Sonntag, 27. Dezember 2020

Starke Männer und Frauen.

Rubens

Starke Frauen kennen zwei Modi der Wirksamkeit. Entweder handeln sie ganz bewusst, nämlich aus Überlegung, oder sie handeln - lieber - ganz spontaan; ohne zu überlegen.

Starke Männer dagegen handeln aus Überlegung manchmal gerade nicht. Aber ohne zu überlegen spielen sie nur

Adam war wohl kein starker Mann.

 

 

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Wie man in den Wald hineinruft.


aus welt.de, 17.12. 2020

Zu viele Frauen in Führungspositionen
Paris muss Strafe zahlen
Von einer „offensichtlich absurden“ Strafe spricht die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo: Weil zu wenige Männer Spitzenposten in der Stadtverwaltung bekommen haben, muss die Stadt eine Geldbuße zahlen.
 
Aufregung über elf Frauen und nur fünf Männer: Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat über eine „absurde“ Geldstrafe wegen zu vieler Frauen in Führungspositionen gespottet. Die Stadt müsse 90.000 Euro zahlen, weil 69 Prozent der Führungsposten im Jahr 2018 mit Frauen besetzt worden waren, wie Hidalgo in einer Stadtratssitzung sagte. „Das Schöne an der Bürokratie ist, dass sie absolut kein Unterscheidungsvermögen kennt und deshalb alles wagt“, spottete Hidalgo.

Die Strafe sei „offensichtlich absurd“ und außerdem ungerecht, unverantwortlich und gefährlich. „Wir müssen Frauen mit Entschlossenheit und Konsequenz fördern, denn der Rückstand ist überall in Frankreich noch sehr groß“, betonte die Bürgermeisterin.

Die Strafe hat das Ministerium für den öffentlichen Dienst verhängt. Die zuständige Ministerin Amélie de Montchalin pflichtete Hidalgo allerdings bei. Die Sache der Frauen habe etwa Besseres verdient, schrieb sie auf Twitter.

Die Strafe geht auf ein Gesetz zurück, das große Städte dazu verpflichtete, bei der Vergabe von Führungsposten mindestens 40 Prozent jedes Geschlechts zu berücksichtigen. Im Jahr 2019 wurde das Gesetz allerdings geändert und sieht Straffreiheit vor, wenn es insgesamt keine Ungleichheit bei den Führungsposten gibt. Die Strafe für die Stadt Paris bezieht sich aber auf die Ernennungen im Jahr 2018 und muss daher noch gezahlt werden.

Ministerin spricht von „absurder“ Regelung

„Es ist paradox, wenn man uns Ernennungen vorwirft, die es uns erlauben, den Rückstand aufzuholen“, sagte Antoine Guillou, verantwortlich für Personal bei der Stadt, der Zeitung „Le Monde“.

„Ich möchte, dass die von Paris für 2018 gezahlte Strafe zur Finanzierung konkreter Maßnahmen zur Förderung von Frauen im öffentlichen Dienst verwendet wird“, forderte Ministerin de Montchalin und sprach ebenfalls von einer „absurden“ Regelung. Medien zufolge sind bei der Stadt Paris derzeit 47 Prozent der leitenden Angestellten Frauen.

dpa/ll

Dienstag, 8. Dezember 2020

Geschlechter gibt es wirklich.

Es ist ein Junge!

aus nzz.ch, 7. 12. 2020

Der Anthropologe Carel van Schaik sagt: «Wie viele Leute glauben denn wirklich, dass das Geschlecht überhaupt nichts mit der Biologie zu tun habe?»

Frauen und Männer verhalten sich nicht gleich. Dennoch haben sie während Jahrtausenden in egalitären Gesellschaften bestens kooperiert. Carel van Schaik erklärt im Gespräch mit Markus Schär, wie es zur Ungleichheit der Geschlechter und zur Unterdrückung der Frauen kam. Und warum die kulturelle Evolution ebenso wichtig ist wie die biologische.

Interview von Markus Schär 

Verbirgt sich hinter Ihrem freundlichen Lächeln eigentlich ein streitbarer Geist, Herr van Schaik?

Nein, im Gegenteil. Ich möchte helfen, den Graben zwischen den Natur- und den Geistes-wissenschaften zuzuschütten. Dabei versuche ich, Fakten aufzuzeigen und Vorurteile abzu-bauen. Etwa jenes, dass die Biologie einen normativen Anspruch erhebe, also vorschreibe, wie wir leben sollen. Das tut sie nicht. Sie kann aber helfen, uns selbst besser zu verstehen.

Immerhin legten Sie sich in Ihrem letzten Buch, «Das Tagebuch der Menschheit», mit den Bibelgläubigen an.

Mit denen, die die Bibel für das tatsächliche Wort Gottes halten. Aber vielen anderen gefiel das Buch erstaunlich gut.

Wie das?

Die Gläubigen schätzten, dass wir uns ernsthaft mit der Bibel auseinandersetzten. Kai Michel und ich lasen sie als Versuch der Menschen, die Krisen zu bewältigen, die sie seit der Einfüh-rung der Landwirtschaft plagten: Seuchen, Kriege, wachsende Ungerechtigkeit. Nicht weniges in der Bibel ist ja Protowissenschaft, ein Versuch, die Welt zu erklären. So auch, warum das Patriarchat herrschte: Das sei eine Strafe Gottes. Aber das ist für uns die Lüge über Eva.

Weshalb, erklären Sie in Ihrem neuen Buch. Auch damit wagen Sie aber einen Streit, vor allem mit den Biologieleugnerinnen.

Nein, wir suchen ihn nicht. Um Missverständnissen vorzubeugen: «Die Wahrheit über Eva» ist kein Buch, das Wahrheiten über Frauen verkünden will. Es ist nicht einmal ein Frauenbuch, sondern eine andere Geschichte der Menschheit, die zeigt, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass Frauen um Gleich-berechtigung kämpfen müssen. Unsere Antwort: Daran sind weder Gott noch die Biologie schuld, 99 Prozent der Evolutionsgeschichte lang war Gleichberechtigung die Normalität. Selbst Biologieskeptiker sollten damit kein Problem haben. Wie viele Leute glauben denn wirklich, dass das Geschlecht überhaupt nichts mit der Biologie zu tun habe? Die Befunde leuchten doch zumindest allen ein, die sich mit Tieren auskennen.

Aber offenbar nicht jeder Akademikerin.

Meinen Sie? Den Einfluss der Biologie zu bestreiten, kann einerseits eine Debattenstrategie sein: Man nimmt eine Extremposition ein, dann horchen alle auf. Und anderseits lässt sich so klarmachen, dass die kulturellen Einflüsse verdammt wichtig sind. Das kann ich als Biologe bestätigen: Die Probleme, mit denen die Frauen heute kämpfen, kommen von der Kultur, nicht von der Biologie. Wir Verhaltensforscher, unter uns viele Frauen, sehen jetzt, dass die Menschen nur zu verstehen sind, wenn wir die kulturelle Evolution einbeziehen. Wir sind Mischwesen mit einer biologischen und einer kulturellen Natur. Wenn also Simone de Beauvoir oder Judith Butler sagen, Frauen würden nicht als Frauen geboren, dann hören Biologen schon länger genau zu und sprechen heute auch über Gender.

Eigentlich wollen Sie den Feministinnen als Frauenversteher ja helfen.

Ich bin kein Aktivist, sondern Wissenschafter, und ich glaube auch nicht, dass Feministinnen meine Hilfe brauchen. Wir wollen nicht «die Frauen» verstehen; «die Frauen» gibt es ebenso wenig wie «die Männer». Wir wollen eher zeigen, wie sich die Welt fairer machen lässt, wie es auch die heutige Debatte über Intersektionalität versucht. Ich sehe ja schon an meiner Biografie, dass Männer unverdiente Privilegien haben. Wir möchten erklären, wie es dazu kommen konnte. Ich möchte also höchstens als Menschenversteher gelten, als Anthropologe eben.

Wappnen Sie sich für verständnislose Reaktionen?

In meinem Alter ist mir das fast egal. Aber schon beim Bibelbuch merkten wir: Die grosse Mehrheit ist neugierig. Auch diesmal wollen wir nur Wissen zur Verfügung stellen. So viele Mythen geistern herum, etwa dass die Männer die Frauen seit je unterdrückt hätten, weil sie physisch meist stärker seien. Manche glauben wirklich an die Steinzeit-Machos, die die Frauen an den Haaren in die Höhle zogen. Das ist Unfug, damals herrschten ziemlich egalitäre Machtverhältnisse in den Gruppen, auch zwischen den Geschlechtern. Wer sollte auf solche Einsichten verständnislos reagieren? Höchstens die Machos.

Wer sich heute mit solchen Themen auseinandersetzt, bewegt sich allerdings in einem Minenfeld.

Leider, aber ich sehe gute Chancen, den Streit um Natur gegen Kultur zu befrieden. Dieser Streit gehört ja eigentlich ins letzte Jahrhundert. Wir sehen heute, dass die kulturellen Einflüsse viel stärker sind, als viele Biologen bis vor kurzem annahmen.

Würden Sie sich noch trauen, in der Vorlesung einen Witz zu machen wie: «Der ‹Playboy› lag richtig: Die Männer stehen nun mal auf Frauen mit einer Sanduhr-Figur»?

Das ist ja kein Witz. In Studien finden die meisten Männer Frauen mit einer solchen Figur attraktiver; das lässt sich sogar bei Blinden nachweisen. Aber das ist eine Beschreibung, keine Rechtfertigung. Anders als ein Gott ist die Evolution keine moralische Instanz, die den Menschen irgendetwas vorschreibt. Natürlich sagen mir Frauen: «Das ist ungerecht, ich habe keine Sanduhr-Figur.» Klar, aber ich habe auch nicht den Body von Arnold Schwarzenegger. Übrigens sind in der realen Welt Vorzüge wie Humor, Intelligenz oder Hilfsbereitschaft bei der Partnerwahl viel wichtiger.

In Ihrem Lehrbuch zur Primaten-Natur des Menschen schreiben Sie, weil «erbitterte Debatten» drohten, drückten Sie sich «so trocken wie möglich» aus.

Aber das galt nur für das Lehrbuch; es richtete sich nicht an das breite Publikum, sondern an Kollegen, besonders aus den Kulturwissenschaften. Ich wollte mit den Daten aus der Primatologie ein Fundament für Debatten über die menschliche Natur legen. Und weil das Thema belastet ist, versuchte ich den Forschungsstand nüchtern und neutral vorzustellen, eben trocken.

Heute ist doch schon anstössig, was Sie in der Vorlesung sagten und auch im neuen Buch schreiben: Es gebe zwei Geschlechter, die Tiere mit den grossen Keimzellen seien die Weibchen, jene mit den kleinen die Männchen.

Genau, und ich hatte für das Buch ausserdem mehr über Hormoneffekte und Intersexualität geschrieben, doch das ging zu sehr ins technische Detail. Aber niemand kann doch sagen, die Biologie sei irrelevant, um die menschliche Sexualität in ihrer bunten Diversität zu verstehen: «Was dreieinhalb Milliarden Jahre Evolution bewirkten, gilt für Orang-Utans, aber nicht für Menschen.» Wie plausibel ist das?

Der Unterschied wirkt sich bei der Reproduktion aus: Bei den meisten Arten sorgen die Weibchen für den Nachwuchs, die Männchen weniger oder gar nicht. Und das prägt die Geschlechter.

Ja, bei allen Säugetieren werden die Weibchen schwanger. Wir sollten aber nicht vergessen, dass es bei unserer Evolution die längste Zeit «cooperative breeding» gab.

Das heisst, wie Sie lehren: Alle halfen mit, Kinder grosszuziehen. Dass die Mütter Beistand bekamen, von Geschwistern, Grossmüttern, sogar Vätern, ist für Sie das Erfolgsgeheimnis unserer Spezies.

