Unter der Überschrift Ruhe, ihr Jammer-Frauen! bringt die gestriege Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung einen Beitrag von Florentine Fritzen und Tobias Rösmann gegen das populäre Gejammer über die angebliche "Unvereinbar- keit von Beruf und Familie".
"Allmählich nervt es, und zwar
richtig. Dauernd dieses Gejammere junger Frauen, es sei so unheimlich
schwierig, sich heutzutage für Kinder zu entscheiden. Diese Frauen sind
meist um die 30 und Teil einer am liebsten selbstdefinierten
Bildungselite. Seitenweise nörgeln sie Zeitungen und Blogs voll: Die
Gesellschaft, das System oder die doofen Politiker machten es ihnen
unmöglich, Kinder in diese Welt zu setzen. Das ist lächerlich. Und
allerhöchstens eine schlechte Ausrede."In Wahrheit seien diese Frauen Selbstoptimierer, permanent auf der Suche nach dem perfekten Leben. Um ja nichts falsch machen, träfen sie vorsichtshalber lieber erst gar keine Entscheidungen, damit bloß nichts geschieht, was von ihrem "höchstpersönlichen, narzisstischen Selbst" nicht eingeplant war. Nur keine Möglichkeit verbauen! Wo es ums Kinderkriegen geht, tun sie aber genau das - und geben andern die Schuld.
"Eine Lieblingsjammervokabel ist die von der Vereinbarkeit. Angeblich müssen in diesem Land beide Teile eines Bildungselite-Paars Vollzeit arbeiten, um über die Runden zu kommen. Das ist falsch. Richtig ist, dass in diesem Land beide Teile eines Bildungselite-Paars Vollzeit arbeiten müssen, um exakt dasselbe Leben mit Kindern führen zu können wie ohne. Wer das wirklich möchte, hat nichts verstanden. Denn darum geht es nicht. Und deshalb ist auch das Gerede von Kind oder Karriere im Prinzip überflüssig. Wer viel Zeit mit seinen Kindern verbringen will, wird weniger Karriere machen. Nehmt es endlich hin."
Ganz irreführend sei auch das Gerede über "Männer- und Frauenrollen". Bei der Frage, ob zwei Menschen miteinander Kinder haben wollen, geht es gar nicht um 'soziale Strukturen', sondern darum, was zwei miteinander ausmachen. "Wenn ein Paar nicht rechtzeitig bespricht, welche Aufgaben jeder Partner in einem Leben mit Kindern übernehmen will, führt es keine Beziehung. So einfach ist das. Und so einfach geht es weiter. Es hat nichts mit Gewinnen oder Verlieren zu tun, wenn einer zeitweise mehr arbeitet und der andere mehr mit den Kindern macht. Wer in einer Familie lebt, weiß das."
Der wahre Grund der Gebärverweigerung ist die Furcht vor dem Wagnis (Feigheit, mit einem andern Wort):
"Die Jammer-Frauen haben Angst davor, etwas an ihrem scheinbar austarierten Leben zu ändern. Ihr Trott ist ihnen heilig. Denn ihnen fehlt die Zuversicht, dass schon alles gut wird. Herrje, Sorgen darüber, wie euer Leben weitergeht, könnt ihr euch mit 85 machen, aber doch nicht mit Anfang 30, in einem Land mit diesem Sozialsystem und einer schwindenden Zahl von Arbeitnehmern. Wie wäre es, ihr lebtet einfach ein paar Jahrzehnte so sorgenfrei wie möglich vor euch hin? Und noch etwas: Wenn ihr – und so ehrlich seid ihr immerhin – euch selbst für Effizienz-fixierte Perfektionisten haltet, dann spricht alles für Kinder, am besten für drei bis fünf. Die werden es euch abgewöhnen."
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