Wird’s warm, denken Frauen und Männer unterschiedlich schnell
Es
ist bekannt, dass Frauen im Allgemeinen schneller frösteln als Männer.
Das könnte erklären, weshalb die Geschlechter andere
Umgebungstemperaturen mögen. Was aber bedeutet das für die Temperatur im
Gemeinschaftsbüro?
Endlich warm! Der Sommer, das ist meine Saison. Denn ich benötige nicht nur viel Licht zum Glücklichsein. Ich komme auch erst ab 25 Grad Umgebungstemperatur auf die optimale Betriebstemperatur. Mein Arbeitszimmer ist unter dem Dach, ausgerichtet nach Südwest – kein Problem. Aber diese tiefgekühlten Büros, die bremsen mich aus. Zum Glück kann ich ab jetzt allen Zweiflern an meiner Normalität wissenschaftliche Fakten entgegenhalten. Und mit mir all jene schnell frierenden Frauen in den weltweit geführten Diskussionen um die optimale Einstellung der Klimaanlage am Arbeitsplatz.
Frauen sind nämlich bei höheren Temperaturen leistungsfähiger
als bei kühlerer Umgebung. Das haben Tom Chang von der Universität in
Los Angeles und Agne Kajackaite vom Social Science Center in Berlin
kürzlich herausgefunden. Knapp 500 Berliner Studentinnen und Studenten
mussten dafür bei Temperaturen von 16 bis 33 Grad Rechenaufgaben,
Wortbildungstests sowie diverse Denkaufgaben durchackern.
Die
Frauen schnitten sowohl bei den Rechenaufgaben als auch dann, wenn sie
aus einem Buchstabensalat sinnvolle Wörter bilden mussten, umso besser
ab, je wärmer es war. Die Leistungssteigerung beruhte vor allem auf
einem gesteigerten Arbeitstempo.
Persönlich
bin ich überzeugt: Untersuchte man weitere kognitive Fähigkeiten,
würden Frauen auch in anderen Bereichen ab 25 Grad besser abschneiden.
Meine Lebenserfahrung sagt mir nämlich, dass viele Frauen bei
Temperaturen unter 20 Grad öfter mal frösteln, was der kognitiven
Leistungsfähigkeit nicht förderlich ist.
Bevor
frau jetzt aber im nächsten Herbst die Heizung fürs Büro auf 25 Grad
hochjustiert, sollte sie bedenken: Die Performance der Männer nahm in
der besagten Studie bei steigenden Raumtemperaturen ab. Zwar fiel die
Abnahme weniger stark aus als die Zunahme bei den Frauen, aber sie war
statistisch signifikant. Die Arbeit bietet also Stoff für neue, endlose
und hitzige Debatten: Wessen Hirnleistung, wessen Arbeitstempo ist
wichtiger und muss daher klimaanlagentechnisch unterstützt werden?
Zu
Sorgen um immer weniger leistungsfähige Männer bei steigenden
Temperaturen angesichts des Klimawandels besteht vorerst kein Grund.
Denn es gab auch Tests, bei denen die Männer auch bei schön warmer
Umgebung gut klarkamen. So gaben sie wie die Frauen ungefähr gleich
viele richtige Antworten auf Logikfragen, egal ob es 16 oder 33 Grad
warm war.
Dass man Mitarbeiter eher kühl halten sollte, dafür plädieren allerdings andere Studien. So hat unter anderem das Team um Jari Tiihonen aus Finnland gezeigt,
dass mit dem Quecksilber auch die Gewaltbereitschaft ansteigt, bei
beiden Geschlechtern. Auch das ist eine Bestätigung meiner
Alltagserfahrungen. Also doch in den kommenden Wochen die Klimaanlage
volle Pulle laufen lassen – oder geschlechtergetrennte Büros, schön kühl
für die Herren und angenehm warm für die Damen?
Welch ein Glück, dass
ich allein in meinem Arbeitszimmer bin.
Nota. - Ich rate Ihnen: Machen Sie's wie ich; denken Sie sich ihr' Teil; z. B. dass es auch bei der Leistung nicht auf die Menge ankommt.
JE