Genau. Bei den Menschenaffen, unseren Verwandten, kümmern sich nur die Weibchen um den Nachwuchs. Dagegen zogen unsere Vorfahrinnen ihre Kinder mithilfe ihrer Gruppe auf. Warum nicht davon lernen? Mütter mit Kindern sollten nicht allein aufgeschmissen sein. Und Frauen dürfen wegen der Fortpflanzung keinen Nachteil im Berufsleben haben. Dafür muss die Gesellschaft Lösungen finden.

Auch bei den Menschen wirkte aber die sexuelle Selektion: Die Frauen haben seit zwei Millionen Jahren mit ihrer Auswahl die Männer geschaffen, die sie sich wünschen – stark, tüchtig, kämpferisch, also der Konkurrenz überlegen.

Das ist eine weitverbreitete These, aber eher ein Mythos.

Schon bei den Jägern und Sammlern standen die Frauen doch auf den erfolgreichsten Mann.

Das ist richtig, aber diese Männer traten meist bescheiden und höflich auf. In den Gruppen der Jäger und Sammler gab es keine Alphatiere. Dass gewalttätige Männer herrschen, gilt erst seit weniger als zehntausend Jahren, also seit die Menschen Landwirtschaft betreiben und Eigentum verteidigen mussten. Die Ironie ist aber, dass in genau dieser Zeit die Frauen ihren Partner meist nicht mehr selbst wählen konnten.

Jedenfalls gibt es aufgrund der sexuellen Selektion seit Millionen von Jahren angeborene Neigungen und Fähigkeiten bei Knaben und Mädchen.

Ja – aber! Die Anlagen mögen da sein, aber sie sind individuell unterschiedlich ausgeprägt. Und die entscheidende Frage ist: Wie kommen sie in der Gesellschaft zum Ausdruck? Bei den Jägern und Sammlern benehmen sich die Männer nicht wie Paschas, denn es bringt ihnen nichts. Da sehen wir eine gegenseitige Abhängigkeit, das Überleben lässt sich nur mit Kooperation sichern. Wir können also beobachten, unter welchen Umständen Männer dominieren, und uns entscheiden, diese Umstände zu vermeiden. Das ist Kultur! Deshalb versuchen wir im «Eva»-Buch zu zeigen, was da schiefgelaufen ist, also das relativ ausgeglichene Verhältnis der Geschlechter zerstört hat, und was davon bis heute fortwirkt. Wir brauchen eine möglichst gute Diagnose, um zu verhindern, dass wir nur an Symptomen herumdoktern.

Viele Studien weisen nach – wie der norwegische Soziologe Harald Eia mit einem brillanten Film auf Youtube zeigt –, dass sich gerade in den Ländern mit dem egalitärsten Geschlechterverhältnis die Frauen eher für soziale als für technische Berufe entscheiden, sich also für Menschen, nicht für Maschinen interessieren.

Im Durchschnitt neigen Männer zur Technik, Frauen zum Sozialen, ja. Niemand bestreitet doch, dass es statistische Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt.

Wirklich? In den USA tobt die Debatte darüber. So entliess Google einen Software-Ingenieur, weil er in einem internen Memo den Forschungsstand zu den Neigungen von Männern und Frauen korrekt zusammengefasst hatte.

Dass die Frage der Geschlechterunterschiede solche Emotionen weckt, lässt sich erklären: Viele fürchten, wenn es sie gäbe, könnten sie die soziale Ungleichheit der Geschlechter irgendwie «natürlich» erscheinen lassen. Das ist jedoch ein Fehlschluss, denn wir sehen auch hier: Es gibt biologische Anlagen, und es gibt kulturelle Einflüsse – daraus folgt eine bunte und enorm breite Diversität möglicher Ergebnisse. Nur was völlig konträr zu den biologischen Anlagen wäre, sehen wir kaum. Ich erwarte deshalb zum Beispiel eher nicht, dass es je Gesellschaften gibt, in denen die meisten Morde von Frauen verübt werden.

Der Mann, den ich am besten kenne, spielte als Kind kaum mit Modellautos und Baukästen, machte viel bessere Noten in den Sprachen als in der Mathe, schrieb in der Pubertät sein Tagebuch mit Zeilen von Joni Mitchell voll und denkt weit weniger analytisch als seine äusserlich sehr feminine Frau. Was stimmt mit ihm nicht?

Alles bestens, diese Verteilungen überlappen sich ja stark. Die Binarisierung ist ein Produkt dessen, was wir in unserem Buch die «Patrix», also die patriarchale Matrix nennen. Diese männlich verzerrte Weltsicht lässt nur zwei eindeutige Positionen zu; die Patrix kann nicht mit Leuten umgehen, die in keines der beiden Kästchen passen.

Ich spreche von mir. Und ich fühle mich eindeutig als Mann.

Ich auch. Dabei kann ich mit Technik nichts anfangen. Keine Frage, wir schleppen biologische Altlasten mit uns herum, aber ebenso kulturelle Altlasten – und die wiegen oft schwerer. Wir sind nicht gefangen in der Biologie; die Evolution hat mit Diversität kein Problem.

Was hätten Sie einem Kind gesagt, wenn es mit dem Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung zu Ihnen gekommen wäre?

Meine Meinung ist: Das soll jede und jeder selber entscheiden können – aber wohl besser in einem Alter, in dem wir mit grosser Wahrscheinlichkeit sagen können, dass die Entscheidung sich nicht nach wenigen Jahren wieder dreht. Ich kenne zwei Leute, die ihr Geschlecht gewandelt haben; ich glaube, sie sind jetzt viel glücklicher. Was gibt mir das Recht, das jemandem zu verbieten? Auch bei dieser Frage gibt es für mich nur eine normative Vorgabe: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Die Evolutionsbiologie zeigt auch, dass es Mismatch geben kann: Was den Menschen zwei Millionen Jahre weiterhalf, passt nicht mehr für unser heutiges Leben. Stellen Sie solchen Mismatch auch bei sich selber fest?

Na ja, so dick ist mein Bauch noch nicht,,,

Sie spielen auf unsere Gier nach Kalorien an, die uns früher bei viel mehr Bewegung vor dem Verhungern schützte.

