Samstag, 30. Oktober 2021

Testosteron für jeder*mann**.


aus derStandard.at, 12. 10. 2021

Wie Testosteron das Sexleben von Frauen und Männern beeinflusst
Eine aktuelle Studie zeigt, dass das Hormon wohl für mehr Selbstbefriedigung sorgt – und bei Frauen für Offenheit in Sachen gleichgeschlechtlicher Sex

Kann man am Hormongehalt ablesen, wie viele Sexualpartner eine Person hat und wie oft sie sich selbst befriedigt? Ganz so einfach ist es natürlich nicht – eine britische Forschungsgruppe hat diese Woche aber einen weiteren Beitrag für die Diskussion darüber geliefert. Sie wollte herausfinden, welche Rolle der Testosteronspiegel bei Männern für Partnerschaften und Sexualverhalten spielt – und auch bei Frauen.

Denn um sie geht es in Zusammenhang mit dem Hormon Testosteron relativ selten. Der Wirkstoff wird meistens als männliches Sexualhormon bezeichnet; sogar das Öffentliche Gesundheitsportal Österreichs, das als Herausgeber das Gesundheitsministerium führt, geht auf Testosteron nur im Kontext männlicher Sexualorgane und Hormone ein. Zwar ist es richtig, dass Testosteron bei Männern üblicherweise in höherer Konzentration vorliegt – bei ihnen fällt ein entsprechender Mangel auch häufiger auf. Prinzipiell wird das Hormon aber in allen menschlichen Körpern produziert, sofern die entsprechenden Drüsen keine Probleme bei der Herstellung haben.

Wirkung im ganzen Körper

Diese Hormondrüsen sind die sogenannten Leydig-Zwischenzellen in den Hoden, die Nebennierenrinde und die Eierstöcke: Hier wird Testosteron aus Cholesterin gebaut. Es wandert über das Blut an Zielzellen, die im ganzen Körper sitzen. So beeinflusst es nicht nur das Reifen von Spermien und vor allem in der Pubertät die Entwicklung der Geschlechtsorgane, sondern auch beispielsweise Körperbehaarung, Muskeln, Fettverteilung und das Gehirn.

 

 

Hier prägt der Wirkstoff auch unser Verhalten, wie diverse Forschungsarbeiten nahelegen. Prominent ist der Effekt, den Testosteron auf die Libido hat: Erhöhte Testosteronwerte gehen bei Männern öfter mit einem höheren Bedürfnis nach Sex einher, wobei die Beweislage in einigen Studien nicht eindeutig ist und der genaue Mechanismus unklar.

Hormon im Speicheltest

Das britische Forschungsteam, das sich nun mit Testosteron auseinandersetzte, macht auch darauf aufmerksam, dass Frauen und Testosteron bisher noch wenig untersucht wurden. Generell lag der Fokus bei Sexualhormonstudien – was weibliche Sexualität angeht – in der Vergangenheit eher auf der Fortpflanzung. Und im Hinblick auf Männer wurde zumeist untersucht, wie leistungsfähig sie sexuell sind, also wie gut und häufig sie eine Erektion bekommen können.

In der aktuellen Studie, die im Fachblatt "Journal of Sex Research" veröffentlicht wurde, musste sich die Forschungsgruppe auf eine gewisse Offenheit ihrer Probanden verlassen: Sie sammelte die Angaben, die 1.599 Männer und 2.123 Frauen zwischen 18 und 74 Jahren im Rahmen einer nationalen Umfrage vor rund zehn Jahren über ihr Sexleben machten. Diese verglich sie mit dem jeweiligen Testosteronspiegel der Personen, den sie über Speichelproben erfasste.

Keine besseren Erektionen

Gefragt wurde unter anderem nach Sexualpraktiken, Anzahl und Geschlecht der Sexualpartner in verschiedenen Zeiträumen sowie nach verschiedenen Problemen in Sachen Sexualfunktion. Das alles klärt freilich noch immer nicht über den Wirkmechanismus des Hormons auf. Die Studie liefert aber einige Ergebnisse, die bisherige Erkenntnisse unterstützen und ein facettenreiches Bild über den möglichen Einfluss von Testosteron malen.

Bei den Männern in der Stichprobe gehen höhere Testosteronwerte durchschnittlich sowohl mit mehr Masturbation als auch mit mehr Sexualpartnerinnen einher, stellte die Analyse fest. Sie hatten in den vorangegangenen fünf Jahren eher mit mehr als einer Person gleichzeitig eine sexuelle Beziehung. Und sie gaben eher an, kürzlich heterosexuellen Sex gehabt zu haben (in der Studie wurde der Zusammenhang explizit in Bezug auf vaginalen Geschlechtsverkehr festgestellt). Dafür konnten hier – im Gegensatz zu anderen Studien – keine Hinweise darauf gefunden werden, dass mehr Testosteron für eine "bessere Sexualfunktion", also verlässlichere Erektionen, sorgt.

