aus nzz.ch, 2. 6. 2022 In der Sendung «Auf Klo», einem «feministischen Talkformat», spricht Mavi Phoenix (links) über sein Outing als Mann
Herr Steinhoff, Sie sind promovierter Philosoph und leiten das politikwissenschaftliche Institut der Universität Hongkong. Nun haben Sie einen Aufruf initiiert,
in welchem dem öffentlichrechtlichen Rundfunk vorgeworfen wird, gezielt
biologische Falschinformationen zu verbreiten. Damit verlassen Sie Ihr
Fachgebiet. Warum?
Die meisten Personen, die im öffentlichrechtlichen Rundfunk biologische Falschaus-sagen verbreiten, sind ebenfalls keine Biologen. Das gilt selbst für prominente Mode-ratoren wie Ranga Yogeshwar oder Harald Lesch.
Dennoch: Worauf beruht Ihre Kompetenz?
Ich lese die einschlägige Primärliteratur. Wenn man den biologischen Geschlechts-begriff sowie die empirischen Befunde ernst nimmt, kann es keinen Zweifel geben: Es gibt zwei biologische Geschlechter, nicht beliebig viele. Genau das aber wird von ARD und ZDF an vielen Stellen behauptet, wo man sich zum Sprachrohr macht der Transgender-Ideologie, mal in der «Sendung mit der Maus», mal in der Wissenschafts-sendung «Quarks». Bezeichnenderweise geht die Bereitschaft, die Existenz vieler ver-schiedener Geschlechter zu behaupten, oft mit der Weigerung einher, erst einmal zu definieren, was denn ein Geschlecht überhaupt sei. Die Rede von den vielen Ge-schlechtern ist letztlich nur Gerede.
Nehmen Sie mehr Anstoss an dem Thema oder an dessen Verbreitung durch ARD und ZDF?
Mich stört, dass die Unwahrheit von einer Institution verbreitet wird, die in früheren Zeiten zu Recht hohes Ansehen genoss. Das öffentlichrechtliche Fernsehen steht leider nicht mehr für Objektivität. Sonst gäbe es keine Beiträge über «schwangere Männer».
Aber was spricht dagegen, dass Menschen sich einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen, als es ihrer biologischen Gegebenheit entspricht, und insofern der Geschlechtsbegriff fluide wird?
Die Keimzellen definieren das Geschlecht, und es gibt nur zwei. Geschlecht ist nicht fluide. Natürlich darf jeder sich fühlen und wahrnehmen, wie er möchte. Dadurch wird jedoch die Wahrnehmung nicht realitätskonform.
Wenn Sie die subjektive Wahrnehmung von der Wirklichkeit scheiden, ziehen Sie sich den Vorwurf der Transfeindlichkeit zu.
Ich habe nichts gegen Transmenschen, ich bin liberal. Aber ich muss nicht jeder-manns Selbstwahrnehmung bestätigen. Das Menschenrecht auf Meinungs- und Ge-wissensfreiheit darf nicht zugunsten der psychischen Bedürfnisse einer Minderheit ausgehebelt werden. Ausserdem sprechen die Vertreter dieser Transgender-Ideologie keineswegs für die ganze Community. Jede Menge transsexueller Männer beharren darauf, Männer zu sein, und erklären sich gerade nicht zu «Transfrauen», geschweige denn Frauen. Der Bundestagsabgeordnete Markus Ganserer hingegen will als Frau wahrgenommen werden, kann aber auf Nachfrage nicht erklären, was eine Frau aus-macht.
Dem Aufruf ist ein Dossier beigefügt, in dem unter anderem ein Beitrag aus dem öffent-lichrechtlichen Jugendangebot «Funk» mit dem Titel «So krass sind Hass und Gewalt gegen Queere» kritisiert wird. Wollen Sie bestreiten, dass es diesen Hass gibt?
Zunächst müsste es einen empirischen Befund geben, nicht nur eine nichtrepräsen-tative Umfrage bei der eigenen Klientel. Selbstverständlich und leider gibt es Gewalt gegen Homosexuelle, weil sie homosexuell sind. Das verurteile ich. Aber davon ist der Umstand zu trennen, dass man sich nicht durch Selbstdeklaration in eine Frau verwandeln kann, wenn man biologisch ein Mann ist. Das sind die Fakten und hat nichts mit Transfeindlichkeit zu tun.
Ihre Kritik richtet sich auch gegen «intimste und absonderliche Themen» und «widerliche» Grafiken. Was aber der eine absonderlich und widerlich findet, ist für den anderen vielleicht interessant und informativ.
Unsere Kritik betrifft in diesem Fall öffentlichrechtliche Sendungen, die sich an Ju-gendliche oder gar Kinder wenden. Natürlich dürfen Erwachsene einvernehmlich miteinander machen, was sie wollen. ARD und ZDF verstossen jedoch gegen das Gebot, altersgerechte Formate anzubieten, wenn sie etwa den Beruf des Pornodar-stellers oder der Prostituierten in Jugendsendungen normalisieren.
Dem Dossier ist zu entnehmen, dass im beitragsfinanzierten Programm «Funk» Reportagen zu sehen waren über die «Kannibalismus-Szene» und über die «Menschenblut trinkende Szene».
An vielen Stellen macht sich ein auf Coolness gestriegelter Sensationalismus breit, der mit dem Programmauftrag von ARD und ZDF nicht zu vereinbaren ist.
In Ihrem Aufruf heisst es, «die Kontrollinstanzen der Rundfunk- und Fernsehräte und die Politik» sollten sich für ein «sofortiges Umsteuern des öffentlichrechtlichen Rundfunks» einsetzen. Haben Sie aus dieser Richtung schon Reaktionen erhalten?
Bisher nicht. Wir werden noch konkrete Programmbeschwerden einreichen.
Bereits eingetroffen sind die kritischen Reaktionen in den sozialen Netzwerken. Da habe sich ein reaktionäres Häuflein zusammengetan, heisst es, um seiner Menschenverachtung freien Lauf zu lassen.
Mit solchen Diffamierungen war zu rechnen. Wer nicht zwischen Mann und Frau unterscheiden kann, tut sich auch schwer damit, zwischen Liberalismus und Rechts-extremismus zu unterscheiden. Wir sind nicht transfeindlich, wir haben nur etwas gegen die kritiklose Übernahme der Transgender-Ideologie durch ARD und ZDF. Damit stehen wir nicht allein. Die Liste der Unterstützer und Unterzeichner wächst im Minutentakt – gerade unter Naturwissenschaftern.
Nota. - Ja, das ist grobschlächtig und kein bissel sophisticated. Aber man muss die Reihenfolge einhalten. Das Grobschlächtige ist primär, die Sophistication tritt hinzu und will es besser wissen. Die Rechtfertigungslast liegt bei der Sophistikation. Denn andersrum würde es bedeuten: Maßstab ist die Beliebigkeit, und wer immer etwas Positives auszusgen hat, muss es rechtfertigen. Doch wenn die Beliebigkeit das Nor-malmaß ist, ist eine Rechtfertigung, nämlich Begründ ung, gar nicht möglich.
Doch umgekehrt beruht die Grobschlächtigkeit nicht auf einem noch so verbreiteten Meinen oder Dafürhalten, sondern auf dem dämlichen biologischen Faktum, das es zwei Sorten von Keimdrüsen gibt. Wer von beiden eine hat oder eine, die weder das eine noch das andere ist, hat allerdings ein Problem, und das ist real und nicht einge-bildet. Man muss es ihm nicht schwerer machen, als es schon ist; aber es ist sein Pro-blem und nicht das von anderen. Dass man ihm behilflich ist, ist wünschenwert, aber niemandes Pflicht.
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