Frauenmangel macht Männer zahm
Bei Männerüberschuss ändert sich das stereotype Rollenverhalten
Dem
Klischee nach wollen Männer flüchtigen Sex, Frauen dagegen den Mann
fürs Leben. Doch wie sich jetzt zeigt, kann sich das drastisch ändern –
wenn akuter Frauenmangel herrscht, wie in einigen Gebieten Guyanas der
Fall. Denn dann werden auch die sonst so treulosen "Macho-Männer" des
Makushi-Volks plötzlich ganz zahm und wollen nur noch das eine: die Frau
fürs Leben.
Dieses
Rollenklischee geht schon auf Charles Darwin zurück: Männer wollen
flüchtigen Sex mit so vielen Frauen wie möglich, Frauen dagegen suchen
eher die langfristige Bindung. Biologisch gesehen lässt sich dies
begründen: Oft investiert das Weibchen deutlich mehr Energie und Zeit in
die Aufzucht ihrer Jungen. Damit sich dieser Aufwand lohnt und die
Jungen überleben, versucht sie daher, ihren Kindern einen möglichst
fitten Vater zu verschaffen und damit eine genetisch günstige
Ausstattung. Biologisches Erbe auch beim Menschen?
Viele
Biologen sehen aufgrund dieser biologischen Basis auch beim Menschen
eine Tendenz zu geschlechtsspezifischem Rollenverhalten, quasi ein
Relikt dieses tierischen Erbes. Allerdings gibt es auch zahlreiche
Gegenbeispiele – sowohl im Tierreich wie auch bei menschlichen Kulturen.
Welchen Einfluss die Auswahl für das Geschlechterverhalten spielt,
haben Ryan Schacht von der University of Utah und seine Kollegen nun in
einem ländlichen Gebiet Guyanas untersucht.
Sie
befragten Männer und Frauen vom Volk der Makushi nach ihrer Beziehung
und ihrer Einstellung zum Thema Partnerschaft. In dieser Region an der
Grenze zu Brasilien herrscht auf den Dörfern oft Männerüberschuss, viele
Frauen sind in die Städte gezogen. Für ihre Studie befragten die
Forscher 300 Männer und Frauen aus acht Dörfern mit und ohne
Männerüberschuss. Monogam bei Frauenmangel
Das
Ergebnis überraschte: "Allgemein zeigen die Makushi-Männer durchaus
eine größere Neigung zu unverbindlichem Sex – wie es die Stereotype
besagt", so Schacht. Aber in den Dörfern mit Männerüberschuss war dies
anders: Dort wünschten sich auch die Makushi-Männer monogame,
langfristige Beziehungen, von Polygamie keine Spur. "Wenn Frauen schwer
zu finden sind, dann werden sie zu einer wertvollen Ressource", erklärt
Schacht diesen Verhaltenswechsel. "Die Männer versuchen dann eher, einen
Partner zu finden und zu behalten, denn wenn sie ihn verlieren, könnten
sie keinen neuen mehr abbekommen."
Entgegen
landläufiger Annahme gab es auch weniger Aggression und Kämpfe der
Männer um die Frauen, wie die Forscher beobachteten. Bei den Frauen
machte es dagegen keinen Unterschied, ob sie nun viele oder weniger
Partner zur Auswahl hatten: Sie bevorzugten immer die monogame,
langfristige Partnerschaft – zumindest in diesem Punkt entsprachen sie
dem Klischee. Angebot und Nachfrage
Nach
Ansicht der Forscher demonstriert dies, dass das Beziehungsverhalten
des Menschen weitaus komplexer ist als es das einfache Klischee
wahrhaben will. "Es wird Zeit, dass wir uns von solchen stereotypen
Annahmen über das Verhalten von Männern und Frauen verabschieden", sagt
Schacht. "Sex ist nur ein Faktor, der hier eine Rolle spielt: Die
Verfügbarkeit von Partner spielt eine Rolle, der sozioökonomische Status
und auch die Qualität der Kandidaten." Im
Prinzip sei das Beziehungsverhalten ähnlich wie die Wirtschaft von
Angebot und Nachfrage bestimmt. Und wenn Frauen knapp sind, dann fährt
derjenige besser, der sich ihre Wünsche zu Eigen macht. (Royal Society
Open Science, 2014; doi: 10.1098/rsos.140402) Nota. - Durch
ihre Zuchtwahl bestimmen über die Generationen hin Frauen, wie Männer
sein zu müssen glauben. Und tatsächlich ist der verhausschweinte Mann in
neun von zehn Fälle monogam eingerichtet. Und warum wird der übrig-
bleibende zehnte Mann dann sprichwörtlich zum Popanz gemacht? Als
Anregung für die andern, was denn sonst! Arbeiten
Sie mal in einem Beruf, wo sich Frauen unter sich glauben! Was meinen
Sie, was Ihnen da als häusliche Klage häufiger zu Ohren kommt: "Der will
immer nur das eine"? Oder vielmehr: "Der will ja immer nur seine Ruhe!"
-? Da sehn Sie, was herauskommt, wenn die Natur die Zuchtwahl kurzsichtig nur der einen Seite überlässt. JE
Warum Gender-Theoretikerinnen oftmals frauenfeindlich agieren "Wir
westlichen Frauen tragen kein Kopftuch, aber die anderen – die wollen
oder müssen eben." Der Kulturrelativismus, den viele Gender-Anhängerinnen
vertreten, gibt sich progressiv, ist aber reaktionär. Und er verrät
eine misogyne Haltung.
von Vojin Saša Vukadinović
Manche
Kritiker der Gender-Studies glauben, dass das strittige Studienfach
eine wissenschaftspolitische Verlängerung des Feminismus an den
Hochschulen sei. Da dort mehrheitlich Akademikerinnen tätig sind, wird
daraus irrigerweise geschlossen, dass die Gender-Studies eine Frauen
zugeneigte Agenda verfolgten. Tatsächlich florieren jedoch unter vielen
der Gemeinten misogyne Theoreme, reaktionäre Weltbilder und eine
Faszination für weibliche Unterwürfigkeit, solange sich diese auf
Angehörige «anderer Kulturen» beschränkt.
Das
Islamische Zentrum München erlangte diesen Sommer durch einen Vermerk
auf seiner Website, wonach Ehemänner unter gewissen Umständen ihre
Gattinnen «symbolisch» schlagen dürften, mediale Aufmerksamkeit. Dass
diese Passage jahrelang unbeanstandet geblieben war, ist
gesellschaftspolitisch ebenso bezeichnend wie das ausgeprägte Schweigen
jener, die sonst von «Heteronormativität», «toxischer Männlichkeit» oder
«Femonationalismus» jargonisieren.
Reaktionäre Gender-Denkart
Wer
jemals diese Stille durchbrochen hat, um Kritik an islamischen sowie an
anderen nichtwestlichen Sittenkomplexen und Traditionen zu üben, kennt
moralische Konter wie die folgenden: «Warum ist das Arrangieren einer
haltbaren Ehe frauenfeindlich und die Wegwerfscheidungen prominenter
Männer, die periodisch ein älteres gegen ein jüngeres Modell
austauschen, nicht?» – «Zusammenfassend lässt sich also feststellen,
dass erfüllte Sexualität nicht zwingend mit Orgasmusfähigkeit in
Zusammenhang gebracht wird. Die [genitalverstümmelten] Frauen in Eritrea
fühlen sich dann geschätzt und geliebt von ihren Ehemännern, wenn sie
als Ehefrau geachtet und respektiert werden.» – «Das einzige
Kulturgebiet, das vom westlichen Sextourismus nicht erobert wurde, ist
der islamische Raum. Alle anderen Kontinente gehören schon längst zum
Netzwerk der Sexindustrien.»
Diese
Zitate stammen weder von muslimischen Theologen bzw. von Repräsentanten
konservativer Verbände, die zur Kritikabwehr mit Mankos der
«Mehrheitsgesellschaft» abzulenken wissen, noch von Vordenkern der Neuen
Rechten, denen der Ethnopluralismus – also die Koexistenz mehrerer ihr
jeweiliges Brauchtum pflegender «Kulturen» unter Voraussetzung ihrer
Nichtvermischung – als politisches Ideal gilt. Vielmehr handelt es sich
um exemplarische Bemerkungen deutscher Gender-Studies-Vertreterinnen –
Gabriele Dietze, Daniela Hrzán, Christina von Braun / Bettina Mathes –,
die sich selbst als links oder linksliberal verstehen dürften.
