Mittwoch, 29. August 2018
Die ewige Unreife des Mannes.
274. Das Weib erfüllt, der Mann verheisst.
Durch das Weib zeigt die Natur, womit sie bis jetzt bei ihrer Arbeit am Menschenbilde fertig wurde; durch den Mann zeigt sie, was sie dabei zu überwinden hatte, aber auch, was sie noch Alles mit dem Menschen vorhat. — Das vollkommene Weib jeder Zeit ist der Müssiggang des Schöpfers an jedem siebenten Tage der Cultur, das Ausruhen des Künstlers in seinem Werke.
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Nietzsche, Menschliches Allzumenschliches Bd II, N° 274
Montag, 20. August 2018
Freitag, 17. August 2018
Männer sehen schneller als Frauen.
aus DiePresse.com, 17.08.2018 um 08:21
Warum nur sehen Männer schneller?
Autismusforscher stießen durch Zufall auf eine Geschlechterdifferenz in der Wahrnehmung der Umwelt
Von Jürgen Langenbach
Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur äußerlich, die Differenzen reichen tief ins Gehirn, etwa bei der Orientierung im Raum, da tun Männer sich leichter. Mit einer Ausnahme: Auf Märkten steuern Frauen blind die Stände an, an denen sie früher gut bedient worden sind. In dieser Spezifität der Geschlechter schlägt das Erbe der Jäger und Sammler durch: Männer mussten den Weg zur Beute finden und den wieder zurück. Ihn traten sie oft mit leeren Händen an, den Grundbedarf sicherten Frauen mit Früchten und Wurzeln, sie mussten sich erinnern, wann und wo diese reif waren.
Diese Geschlechterdifferenz ist also der Kultur geschuldet, bei vielen anderen Unterschieden hat die Natur das Sagen: Frauen werden fünf Mal so häufig von Depressionen getroffen, unter Autismus hingegen leiden zehn Mal so viele Männer. Simon Baron-Cohen (Cambridge) vermutet, es läge an den hohen Dosen des Sexualhormons Testosteron, mit denen männliche Embryos im Uterus ausgestattet werden, das bringe ein „extrem männliches Gehirn“, das alles in der Welt systematisieren wolle.
Wie auch immer, der Unterschied ist da. Autisten beiderlei
Geschlechts haben hingegen gemeinsam, dass sie Bewegun- gen in der Umwelt
rascher erfassen. Das zeigt sich etwa in Tests, in denen auf schwarze
und weiße Streifen auf Compu- terscreens reagiert werden muss, die rasch
von links nach rechts oder in die Gegenrichtung wandern. Mit diesem Test
und bildgebenden Verfahren wollte Scott Murray (Seattle) erkunden, was
in Gehirnen von Autisten vor sich geht. Aber im Vergleich mit
Nichtautisten zeigten die bildgebenden Verfahren keine Unterschiede, man
hatte sich auf gängige Hirnare- ale konzentriert, die Differenz muss
anderswo hausen.
Frauen: 25 bis 75 Prozent langsamer
Stattdessen fiel Murray „völlig zufällig“ etwas anderes auf: Wegen des männerspezifischen Risikos für Autismus hatte er auf das Geschlecht der Testpersonen geachtet und dabei auch innerhalb der Nichtautisten einen Unterschied im Erfassen der Bewegung der Streifen bemerkt: Männer waren rascher, Frauen brauchten 25 bis 75 Prozent länger (Current Biology, 16. 8.).
Wie das zugeht, ist unklar, eine Folgerung hingegen liegt nahe: „Geschlechtsunterschiede können sich unerwartet zeigen“, schließt Murray, „aber sie weisen auf die Bedeutung des Geschlechts beim Design und der Analyse von Studien der Wahrnehmung und Kognition.“
aus scinexx
... Die Wissenschaftler vermuten, dass bestimmte Prozesse, die normalerweise die neuronale Aktivität herunterregulieren, bei diesen Krankheitsbildern gestört sind – und dass diese Prozesse bei Männern grundsätzlich schwächer ausgeprägt sind. Bei der Suche nach einer Erklärung für den beobachteten Wahrnehmungsunterschied wurden sie jedoch nicht fündig: "Im funktionellen MRT lassen sich die Unterschiede nicht abbilden", schreibt das Team.