Gemäßigter Hormoneinfluss

Bei Frauen sieht die Lage etwas anders aus. Auch hier besteht eine Korrelation zwischen höheren Testosteronleveln und Masturbation (die dann häufiger und auch in jüngerer Vergangenheit dokumentiert wurde). Bei Sex mit einem Partner gab es allerdings keinen solchen Zusammenhang. Die Ausnahme: Frauen mit höheren Testosteronwerten gaben häufiger an, bereits mit anderen Frauen Sex gehabt zu haben.

Ihre deutliche Unterscheidung zwischen Selbstbefriedigung und heterosexuellem Sex mit Partnern kann dem Forschungsteam zufolge damit zusammenhängen, dass viele Frauen diesen Praktiken verschiedene Bedeutungen beimessen und jeweils mit unterschiedlichen Motivationen an sie herangehen. Darauf weist auch Erstautorin Wendy Macdowall von der London School of Hygiene and Tropical Medicine hin. Die Ergebnisse passen zu der Annahme, dass bei Frauen hormonelle Einflüsse auf ihr Verhalten stärker von sozialen Einflüssen abgemildert werden. (sic)

Studie

The Journal of Sex Research: "Salivary Testosterone and Sexual Function and Behavior in Men and Women: Findings from the Third British National Survey of Sexual Attitudes and Lifestyles (Natsal-3)" (Open Source)

 

aus scinexx.de, 11. 10. 2021

Testosteron = Erfolg? 
Diese Formel scheint so nicht aufzugehen
Es ist das Synonym für echte Männlichkeit. Nein, nicht der Bart, auch nicht die breiten Schultern oder das schnelle Auto. Gemeint ist das Hormon Testosteron, welches bei Männern eine nicht ganz unbedeutende Wirkung hat. So sorgt es in der Jugend für die körperlichen Veränderungen, hilft dem Muskelwachstum deutlich auf die Sprünge und die Männlichkeit im Schlafzimmer zeugt auch von Testosteron – und durch das Hormon. Ein guter Testosteronwert wird gerne mit Erfolg im Leben gleichgesetzt. Aber bestimmt das Hormon wirklich den Erfolg und erzielen Männer so bessere sozioökonomische Werte? Dieser Artikel schaut sich das einmal an.
 
Was soll Testosteron bewirken?

Das Hormon ist ein wichtiger Bestandteil des männlichen Körpers. Es kommt übrigens auch bei Frauen vor, doch dort in weitaus geringeren Mengen. Es dient beim Mann aus körperlicher Sicht wie folgt:

  • Haut/Haare – Körperbehaarung, Bartwuchs, die Durchfettung der Haut, all diese Attribute werden vom Testosteron gesteuert. Wirklich auffällig ist dies in der Pubertät, wenn sich der Körper ändert.
  • Muskulatur – das Muskelwachstum und auch die Kraft der einzelnen Muskelstränge wird durch Testosteron gesteuert.
  • Gehirn – das Hormon hat einen massiven Einfluss auf Stimmung, Psyche und natürlich die Libido.
  • Verhalten – viel Testosteron wird auch häufig mit einer erhöhten Risikobereitschaft gleichgesetzt. Hier spielen die chemischen Prozesse im Hirn mit hinein. Es scheint so, als würde ein hoher Testosteronspiegel automatisch die Zurückhaltung herabsetzen. Risikobereite Menschen wagen häufiger neue Schritte, sind Risikosportarten zugeneigt und finden sich auch gerne in Casinos ein. Dies gilt auch für Online-Casinos, in denen inzwischen sogar legal Blackjack gespielt werden kann wie hier zu lesen

Auch auf die Knochen, die Stimme und die inneren Organe wirkt das Hormon ein. Diese Funktionen haben natürlich nur einen indirekten Einfluss auf erhöhte Erfolgschancen durch Testosteron. Körperbau, Muskeln, Haare und die Statur hingegen tragen automatisch dazu bei. Es handelt sich zwar nur um subtile und eher unbewusste Merkmale, doch wirkt ein muskulöser, kräftiger, ›männlicher‹ Mann auf viele Menschen respekteinflößender und erfolgreicher, als ein Mann, der eher klein gewachsen und schlank ist.