Dass
sich ihr Tonfall, der überaus schlichte Gedankengang und die
identitären Implikationen des Gesagten nicht sonderlich von jenen im
rechtsreaktionären oder im religiösen Lager unterscheiden, zeigt, wie es
um den insinuierten Feminismus des Studienfachs tatsächlich bestellt
ist.
Ausblenden der Gegenwart
Die
angebliche methodische, thematische wie personelle Heterogenität der
Gender-Studies, die diesem Befund oftmals entgegengehalten wird, ist
keine Widerlegung: Im deutschsprachigen Raum hat es bisher keine
Kollegin für notwendig erachtet, dem eklatanten Kulturrelativismus, den
diese Zitate musterhaft darlegen, entgegenzutreten. Solange kein
resoluter Einspruch zu vernehmen ist, ist im Forschungsfeld nicht von
einer Tendenz, sondern von Konsens auszugehen. Angesichts der Fülle des
inzwischen einschlägig bekannten Materials eignet sich die Angelegenheit
längst selbst zum Forschungsobjekt.
Der
Umstand, dass Gender-Studies-Vertreterinnen auf die gesellschaftliche
Relevanz ihres Fachs verweisen, aber keinerlei gewichtige Studien zu den
mitunter virulentesten Konflikten der letzten Jahre vorzuweisen haben,
spricht für sich. An ihnen sind sämtliche geschlechter- und
sexualpolitischen Entwicklungen vorbeigezogen, die dringend der
wissenschaftlichen Bestandsaufnahme bedürfen, weil sie qualitativ neue
Phänomene sind: Jihadismus, Kinderehen, in aller Öffentlichkeit und
oftmals, wie die laufenden Verfahren zeigen, bar jeden Rechtsempfindens
verübte Gruppenvergewaltigungen und Morde an jungen Frauen.
Die
diesbezügliche akademische Ignoranz gründet nicht auf einem
Desinteresse am Zeitgeschehen; die Gender-Forschung befasst sich
schliesslich besonders mit diesem. Vielmehr müssten sich die eigenen
theoretischen Postulate unweigerlich am Gegenstand – konkret: an der
Wirklichkeit – messen, wo die Rede von «Intersektionalität», «Macht»,
«Performativität» und «Ungleichheitsverhältnissen» katastrophal
abschneiden würde. Das ahnt man – und zieht es deshalb vor, über die
genannten Phänomene vornehm zu schweigen.
Nun
sind vermeintliche Frauenfragen, wofür die Gender Studies oftmals
irrigerweise gehalten werden, keineswegs blosse Frauenthemen, sondern
Gradmesser des sozialen Fortschritts, wie es Charles Fourier einst
fasste. Der evidente universitäre Unwille, sich mit den mitunter
unbequemsten Sujets der Gegenwart zu befassen, ist Ausdruck eines
gesellschaftlichen Zustands, in dem die «anderen» zunehmend ihrem
Anderssein überlassen werden, das wiederum in glänzende Farben getaucht
wird.
Gender-Rassismus
Blamables
Resultat dieser Projektionsleistungen ist die seit etwa fünfzehn Jahren
in den Gender-Studies zu beobachtende Obsession mit islamkritischen
weiblichen Stimmen muslimischer Herkunft, an denen deutsche
Akademikerinnen ihre misogyn-rassistische Häme ausagieren. Während
manche der Getadelten aufgrund konstanter Bedrohung unter Polizeischutz
leben müssen, trifft diejenigen, von denen ebenjene Gefahr ausgeht, noch
nicht einmal ein Hauch von Kritik: Die gendertheoretisch geschulte
Abneigung gilt nicht etwa gewaltbereiten Patriarchen, sondern Frauen,
die aus der Reihe tanzen.
So
hat sich zum historischen Antifeminismus, der traditionell rechts
stand, im 21. Jahrhundert einer von links gesellt. Auch dessen
wichtigste Abhandlungen werden vom Zeitgeist getragen – namentlich von
der moralischen Emphase, es gut zu meinen und noch besser zu wissen.
Eine Kritik der Gender-Studies, die dies nicht begreift, ist keine.
Die
Konsequenzen der vorgeblich um Diversität und Sensibilität bedachten
Weltanschauung tragen derweil jene, die im Wortsinn zum anderen
Geschlecht gemacht werden: Mädchen, die Gefahr laufen, in den
Sommerferien beim Besuch in der elterlichen Heimat an den Genitalien
verstümmelt zu werden, weil die zuständige Pädagogin, die ahnt, was
droht, lieber nichts tut, als für eine Rassistin gehalten zu werden.
Grundschülerinnen, die körper- und entwicklungsfeindlichen
Bekleidungsvorschriften unterworfen werden, während langfristig bereits
eine «haltbare Ehe» für sie vorgesehen ist, «symbolische» Schläge
mitunter inklusive. In Frauenhäuser Geflohene, die in der Bundesrepublik
mittlerweile zur Hälfte nichtdeutscher Herkunft sind.
«Jede
Gesellschaftskritik muss Verantwortung übernehmen», schreibt der
Historiker Marco Ebert in der kürzlich erschienenen Anthologie «SexLit»:
«Sie wird sich an ihrem Umgang mit den gesellschaftlichen Aussenseitern
bewahrheiten müssen.» Dass es also primär weibliche, migrantische
Individuen sind, deren von Abschottung, Sexualmoral, Unfreiheit und
Gewalt bestimmte Lebenssituation den Gender-Studies weder Grund zur
Analyse noch Anlass zu Solidarität ist, ist deshalb hervorzuheben. Oder,
in der verräterischen Wortwahl von Christina von Braun und Bettina
Mathes: «Auch wir möchten kein Kopftuch tragen. Aber» – aber die
anderen, die müssen es eben.
Nicht
nur der impertinente akademische Dünkel lässt hier aufhorchen, sondern
insbesondere das Tätscheln des patriarchalen Gewahrsams, der anderen als
adäquates Habitat zugewiesen und mit dem bezaubernden Namen «Kultur»
versehen wird. An solch misogyner Herablassung zeigt sich denn auch,
inwiefern die Gender-Studies nicht nur der Geschichte des
Antifeminismus, sondern auch der des Rassismus zufallen – konträr zum
eigenen Selbstverständnis jedoch nicht als Episode, die wesentlich über
beide Phänomene aufgeklärt hätte, sondern als instinktiver Beitrag zu
deren Modernisierung.
Vojin Saša Vukadinović
ist promovierter Historiker und Geschlechterforscher. Er hat zu den
Sammelbänden «Beissreflexe» (2017, Hg. Patsy l’Amour laLove) und
«SexLit» (2019, Hg. Benedikt Wolf) beigetragen sowie die Anthologie
«Freiheit ist keine Metapher» (2018) herausgegeben.
Nota. -Der vor einem knappen halben Jahrhundert ausgebrochene Neo-Feminismus hatte den Zweck, die Stel-lung der Frau in der Öffentlichkeit zu verstärken - insbesonderee nämlich in den öffentlichen Erwerbszweigen. "Die Quote" war gedacht und hat ihren Dienst getan in den Medien und im Staatsdienst. Und eigentlich hat da-mit der Feminismus ausgedient. Doch kaum hatte er sein Ziel erreicht, wurden die Stellen knapp... gerade in den Medien und im Staatsdienst. Da waren Gender Studies just die rechte Antwort. Zugleich wurden sie zu einem akademischen Fach aufgeplustert, zu dem naturgemäß nicht eine jede gleichberechtigt Zutritt hat - ein paar fei-genblättrige Männeer musste man eben in Kauf nehmen. Die aktivistischen, aber ungebildeten Feministinnen galt es sich vom Hals zu halten.
