Dienstag, 31. Dezember 2013

Männer denken immer...

Léda et le cygne, 1870, Albert-Ernest Carrier-Belleuse - See more at: http://www.blogartnu.com/tag/albert-ernest-carrier-belleuse/#sthash.IvNZLCMz.dpuf
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Albert-Ernest Carrier-Belleuse
Leda und ihr Schwan
Léda et le cygne, 1870, Albert-Ernest Carrier-Belleuse - See more at: http://www.blogartnu.com/tag/albert-ernest-carrier-belleuse/#sthash.6tN5QrJw.dpuf
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...nur an das Eine: Das ist eine Frauenphantasie. Schwanzgesteuert? Das könnt euch so passen!

Die meisten von uns wollen am liebsten ihre Ruhe haben;
in diesem Jahr wie in den vorherigen.



Donnerstag, 19. Dezember 2013

Die Benachteiligung von Jungen in der Schule nimmt weiter zu.

 
 aus MANNdat, Rundbrief 8/2013

PISA 2012 bestätigt die Bildungsdiskriminierung von Jungen – ein Kurzbericht

Die gerade veröffentlichte neue PISA-Studie 2012 zeigt, dass sich die Lesekompetenzunterschiede zuungunsten der Jungen erneut vergrößert haben. Waren sie 2000 noch 35 Punkte hinter den Mädchen, sind es jetzt 44 Punkte. Der Unterschied der geschlechterspezifischen Lesekompetenz zuungunsten der Jungen im vergleich zum Durchschnitt über alle teilnehmenden Länder ist in Deutschland in diesem Jahr mit 7 Punkten ebenfalls so hoch, wie nie zuvor. 40 Punkte entsprechen etwa dem Rückstand eines Schuljahres.

Das Ganze belegt eindrucksvoll unsere jahrelange Kritik an der Vernachlässigung der Leseförderung von Jungen durch die Bildungspolitik.
 
PISA 2000-2012 Differenz Lesekompetenz Mädchen - Jungen
 
Geschlechterspezifische Lesekompetenzunterschiede nehmen zu. Die blaue Linie ist die Trendlinie.
Es steht außer Zweifel, dass die Weigerung der Bildungspolitik von Bund und Ländern zur Jungenleseförderung seit 2000 zumindest mitverantwortlich ist für die Zunahme des Gender-Readings-Gaps. Die Leiterin des Referates „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“, Frau Icken, hat noch vor wenigen Wochen ihre Untätigkeit in diesem Bereich damit begründet, dass es kein relevanten geschlechterspezifischen Lesekompetenzunterschiede gäbe.


Interessant ist auch die verharmlosende Berichterstattung des OECD-Büros Berlin. Dieses hebt zwar in seiner Pressemeldung auf die 14 Kompetenzpunktunterschiede von Mädchen zu Jungen im Bereich Mathematik ab und dramatisiert diese. Beim Bereich Lesen erwähnt die OECD Berlin aber die enormen geschlechterspezifischen Lesekompetenzunterschieden mit keinem einzigen Wort.

Hier nochmals die Gegenüberstellung PISA-Ergebnisse und staatliche geschlechterspezifische Förderung:
 
Graphik Bildungsdiskriminierung

Graphik einer Bildungsdiskriminierung: Gegenüberstellung von geschlechterspezifischen Unterschieden nach PISA und staatlicher geschlechterspezifischer Förderung: Hohe Lesekompetenzunterschiede zuungunsten der Jungen, aber nur wenig Förderprojekte; geringe Unterschiede in Mathematik zuungunsten der Mädchen, aber viele Förderprojekte.

Der weltweit größte Schulleistungstest PISA wird seit 2000 alle drei Jahre von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris durchgeführt.

Freitag, 6. Dezember 2013

Ein ziemlich großer Unterschied; II.

aus Die Presse, Wien, 5. 12. 2013                                                                                               Rike  / pixelio.de

Kleiner Unterschied, im Gehirn ganz groß: Frauen denken quer 
Auch Gehirne sind geschlechtsspezifisch, man realisiert es seit einigen Jahren. Die Differenzen sind nicht auf Regionen beschränkt, sie beherrschen die ganze Struktur.