Das ist eine biologische Altlast: Da unsere Vorfahren kalorienreiche Nahrung relativ aufwendig beschaffen mussten, haben wir einen Hang zu Süssem und Fettem. Seit wir in Wohlstandsgesellschaften leben, erweist sich das aber als Mismatch, also als Fehlanpassung. Dem müssen wir kulturell begegnen, indem wir Kalorien zählen oder ins Fitnessstudio gehen.

Es gibt nicht nur Fehlanpassungen im Magen, sondern auch im Kopf.

Ja, klar, das betrifft auch unser soziales Leben. Ein Beispiel, das heterosexuelle Männer kennen: Monogamie, bis dass der Tod euch scheidet, war fast zwei Jahrtausende lang das verbindliche Ziel im Leben. Weshalb schauen dann die Männer immer anderen Frauen nach? Da sehen wir auch einen kulturellen Mismatch.

Wie sollen wir damit umgehen?

Das muss jeder selbst entscheiden. Unsere Gesellschaft entscheidet sich ja immer mehr gegen die Kirche, die die Regel erfand, ein Mann und eine Frau müssten ein Leben lang zusammenleben, und alles andere zur Sünde erklärte.

Sie sagen, wir seien nicht für die lebenslange Monogamie gemacht.

Es gibt einen Mismatch zwischen unserem modernen Beziehungssystem und unserer biologischen Ausstattung. Denn diese lässt uns im Vergleich mit den anderen Primaten darauf schliessen, dass wir in der Vorgeschichte Paarbeziehungen hatten, die weder für die Frauen noch für die Männer exklusiv waren und vor allem nicht lebenslang. Wir zeigen in unserem Buch, dass die Vorstellung von absoluter Treue eine Konsequenz der Erfindung des Eigentums ist – und dass sie die längste Zeit nur für die Frauen galt, also eine der Säulen patriarchaler Verhältnisse war. Heute sollten wir selbst entscheiden, wie wir leben und wen wir lieben. Wer sein Leben lang monogam sein will, kann das natürlich gerne tun.

Sie kamen durch Ihre Partnerin zur Primatologie, weil Sie als Botaniker mit ihr in den indonesischen Dschungel gingen. Aber dann machten Sie Karriere, und sie folgte Ihnen als Familienfrau und Mitarbeiterin um die Welt.

Meine Biografie tut eigentlich nichts zur Sache. Nur so viel: Das war ihre Entscheidung, ich habe sie respektiert – natürlich auch, weil sie für mich bequem war. Ja, auch ich bin nicht frei von traditionellen Rollenmustern.

Mehr Biografie habe ich nicht erwartet.

Weshalb sollte ich darüber urteilen, wenn Leute traditionelle Geschlechterrollen spielen möchten? Oder was geht es mich an, wenn andere Leute in einer polyamourösen Gemeinschaft leben und dabei niemandem schaden? Sobald jene, die das stört, verstehen, dass die religiösen Vorschriften aus zutiefst patriarchalen Zeiten stammen, müssen sie doch sagen: Es ist Zeit, neue Wege zu akzeptieren.

Haben Sie das Buch, wie es zur Ungleichheit der Geschlechter und zur Unterdrückung der Frauen kam, aus schlechtem Gewissen geschrieben?

Nein. Schon in unserem ersten Buch faszinierte uns der Widerspruch, dass in der Bibel allerorten starke Frauen auftreten, diese aber gleich am Anfang ausdrücklich den Männern untertan gemacht werden – und dass die Genesis einen Zusammenhang mit dem Ackerbau schafft. Sobald wir das in Vorträgen ansprachen, weckten wir grosses Interesse daran, wie sich das Verhältnis der Geschlechter in der Evolution entwickelt hatte und welche Bedeutung die Religion bei der Diskriminierung von Frauen hat.

Sie geben die Schuld an der Unterdrückung der Frauen dem Judentum und dem Christentum, weil sie den Sündenfall von Eva erfanden.

Nein, das tun wir nicht. Die monotheistischen Religionen zementierten nur die teilweise längst bestehende Unterdrückung der Frauen, indem sie behaupteten, diese sei gottgewollt. Der Übergang zur Landwirtschaft schwächte die Stellung der Frauen, weil sie in fremde Familien einheiraten und viel mehr Kinder gebären mussten, während die Männer ihr Eigentum vererbten und wenn nötig gewaltsam verteidigten. Schon in den frühen Staaten, wie in Mesopotamien, herrschte deshalb das Patriarchat. Wenn es dann nur einen Gott gibt, wird dieser zum Gesetzgeber, der das eine Verhalten vorschreibt und das andere verteufelt.

Wie Sie zeigen, spielten Frauen trotzdem noch beim jüdischen Wanderprediger Jesus von Nazareth wichtige Rollen.

Absolut! Umso erstaunlicher, dass sich in seinem Namen eine so misogyne Institution wie die katholische Kirche entwickelte. Daran sind aber auch die Wissenschaft und die Philosophie der Griechen schuld, die die Frauen geringschätzten und damit das frühe Christentum prägten. Religion, Wissenschaft und Philosophie behaupteten fortan unisono, die Frauen seien das minderwertige Geschlecht. Kein Wunder, dass die Frauen sich heute noch mit so vielen patriarchalen Altlasten herumschlagen müssen.

Gehört die Zukunft den Frauen?

Die Zukunft gehört uns allen.

 

Nota. - Dass es eine Unterdrückung der Frau gab, und gar seit zehntausend Jahren, nämlich seit dem Beginn von Ackerbau und Arbeitsgesellschaft, ist eine optische Täuschung. Ackerbau und Arbeitsgesellschaft setzen Sesshaftigkeit voraus, und die führte in fast allen Weltgegenden zur Auflösung der aus der Nomadenzeit überkommenen Gruppenstrukturen in private Haus-halte. In denen verteilt sich die Herrschaft über Ressourcen aller Art in ein Innen und ein Außen. Nach außen herrscht der Mann, nach innen die Frau. 