Doch wie das Leben so spielt - irgendwann gab es so viele Professuren, dass die Öffentlichkeit zu murren be- gann, Nun ist es Zeit, den Spieß umzudrehen. Jetzt, wo das Patriarchat ausgedroschen und MeToo Schnee von gestern ist, kann frau sich die... Gender-Studies zum GegneR erkiesen. Ein bisschen was trägt auch das ein, die Zeiten sind eben mal nicht so üppig.
Dass er in der Sache nichts als schimpfen kann, liegt ganz in feministischer Tradition. Er tut nichtmal so, als wär's akademisch, das immerhin muss man ihm zugute halten. JE
Treffen
Menschen aufeinander, dann bildet sich mehr oder weniger automatisch
eine Hackordnung. Im Büro zum Beispiel, da geben die einen den Ton an,
die anderen maulen, und wer eigentlich die Arbeit macht, ist eine ganz
andere Frage, auf die jeder eine andere Antwort hat. Gewiss ist
hingegen, dass Männer und Frauen anders mit Konkurrenten aus dem Lager
des eigenen Geschlechts umgehen. Männer tragen diese sogenannte
intrasexuelle Konkurrenz durch direkte, Frauen hingegen eher durch
indirekte Aggression aus, etwa mithilfe von Exklusion oder
Rufschädigung. Während der Partnersuche gelten diese Beobachtungen erst
recht: Denn wenn um die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts
konkurriert wird, warten besonders schmerzhafte Kränkungen.
Hatten sie es mit anderen Frauen zu tun, wählten sie ein zurückhaltendes Outfit
Gerade
haben Psychologen um Jaimie Krems und Ashley Rankin von der Oklahoma
State University eine Studie veröffentlicht, in der sie sich mit
weiblichen Abwehrstrategien gegen das aggressive Verhalten anderer
Frauen beschäftigen. Wie sie im Fachjournal Social Psychological and Personality Science
berichten, kleiden sich Frauen insbesondere dann bewusst weniger
aufreizend, wenn sie es mit anderen Frauen zu tun haben - vor allem,
wenn sie neu in einer sozialen Situation sind und ihren Platz in der
Gruppe sowie der Hierarchie noch nicht gefunden haben.
Insbesondere gut aussehende Frauen machten von dieser
Deeskalationsstrategie gebraucht, so die Psychologen. Denn es seien vor
allem jene Frauen, die von den anderen als attraktiv oder sexuell
freizügig wahrgenommen werden, die von ihren Geschlechtsgenossinnen
angegangen werden. "Viele Studien haben gezeigt, dass sich weibliche
Intoleranz besonders gegen attraktive Frauen richtet, zumindest bekommen
diese mehr indirekte Aggression zu spüren als weniger attraktive",
schreibt auch die kanadische Psychologin Tracy Vaillancourt in einer
Studie, die vor einiger Zeit im Fachjournal Aggressive Behavior erschienen ist.
Die
Wissenschaftler um Krems und Rankin untersuchten für ihre Arbeit, wie
sich Frauen für verschiedene Szenarien kleiden würden und wie sie den
Stil anderer bewerteten. Bisher habe sich die Forschung fast
ausschließlich darauf fokussiert, wie weiblicher Kleidungsstil auf
männliches Publikum wirkt. Aber die textilen Signale zielen natürlich
auch auf die Augen anderer Frauen und signalisieren etwa Status, was für
die Hierarchie in einer Gruppe natürlich eine wesentliche Rolle spielt.
Konfrontierten
die Psychologen um Krems und Rankin ihre Probandinnen damit, einen
Kleidungsstil für einen Termin mit einer Gruppe zu wählen, war dieser
gewagter, wenn diese aus Frauen und Männern zusammengesetzt war: Unter
diesen Umständen würden viele mehr Haut zeigen, als wenn sie es nur mit
Frauen zu tun hätten. Gerade die besonders attraktiven Teilnehmerinnen
wählten biedere Outfits, bevor sie auf ausschließlich Frauen trafen.Wer
aus der Reihe tanzt und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, muss mit
Gegenwind rechnen. Allzu aufreizende Kleidung provoziere den Eindruck,
eine Frau sei eine sexuelle Rivalin, argumentiert auch Vaillancourt -
und verweist auf eine umfangreiche Arbeit der Psychologin Jean Twenge
und ihrem Kollegen Roy Baumeister. Demnach seien es seit jeher vor allem
Frauen, die die Sexualität anderer Frauen unterdrücken.
Nota. - Dass Frauen hinterhältige Aggression für friedvoller halten als offenen Angriff, ist selber ein Beispiel für ge- schlechtspezifische Mentalität. Sie ist es nämlich nicht, denn bei offenem Kampf erkennt man deutlich, wann er anfängt und wann er vorbei ist. Vor schleichender Aggression ist man/frau dagegen niemals sicher, und das vergiftet das Zusammensein.
Problembehaftet: Das „Mörder-Gen“in den Männern? Über das toxische Männerbild der „kritischen“ Männerforschung.
von
Josef Christian Aigner
Im Zusammenhang mit den jüngsten Berichten über Beziehungsmorde in Österreich
2018 werden wir mancherorts dahingehend belehrt, dass Männer im
Patriarchat wegen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen allesamt
„problembe- haftet“ sind – so beispielsweise ein „kritischer
Männerforscher“ der Uni Innsbruck kürzlich im „Standard“. Männer im
Patriarchat hätten – ob sie wollen oder nicht – „die Grundstrukturen
toxischer Männlichkeit in sich“, halt nur in unter- schiedlicher
Ausprägung, so der Soziologe. Die Bandbreite reicht von der „extremsten“
Ausprägung, nämlich dem „Mord“, bis zu denjenigen, die „etwa ein
Verständnis für Gewalt“ hätten, etwa „weil das Opfer den Täter angeblich
betrogen habe“.
Na, da bin ich aber dankbar, dass mir eine so breite Palette männlicher Selbstverortung zur Verfügung gestellt wird!
Im
Ernst: Dies ist wieder ein Beispiel dafür, wie eine einseitige,
soziologisierende Gendertheorie Pauschalaussagen trifft, die mehr
verdecken als aufklären. Diese „strukturalistische“ Sichtweise
behauptet, dass es aus bestimmten Gesellschafts- strukturen quasi kein
Entrinnen gibt, sodass „man/n“ sich als potenzieller Täter (Mörder?)
oder fragwürdiger Männerver- steher wiederfindet. Diese Sichtweise nützt
niemandem, weder prophylaktisch noch bei der Täterarbeit, und auch nicht
Studierenden, die einmal mit solchen Fällen zu tun haben werden.
Männer und Frauen sehen Farben und Kontraste unterschiedlich
Geschlechtshormon Testosteron sorgt möglicherweise für geschlechtsspezifische Wahrnehmung
Auch
beim Sehen gibt es den kleinen Unterschied: Männer können schwache
Kontraste und schnelle Bewegungen besser erkennen als Frauen. Außerdem
nehmen sie dieselben Farbtöne etwas bläulicher wahr als ihre weiblichen
Gegenparts. Das haben US-amerikanische Forscher in Experimenten
herausgefunden. Die Ergebnisse zeigten erstmals, dass es auch beim
Sehsinn deutliche Geschlechtsunterschiede gebe – wie man es auch schon
von anderen Sinneswahrnehmungen kenne, berichten die Forscher im
Fachmagazin „Biology of Sex Differences“.
Noch ist nicht geklärt, was diese Unterschiede verursacht. Die
Wissenschaftler vermuten aber, dass das Geschlechtshormon Testosteron
dafür verantwortlich sein könnte. Dieses kommt bei Männern in höherer
Konzentration vor. Von diesem Hormon sei bekannt, dass es beim
Ungeborenen die Bildung von Gehirnzellen im Sehzentrum und von
Nervenverbindungen fördere, sagen die Forscher. Dies könnte den Männern
ihr besseres Kontrast- und Bewegungssehen verleihen. „Bei fast allen anderen Sinnen waren Geschlechtsunterschiede schon
länger bekannt“, erklären Israel Abramov von der City University of New
York und seine Kollegen. So wisse man, dass Frauen besser hören können
als Männer und auch auf Düfte, Berührungen und Geschmacksreize sensibler
reagieren. Obwohl aber der Sehsinn für den Menschen besonders wichtig
sei, habe man ihn zuvor nicht auf solche Differenzen hin getestet. „Das
ist überraschend, denn gerade das primäre Sehzentrum hat vermutlich die
höchste Dichte von Andockstellen für das männliche Geschlechtshormon
Testosteron im gesamten Gehirn“, schreiben die Forscher. Das lege nahe,
dass dieses Hormon und damit die Geschlechtszugehörigkeit auch das Sehen
beeinflusse. Dass das tatsächlich der Fall ist, habe man jetzt gezeigt.