Sind Männer und Frauen gleich? Na ja, äußerlich zeigen sich Differenzen, aber im Kern, also im Gehirn, finde sich allenfalls ein ganz kleiner Unterschied: „Sex differences in the brain“, gebe es nur dort, wo es um „Sex“ gehe, ansonsten seien die Gehirne beider Geschlechter deckungsgleich. So fasste vor nicht gar so langer Zeit, 1966, der Psychologe Seymour Levine den Stand seiner Zunft zusammen. Der kleine Unterschied lebe nur dort, wo die Produktion von Sexualhormonen – vor allem: Östrogen – gesteuert wird, im Hypothalamus, der für die Kontrolle von basalem Verhalten – Essen, Trinken, Sex – zuständig ist. Und von dort schlage das Geschlechtsspezifische dann auf das Balzen etc. durch. Im Rest des Gehirns gebe es hingegen keine Differenzen, zumindest von der Natur her nicht.

Mädchen mögen Puppen, Buben Autos

Das hielt bald 50 Jahre, dann zeigten sich Unterschiede, allerorten: Manche Hirnregionen sind bei Männern größer, andere bei Frauen. Und kleine Mädchen greifen lieber nach Puppen, kleine Burschen bevorzugen Spielzeugautos. Das mag zum Teil kulturelle Gründe haben, aber im Experiment wählten auch kleine Meerkatzen geschlechtsspezifisch. Mädchen wieder schauen lieber in Gesichter, Buben auf mechanische Geräte. Das tun selbst Babys, die gerade einen Tag alt sind. Simon Baron-Cohen (Cambridge) hat es bemerkt, und er ist dem Geschlecht im Gehirn auch anderswo auf der Spur: Mit Autismus sind vornehmlich Männer geschlagen, bei vielen anderen Leiden des Gehirns ist ebenfalls überwiegend ein Geschlecht betroffen.

Natürlich prägt die Differenz auch den Alltag. Jeder Stammtisch weiß es, und sicher ist zumindest, dass Männer besser in Geometrie sind und eine bessere Orientierung im Raum haben. Mit einer Ausnahme: Wenn Frauen einmal auf einem Markt waren, erinnern sie sich das nächste Mal, wo sie gut eingekauft haben. Da mag die Natur mitspielen: Die Erinnerung an Orte wird gefördert von Oxytocin, einem Hormon, das Frauen beim Gebären hilft und ihre Bindung zu den Kindern stärkt. Ihre Kinder mussten die Mütter aber erst wieder finden, als sie in Zeiten des Jagens und Sammelns herumschweiften.

Auch für die Entscheidung darüber, wo sie herumschweifen sollten, brauchten diese Frauen eine gute Erinnerung an Raum und Zeit: Wo gab es das letzte Mal Früchte? Und wann waren die reif? Die Männer hatten andere Sorgen: Sie waren über große Distanzen Wild hinterher, das brauchte abstrakteren Umgang mit Raum, daher die gute Geometrie. Ein anderes Problem hingegen teilen die Geschlechter, beim Werben haben sie es mit Rivalen bzw. Rivalinnen zu tun. Da geht es unter Männern eher grob zu, Frauen bevorzugen es feiner: Sie nutzen soziale Information, sind bessere Beobachter, und ihre Gedächtnisse speichern Details besser, die von Gesichtern etwa. Das hat Ragini Verma (Penns) gezeigt. Aber wo sitzen die Differenzen? Bisher konzentrierte man sich auf einzelne Hirnregionen, nun hat Verma das ganze Gehirn ins Visier genommen bzw. sein „Konnektom“, das ist die Gesamtheit der Verbindungen im Gehirn. Die sehen bei Kindern gleich aus, aber mit Beginn der Pubertät entwickeln sie sich unterschiedlich: Bei Männern laufen die Bahnen bevorzugt in jeder Gehirnhälfte von hinten nach vorn. Hinten sitzt die Wahrnehmung, vorn die koordinierte Aktion, die Verschaltung beider bringt rasches Handeln.

Bei Frauen geht es eher quer: Da kommuniziert die linke Hirnhälfte, in der analysiert wird, mit der rechten, in der die Intuition haust. „Bei Aufgaben, die Logik und Intuition brauchen, sind Frauen besser“, schließt Verma (Pnas, 2.12.). Ist also der kleine Unterschied doch riesengroß, sind „Männer vom Mars“ und „Frauen von der Venus“, wie der Therapeut John Gray in seinem Bestseller 1992 vermutete? „Natürlich sind immer auch Individuen unterschiedlich“, mildert Verma.