Art des Zusammenhangs nicht klar

Aber hängt Erfolg von Testosteron ab oder beeinflusst Testosteron den Erfolg? Selbst Studien sind sich diesbezüglich nicht absolut einig, Fakt ist, dass die Wissenschaft viele Jahre davon überzeugt war, dass ein hoher Testosteronspiegel eine bessere Gesundheit und höhere Einkommen bedeutet. Mittlerweile wendet sich das Blatt, denn es wurde herausgefunden, dass es eigentlich der Erfolg ist, der den Testosteronspiegel ansteigen lässt:

  • Ausgangslage – Studien mit Männern ergaben, dass mit dem Testosteronspiegel auch die Risikofreude steigt. In den Testreihen waren Männer mit hohem Spiegel oft selbstständig im eigenen Betrieb oder arbeiteten in Führungspositionen. Das Bildungsniveau war höher, das Gehalt ebenfalls, gleichfalls galten die Männer als risikofreudig und durchsetzungsfähig.
  • Die Forschung – in einer genetischen Studie wurde genau erforscht, ob nun zuerst Testosteron und dann der Erfolg kommt – oder genau andersherum. Die Frage war, ob sozioökonomische Faktoren den Testosteronspiegel positiv oder negativ beeinflussen. Da in den Genen verankert ist, ob überhaupt eine Veranlagung für einen hohen Spiegel besteht, konnte diese Studie bereits mit jungen Männern durchgeführt werden. Zugleich wurde die Studie mit Frauen durchgeführt.
  • Ergebnis – Testosteron ist für den Erfolg eher unwichtig. Zwar konnten, je nach Leseart der Ergebnisse, frühere Studien bekräftigt werden, doch passten die Ergebnisse der Frauen nicht dazu. Probandinnen mit einem hohen Testosteronwert waren oft wenig erfolgreich. Die genetischen Daten hingegen brachten kaum einen Zusammenhang hervor.

Eine gute Erklärung für das Phänomen lässt sich darin finden, dass Stress ein negativer Faktor bei der Testosteronbildung ist. Männer, die aus sozial schlechter gestellten Familien oder Gebieten stammten, die in der Ausbildung unter körperlichem oder psychischem Stress litten, hatten automatisch einen niedrigeren Testosteronwert, ganz unabhängig von der genetischen Disposition.

Was bedeutet das genau?

Stress steht dem Erfolg entgegen. Und der Erfolg ist es, der den Testosteronspiegel leitet, nicht andersherum. Was bedeutet das nun für Männer?

  • Gesund leben – Männer sollten allgemein ein gesundes Leben führen. Sport, ruhig einmal mit dem wohlbekannten Auspowern, gesunde Ernährung und Ruhephasen. So lässt sich der Stress reduzieren, sodass er keine großen Auswirkungen auf den Hormonspiegel hat.
  • Erfolg macht maskulin – dies gilt gerade für die jungen Männer, die das Gefühl haben, der Eimer Testosteron war bei der Vergabe an sie leer. Auch schmächtige Schultern hindern nicht am Erfolg – der Erfolg kann es sein, der das Testosteron fördert.
  • Mangel – besteht allgemein die Befürchtung, dass der Testosteronspiegel sehr niedrig ist, so sollte über ein Blutbild ein Mangel ausgeschlossen werden. Es kann immer geschehen, dass die Ausschüttung zu gering ist, was sich natürlich auch gesundheitlich auswirkt. In diesem Fall kann mit Medikamenten nachgeholfen werden.

Grundsätzlich sollte kein Mann den Testosteronwert als Schild nutzen oder sich dutzende Gedanken machen, wenn der Körperbau nicht dem Highlander nahekommt. Jeder ist verschieden und nicht jeder Mann kann Muskeln aufbauen. Der Erfolg hängt nicht von der Muskelmasse ab, sondern vom Können, Wissen und dem Willen, es zu schaffen. Mit jeder Stufe auf der Erfolgsleiter steigt auch das Selbstbewusstsein und mit ihm kommt die männliche Ausstrahlung direkt.

Und was ist mit der Risikobereitschaft? Sicherlich kennt jeder jemanden in seinem Umfeld, der eher klein und schmächtig ist, der aber notfalls auch den Drachen mit einer Kuchengabel bekämpfen würde: Weil er weiß, dass er schneller ist. Risikobereitschaft bedeutet nicht, unberechenbare Wagnisse einzugehen, sondern den Mut zu haben, einen notwendigen Schritt zur rechten Zeit zu gehen.

Fazit – es kommt nicht nur auf Hormone an

Testosteron ist wichtig für den männlichen Körper. Knochen, Muskeln, Organe, Hirn und der Geschlechtstrieb samt Fortpflanzung hängen davon ab. Viel Testosteron bedeutet neuen Forschungen nach aber nicht direkt Erfolg, sondern Erfolg kann Testosteron mit sich bringen. Wer mit sich hadert, der sollte sich keinesfalls den Kopf zerbrechen. Psychischer Stress lässt den Testosteronspiegel ebenso sinken, wie körperlicher Stress. In der Ruhe liegt die Kraft und wer zur Ruhe kommt, der sieht auch den Weg zum Erfolg.



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