Test mit waagerechten oder senkrechten Streifenmustern
Um die Unterschiede beim Sehen zu testen, führten die Forscher
verschiedene Experimente mit jeweils 50 normalsichtigen Freiwilligen
zwischen 16 und 38 Jahren durch. In allen Gruppen waren etwas mehr
Frauen als Männer vertreten. Im ersten Test wurde auf einem Bildschirm
verschiedene Muster aus eng stehenden parallelen Streifen gezeigt. Die
Studienteilnehmer mussten jeweils angeben, ob die Streifen senkrecht
oder waagerecht angeordnet waren. Im Laufe des Versuchs wurden die
Streifen dabei immer dünner und dichter, so dass sie im Extremfall nur
noch als einheitlich graue Fläche erschienen. In einem weiteren Test
erhöhte sich auch das Tempo, mit dem ihre Anordnung wechselte.
„Bei geringer Streifendichte schnitten Männer und Frauen noch gleich
gut ab“, berichten die Forscher. Aber je enger die Streifen wurden,
desto deutlicher habe sich gezeigt, dass die Männer feine Kontraste
besser erkennen konnten. Auch bei schnellen Wechseln hätten die Männer
die Ausrichtung der Streifen besser identifizieren können als die
weiblichen Teilnehmer.
Im Farbtest zeigten die Forscher den Probanden jeweils einen
Lichtpunkt in einer bestimmten Farbe. Diese sollten anschließend diesen
Farbton beschreiben, indem sie angaben, wie viel Prozent Rot, Grün, Blau
oder Gelb das Licht enthielt. In einem weiteren Versuch sollten sie
eine Farbfläche so einstellen, dass sie genau dem Farbton einer
Vergleichsfläche entsprach. „Die Sensibilität für Farbtöne war bei
beiden Geschlechtern ähnlich gut, aber nicht deckungsgleich“, erklären
die Forscher. Über fast das gesamte Farbspektrum hinweg hätten die
Männer die Farbtöne leicht bläulicher wahrgenommen als die Frauen. Ihre
Wahrnehmung sei demnach leicht in Richtung kürzerer Wellenlängen
verschoben. (Biology of Sex Differences, 04.09.2012 – NPO) 4. September 2012
aus derStandard.at, 1. November 2019Die 15.000 Jahre alte Frauenfigur vom Typ Gönnersdorf aus
Waldstetten zeigt von der Seite eine Frauenfigur, von vorne einen
Phallus.
Doppeldeutiger Fund
15.000 Jahre alte Figur stellt üppige Frau und Phallus zugleich dar
Frauenfigur vom sogenannten Typ Gönnersdorf ist charakteristisch für die europäische Eiszeitkunst
Auf den ersten Blick mag das Objekt unscheinbar und wenig spektakulär
erscheinen. Für jene, die sich mit der Materie auskennen, erweist sich
der längliche, abgerundete Stein in Wahrheit jedoch als geradezu
sensationelles Fundstück: Das von dem Amateurarchäologen Adolf Regen auf
dem Gemeindegebiet von Waldstetten im Osten von Baden-Württemberg
entdeckte Artefakt wurde nun von Wissenschaftern als als 15.000 Jahre
altes Kunstwerk aus der Eiszeit identifiziert. Die Figur zeigt gleichzeitig einen stark vereinfachten Frauenkörper
und, aus einem anderen Blickwinkel, einen Phallus. Objekte dieser Art
sind bereits aus zahlreichen anderen Fundstätten in Europa bekannt,
erstmals wurde nun ein solches Exemplar im Ostalbkreis im Süden
Deutschlands gefunden. Stark stilisierter Frauenkörper und mehr... Die Figur ist
knapp sechs Zentimeter groß und besteht aus einem Quarzitgeröll, das so
auf der Fundstelle nicht vorkommt. Der Form nach entspricht sie den so
genannten Frauenfiguren vom Typ Gönnersdorf, die nach einer Fundstelle
am Mittelrhein benannt wurden und stark stilisiert sind: Von der
natürlichen Form des Gerölls inspiriert, machen hier nur wenige
eingravierte Linien aus einem typisch geformten Stein ein Kunstwerk. Die
Darstellung reicht von anatomisch annähernd vollständigen Darstellungen
bis hin zu Figuren, die nur aus Rumpf und Gesäß bestehen. So zeigt der Fund aus Waldstetten nur einen Oberkörper ohne Kopf,
einen dominanten Mittelteil mit Gesäß und einen verkürzten Unterkörper
im Profil. Mit einer umlaufenden Gravierung im oberen Bereich folgt er
zudem einer Tradition der zweigeschlechtlichen Darstellung, die aus der
europäischen Eiszeitkunst bekannt ist ‒ die Figur kann damit
gleichzeitig als männliches Geschlechtsteil interpretiert werden. Typisch für das Ende der Eiszeit "Diese Art der
Abstrahierung zeichnet die Kunst am Ende der Eiszeit aus. Unser Typ
Frauenfigur hat wenig mit den üppigen so genannten Venusfiguren aus der
früheren Epoche des Gravettien gemein", sagte der Archäologe Harald
Floss von der Universität Tübingen. Frauenfiguren des Typs Gönnersdorf
folgen in ihrer geografischen Verbreitung der des Magdalénien und finden
sich von den Pyrenäen bis nach Osteuropa. In Süddeutschland kenne man sie zum Beispiel vom Petersfels bei Engen
im Hegau. "Die Figur von Waldstetten ist als ein solches Kunstwerk
einzuordnen. Dafür sprechen die absolut typische Form, die Lage in einer
Konzentration von magdalénienzeitlichen Funden und mehrere umlaufende
Gravierungen, die von Menschen angebracht wurden", so Floss. (red,
1.11.2019)
Christlich getauft muss das Christkind nicht sein, aber blond. Es stammt nämlich nicht aus christlicher Überlieferung, sondern aus germanisch-heidnischer; dort feierte man die Lichtkönigin zur Sonnenwende am 21. Dezember.
Überall diese Unwucht, nicht einmal in den großen Hallen der
Evolution sind die Geschlechter gerecht verteilt. Überhaupt die
Forschung: männlich geht vor. Geht es auch anders? Eine Glosse.
Die
finale Gleichberechtigung der Geschlechter darf man wie die
Klimagerechtigkeit getrost zu jenen großen Menschheitsaufgaben zählen,
deren Verwirklichung im Hier und Jetzt von interessierter politischer
Warte aus als kaum zu stemmen gilt. Dazu sind alle Heutigen einfach noch
zu verstrickt in die Ungleichbehandlung.
Dass etwa bei der
Entwicklung kugelsicherer Westen wie selbstverständlich erst mal nur an
Männer gedacht, und bei Autounfalltests immer wieder mit männlichen
Dummypuppen getestet worden sein soll, spricht schon Bände. Aber das
sind ja keineswegs bloß Ausreißer der Moderne. In den naturkundlichen Sammlungen der Welt, die mit stolzgeschwellter Brust das gesamte
Spektrum organismischer Pracht unseres Heimatplaneten ausstellen, sind
es wiederum die Männchen, die seit jeher von den Sammlern bevorzugt
wurden.
Bei den Vögeln
überwiegen die männlichen Ausstellungsexemplare mit sechzig Prozent die
weiblichen deutlich, wie eine Auswertung des Londoner Natural History
Museum von zwei Millionen Belegexemplaren in fünf großen
Naturkundemuseen ergeben hat. Die Geschlechterbilanz, so das Fazit der
Studie, habe sich in den vergangenen 130 Jahren nicht wesentlich
verändert. Gesammelt und ausgestellt wird am liebsten, was dick aufträgt
– in Farbe, Gestalt, Größe oder eben im Verhalten. Denn die Auffälligen
sind in freier Wildbahn nicht nur leichter zu entdecken und zu fangen,
sondern auch als Schauobjekt attraktiver. Bei den Typusexemplaren, die
meistens die Erstfunde und damit taxonomische Referenz für die jeweilige
Art sind, ist die Schieflage besonders krass: Nur 25 Prozent der
Vogel-Typen und 39 Prozent der Säugetier-Typen sind als weiblich
identifiziert worden.