Dass das Außen der wichtigere und das Innen der mindere Teil wäre, ist eine Optik der Marktwirtschaft und industriellen Gesellschaft. Zuvor ist nicht das Außenverhältnis der Teil der gesellschaftlichen Realität, der die Lebenswirklichkeit bestimmt, weil dort die Produktion beschieht, und das Binnenverhältnis lediglich Konsumtion und Reproduktion. In landwirt-schaftlich geprägten Gesellschaften ist der Familienhof der Ort von Produktion und Repro-duktion zugleich. Eine Arbeitsteilung geschieht im wesentlichen im Innern, und da geben die Frauen viel mehr den Ton an als die Männer, die die Felder bearbeiten. Eine Scheidung in Ober- und Unterklasse geschieht innerhalb der Hauswirtschaften und das heißt: innerhalb der Familien, die weniger Verwandtschaftsverhältnisse darstellten, als Produktionseinheiten.

In dem Maße aber, wie - zuerst zwischen den Einzelhöfen in den Dörfern, später zwischen Dorf und Stadt - Austausch stattfand und ein dauerhafter Markt entstand, verlagert sich das gesellschaftliche Schwergewicht nach außen, und mit der großen Industrie bestimmt schließlich das öffentliche Leben die familiäre Existenz, denn auch der Klassenunterschied  verlagert sich auf... den Arbeits markt. Und in der von Marktschehen und Öffentlichkeit beherrschten Industriegesellschaft sind es nun die im Außen tätigen Männer, die das gesell-schaftliche Geschehen bestimmen, während die Frauen - schon sehr bald nicht mehr in der Arbeiterklasse, aber in den herrschenden Klassen bis nach dem Zweiten Weltkrieg - ins Haus und bestenfalls in die Salons beschränkt blieben.

Letzteres ändert sich seit einem halben Jahrhundert - wiederum in den Industrieländern. Die Frauenbewegung war dessen deutlichster Ausdruck, zunächst vor dem Ersten Weltkrieg und verstärkt wieder nach 1968. Ihr bürgerlicher Charakter ist ihr mit flammendem Lippenrot auf die Stirn geschrieben. Doch wo mentale Hemmungen verhindern, dass ein Gesellschaft all ihre Begabungen zum allgemeinen Besten entfalten können, hatte und hat sie noch eine relative Berechtigung.

JE

Mittwoch, 11. November 2020

Frauen gehen ganz anders miteinander um, III.

Sophia Loren, Jayne Mansfield

Ich habe gern mit Männern gearbeitet, weil es dort nicht so viel Gezänk gab, wie es manchmal unter Frauen in der Mode und im Textildesign zu finden war.

Christa Petroff-Bohne, Chefdesignerin der DDR 

 

 

 

Donnerstag, 5. November 2020

Haben in der Steinzeit auch Frauen gejagt?

Diana, römisch
aus derStandard.at, 5. November 2020

Vor 9.000 Jahren war die Großwildjagd keine Männerdomäne
Eine Entdeckung in Südamerika belegt, dass in der Jungsteinzeit gemischtgeschlechtliche Jagdgesellschaften an der Tagesordnung waren
 
von Thomas Bergmayr

Über das Bild, das sich Forscher von frühen Jäger- und Sammlergesellschaften machen, herrschte hinsichtlich der Aufgabenverteilung lange Zeit weitgehende Einigkeit: Die Männer waren für die Jagd zuständig, die Frauen besorgten das Sammeln und kümmerten sich um den Nachwuchs und die Alten. Ganz so eindeutig dürfte die Rollenzuteilung freilich nicht überall ausgesehen haben: Ein jungsteinzeitlicher Fund in den südamerikanischen Anden enthüllte kürzlich ein etwas differenzierteres Bild.

Im Jahr 2018 stießen Archäologen um Randy Haas von der University of California, Davis, auf der Altiplano-Hochebene im heutigen Peru auf zwei rund 9.000 Jahre alte Beisetzungen. Beide Gräber an der Ausgrabungsstätte Wilamaya Patjxa enthielten unter anderem Jagdwaffen, Projektilspitzen und Werkzeuge zur Verarbeitung großer tierischer Beute. Objekte, die Verstorbenen ins Grab mitgegeben wurden, sind nach bisherigen Erkenntnissen üblicherweise auch diejenigen, die für die Beigesetzten zu Lebzeiten eine wichtige Rolle gespielt hatten. Man kann also davon ausgehen, dass hier zwei Jäger zur letzten Ruhe gebettet wurden.

Die Ausgrabungen in Peru brachte die früheste bekannte Jägerbestattung der Neuen Welt ans Licht.
Jugendliche Jägerin

Zur Überraschung der beteiligten Forscher stellte der Anthropologe und Knochenspezialist James Watson (University of Arizona) allerdings fest, dass eine der beiden Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit weiblich war, eine zwischen 17 und 19 Jahre alte Frau. Das zweite Grab enthielt die Gebeine eines 25 bis 30 Jahre alten Mannes. Eine Analyse von Eiweißmolekülen aus den Zähnen der Toten bestätigte diese Geschlechtszuordnung. Die erst kürzlich entwickelte Technik basiert auf der Untersuchung von Amelogenin, einem geschlechtsspezifischen Protein, das an der Bildung des Zahnschmelzes beteiligt ist. Die Isotopensignatur der Knochen schließlich bescheinigte den beiden Toten einen hohen Fleischkonsum, was typisch wäre für eine Jagdgesellschaft.

"Diese archäologische Entdeckung widerspricht offenbar der traditionellen Hypothese von den ‘jagenden Männern und ‘sammelnden Frauen’", sagt Haas. "Die Arbeitverteilung in jüngeren Jäger-und-Sammler-Gesellschaften ist stark geschlechtsspezifisch. Das könnte manche zu der Annahme verleiten, dass Ungleichbehandlung oder gar Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern irgendwie ‘natürlich’ seien. Tatsächlich sieht es aber so aus, dass die Zuteilung der Aufgaben in unserer fernen Vergangenheit grundlegend anders und wahrscheinlich auch gerechter war."

Eine Herde von Vicuñas auf dem Altiplano in Peru. Vor 9.000 Jahren machten auch Frauen Jagd auf diese Tiere.

Der verblüffende Fund einer frühen Jägerin führte die Forscher unweigerlich zu der Frage, ob sie es hier mit einer Besonderheit, einer seltenen Ausnahme in der damaligen Gesellschaft zu tun hatten, oder ob Frauen zu dieser Zeit und in dieser Region bei der Jagd generell eine entscheidende Rolle zukommt.