Klar scheint: Die visuelle Verarbeitung unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern. Welche Unterschiede im Gehirn dafür verantwortlich sein könnten, das müssen Murray und seine Kollegen jedoch erst noch herausfinden. Die Antwort kann dann womöglich auch eine andere Frage klären, hoffen die Forscher: Warum ist Autismus bei Männern so viel häufiger als bei Frauen? (Current Biology, 2018; doi: 10.1016/j.cub.2018.06.014)
Nota. - Na, eine flach auf der Hand liegende Erklärung wäre ja: Die Beute der Jäger bewegt sich, und meist viel schneller als sie selbst; Wurzeln und Früchte dagegen halten still. Das wäre freilich auch der Kultur geschuldet und nicht - jedenfalls nicht unmittelbar - dem Testosteron.
Was allerdings das Testosteron mit einem vorgeblichen männlichen Hang zum Systematisieren zu tun haben soll, wüsste ich doch gern. Inwiefern das Systematisieren für Autismus kennzeichnend sein soll, verstehe ich auch nicht.
JE
Warum nur sehen Männer schneller?
Autismusforscher stießen durch Zufall auf eine Geschlechterdifferenz in der Wahrnehmung der Umwelt
Von Jürgen Langenbach
Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur äußerlich, die Differenzen reichen tief ins Gehirn, etwa bei der Orientierung im Raum, da tun Männer sich leichter. Mit einer Ausnahme: Auf Märkten steuern Frauen blind die Stände an, an denen sie früher gut bedient worden sind. In dieser Spezifität der Geschlechter schlägt das Erbe der Jäger und Sammler durch: Männer mussten den Weg zur Beute finden und den wieder zurück. Ihn traten sie oft mit leeren Händen an, den Grundbedarf sicherten Frauen mit Früchten und Wurzeln, sie mussten sich erinnern, wann und wo diese reif waren.
Diese Geschlechterdifferenz ist also der Kultur geschuldet, bei vielen anderen Unterschieden hat die Natur das Sagen: Frauen werden fünf Mal so häufig von Depressionen getroffen, unter Autismus hingegen leiden zehn Mal so viele Männer. Simon Baron-Cohen (Cambridge) vermutet, es läge an den hohen Dosen des Sexualhormons Testosteron, mit denen männliche Embryos im Uterus ausgestattet werden, das bringe ein „extrem männliches Gehirn“, das alles in der Welt systematisieren wolle.
Frauen: 25 bis 75 Prozent langsamer
Stattdessen fiel Murray „völlig zufällig“ etwas anderes auf: Wegen des männerspezifischen Risikos für Autismus hatte er auf das Geschlecht der Testpersonen geachtet und dabei auch innerhalb der Nichtautisten einen Unterschied im Erfassen der Bewegung der Streifen bemerkt: Männer waren rascher, Frauen brauchten 25 bis 75 Prozent länger (Current Biology, 16. 8.).
Wie das zugeht, ist unklar, eine Folgerung hingegen liegt nahe: „Geschlechtsunterschiede können sich unerwartet zeigen“, schließt Murray, „aber sie weisen auf die Bedeutung des Geschlechts beim Design und der Analyse von Studien der Wahrnehmung und Kognition.“
aus scinexx
... Die Wissenschaftler vermuten, dass bestimmte Prozesse, die normalerweise die neuronale Aktivität herunterregulieren, bei diesen Krankheitsbildern gestört sind – und dass diese Prozesse bei Männern grundsätzlich schwächer ausgeprägt sind. Bei der Suche nach einer Erklärung für den beobachteten Wahrnehmungsunterschied wurden sie jedoch nicht fündig: "Im funktionellen MRT lassen sich die Unterschiede nicht abbilden", schreibt das Team.
Klar scheint: Die visuelle Verarbeitung unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern. Welche Unterschiede im Gehirn dafür verantwortlich sein könnten, das müssen Murray und seine Kollegen jedoch erst noch herausfinden. Die Antwort kann dann womöglich auch eine andere Frage klären, hoffen die Forscher: Warum ist Autismus bei Männern so viel häufiger als bei Frauen? (Current Biology, 2018; doi: 10.1016/j.cub.2018.06.014)
Nota. - Na, eine flach auf der Hand liegende Erklärung wäre ja: Die Beute der Jäger bewegt sich, und meist viel schneller als sie selbst; Wurzeln und Früchte dagegen halten still. Das wäre freilich auch der Kultur geschuldet und nicht - jedenfalls nicht unmittelbar - dem Testosteron.