Die
Geschlechterunwucht ließe sich beliebig von den Museen zu den Laboren
und den Kliniken fortsetzen: Seit Jahrzehnten sind männliche
Versuchstiere (der hormonellen Besonderheiten der Weibchen wegen)
bevorzugt, und auch in vielen klinischen Studien gibt es traditionell
die Tendenz, die komplexere weibliche Physiologie als Störfaktor wann
immer möglich auszuschalten. Wertvolle Einsichten gehen so leider
verloren. An der University of Richmond beispielsweise haben Psychologen
neben elf männlichen Ratten sechs Weibchen (wieso eigentlich nicht
genauso viele?) das Autofahren beigebracht.
Mit dem
gläsernen Mini-E-Vehikel („Rattenauto“) wollte man herausfinden, wie die
Tiere die Herausforderung annehmen, an drei Hebeln ihr Gefährt
selbständig zum nächsten Leckerbissen zu steuern. Resultat: Die Nager
hatten erstaunlich schnell den Dreh raus und großen Spaß offenbar
obendrein. Geschlechterunterschiede: null. Und jetzt kommen Sie nicht
mit der Frage, ob man auch das Einparken geübt hat.
Im
einseitigen Bemühen um Opferschutz offenbart die konservative
Sexualmoral dieser Tage gleich mehrere blinde Flecke: Wie sonst ließe
sie sich so einfach von rechts vereinnahmen?
von Daniela Klimke
Muss es eine Politikerin hinnehmen, dass sie im Netz unter anderem als »Drecks Fotze« beschimpfen wird? Nach dem Beschluss der Richter des Berliner Landgerichts schon,
sofern die Facebook-Kommentare, die überwiegend aus der Ecke der AfD
stammten, auf den Vorwurf eines rechten Hetzers reagieren, sie hätte vor
mehr als drei Jahrzehnten in einem Zwischenruf im Berliner
Abgeordnetenhaus Sex zwischen Erwachsenen und Kindern bagatellisiert. An
diesem Vorfall ist nicht nur aus juristischer Sicht manches fragwürdig,
sondern auch soziologisch einiges zu bemerken.
Erstens erstaunt die Feststellung der
Richter, die höchst unflätigen Kommentare seien eine Art
»Sachauseinanderset- zung«, schließlich hätte die Äußerung von Künast
einen sexuellen Bezug mit Empörungspotenzial gehabt. Wenn man über
Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern spricht, muss man sich also
nicht wundern. Dann wiegt die Würde des Redners auch nicht mehr viel.
Eines scheint indes gewiss: Weder eine sachliche noch überhaupt eine
Auseinanderset- zung wird im Fall der Trias Kind – Sexualität – Gewalt
geführt.
Mit diesem Beitrag beginnen wir auf »Spektrum.de« die Kolumne »Zeitdiagnosen« – ein Projekt in Kooperation mit dem Verlag Springer VS.
Hier beziehen einmal im Monat wechselnde Expert*innen aus den Sozial-,
Medien- und Politikwissenschaften Stellung zu aktuellen Debatten unserer
Zeit.
Sexualgewalt, vor allem wenn sie gegen Kinder gerichtet
ist, wird seit Jahrzehnten über Skandalisierungen vermittelt. Sie zielen
auf Emotionen und eine griffige Dramatik (»alle drei Minuten wird …«,
»jedes dritte Kind …«, »fast jede Frau hat schon …«). Sie lässt keinen
vertretbaren Gegenstandpunkt mehr zu. Es sind unmittelbare Einladungen
an die Affekte. Entfaltet wird ein Sog emotionaler Betroffenheit, der
sich meist in einem Ruf nach Strafe und in einer gründlichen moralischen
Diskreditierung abwägender Stimmen artikuliert. Einige Konflikte
bringen es zur Gesetzesreife. Dann folgt der nächste Skandal – und so
immer weiter. Dabei wirkt stets derselbe Mechanismus, der den Akteuren
des Skandals, wie im obigen Fall dem rechten Netzaktivisten, die edle
Rolle desjenigen zuschreibt, der einen Skandal mutig aufdeckt. Die
selbstgerechte Empörung ist gewiss. Den Opfern springt man zur Seite,
verdammt die Täter und feiert den Skandalan- treiber. Details
interessieren da nicht mehr. Es reicht der Anfangsverdacht.
Zweitens
werden, in einer Art spätmodernem Tribunal, die jüngere Geschichte von
Parteien, Zeitungen, pädagogischen und kirchlichen Einrichtungen sowie
die Positionen von Politikern, Wissenschaftlern, Künstlern auf
jahrzehntealte Verfehlungen gegenüber der aktuellen Sexualmoral unter
die Lupe genommen.
So
haben es auch die Grünen unlängst getan. Mitte der 1980er Jahre, als
der Zwischenruf von Renate Künast fiel, prallte die sexualliberale
Haltung der 1968er mit dem neuen Sexualkonservatismus einer Gruppe
zusammen, die der Kriminologe Sebastian Scheerer als »atypische
Moralunternehmer« bezeichnete: jener Mitglieder der eigentlich
antiautoritären 68er-Bewegung, die wieder nach dem Strafrecht riefen.
Die Zeiten begannen sich also grundlegend zu wandeln. Es wich die
Überzeugung, Sexualität sei per se etwas Gutes und gehöre befreit von
den Fesseln, die ihr seit jeher, aber vor allem auch unter der
Naziherrschaft auferlegt wurden. Und es kam zu der aktuell dominierenden
Gegendeutung, Sexualität sei ein Instrument zur Unterdrückung, das von
mächtigen Männern eingesetzt werde. Mit der hegemonialen Durchsetzung
dieser neueren Sexualdeutung begann der Wettlauf um die Frage, wer schon
früher die »richtige«, also opferschützende Position eingenommen hat
und wie über- zeugend eine Konversion und Reue vorgetragen wird.
Im Zweifel gegen den Angeklagten? Und
drittens treten in dem unerbittlichen Ruf nach Strafe und Opferschutz
aus dieser Bewegung Attitüden hervor, die den Kernbereich des
Rechtsstaats angreifen. So ärgert sich etwa
die Literaturwissenschaftlerin Christine Künzel: »Bei keinem anderen
Delikt wird der Grundsatz ›in dubio pro reo‹ mit einer derart schamlosen
Konsequenz angewendet wie bei den Sexualstraftaten.« Der
Pädagogikprofessor Jens Brachmann verlangt sogar frank und frei die
Abschaffung dieses straf- rechtsbegrenzenden Fundaments der freiheitlichen
Ordnung und fordert:
»In dubio pro victima! In dubio pro infante! In dubio pro juventute!«
Systematisch wird von den neuen Sexualkonservativen in Allianz mit
politischen Kräften, denen die Liberalen immer schon ein Dorn im Auge
waren, der Geist der 1968er delegitimiert. Es gehe nun darum, die »Last des Libertären«
zu überwinden, wie es der Parteienforscher Walter bei der Aufarbeitung
der Haltung der Grünen gegenüber der Pädophilie proklamiert.
Den Linksliberalen wird vorgeworfen, Sexualität lange Zeit
einseitig als Quelle der Freiheit gefeiert und dabei das Problem
sexueller Gewalt zu wenig erkannt zu haben. Die Vertreter der neuen
Sexualmoral haben ihren blinden Fleck umgekehrt allerdings in der
Achtung rechtsstaatlicher Freiheitssphären, während sie einseitig auf
Opferschutz sinnen und Sexualität vor allem als überall lauernde
Gefährdung verstehen. Lässt sich gegen den Schutz von Kindern und Frauen
vor sexuellen Übergriffen vernünftigerweise gar nicht argumentieren,
bleibt der ideologische Ballast, den diese Bewegung mit sich trägt,
merkwürdig verdeckt – lediglich zwei kurze Expertisen beschäftigen sich
damit (hier und hier).