Eine genauere Untersuchung bisheriger Bestattungen im späten Pleistozän und frühen Holozän Nord- und Südamerikas brachte letztlich Klarheit: Von 429 Beisetzungen an 107 Standorten waren 27 Personen mit Waffen für die Großwildjagd beerdigt worden. Davon waren 11 weiblich und 15 männlich. Die Jägerin von Wilamaya Patjxa erwies sich dabei übrigens als früheste bekannte Jägerbestattung der Neuen Welt. Die Stichproben reichten jedenfalls aus, um die Schlussfolgerung zu rechtfertigen, dass die Teilnahme von Frauen an der frühen Großwildjagd wahrscheinlich von entscheidender Bedeutung war, berichten die Forscher in der Studie im Fachjournal "Science Advances".

Keine Männerdomäne

Auf Grundlage der statistischen Analyse könne man demnach davon ausgehen, dass 30 bis 50 Prozent der Jäger in diesen Populationen weiblich waren. Diese Erkenntnis steht in krassem Gegensatz zu dem, was man über die Geschlechterrollen bei Jägern und Sammlern jüngerer Zeit oder sogar bei Landwirtschaft betreibenden Gesellschaften weiß. In diesen sei die Jagd stets eine ausgesprochen männliche Aktivität gewesen, mit einer allenfalls geringen Beteiligung von Frauen, so Haas.

Während die Ausgrabungen von Wilamaya Patjxa eine alte Frage zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in frühen menschlichen Gesellschaften beantwortet, werfen sie auch zahlreiche neue auf. Die Gruppe um Haas möchte als nächstes nachzeichnen, wie sich die Aufgabenverteilung zwischen Frauen und Männern zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten in Amerika verändert hat.

Abstract

 

Nota. - Ach, nun muss ich es doch posten, weil es überall durch die Blätteer rauscht! Dabei sagen die Forscher ausdrücklich nicht, dass es sich bei dem Fund um eine Jägerin gehandelt hat, sondern lediglich, dass es sich um eine gehandelt haben könnte. Und auch wenn - eine echte Sensation wäre es nicht. Noch hat ja wohl keiner behauptet, dass sich auf dem Y-Chro-mosom ein Jäger-Gen befindet, das den Frauen auf ihrem doppelten X fehlte. Es wurde lediglich festgestellt, dass bei den eindeutig zuweisbaren Funden als Jagende bislang stets Männer aufgetaucht sind; und das könnte sich mit jedem neuen Fund ändern. Etwa mit dem hier referierten, wenn sich die auf einer Vermutung beruhende statistische Wahrscheinlichkeit als Tatsache erhärten würde. 

Nicht ändern würde sich damit aber die Tatsache, dass schon in der Vor- und Frühgeschichte Männer überwiegend als Jäger und Frauen überwiegend als Sammlerinnen (und Mütter) tätig waren. Wenn es sich bei den weiblichen Funden um junge Frauen handelt, darf man anneh-men, dass sie keine Mütter waren.

Übrigens kann von "Großwildjagd" überhaupt nicht die Rede sein. Im vorkolumbischen Südamerika gab es gar kein Großwild; die Vicu as sind ganz schmächtig, was für ihre Jagd-barkeit ja wohl eine Rolle spielt.

Für spätere Epochen ist das Vorherrschen der Männer beim Jagen (noch) unwidersprochen. Ob das rein kulturell oder schon (epi)genetisch tradiert wurde, ist völlig offen; doch dass etwas 'von Natur' vorgegeben ist, heißt nicht, dass man es gutheißen muss. Man könnte auch eine kulturelle Anstrengung unternehmen, um es zu ändern. Doch müsste man es dann wollen, und dafür bräuchte man gute Gründe. Denn was gerecht ist, war zu allen Zeiten strittig.

JE

 

Dienstag, 27. Oktober 2020

Babylonische Dichterinnen.

 

aus welt.de, 23. 10. 2020             Die babylonische Göttin Gula auf einer Belehnungsurkunde in Stelenform aus dem 14. Jahrhundert v. Chr.

Einer der ältesten Texte der Weltliteratur stammt von einer Frau
Bislang ging man davon aus, dass die berühmte Gula-Hymne des Alten Orients von einem Mann komponiert worden war. Neufunde zeigen, dass der Autorenname tatsächlich einer Frau gehörte. Es dürfte kein Einzelfall sein.
 
 

Der assyrische Großkönig Assurbanipal hatte ein ausgefallenes Hobby. In seiner Regierungs-zeit von 668 bis 631/27 v. Chr. führte er nicht nur Kriegszüge wie seine Vorgänger, sondern sammelte auch Literatur und andere Texte, die er, wie er stolz verkündete, auch lesen und verstehen konnte. Mehr als 25.000 Tontafeln, beschrieben mit Keilschrift, umfasste seine Bibliothek in der Hauptstadt Ninive. Die Sammlung gehört zu den wichtigsten Funden der Archäologie des Alten Orients.

Zu den bekanntesten Werken darin zählt die sogenannte Gula-Hymne an die gleichnamige Heilgöttin des mesopotamischen Pantheons. Es handelt sich um die Abschrift eines Textes, der zwischen 1400 und 1300 v. Chr. komponiert wurde – von einem Mann namens Bullussa-rabi wie bislang in einschlägigen Werken zur Literaturgeschichte angegeben. Tatsächlich stammt er aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von einer Frau.

„Für Fachleute ist das eine kleine Sensation“, sagt Enrique Jiménez, Professor für altorientalische Literaturen an der Universität München. Schließlich handelt es sich um einen der bekanntesten Texte, der sogar in der Schule verwendet wurde, um mit Keilschrift schreiben zu lernen.