Was allerdings das Testosteron mit einem vorgeblichen männlichen Hang zum Systematisieren zu tun haben soll, wüsste ich doch gern. Inwiefern das Systematisieren für Autismus kennzeichnend sein soll, verstehe ich auch nicht.
JE
Freitag, 10. August 2018
Papa-Blues.
aus scinexx
Auch Männer bekommen den "Babyblues"
Väter erkranken ähnlich häufig an postnatalen Depressionen wie Mütter
Wenn ein Kind auf die Welt kommt, ist die Freude erst einmal groß.
Die Anstrengungen von Schwangerschaft und Geburt sind überstanden, die
Familie ist glücklich. Trotzdem rutschen viele Mütter in den ersten
Tagen nach der Entbindung in ein Stimmungstief ab. Sie weinen viel, sind
empfindlich und verstimmt.
Auch Männer bekommen den "Babyblues"
Väter erkranken ähnlich häufig an postnatalen Depressionen wie Mütter
Dieser "Babyblues" trifft fast jede zweite Frau und wird als
Anpassungsreaktion auf die veränderte hormonelle Situation gesehen.
Halten die Symptome aber an oder treten sie erst mehrere Wochen oder
Monate nach der Geburt auf, kann das auf eine beginnende postnatale Depression
hindeuten. Doch auch wenn diese Form der Depression als typische
Erkrankung der Mutter gilt: Inzwischen mehren sich die Hinweise darauf,
dass auch Väter davon betroffen sein können.
Hormone und Schlafmangel
Wie Psychologen um Dan Singley vom Center for Men's Excellence in San
Diego nun auf einer Tagung der American Psychological Association
berichten, erkranken Männer tatsächlich sogar ähnlich häufig daran wie
ihre Partnerinnen. "Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass rund zehn
Prozent der frischgebackenen Väter unter postnatalen Depressionen leiden
und 18 Prozent irgendeine Form von Angststörung entwickeln", sagt
Singley.
Erklärungen für dieses Phänomen gibt es viele. So ist mittlerweile etwa bekannt, dass sich auch im Körper von Männern einiges verändern kann,
wenn sie Vater werden - zum Beispiel sinkt der Testosteronspiegel. Die
Hormone seien aber nicht alles, betonen die Wissenschaftler. Demnach
belegen Studien: Ein weiterer wesentlicher Faktor ist Schlafmangel. Wenn
das Baby nachts schreit und die Eltern nicht zur Ruhe kommen, kann das
auch psychische Folgen haben.
Umdenken nötig
Die postnatale Depression sei keineswegs nur eine Krankheit der Frauen -
in dieser Hinsicht müsse bei Medizinern und in der Öffentlichkeit
endlich ein Umdenken stattfinden, fordern Singley und seine Kollegen.
Ihr Rat: Werdende und frischgebackene Väter sollten regelmäßig zu
Kontrolluntersuchungen gehen, damit eine sich anbahnende Depression
möglichst schnell erkannt werden kann.
Zudem kann ihnen zufolge auch ein stabiles soziales Netzwerk dem
Babyblues und einer ernsthaften psychischen Störung entgegenwirken.
"Unterstützung durch Freunde und Familie wirkt wie ein Puffer, der die
Belastung abfängt", schließt Singley. (American Psychological
Association's, 126th Annual Convention Meeting)
(American Psychological Association, 10.08.2018 - DAL)
Montag, 6. August 2018
Für das generische Maskulinum.
aus Tagesspiegel.de, 6. 8. 2018
Sprache nicht misshandeln
Nichts gegen eine geschlechtergerechte Sprache, doch das generische
Maskulinum darf nicht angetastet werden. Eine Streitschrift.
von Peter Eisenberg
Seit mehr als vierzig Jahren gibt es bei uns einen öffentlichen
Diskurs über Notwendigkeit und Möglichkeit einer geschlechtergerechten
Sprache, aber selten war er so intensiv wie in diesem Sommer. Und die
vertretenen Positionen erweisen sich als kaum vereinbar, echte
Kompromisse sind selten. Das gilt weitgehend auch für die beteiligten Sprachwissenschaftler,
besonders bei der zu ihrer Domäne gehörenden Frage nach dem Verhältnis
von Genus und Sexus, dem grammatischen und dem natürlichen Geschlecht.Das generische Maskulinum ist in der Sprache tief verankert
Um es deutlich zu sagen: Die hier vorgelegte Verteidigung des generischen Maskulinums richtet sich nicht gegen die Verwendung des Deutschen als geschlechtergerechte Sprache, sondern gegen seine Misshandlung und Manipulierung in vermeintlich guter Absicht. Denn gerade das generische Maskulinum ist eine in der Sprache tief verankerte, elegante und leistungsstarke Möglichkeit zur Vermeidung von Diskriminierung.
Am Diskurs beteiligte Sprachwissenschaftler sind geteilter Meinung, einige haben sich in letzter Zeit vom generischen Maskulinum distanziert. So schreiben die Kolleginnen Gabriele Diewald und Anja Steinhauer in der Dudenbroschüre „Richtig Gendern“ (Berlin 2017), man solle das Maskulinum vermeiden. Es mache Frauen unsichtbar und sei nicht der Grammatik eingeschrieben, sondern lediglich eine Gebrauchsgewohnheit, die man ändern könne. Dem Leser wird geraten, einmal jemanden zu fragen: Wer ist dein Lieblingsschauspieler? Als Antwort würden ihm fast ausschließlich Männer genannt werden. Denn in unseren Köpfen seien solche Wörter fest mit „männlich“ verbunden. Man spricht hier auch von männlichen Stereotypen.
Solche Stereotypen gibt es, das ist keine Frage. Sie sind aus der Grundbedeutung von Lehrer (einer, der lehrt) oder Schauspieler (einer, der schauspielert) und so weiter abgeleitet, sie ändern aber an der Grundbedeutung nichts. Die von den Autorinnen gegebene semantische Charakterisierung des generischen Maskulinums „Frauen sind mitgemeint“ ist inkorrekt. Frauen sind gar nicht gemeint, ebenso wenig wie Männer oder Geschlechtsidentitäten jenseits der binären Norm. Darin liegt gerade das Spezifische des generischen Maskulinums. Ein Wort wie Lehrer hat genau zwei Bausteine, nämlich den Verbstamm lehr und das Substantivierungssuffix er, das zu Bezeichnungen von Personen führt, die das tun, was der Verbstamm besagt. Solche Substantive können eine ganze Reihe von daraus abgeleiteten Bedeutungen haben, die alle nichts an der Grundbedeutung ändern.
Raucher ist jemand der raucht - und das Abteil im Zug
So kann Raucher nicht nur jemanden bezeichnen, der raucht, sondern auch ein Abteil, in dem geraucht werden darf. Ein Seufzer kann auch eine Lautäußerung sein, ein Träger kann ein T-Träger, ein Gepäckträger, ein Hosenträger und vieles mehr sein. Und ist ein Gesetzgeber männlich oder auch nur belebt? Solche abgeleiteten Bedeutungen sind regelhaft und gut verstanden. Sie zeigen, dass es mit der Bindung der er-Substantive an „männlich“ nicht weit her ist. An der Grundbedeutung ändern sie nichts. Sie bleibt gültig und ist jeweils vorausgesetzt.
Schon als Kinder haben wir gern jemanden gebeten, ein Möbelstück, ein Musikinstrument und eine Farbe zu nennen. Die Antwort war mit statistisch signifikanter Häufigkeit Tisch, Geige und rot. Das sind die jeweiligen Prototypen, die wir zuerst im Kopf haben, die aber wie die Stereotype nicht das Geringste an der Bedeutung von Möbelstück und so weiter ändern. Assoziationstests sind unbrauchbar, wenn es um die Frage geht, welches die Grundbedeutung von Lehrer, Spion oder Soldat ist. Das gilt sogar dann, wenn fast alle Spione und Soldaten Männer sind. Schon ein einfacher Satz wie „Unter den Grundschullehrern gibt es zu wenig Männer“ zeigt das. Der ungerechtfertigte Kampf gegen einen produktiven Mechanismus zur Bildung von Substantiven (wie die auf er) kann nicht gewonnen werden. Er kann jedoch erheblichen Schaden anrichten. ...
Der Autor ist Professor für Deutsche Sprache der Gegenwart i. R. an der Universität Potsdam.
Nota. - Doch dass es immer noch das Maskulinum heißt statt der Maskulinus, empfindet mann schon als verletzend...
JE
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