Sie muss sich die Frage gefallen lassen, wie viel Populismus bereits in
ihrem Programm steckt, dass ihre Aktivitäten und Argumentationen so
nahtlos in die rechte Propaganda eingehen können und dass auch in großer
Anzahl Bildmaterial unverändert auf die Seiten rechtsextremer Kräfte
gelangt.
Es mag als Erfolg verbucht werden, wenn Opferforderungen
ohne Gegenstimme in Kriminalpolitik gegossen werden. Wenn aber dem
offenen und deliberativen politischen Diskurs weiter ausgewichen wird,
verweigert man auch den demokratischen Meinungsbildungsprozess und
spielt darüber den Rechten weiter in die Hände.
Daniela Klimke ist Soziologin und Professorin an der Polizeiakademie Niedersachsen.
Nota. -Das hatte auch ich übersehen: dass der Richter nicht überhaupt die Beleidigung von Frau Künast zugelassen hat, sondern angesichts des Anlasses, zu dem sie geschah, für verständlich erachtete. JE
2,5 Millionen Exemplare ausgewertet Deutlich mehr ausgestopfte Männchen als Weibchen in Museen Weibchen sind bei ausgestopften Tieren in
Museen unterrepräsentiert, ergibt eine Studie. Besonders groß ist das
Ungleichgewicht bei Spatzen.
In den internationalen naturkundlichen Sammlungen sind Weibchen
bei den ausgestopften Tieren unterrepräsentiert. Dies geht aus einer
Studie hervor, die am Mittwoch in der jüngsten Ausgabe der "Proceedings
of the Royal Society B" veröffentlicht wurde.Die
Auswertung von fast 2,5 Millionen Exponaten aus großen Naturkundemuseen
in London, Paris, New York, Washington und Chicago ergab, dass nur 40
Prozent der Vögel weiblich waren. Besonders niedrig fielen aber die
Anteile bei einigen Spatzen (knapp zehn Prozent), den schwarzen
Fliegenschnäppern (11,5 Prozent), bei Fledermäusen (knapp zehn Prozent),
Schafen und Wieseln (je 24 Prozent) aus. Bei den Paarhufern waren es
weniger als 40 Prozent, obwohl dort die Weibchen in der freien Wildbahn
eindeutig die Mehrheit bilden.
Das
Ungleichgewicht lässt sich offenbar nicht ausschließlich mit der
größeren Farbenpracht männlicher Vögel oder mit den beeindruckenden
Hörnern, Geweihen und Stoßzähnen bei einigen männlichen Säugetieren
erklären. "Wir hatten schon vermutet, dass wir eine gewisse
Bevorzugung von Männchen feststellen würden", sagte Natalie Cooper vom
Museum für Naturgeschichte in London. "Denn Wissenschaft wird von
Menschen gemacht - und Menschen bringen eine tief verwurzelte
Bevorzugung männlicher Wesen mit."
Die Studie zeigt, dass sich
das überproportionale Sammeln männlicher Tiere im Verlauf der Zeit nicht
änderte. Und es dabei keine Unterschiede gibt zwischen Sammlungen aus
dem 19. Jahrhundert und den aktuelleren.
Ausgewogenheit gefordert
"Wenn die Weibchen
übersehen werden, erhalten wir kein vollständiges Bild des Lebens",
sagte Cooper. Dies sei aber unter anderem wichtig, um Voraussagen
darüber zu treffen, wie sich die Körpergröße von Tieren im Zuge des
Klimawandels verändern wird. In Zukunft müssten sich die
Museums-Verantwortlichen der tradierten Stereotypen bewusst werden und
ihre Sammlungen ausgewogen gestalten, forderten die Autoren der Studie.
Das werde die Glaubwürdigkeit der Forschung und das Wissen um die
Biodiversität erhöhen.
Nota. - Gendergerechtigkeit ist unaufhaltsam. Und dies, obwohl die männlichen Individuen bei den Tieren meist mehr hermachen, siehe oben. Bei uns Menschen hätte man sowieso eher die Weibchen ausgestopft. JE
Normalerweise wäre das gedeckt vom Recht auf freie Meinungsäußerung. In diesem Falle handelt es sich aber um die Äuße- rung eines politisch unkorrekten Professors über zwei kritische Studierend*innen. Insbsonders eben: von einem alten weißen Mann über zwei Frauen. Und das ist nicht nur politisch inkorrekt, was grad noch tolerierbar wäre, sondern sexistisch. Das gehört vors Strafgericht.
PS. Ach herrje! Eben lese ich, eine der beiden Sudieren*dinnen sei auch noch farbig. Na das schlägt dem Fass den Boden aus. Der Baberiwski gehört gefedert und geteert.
Zwei
Stunden lang hat Arne Hoffmann in einem Café in Wiesbaden nüchtern jede
Frage zu der seiner Meinung nach in Deutschland herrschenden
Unterdrückung der Männer
beantwortet, aber erst beim Smalltalk nach dem Interview wird er zum
ersten Mal emotional: Ob der Drache Drogon, der am Ende der am Vorabend
erschienenen „Game of Thrones“-Folge von einem Pfeil getroffen wurde,
tatsächlich gestorben sei? „Niemals“, sagt Hoffmann. „Das ist der
wichtigste Drache, der kann nicht tot sein.“ Er sollte es wissen: In
drei Wochen gibt es bei dem Pub-Quiz, das er sonntags besucht, ein „Game
of Thrones“-Spezial.
Bei diesen Kneipenbesuchen wird Hoffmann von fremden Frauen
oft etwas schräg angeschaut: Das liegt dann an seinem Pullover, auf dem
ein Kreis mit einem Pfeil prangt: das „Männersymbol“. Hoffmann gilt als
Vordenker der deutschen Männerrechtsbewegung, seit mehr als 20 Jahren
kämpft er für sein vom „herrschenden Feminismus“ (Hoffmann)
unterdrücktes Geschlecht. Er ist nicht allein: Laut einer Studie des
Bundesfamilienministeriums aus diesem Jahr gibt es in Deutschland eine
radikal anti-feministische, betont „maskulistische“ Strömung. Frauen
seien bereits genug gefördert worden, jetzt seien endlich mal die Männer
dran, lautet eine der Auffassungen dieser Gruppe. Der „engere Kern des
Maskulismus“ macht ein Prozent der männlichen Bevölkerung aus. Hoffmann
schrieb zu der Studie auf seinem Blog „Genderama“: „Folgt man diesen
Zahlen, umfasst allein der ,engere Kern‘ unserer Bewegung mittlerweile
mehr als 400.000 Männer. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, als
wir nur wenige Dutzend waren.“
Was sind das für Männer, die das Gefühl haben, von Frauen unterdrückt zu werden? Patrick Albert ist
ein Freund von Arne Hoffmann. Er lernte den Maskulisten vor vier Jahren
in dem Irish Pub kennen, in dem jeden Sonntag das Pub-Quiz steigt. Auf
Hoffmanns Team war Albert über die Facebook-Gruppe „Neu in Mainz“
aufmerksam geworden, darin verabreden sich die Mitglieder jede Woche
online für den Abend in der Kneipe. „Hoffmann gehört zum harten Kern“,
sagt Albert. Wie er ihn am Anfang erlebt hat? „Als sehr ruhigen
Menschen. Eher so der Beobachter, niemand, der von sich aus Themen
anspricht.“ Aber irgendwann, an ruhigen Abenden, fing Hoffmann an, von
sich zu erzählen. „Da hat mich dann schon manches überrascht“, sagt
Albert. Nie gedacht hätte er zum Beispiel, dass Hoffmann erotische
Literatur schreibt. Aber will man auf Amazon
Hoffmanns Bücher über Männerrechte finden, muss man sich auf seiner
Autorenseite erst mal durch eine lange Liste von Büchern scrollen, die
Titel haben wie: „Sex für Fortgeschrittene“ und „Onanieren für Profis“.
