authentizität, und auf Buchmessen lassen sie grübeln, wann der Dammriss stattgefunden, seit dem die Literatur ein Phallus, der Sperma und Urin beherbergt. Für Theorie krankt es an Inhalt, und für Kunst krankt es an Form. Den Bastard, der dabei herauskommt, nennt man sinnentleert Satire. Als solche adelt man sogar, wenn die Göre Stefanie Sargnagel schreibt: "Österreich, du dummes Huankind." Dessen Antipatriotismus liegt verkannterweise darin, dass man in Österreich traditionsgemäß fäkal und nicht sexuell flucht. Aber dem Proletariats-Schick der Gören fehlt die Kreativität der ingeniösen Beleidigung, wie sie etwa der alte weiße Mann Mundl gepflegt hat. Anstatt sich von dem inspirieren zu lassen, schimpfen junge weiße Gören auf die alten weißen Männer. Nicht auf den alten weißen Mann (an sich), wie man etwa auf den Ausländer schimpft. Der kollektive Singular ist kein Individuum, sondern platonische Idee des idealen Ausländers, der ohne Unterlass schändet und stiehlt. Das machen nämlich bei weitem nicht alle. Alte weiße Männer hingegen sind ausnahmslos sexistische, uneinsichtige Despoten. 


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hier können Sie die Sprachpetition unterzeichnen
(wenn der Server nicht wieder zusammengebrochen ist.)


Weswegen junge weiße Gören nicht den Singular benutzen. Damit nur ja nicht einer denkt, dieser alte weiße Mann wäre – gleich dem Ausländer – ein phantasmagorisches Konstrukt, dessen Bekämpfung nur dem Zweck dient, weitaus tiefer liegende, gesellschaftliche Antagonismen nach wie vor ignorieren zu können.

Systemkritik mit Veganismus

Jegliche Systemkritik ziemt jungen, weißen Gören nicht. Schließlich inkarnieren sie den Neoliberalismus hundert Mal besser als die alten, weißen Männer. Sie posieren als bewusstlose Büttel auf der Agora des digitalen Datenhandels. Ihren stilisierten Street-Food-Veganismus halten sie für Konsumverzicht. Die zum Humbug erklärten Geschlechter und Heimat ersetzen sie durch einen markttauglichen Lifestyle. Für alles andere gibt es Party-Essenzialismus!

Letzterer gebar die Gewissheit: All die alten weißen Männer genießen Privilegien, derer sie sich nicht bewusst sind. So auch Passmann. Ihre Position ist eine, die nicht weniger Privilegien verheißt. Ich rede hier zwar aus Erfahrung, aber dennoch ist es wahr. Auch ich bin jung und weiß und Frau. Mir werden heutzutage Chancen nicht trotz meiner Fähigkeiten verwehrt, sondern trotz meiner Fähigkeiten ermöglicht.

Amourös, nicht animos

Als ich in Passmanns Alter war, galt den alten weißen Männern unser amouröses, nicht animoses Interesse. Sie hatten uns nichts angetan. Sie hatten es uns angetan. Demnach bin ich wohl zu befangen, um irrational auf sie einschlagen zu können. Zugleich möchte ich alte weiße Männer sowie deren Verfehlungen nicht verteidigen. Hätte ich den Eindruck, dies tun zu müssen, wären sie mir wohl auf ewig vergällt. Doch was genau ist die Schuld dieser alten weißen Männer? Dass sie nicht springen, wenn der Feminismus pfeift. Viele können nicht mehr springen. Und ein Pfeifen nicht mehr hören, weil sie es unentwegt im Ohr haben. Doch man werde es sie lehren: Alter schützt vor Torheit nicht. Besonders nicht vor der Torheit der anderen.

Was wären junge weiße Gören ohne die alten weißen Männer? An wem kontrastierten sie ihre sakrosankte Weltsicht? Blieben sie ewig Antithese, die trotzig auf den Boden stampft? Geistlosigkeit, die stets verneint? Das sollten sie sich schnell überlegen. Wir sahen es an Lagerfeld; der alte, weiße Mann ist sterblich, und seine Tage sind gezählt. Nicht weil es die Gören so wollen, sondern weil dem schlicht so ist. Und Scharen einst'ger Klägerinnen heulen auf wie Klageweiber. 

Lisa Eckhart lebt als Kabarettistin in Wien und Berlin.