Warum das Coronavirus Männer schwerer trifft
Männliche
Patienten haben ein höheres Risiko, an Covid-19 zu sterben, und sie
erkranken auch häufiger schwer als Patientinnen. Vor allem das
Immunsystem scheint dabei eine Rolle zu spielen.
Anfangs konnte man es noch für eine Verzerrung der Daten halten. Doch langsam scheint sich das Bild zu festigen: Männer erkranken häufiger schwer an Covid-19 und sterben auch öfter daran. Darauf weisen die medizinischen Daten aller Länder hin, die das Geschlechterverhältnis abbilden. In der Schweiz sind laut dem Bundesamt für Gesundheit bis am 30. März 295 Menschen an Covid-19 gestorben, 60 Prozent waren Männer. Auch bei der Zahl der Hospitalisierten sind die Männer mit 59 Prozent stärker vertreten. ...
Aber ist es überhaupt speziell, dass an Covid-19 mehr Männer sterben als Frauen? Experten sagen: Nein – das Gegenteil wäre überraschend. «Frauen kommen generell besser mit Virusinfektionen zurecht als Männer», sagt der Immunologe Marcus Altfeld vom Heinrich-Pette-Institut des Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie in Hamburg, der geschlechtsspezifische Unterschiede bei viralen Erkrankungen untersucht. Auch auf HIV oder Hepatitis reagierten Männer und Frauen unterschiedlich, erklärt er, und auch bei Sars sei es so gewesen.
Der Grund dafür sei, dass das angeborene Immunsystem von Frauen sensibler auf Virusinfektionen reagiere als jenes von Männern und dadurch schneller und stärker auf eine Infektion antworte. Die frühe Reaktion und Bekämpfung der Viren senkt das Risiko, dass die Krankheit eskaliert, weil die Viren besser kontrolliert werden können. In Bezug auf Covid-19 hiesse das, dass die Infektion bei Frauen schneller eingedämmt wird, dadurch die Schäden an der Lunge geringer bleiben und es seltener zu einem schweren Verlauf mit massiven Schäden am Lungengewebe kommt.
- Pflicht und Kür, oder Die Ausnahme von der Regel
Man
erkläre sich dieses Phänomen evolutionär, sagt Altfeld. Das Immunsystem
von Frauen habe die Aufgabe, auch ungeborenes und neugeborenes Leben zu
schützen. Dabei muss es möglichst verhindern, dass ein Virus Fuss
fassen und schwere Schäden beim Fötus verursachen kann. Zudem soll das
Neugeborene über die Muttermilch mit einer möglichst breiten Palette an
mütterlichen Antikörpern versorgt werden. Dasselbe Phänomen wie bei
Virusinfektionen finde man auch bei vielen durch Parasiten ausgelöste
Erkrankungen. (Eine bemerkenswerte Ausnahme sind Grippeviren, die laut
dem Forscher immer wieder einmal für Schwangere besonders gefährlich
sind.)
Männer haben aber nicht nur Nachteile: Sie leiden deutlich seltener an Autoimmunkrankheiten, was die Wissenschafter auf die antientzündliche Wirkung von Testosteron zurückführen. Da viele der Autoimmunkrankheiten erst nach der fruchtbarsten Phase ausbrechen, interessiert sich die Evolution für diese «Nebenwirkung» des weiblichen Immunsystems weniger.
Doch was liegt diesen Unterschieden physiologisch zugrunde? Die Forscher gehen von zwei Einflussfaktoren aus. Einer ist das Hormonsystem, genauer die Geschlechtshormone. In einer Studie mit dem ersten Sars-Virus starben weibliche Mäuse seltener an Sars als männliche. Unterbanden die Forscher die Produktion oder Wirkung von Östrogen, verlor sich dieser Vorteil.
Zudem gibt es dafür laut Altfeld noch eine weitere Erklärungsmöglichkeit: Die Tatsache nämlich, dass Frauen zwei X-Chromosomen (weibliche Geschlechtschromosomen) besitzen, Männer dagegen nur eines. Auf diesem Chromosom liegen eine ganze Reihe wichtiger Gene, die das Immunsystem regulieren. Das ist schon lange bekannt.
Allerdings ging man zunächst davon aus, dass bei Frauen in jeder Zelle nur ein X-Chromosom aktiv und das andere stillgelegt ist und damit das «Gleichgewicht» zwischen Mann und Frau wieder hergestellt. In den letzten Jahren haben Wissenschafter nun aber festgestellt, dass das inaktive X-Chromosom von Frauen diesem Zustand «entkommen» kann und dann aktiv abgelesen wird. Das erhöht die Dosis der Genprodukte dieses Chromosoms in den betroffenen Zellen, die für die Immunantwort wichtig sind. Das könnte die Reaktionsfreudigkeit des weiblichen Immunsystems erhöhen und einen Teil der Geschlechtsunterschiede in der Immunantwort erklären.
Männer haben aber nicht nur Nachteile: Sie leiden deutlich seltener an Autoimmunkrankheiten, was die Wissenschafter auf die antientzündliche Wirkung von Testosteron zurückführen. Da viele der Autoimmunkrankheiten erst nach der fruchtbarsten Phase ausbrechen, interessiert sich die Evolution für diese «Nebenwirkung» des weiblichen Immunsystems weniger.
Doch was liegt diesen Unterschieden physiologisch zugrunde? Die Forscher gehen von zwei Einflussfaktoren aus. Einer ist das Hormonsystem, genauer die Geschlechtshormone. In einer Studie mit dem ersten Sars-Virus starben weibliche Mäuse seltener an Sars als männliche. Unterbanden die Forscher die Produktion oder Wirkung von Östrogen, verlor sich dieser Vorteil.
Zudem gibt es dafür laut Altfeld noch eine weitere Erklärungsmöglichkeit: Die Tatsache nämlich, dass Frauen zwei X-Chromosomen (weibliche Geschlechtschromosomen) besitzen, Männer dagegen nur eines. Auf diesem Chromosom liegen eine ganze Reihe wichtiger Gene, die das Immunsystem regulieren. Das ist schon lange bekannt.
Allerdings ging man zunächst davon aus, dass bei Frauen in jeder Zelle nur ein X-Chromosom aktiv und das andere stillgelegt ist und damit das «Gleichgewicht» zwischen Mann und Frau wieder hergestellt. In den letzten Jahren haben Wissenschafter nun aber festgestellt, dass das inaktive X-Chromosom von Frauen diesem Zustand «entkommen» kann und dann aktiv abgelesen wird. Das erhöht die Dosis der Genprodukte dieses Chromosoms in den betroffenen Zellen, die für die Immunantwort wichtig sind. Das könnte die Reaktionsfreudigkeit des weiblichen Immunsystems erhöhen und einen Teil der Geschlechtsunterschiede in der Immunantwort erklären.
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