Albert sagt: „Einen Autor solcher Bücher hatte ich mir irgendwie anders
vorgestellt.“
Sein Buch heißt „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“
Es
wäre insgesamt recht einfach, sich über Arne Hoffmann lustig zu machen:
Er ist 48, lebt aber noch mit seinem Vater in seinem Elternhaus in
einem 500-Seelen-Dorf im Taunus. Er hat keine Freundin, schreibt aber
Sex-Ratgeber. Er liebt Fantasy-Geschichten und entspricht auch optisch
dem Klischee eines Nerds, der sich vor allem hinter seinem Bildschirm
stark fühlt – und er kämpft eben gegen die Unterdrückung der Männer, die
doch immer noch fast überall in der Gesellschaft das Sagen haben. „Wenn Männern wieder und wieder und wieder
eingetrichtert werde, wie frauenverachtend und gewalttätig sie seien,
könnte sich dies auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung
entwickeln“, zitiert Hoffmann die Autoren eines „Fachbuches“.
Genau
bei diesem Reflex – sich über „jammernde Männer“ lustig zu machen –
fängt für Hoffmann der Sexismus an. In seinem Buch „Plädoyer für eine
linke Männerpolitik“ schreibt er: Männer „beginnen durchaus zu merken,
dass auch sie selbst (...) Opfer verschiedenster Formen von
Diskriminierung sind, aber offen darüber zu sprechen, das erscheint
einem doch lächerlich, das passt nicht zu dem Bild, das man Frauen und
anderen Männern von sich vermitteln will“. Insbesondere wer ein eher
reaktionäres Rollenbild verinnerlicht habe – „der Mann als harter Fels“
–, tue sich damit schwer. Dabei gebe es viele gute Gründe dafür, sich
als Mann über die herrschenden Verhältnisse zu beschweren: „Unsere
Zivilisation beruht darauf, dass Männer zerschunden werden und ihren
Schmerz verdrängen müssen: ob im Bergwerk, auf der Ölplattform oder an
der Front“, sagt Hoffmann. „Einen natürlichen Schutzinstinkt wie
gegenüber Frauen gibt es nicht.“ Dieses Denken werde zugespitzt durch
eine Ideologie, die Männer nur als Täter, Unterdrücker oder Hindernisse
wahrnehme: den Feminismus.
„Aber ich töte alle Männer, und es tut mir kein bisschen leid.“
Wo
sich die Benachteiligung der Männer zeige? Hoffmanns Liste ist lang:
Jungs bekämen bei gleicher Leistung die schlechteren Schulnoten als
Mädchen, Männer würden öfter arbeitslos als Frauen, die Gesetzgebung
benachteilige Väter, die niedrigere Lebenserwartung von Männern habe
„keine biologischen Ursachen“ – sondern gesellschaftliche. Und „dass
geschätzte 90 Prozent aller Obdachlosen männlich sind“, sei „ein weit
größerer Skandal, als dass im obersten Promille der Gesellschaft
weibliche Manager in der Unterzahl sind“. Der Männerrechtler
hat für seine These des unterdrückten Mannes also durchaus ein paar gute
Beispiele. Das Problem ist: Er schießt oft meilenweit über das Ziel
hinaus. In seinem aktuellen Buch versteigt er sich zum Beispiel zu der
Aussage, dass „die heute vielleicht stärker als je zuvor grassierende
Männerfeindlichkeit (...) Diskriminierungen bis hin zum Massenmord im
Gefolge hat“. Das belegt er unter anderem mit dem Zitat eines russischen
Soldaten, der über seine Zeit im Tschetschenien-Krieg gesagt haben
soll: „Frauen und Kindern tue ich nichts, solange sie nicht auf mich
schießen. Aber ich töte alle Männer, und es tut mir kein bisschen leid.“
Hoffmann zitiert dann Autoren, die die „Männerfeindlichkeit“ mit der
„Judenfeindschaft des Christentums in früheren Jahrhunderten“
vergleichen. „Christliche Führer hatten nie zur Ermordung der Juden
aufgerufen, sie schufen aber ein Klima der Ablehnung, das für andere
Menschen solche Taten möglich machte.“ Ein ähnlicher Mechanismus sei am
Werk, „wenn eine kulturelle Elite Hass oder Geringschätzung gegenüber
Männern schürt“. Die Situation der Männer heute mit der Situation der Juden vor dem Holocaust zu vergleichen – ein anderes Wort als Wahnsinn fällt einem dazu kaum ein.
Und
auch wenn Hoffmann immer wieder betont, dass er für Männer und nicht
gegen Frauen kämpfe, ist das weibliche Geschlecht in seinen
Argumentationen ständig an allem schuld – selbst an der eigenen
Benachteiligung. Männer würden sich ja auch deswegen mit
70-Stunden-Wochen an die Spitze „durchschuften“, um in das Beuteschema
attraktiver Frauen zu fallen. „Bei Frauen ist es dagegen kein
Statussymbol, beruflich erfolgreich zu sein. Deswegen arbeiten sie auch
keine 60 Stunden in der Woche“, sagt er.
Zehntausende Männer werden Opfer von häuslicher Gewalt
Andererseits
hat Hoffmann kein Problem mit Menschen, die Frauen vor allem als Beute
begreifen. Das Buch „Der perfekte Eroberer – wie Sie garantiert jede
Frau verführen“ hat er zusammen mit einem sogenannten Pick-up-Artist
geschrieben. Diesen selbsterklärten Verführungstrainern wird nicht nur
vorgeworfen, Frauen wie austauschbare Objekte zu behandeln. Von den
offensiven Anmach-Strategien der Pick-up-Artists fühlen sich viele
Frauen auch schlicht belästigt. Hoffmann schrieb 2014 online: „Immer
stärker bildet sich ein neuer Trend heraus, der ebenfalls seinen Reiz
besitzt: der Pick-up im Internet.“ Lasse einen „eine Schnecke“ an der
Bar abblitzen, könne man zu Hause vor dem Bildschirm Selbstbewusstsein
für den nächsten Versuch in der Bar sammeln. „Ein gewisses Maß an
Überwindung von Schüchternheit ist allerdings auch nötig, wenn man eine
unbekannte Schöne zum Beispiel über Facebook anspricht.“ Aber das sei
viel leichter zu bewältigen.
Gerade Feministinnen
müssen sich im Internet nicht nur mit den Annäherungsversuchen
wildfremder Männer herumschlagen – sie werden oft auch massiv
angefeindet und bedroht. Hoffmann macht auch dafür indirekt wieder die
Frauen selbst verantwortlich: „Wenn Männern wieder und wieder und wieder
eingetrichtert werde, wie frauenverachtend und gewalttätig sie seien,
könnte sich dies auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung
entwickeln“, zitiert Hoffmann in seinem Werk die Autoren eines
„Fachbuches“. Er verteidigt auch die Urheber von menschenverachtenden
Äußerungen, die auf Plattformen der radikalen Männerszene zu lesen sind,
zum Beispiel diese: „Frauen sind doch nichts anderes als Zecken im
Leben eines Mannes, die ihn aussaugen. Aber seit wann bestimmt die Zecke
im Fell des Hundes, wo es langgeht?“
Hoffmann nennt diese
Entgleisungen zwar „inakzeptabel“, macht indirekt aber wieder Frauen
dafür verantwortlich: Man mache es sich zu einfach, wenn man den
„radikalen Rand“ der Szene lediglich dämonisiere. In der Biographie der
„verbal aggressivsten Vertreter“ der Männerrechtsbewegung finde sich
nämlich „häufig eine Lebenssituation, die zu einer posttraumatischen
Verbitterungsverstörung führen kann, beispielsweise jahrelanger
sexueller Missbrauch, eine besonders schmerzhaft verlaufene Scheidung,
häusliche Gewalt oder das Unterschieben eines Kuckuckskindes“. Und eine
posttraumatische Störung führe eben unter anderem zu „ungezügelter
Aggressivität“.
Hoffmann
selbst wurde nicht durch traumatische Erfahrungen zum Männerrechtler.
