aus welt.de, 31.05.2020
Mehrheit der Frauen will keine Gendersternchen
Eine Umfrage im Auftrag von WELT AM SONNTAG zeigt: Die Mehrheit der
Deutschen hält nichts von Binnen-I und Gendersternchen, mit denen
politische Aktivisten ihre Mitbürger erziehen wollen. Kritiker sprechen
von „Gender-Unfug“.
von Susanne Gaschke
Die
Mehrheit der Deutschen lehnt es ab, die deutsche Sprache zwanghaft zu
verweiblichen. Das ergab eine Umfrage, welche die WELT AM SONNTAG
exklusiv bei Infratest-Dimap in Auftrag gegeben hat. Demnach halten 56
Prozent der Bevölkerung nichts vom „Gendern“ von Begriffen durch ein
großes Binnen-I, ein Gendersternchen oder einen Unterstrich in
journalistischen und literarischen Texten sowie in politischen Reden.
Nur ein gutes Drittel ist ganz oder eher dafür. Selbst die Frauen wenden
sich mehrheitlich gegen eine „geschlechtergerechte“ Sprache (52
Prozent).
Manche Institutionen scheinen es dennoch für ihren
Auftrag zu halten, gegen eine vermeintliche linguistische
Benach-teiligung zu kämpfen. Claus Kleber, Moderator des ZDF-„heute
journals“, spricht neuerdings von „Expert – Pause – innen“.
ARD-Talkshow-Moderatorin Anne Will
redete in ihrer Sendung am vergangenen Sonntag demonstrativ vom „Bund
der Steuerzahler – Pause – Innen“. Grünen-Chefin Annalena Baerbock
variierte das dann noch einmal zum „Bund der Steuer-Innen-Zahler“.
Weil
es offenbar Nachfragen irritierter Zuschauer gab, erklärte ein
ARD-Sprecher der „Bild“-Zeitung: „Anne Will gendert seit Langem
konsequent. Sie hat mit ihrem Sprachgebrauch zwei Tage vor dem
Diversity-Tag ein Signal gesetzt und damit eine wichtige öffentliche
Diskussion angestoßen.“
Der
„Diversity-Tag“, der – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – am
26. Mai begangen wurde, feiert den Wert kultureller, religiöser,
ethnischer und sexueller Vielfalt. All das ist auch durch die Verfassung
garantiert. „Aber die schlichte sprachliche Schönheit des Grundgesetzes
reicht vielen politischen Aktivisten nicht mehr“, sagt der Kieler
Verfassungsrechtler und Rechtsphilosoph Robert Alexy: „Sie wollen ihre
Mitbürger durch Sprache erziehen und die Wirklichkeit durch Sprache
beherrschen.“
ZDF-Talkmaster Markus Lanz sieht es ähnlich: „Die
Lage einer verfolgten Minderheit in China wird keinen Deut besser, wenn
man von Uigurinnen und Uiguren redet
und sich dabei die Zunge verrenkt. Denn dann achten die Zuschauer nur
noch auf den Versprecher und kriegen gar nicht mehr mit, worum es
eigentlich geht.“ Er frage Frauen in seinem Umfeld und seine weiblichen
Talkgäste immer mal wieder, ob sie sich sprachlich diskriminiert
fühlten, sagt der Journalist: „Zu meiner großen Überraschung verneinen
es so gut wie alle. Deshalb ändere ich auch nichts.“ Zu viele Leute
seien der Meinung, man könne die Welt mit Formalismen retten. „Das ist
aber Unfug“, sagt Lanz.
„Zeit“-Chefredakteur
Giovanni di Lorenzo berichtet, dass es in seiner Redaktion seit etwa
einem Jahr verstärkt Debatten über das Thema gebe, aber aus dem
Kollegenkreis heraus. „Von unseren durchaus kritikfreudigen Leserinnen
und Lesern hat sich nach meiner Erinnerung in 16 Jahren noch niemand
darüber beschwert, dass wir nicht gendern.“ Eher werde beklagt, wenn
Gastautoren auf dem Gendersternchen
bestünden. Dies sei umso interessanter, als die „Zeit“ einen
überdurchschnittlich hohen Anteil an Leserinnen habe, sagt di Lorenzo.
Nota.
Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden.
Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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