„Die Heilgöttin spricht darin über sich in der ersten Person“, erklärt Jiménez. „Sie sagt: ,Ich bin die beste Göttin, ich bin so wunderschön.‘ Die Hymne war zwar ein Klassiker, aber die Mesopotamier fanden sie damals lustig und haben Parodien darauf geschrieben, weil sie es so verrückt fanden, dass eine Göttin über sich in der ,Ich-Form’ spricht.“

Auf einer Liste von Texten aus der Bibliothek des Großkönigs Assurbanipals wurde der Name des Autors mit dem in der Keilschrift üblichen Zeichen für maskulin versehen, weil die Abschreiber wie selbstverständlich davon ausgingen, dass Bullussa-rabi ein männlicher Name sei. Tatsächlich aber belegen Verwaltungsurkunden aus dem 14. Jahrhundert v. Chr., dass dem nicht so ist. „Offenbar trugen nur Frauen damals diesen Namen“, hat Jiménez festgestellt.

Seiner Einschätzung nach könnte es sich nicht um den einzigen Fall handeln, bei dem Frauen als Urheberinnen früher literarischer Texte übersehen wurden. „Unsere Hauptquelle für Autoren ist eine Liste aus der Bibliothek von Assurbanipal, der sogenannte ,Katalog von Texten und Autoren‘. Wenn Bullussa-rabi dort fälschlicherweise als Mann aufgeführt wurde, warum sollte sie der einzige Fall sein?“

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Der Professor verweist auf einen ähnlichen Fall, der sogar noch wesentlich älter ist. Um 2200 v. Chr. entstand eine ganze Reihe von Hymnen, als deren Autor ein gewisser Enheduanna angegeben wird. Da kein Zeichen für männlich oder weiblich angegeben ist, ging man lange ebenfalls davon aus, dass es sich um einen männlichen Urheber handele. „Bis wir in anderen Texten auf den Hinweis gestoßen sind, dass Enheduanna die Tochter des Königs war“, sagt Jiménez: „Sie ist die älteste Autorin der Literaturgeschichte. Sie hat interessanterweise sehr viele Hymnen an die Liebesgöttin Inanna / Ischtar geschrieben, die wichtigste Göttin Babyloniens.“

Die Entschlüsselung der Gula-Hymne gelang Jiménez und seinem Team im Rahmen des Projekts „electronic Babylonian Literature“ (eBL). Darin versuchen Wissenschaftler, die vielen Lücken in altorientalischen Texten mithilfe von Algorithmen und Datenbanken zu füllen. Dabei stieß ein Mitarbeiter von Jiménez, Zsombor Földi, auf neun Verwaltungsurkunden aus der Regierungszeit des Königs Nazi-Maruttasch. „In allen Dokumenten ist Bullussa-rabi ein Frauenname. Es ist möglich, dass alle Dokumente sich auf die gleiche Person beziehen, da sie mehr oder weniger zeitgleich sind“, folgert Jiménez.

 

Nota. - Was lernen wir daraus? Dass Frauen keineswegs von Alters her benachteiligt, unter-drückt und von aller Bildung ausgeschlossen wurden, wie manche*r behauptet; was sonst? Und die alten Griechen haben ihre Sappho auf Lesbos zu keiner Zeit vergessen...

JE

Freitag, 23. Oktober 2020

Verfassungsgericht verwirft brandenburgisches Paritätsgesetz.

Gericht entscheidet über Paritätsgesetz 

aus welt.de, 23. 10. 20

 
Verfassungsgericht kippt Brandenburgs Paritätsgesetz
Das brandenburgische Verfassungsgericht hat das Paritätsgesetz für Landtagswahlen für nichtig erklärt. Das Anfang 2019 vom Landtag beschlossene Gesetz mit Frauenquoten für die Kandidatenlisten der Parteien sei verfassungswidrig, urteilten die Richter.

Listen mit abwechselnd einer Frau und einem Mann: Das Brandenburger Verfassungs-gericht hat das Paritätsgesetz zu den Kandidatenlisten der Parteien für Landtagswahlen als verfassungswidrig eingestuft. Das teilte das Gericht am Freitag bei seiner Urteilsverkün-dung in Potsdam mit.

Das Gesetz schrieb vor, dass künftig abwechselnd gleich viele Frauen und Männer auf den Listen kandidieren müssen.

Das Gesetz beschränke die Freiheiten der Parteien bei der Aufstellung von Kandidaten und damit die Teilnahme an Wahlen, teilte das Gericht mit. Das Urteil ist ein Rückschlag für entsprechende Bestrebungen auch in anderen Bundesländern und auf Bundesebene.

Das Gericht gab damit den zwei Klagen der NPD und der AfD recht, die durch das Gesetz die Freiheit der Wahl und die Organisationsfreiheit der Parteien gravierend beeinträchtigt sehen. Außerdem hatten vier AfD-Landtagsabgeordnete Verfassungsbeschwerden einge-legt.

Brandenburg erstes Land mit Paritätsgesetz

Brandenburg war das erste Bundesland mit einem solchen Paritätsgesetz. Es verpflichtete die Parteien, ihre Kandidatenlisten bei Landtagswahlen mit abwechselnd gleich vielen Frauen und Männern zu besetzen. Der Landtag stimmte im vergangenen Jahr mehrheitlich für das Gesetz, seit dem 30. Juni dieses Jahres ist es in Kraft. Brandenburgs Landtagspräsi-dentin Ulrike Liedtke hatte die Regelung verteidigt. Wenn die Hälfte der Bevölkerung Frauen seien, sei die gleichberechtigte Repräsentanz von Frauen ein demokratisches Gebot, sagte sie bei der mündlichen Verhandlung im August. In mehreren Bundesländern wurde oder wird über eine Paritätsregelung diskutiert.

Der Thüringer Verfassungsgerichtshof kippte im Juli die dortige Regelung im Landeswahl-recht, wonach Parteien ihre Kandidatenlisten für Landtagswahlen abwechselnd mit Männern und Frauen besetzen müssen. Die Richter argumentierten im Kern, dass das Paritätsgesetz das Recht auf Freiheit und Gleichheit der Wahl sowie das Recht der politischen Parteien auf Betätigungsfreiheit, Programmfreiheit und Chancengleichheit beeinträchtige.