„Ich wollte Autor werden und habe nach meinem Examen 1996 einfach ein
Thema für mein erstes Buch gesucht.“ Er habe sich zuerst überlegt, ein
Lexikon der populären Irrtümer über Männer und Frauen zu schreiben. „Die
meisten Vorurteile über Frauen waren aber schon abgeräumt.“ Ganz anders
sei das bei Männern gewesen: „Ich habe gelesen, dass Männer im gleichen
Maß Opfer von häuslicher Gewalt werden wie Frauen. Ich dachte zuerst,
das kann nicht stimmen.“ Hoffmann war damit tatsächlich sehr früh auf
ein Thema aufmerksam geworden, das erst jetzt langsam in der
Öffentlichkeit ankommt: Viele Studien haben gezeigt, dass jedes Jahr
auch Zehntausende Männer Opfer von häuslicher Gewalt werden.
„Ich komme ja aus der linken Ecke.“
Hoffmann
hatte also sein Thema gefunden, er schrieb ein Buch und schickte das
Manuskript an 80 Verlage. Keiner wollte es drucken. Erst 2001 erschien
sein Werk: „Sind Frauen bessere Menschen? Plädoyer für einen
selbstbewussten Mann“. Es dauerte dann weitere zwei Jahre, bis ein
„Focus“-Redakteur bei Hoffmann anrief – und aus dem Buch die
Titelgeschichte „Das privilegierte Geschlecht“ machte. Im ersten Absatz
des Artikels hieß es, dass Hoffmann erfahren habe, wie es im Patriarchat
zugehe, als 80 Verlage sein „faktensattes“ Buch als „zu polarisierend“
oder „zu brisant“ abgelehnt hätten. „Schließlich ermannte sich ein
Berliner Szeneverlag.“ Obwohl sich dann auch der Focus „ermannt“ hatte,
kam durch die Titelgeschichte keine große Debatte ins Rollen.
Stattdessen musste
sich Hoffmann eine Nische suchen: Internetforen. Er begann als
klassischer Troll. „Ich bin in einem sehr konfrontativen Stil in
Frauenforen rein“, sagt er. Dann machte er sich auf die Suche nach
Gleichgesinnten. 2004 rief er sein Blog ins Leben, außerdem wurde er in
verschiedenen Foren aktiv, in denen sich wütende Männer austoben. „Wenn
es das Internet nicht gäbe, gäbe es auch keine Männerrechtsbewegung“,
sagt Hoffmann. Bei einem Großteil der Bewegung wäre das nicht sehr
bedauerlich: Der Feminismus ist auch ein zentrales Feindbild von
Rechtsradikalen. Laut der linken „tageszeitung“ warnte die „neue
intellektuelle Rechte“ bereits 1994 in einem Manifest davor, dass der
Feminismus „eine totalitäre Gefahr“ darstelle. Auch Hoffmann sagte 2007
in einem Interview über Feminismus, dass durch staatlichen Druck eine
„gigantische ideologische Umerziehung“ stattfinde. „Das ist nichts
weniger als totalitär.“
Interviewen ließ er
sich damals von der „Jungen Freiheit“, dem Sprachrohr der Neuen Rechten
in Deutschland. Hoffmann schwamm lange im rechten Strom mit: 2011
antwortete er in einem Interview mit dem populistischen Kopp-Verlag auf
die Frage „Was tun Sie, um aufzuklären?“ mit der Aussage, dass er unter
anderem Artikel „in politischen Magazinen wie eigentümlich frei, der
Freien Welt, Jürgen Elsässers Compact“ publiziere. Das alles sind rechte
Plattformen. Heute sagt Hoffmann: „Sonst hat mir ja keiner zugehört.“
Irgendwann habe er aber gemerkt, dass sich in der „lautstarken
Internet-Männerszene“ Stimmen mehrten, die „auf die Ausgrenzung von
Sündenböcken setzten“. Frauen, Homosexuelle, Migranten und Linke seien
immer heftiger angefeindet worden. Irgendwann habe ihm das gereicht.
„Ich komme ja aus der linken Ecke.“
Nicht selten hat Hoffmann ja wirklich recht
Kurzerhand
erklärte er sein Blog 2012 zum „Sprachrohr des linken Flügels der
Männerrechtsbewegung“. Seitdem versucht er wieder verstärkt, in
bürgerlichen Kreisen Gehör zu finden. Gelegentlich wird Hoffmann von
seriösen Medien zitiert, auf seinem Blog veröffentlichte er in diesem
Sommer außerdem das Programm der „Liberalen Männer“, einer Vereinigung
aus FDP-Mitgliedern, die sich für Männerrechte einsetzen will. An der
Gründungsveranstaltung der Gruppe Anfang August konnte er nicht
teilnehmen: Die Anreise war ihm zu teuer.
Hoffmann lebt von den
Spenden, die ihm Leser seines Blogs überweisen, und dem wenigen Geld,
das seine Bücher einbringen („Sex-Ratgeber laufen immer“). Er zog auch
aus finanziellen Gründen nie aus seinem Elternhaus aus. „Wenn ich
nebenbei für die Lokalzeitung über Hasenvereine schreiben müsste, könnte
ich nicht so viel für die Männerrechtsbewegung machen.“ Auch dass er
Single ist, habe mit diesem Engagement zu tun: Nicht lange nachdem er
1996 anfing, sich für sein Geschlecht zu engagieren, habe sich seine
damalige Freundin von ihm getrennt, sagt er. „Wie alle frisch
Konvertierten war ich anfangs ziemlich kompromisslos.“ Aber auch die
bislang letzte Frau, an der er „sehr interessiert“ gewesen sei, habe nie
verstanden, was sein großes Problem sei. „Aber jetzt ist sie voll auf
meiner Seite.“ Allerdings wohnt sie mittlerweile in Amerika.
Hoffmann sitzt also
weiter allein hinter seinem Schreibtisch im Taunus. Wie sein Tagesablauf
dort aussieht? „Ich wache auf, fahre noch im Halbschlaf den Computer
hoch, und suche Artikel, über die ich auf meinem Blog berichten kann.“
Ab halb zehn arbeite er an seinen Büchern, am Nachmittag sichte er dann
wieder Links, über die er am nächsten Morgen berichten kann. Ein Handy
hat er nicht. „Ich sitze sowieso fast immer vor dem Bildschirm.“ Dabei
würde er gerne in Talkshows über die Unterdrückung der Männer reden.
Warum ihn niemand einlädt? Hoffmann ist überzeugt davon, dass man
ausgegrenzt wird, sobald man sich für Männer einsetzt. Feministinnen
hätten es viel besser: „Auf Männer einzudreschen ist nicht nur absolut
legitim, man kann sich dafür auch preisen, ehren und fürstlich bezahlen
lassen.“
Unterdrückt der
„herrschende Feminismus“ hier also einen Gegner, der die besseren
Argumente hat? Man kann es kurz machen: Nein. Kolumnisten, die kritisch
über die Auswüchse des „Genderwahnsinns“ berichten, sind in den Medien
mindestens genauso präsent wie die Feministinnen selbst. Dass Hoffmann
nicht zu diesen Autoren gehört, liegt daran, dass seine Argumentation in
weiten Teilen nicht mehrheitsfähig ist – und dafür kann niemand etwas,
außer er selbst.
Er selbst sieht das
selbstverständlich anders. Auf seinem Blog steht das Zitat: „Hat man 24
Stunden früher als die übrigen Menschen Recht, so gilt man 24 Stunden
lang für närrisch.“ Und nicht selten hat Hoffmann ja wirklich recht:
Drogon, der wichtigste Drache aus „Game of Thrones“, überlebte den
Angriff am Ende von Folge vier zum Beispiel tatsächlich. In der fünften
Episode konnte er schon wieder Männer töten. Das Kommando dafür bekam er
von Daenerys Targaryen. Einer Frau.
Nota. - Dies Blog unterscheidet sich, wie Sie leicht erkennen werden, sehr von den Veröffentlichungn Arne Hoffmanns. Ich will auch nicht wirklich zur Populariserung seine Sachen beitragen, ich finde meine besser. Aber bemerkenswert ist doch: Während unter den feministischen Autor*innen jede schrille Schrulle an die große Glocke gehängt wird, hat es Hoffmann bis heute nichteinmal geschafft, Skandal zu machen. Ich auch nicht, und das vereint uns. JE