Nota:

Vor Jahr und Tag schrieb ich bei passender Gelegenheit:

"Die Unterschiede im Gehirn sind geringfügiger, als vermutet wurde, und betreffen v. a. den sog. 'Balken', der die beiden Hemisphären verbindet und bei Frauen etwas dicker ist. Frauen könnten emotive und analytische Leistungen leichter verbinden, Männer könnten sie leichter trennen. Aber was ist der Vorteil, wenn sich z. B. bei der Lektüre von Kant jederzeit das Gefühl und in die Empfindungen jederzeit Berechnung einmischen könnte? Dieses ist sachlich, jenes ist menschlich unerwünscht."

Mit der Dicke des Balkens hat es, wie man inzwischen weiß, wohl nichts zu tun, wohl aber mit den Querverbindungen, die ihn durchziehen - oder eben nicht. An meinem Kommentar ändert das gar nichts.
JE

Dienstag, 3. Dezember 2013

Sie drücken immer auf die Tube.

aus Die Presse, Wien, 20.11.2013

Wann Mäusemütter ihre Söhne heißmachen
Hält man Labormäuse unter naturnahen Bedingungen – so, dass sie sich mit vielen paaren können –, sorgen Mütter dafür, dass die Söhne sexuell hoch aktiv sind. Den Preis zahlen die Söhne: Sie leben nicht lange.


Wenn man wilde Mäuse fängt und sie in ein Labor übersiedelt, haben sie sich nach zehn Generationen eingewöhnt, nicht unbedingt zu ihrem Vorteil und dem der Forschung. Immer häufiger zeigt sich, dass Befunde von Labormäusen nicht einmal auf wilde Mäuse übertragbar sind, geschweige denn auf Menschen. Denn die Haltungsbedingungen sind zu künstlich und bringen die Tiere durcheinander, Elizabeth Reparsky (Buffalo) hat es gerade an der Tumorforschung gezeigt: In der werden die Abwehrkräfte der Tiere schlicht dadurch geschwächt, dass man sie bei zu tiefen Temperaturen hält: Mäuse lieben 30, 31 Grad, aber man hält sie bei 20 bis 26 Grad, dann fressen sie weniger und produzieren weniger Fäkalien, und die Tierpfleger in ihren oft dicken Schutzkleidungen kommen nicht so rasch ins Schwitzen.

Die Mäuse kommen in der Kühle schon zurecht, aber sie müssen sich zusätzlich heizen, mit den Muskeln, und die dabei verbrauchte Energie fehlt bei der Tumorabwehr (Pnas, 18.11.). So ist es mit vielem in der Physiologie, und im Verhalten ist es nicht anders: Labormäuse werden oft in Paaren gehalten, sie müssen sich nicht um Futter kümmern, nicht um Raubtiere, nicht um Konkurrenten und Reviergrenzen. Aber wenn sie Letzteres wieder dürfen und müssen, gehen einem die Augen über: Wayne Potts (Utah) hat Mäusen im Labor eine halbwegs naturnahe Umgebung eingerichtet, mit kleinen „Ställen“, die lagen direkt nebeneinander, jeder war mit Drahtgeflecht umsäumt, oben offen, die Mäuse konnten herausklettern. Und nach acht Generationen waren die Mäuse wieder Natur: Sie lebten promisk. Und die Mäusemütter sorgten dafür, dass ihre Söhne ein rasches kurzes Leben hatten: sich häufig paarten.

Männchen dämpfen den Sex der Söhne

Auf ihre Töchter nahmen die Weibchen keinen Einfluss, auch promiske Männchen taten das nicht, aber ihre Söhne beeinflussten auch sie, in umgekehrter Richtung, so, dass sie sich schwächer reproduzierten (immer im Vergleich mit Mäusen unter „normalen“ Laborbedingungen). Wie das, wozu das? Bei den Weibchen ist das Wozu klar, sexuell aktive Söhne bringen viele Enkel, also viele Gene in die übernächste Generation; und bei den Männchen ist es nach der ersten Überraschung auch klar: Unter naturnahen Bedingungen sind Söhne auch Konkurrenten.

Aber wie geht das? Dass Väter und Mütter unterschiedliche Interessen haben und die im Nachwuchs auskämpfen, weiß man schon aus der Genetik. Es gibt Gene, die unterschiedlich „geprägt“ sind, „imprinted“: Väter wollen großen, starken Nachwuchs, Mütter wollen kleinen, sie wollen nicht mit einem Wurf ihre Kräfte erschöpfen. Deshalb kämpfen die geprägten Gene der Eltern über das Wachstum des Embryos im Uterus.

Aber beim jetzigen Phänomen ändert sich nichts an den Genen, diesmal geht es um Epigenetik, das ist die Steuerung der Gene bzw. ihrer Aktivitäten etwa durch das Anhängen einer Methylgruppe. Auslöser ist oft die Umwelt, und die Methylierung kann dann von einer Generation zur nächsten gereicht werden (so kommt Lamarck wieder in die Genetik). Im konkreten Fall geht es um Gene, die für die Sexualpheromone zuständig sind, mit denen Mäusemännchen Weibchen anlocken („major urinary proteins“, MUPs). Die Söhne promisker Weibchen stellen davon 31 Prozent mehr her – und setzen es oben auf den Drahtwänden der „Ställe“ ab –, aber die Herstellung ist extrem aufwendig, nur 48Prozent dieser Söhne lebten am Ende des Experiments noch, bei Söhnen monogamer Mütter waren es 80Prozent (Pnas, 18.11.).

Domestizierung macht über Epigenetik Tiere weniger fit für die Natur“, erklärt Potts und zieht einen unmittelbaren Schluss: Bei Aufzucht- und Auswilderungsprogrammen bedrohter Arten sind die Erfolge extrem gering, es liegt wohl an zu naturfernen Haltungsbedingungen in der Zucht.


Nota.

Und dann höhnen sie: "schwanzgesteuert!" Die Väter aber raten weise: Lass dich wegen dem Bisschen doch nicht verrücktmachen.
JE

Montag, 2. Dezember 2013

Der Unterschied wird immer größer (und tiefer).

aus Der Standard, Wien, 3. 12. 2013                                                                          Meister PM, Adam und Eva

Gehirne von Frauen und Männern sind verschieden verdrahtet 
US-Forscher untersuchten Gehirnverbindungen

Washington – Die Forschungen über die Unterschiede zwischen den Geschlechtern haben sich in den vergangenen Jahren in das Gehirn verlagert. Neurowissenschafter wollen dort allerlei Belege gefunden haben, warum Frauen und Männer unterschiedliche Begabungen aufweisen.
 
Eine der gründlichsten Studien dieser Art legen nun Forscher um Madhura Ingalhalikar von der University of Pennsylvania in Philadelphia im Fachblatt "PNAS" vor. Sie untersuchten an knapp tausend Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen acht und 22 Jahren die Verbindungen zwischen den beiden Gehirnhälften.
 
Dabei zeigte sich, dass männliche Gehirne offenbar für eine Kommunikation innerhalb der Hirnhälften optimiert sind, da sie mehr lokale Verbindungen mit kurzer Reichweite aufweisen. Bei Frauen hingegen fanden die Forscher mehr längere Nervenverbindungen vor allem zwischen den beiden Gehirnhälften. 

Nur im Kleinhirn dürfte es genau umgekehrt sein.
 
Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern verstärkten sich laut den Forschern im Laufe der Altersentwicklung. (APA, red.)
 

Abstract
PNAS: Sex differences in the structural connectome of the human brain



Abstract


Sex differences in human behavior show adaptive complementarity: Males have better motor and spatial abilities, whereas females have superior memory and social cognition skills. Studies also show sex differences in human brains but do not explain this complementarity. In this work, we modeled the structural connectome using diffusion tensor imaging in a sample of 949 youths (aged 8–22 y, 428 males and 521 females) and discovered unique sex differences in brain connectivity during the course of development. Connection-wise statistical analysis, as well as analysis of regional and global network measures, presented a comprehensive description of network characteristics. In all supratentorial regions, males had greater within-hemispheric connectivity, as well as enhanced modularity and transitivity, whereas between-hemispheric connectivity and cross-module participation predominated in females. However, this effect was reversed in the cerebellar connections. Analysis of these changes developmentally demonstrated differences in trajectory between males and females mainly in adolescence and in adulthood. Overall, the results suggest that male brains are structured to facilitate connectivity between perception and coordinated action, whereas female brains are designed to facilitate communication between analytical and intuitive processing modes.