 

Nota. - Die Blöße muss man sich erstmal geben! Der AfD und NPD die Chance auf einen Sieg mit einer Verfassungsklage mit einem Gesetz geben, dessen Verfassungswidrigkeit einem Schulkind ins Auge springt...

Diese Demokraten werden noch solange machen, bis ihnen auch hier ein Trump den Marsch bläst. Und ob der dann auch schon nach der ersten Wahlperiode wieder gefeuert wird, wer weiß.

Man stelle sich vor, Männer gründeten eine Partei zur Verteidigung von Männerinteressen. Unkorrekt, ja ja, aber das dürften sie, denn verfassungswidrig ist es dann doch nicht. Und nun würde ein Wahlgesetz sie zwingen, zur Hälfte Frauen auf ihre Liste zu nehmen (mehr als die Hälfte wohl nicht, dem stünde das Gesetz entgegen). Wenn nun die FrauenrechtlerInnen Recht haben und in der Tat die wahren Rechte der Frauen vertreten, was wir zu ihren Gunsten mal annehmen wollen, würden sie kaum genügend Frauen finden, um eine vollständige Liste einzureichen. Nein, das wäre nicht demokratisch!

JE


Freitag, 16. Oktober 2020

Knapp ein Drittel der Säuger in Deutschland gilt als gefährdet...


...überschreibt am 8. Oktober die Süddeutsche einen Beitrag. Dabei springt jedem Kind ins Auge, dass es sich nur um Säugerinnen handeln kann - allenfalls mit einem *

Und das im Zentralorgan der politischen Korrektheit! Als ob Trump schon wiedergewählt wäre...


Donnerstag, 24. September 2020

Allzeit bereit? Könnt' euch so passen! Unser Gehirn hat auch was zu sagen.


aus welt.de, 22.09.2020

Woran es liegt, ob Männer Lust auf Sex haben oder nicht
Trotz der gängigen Annahme geht auch bei Männern nichts auf Knopfdruck. Was aber genau männliche Lust oder Unlust ausmacht, war bisher unbekannt. Nun haben Forscher eine erstaunliche Erkenntnis gemacht. 
 

Was uns antörnt und auf Touren im Bett bringt, ist höchst individuell. Der eine steht auf Fesselspielchen, der andere auf Blümchensex. Ob wir Bock auf Sex haben oder nicht, hängt natürlich auch davon ab, wie wir uns fühlen. Nach einem besonders stressigen Tag haben viele sicher keine Lust mehr auf Erotik.

Was aber, wenn man gar keine Lust empfindet oder nur sehr schwer erregt wird? Genauso problematisch wird es, wenn man eigentlich immer in die Kiste hüpfen könnte, egal wie und wo. Was bestimmt eigentlich, wann ein Mann Verlangen nach Sex hat oder nicht? US-amerikanische Forscher haben es herausgefunden.

Es liegt in den Genen – oder genauer gesagt: an einem bestimmten Gen.

Forscher der privaten Northwestern University im US-Staat Illinois konnten nun ausfindig machen, welches Gen bei Männern für sexuelles Verlangen und Lust verantwortlich ist. Eine bahnbrechende Entdeckung, denn nun können die Mediziner gezielter an Therapien und Behandlungen für Menschen arbeiten, die Sexualprobleme haben, kaum Lust empfinden oder aber auch das genaue Gegenteil, nämlich sexsüchtig sind.

Die Ergebnisse wurden im Fachblatt „Endocrinology“ publiziert. Dort stellen die Forscher heraus, dass vor allem ein bestimmter Vorgang bei Männern in Sachen Lustgewinn entscheidend ist: wie ihr Gehirn Testosteron in Östrogen umwandelt. Das geschieht durch das Enzym Aromatase. Und der Faktor für dieses Enzym liegt auf dem Gen Cyp19a1 – der Ursprung männlicher Lust, wenn man so will, wie auch Studienleiter Serdar Bulun sagt:

Das Ablesen des Gens und damit Produktion der Aromatase findet bei Männern sowohl in den Hoden als auch im Gehirn selbst statt. Da viele kastrierte Tiere und auch Menschen nach dem Eingriff keine Lust mehr verspüren, ging man lange Zeit davon aus, dass die Keimdrüse im Hoden für den Libidogewinn entscheidend ist. Welche Rolle die Umwandlung von Testosteron im Hirn spielte, wurde bis jetzt kaum beachtet.

So fanden die Forscher den Zusammenhang heraus

Sie verglichen zwei Gruppen gentechnisch veränderter Mäuse miteinander. Einer Mäuserichgruppe fehlte das Cyp19a1-Gen vollständig. Das heißt, weder im Gehirn noch in den Hoden wurde das Enzym Aromatase gebildet. Der anderen Versuchsgruppe fehlte das zuständige Gen nur im Gehirn. Sobald die Mäuseriche nun in einen Käfig mit weiblichen Mäusen gesteckt wurden, die gerade ihren Eisprung hatten, unternahmen die Männchen ohne Aromatase keinerlei Versuche, sich zu paaren.

Diejenigen, denen das Enzym nur in ihrem Gehirn fehlte, wollten sich nur etwa halb so oft paaren wie normale Mäusemännchen, die genetisch unverändert waren. Dieser Befund legt nahe, dass die Umwandlung von Testosteron in Östrogen im Gehirn eine zentrale Rolle bei der Regulierung des sexuellen Verlangens spielt.

Nun wollen die Mediziner an weiteren Therapieansätzen bei Lustproblemen von Männern forschen. Möglich wäre etwa ein Medikament, das die Produktion des Enzyms Aromatase anregt für Männer, die eher wenig Lust verspüren. Oder aber ein Aromatase-Hemmer für diejenigen, die sexsüchtig sind. Es wäre eine Revolution für viele.

 

Nota. - Besagte Annahme war unter Männer gewiss nie "gängig" - sondern nur unter jen*innen, die sich was davon versprechen und immer so tun, als sei es ihnen lästig. Jetzt haben wir es amtlich: Denen von uns, bei denen das Gehirn mitredet, reicht es noch lange nicht, dass ihr allzeit bereit seid.

Das ist nur bei denen der Fall, die stets gedankenlos zu ihren Ursprüngen zurück kehren mögen.

JE



Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE