Donnerstag, 17. August 2017

Sozial konstruiert?



Zweifel am wissenschaftlichen Charakter der Gender Studies gründen darin, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstand, bei der Auffassung, die unterschiedlichen Rollen, die Männer und Frauen in den verschiedenen Kulturen spielten und spielen, seien "ledig- lich sozial konstruiert", handle es sich um ihre erkenntnisleitende Prämisse, und Untersuchungen, die nicht davon ausgingen, hätten innerhalb dieses Fachs keinen Platz. 

Wenn es nämlich so wäre, hätten die Gender Studies ihren Platz nicht unter den Wissenschaften. Wäre der Forschungsgegenstand dagegen die Frage, ob und in welchem Maße das hier oder dort der Fall ist oder war, hätte die Forschungsdisziplin ihren natürlichen Platz unter den anderen Sozial- und Kulturwissenschaften.

Das Fach ist noch jung. An einigen Stellen wird es so, an anderen anders sein. Aber ganz neu ist es auch nicht mehr. Die Zeit ist reif, dass man an die beteiligten Institute endlich die Frage stellen darf, ob es bei ihnen so oder so ist, und die weitere Finanzierung davon abhängig macht.

Dass man sie füglich nicht alle über einen Kamm scheren kann, zeigt eine Untersuchung, von der Christiane Heil in der FAZ vom 16. 8. 2017 berichtet. ie amerikanische Psychologin Rachel Farr hat untersucht, ob Kinder, die von einem homosexuellen Paar adoptiert wurden, sich in der Entwciklung ihrer eigenen geschlechtlichen Identität von Kindern unterscheiden, die von einem heterosexuellen Paar adoptiert wurden.

Die FAZ schreibt: 

Farr, die an der Universität von Kentucky forscht, hatte für die Untersuchung insgesamt 106 amerikanische Adoptivfami- lien mit homosexuellen und heterosexuellen Eltern begleitet. Dabei beobachtete sie mehr als fünf Jahre lang, wie sich das geschlechtstypische Verhalten der Kinder während ihrer Entwicklung änderte. Ein Schwerpunkt der Untersuchung lag auf der Beobachtung, welches Spielzeug der Nachwuchs wählte und wie temperamentvoll er damit umging.

Wie Farr feststellte, verhielten sich die meisten Kinder ihrem Geschlecht entsprechend. Einige Jungen und Mädchen, die im Kindergartenalter Spielzeuge wählten, die üblicherweise nicht von Kindern ihres Geschlechts gewählt wurden, zeigten auch im Schulalter häufiger Interesse an für ihr Geschlecht untypischen Hobbys oder Aktivitäten.

Laut Farrs Studie spielte die Familienform keine Rolle dabei, ob sich die Kinder genderkonform oder nicht genderkon- form verhielten. Die Psychologin registrierte lediglich nach der Einschulung eine Hinwendung zu genderkonformerem Verhalten. „Es scheint, dass ein männliches oder weibliches Rollenvorbild zuhause nicht notwendig ist, um bei Adoptiv- kindern eine typische Genderentwicklung zu unterstützen oder sie von Gender-Nonkonformität abzuhalten“, sagte Farr.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen