Das traditionelle Familienmodell macht glücklicher
Nichts macht Männer so unglücklich wie Teilzeitarbeit wegen der Familie, so eine Studie der Universität Marburg. Am zufriedensten sind Väter in der Rolle des Familienernährers. Die Studie zeigt den Königsweg für glückliche Eltern.
Teilzeit, Gleitzeit, Elternzeit, Familienarbeitszeit – Modelle, mit denen Arbeitnehmer ihren Beruf an die Familie anpassen können, gibt es zuhauf. Aber machen sie berufstätige Eltern wirklich glücklicher?
Eine Studie der Universität Marburg, die der „Zeit“ vorliegt, wagt dies nun zu bezeifeln. Demnach ist besonders eine Gruppe von Vätern zufrieden – und zwar diejenigen Männer, die überdurchschnittlich (50 Stunden pro Woche) viel arbeiten und damit auch über ein klares Rollenbild verfügen.
„Die traditionelle Rolle für Männer ist die des Familienernährers und Vollzeitarbeiters. Männer scheinen sich in dieser Rolle am wohlsten zu fühlen“, so Martin Schröder, Autor der Studie, im Interview mit der Hamburger Wochenzeitung.
Das
wiederum habe auch Konsequenzen für die Beziehung des Paares. „Auch bei
Müttern steigt die Lebenszufriedenheit mit der Arbeitszeit des
Partners“, so Schröder weiter. Erst wenn der Mann mehr als 50 Stunden
aus dem Haus sei, würden Frauen mit Kindern merklich unzufriedener.
Ebenfalls interessant: Auch die Arbeitszeit, die die Mütter selbst
absolvieren (Teil- oder Vollzeit), hat demnach kaum einen Einfluss auf
deren Wohlbefindungen.
Für seine Studie nutzte der Soziologieprofessor die Daten des Sozioökonomischen Panels aus den Jahren 1984 bis 2015. Insgesamt wurden dort 57.627 Personen zwischen 18 und 65 Jahren wiederholt befragt, wie zufrieden sie auf einer Skala von null bis zehn Punkten mit ihrem Leben sind. Je höher die Punktzahl, desto zufriedener waren die Befragten.
Auch die Unzufriedenheit ließ sich so messen. „Für Väter gibt es kaum etwas, das einen so negativen Einfluss auf die Zufriedenheit hat, wie weniger zu arbeiten“, sagt Martin Schröder. So büße ein Vater, der 20 statt 50 Stunden arbeite, fast 0,4 Lebenszufriedenheitspunkte ein.
Zum Vergleich: Arbeitslosigkeit oder der Verlust des Partners kosten im Schnitt 0,9 Punkte. Seine Ergebnisse, so Schröder, seien unabhängig von sonstigen Einflussfaktoren, etwa Beruf oder Gesundheit. Als Königsweg für glückliche Eltern empfiehlt er deshalb folgendes Modell: „Statistisch gesehen sollte demnach der Vater etwa 80 Prozent der gesamten Arbeitszeit beisteuern und die Mutter ungefähr 20 Prozent“, so Schröder.
Der Mann Vollzeit als Ernährer, die Frau vor allem als Hausfrau und Mutter mit einem Hinzuverdienst – ausgerechnet dieses traditionelle, fast schon als überkommen geltende Familienmodell scheint also aus wissenschaftlicher Sicht das Glück der Familie zu mehren.
Eine Wertung will Schröder mit den Ergebnissen übrigens nicht verbunden sehen, auch wenn der „Zeit“-Reporter eine entsprechende Frage nachschiebt: „Es wirft kein gutes Licht auf deutsche Väter, wenn sie die Arbeit als beglückender empfinden als das eigene Kind?“. Schröders Antwort: „Das ist nicht schön. (...) Aber wir können uns leider keine anderen Väter herbeizaubern. Empirische Forschung zeigt uns die Welt, wie sie ist, nicht, wie wir sie gerne hätten.“
Nach einer Erklärung für diese Ergebnisse befragt, vermutet der Soziologe, dass tradierte Rollenbilder und Klischees unser Verhalten stärker steuern, als es vielen bewusst sei. Es sei denn auch nicht die Zahl der gearbeiteten Stunden an sich, die die Väter glücklicher mache, sondern die damit verbundene, klare Rollenzuweisung. „Vielleicht ist es einfacher, so zu leben wie alle. Dann muss man sich nicht gegenüber Bekannten, Freunden, Eltern erklären. Sich gegen stereotype Rollenbilder zu stemmen kostet viele Menschen möglicherweise Lebenszufriedenheit“, so Schröder im Gespräch mit der „Zeit“.
Seine
Empfehlung an die Politik lautet deshalb, weiterhin auf die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu setzen, wie etwa durch die
Schaffung des ElterngeldPlus,
das beiden Elternteilen die Berufstätigkeit in Teilzeit ermöglicht.
Aufgabe sei es, „Menschen Wahlmöglichkeiten zu eröffnen, auch die
Chance, länger zu Hause zu bleiben. Dann würden sich vielleicht auch die
traditionellen Rollenbilder ändern – und damit das Empfinden dessen,
was uns glücklich macht.“
Nota. - Es kommt nicht darauf an, wieviel Zeit mann mit den Kindern verbringt, sondern darauf, wie man sie verbringt. Und das hat damit zu tun, wer mann ist, und ein bisschen auch damit, wie mann sich dabei fühlt.
JE
Nur Arbeitslosigkeit ist noch schlimmer als Teilzeit
Für seine Studie nutzte der Soziologieprofessor die Daten des Sozioökonomischen Panels aus den Jahren 1984 bis 2015. Insgesamt wurden dort 57.627 Personen zwischen 18 und 65 Jahren wiederholt befragt, wie zufrieden sie auf einer Skala von null bis zehn Punkten mit ihrem Leben sind. Je höher die Punktzahl, desto zufriedener waren die Befragten.
Auch die Unzufriedenheit ließ sich so messen. „Für Väter gibt es kaum etwas, das einen so negativen Einfluss auf die Zufriedenheit hat, wie weniger zu arbeiten“, sagt Martin Schröder. So büße ein Vater, der 20 statt 50 Stunden arbeite, fast 0,4 Lebenszufriedenheitspunkte ein.
Zum Vergleich: Arbeitslosigkeit oder der Verlust des Partners kosten im Schnitt 0,9 Punkte. Seine Ergebnisse, so Schröder, seien unabhängig von sonstigen Einflussfaktoren, etwa Beruf oder Gesundheit. Als Königsweg für glückliche Eltern empfiehlt er deshalb folgendes Modell: „Statistisch gesehen sollte demnach der Vater etwa 80 Prozent der gesamten Arbeitszeit beisteuern und die Mutter ungefähr 20 Prozent“, so Schröder.
Der Mann Vollzeit als Ernährer, die Frau vor allem als Hausfrau und Mutter mit einem Hinzuverdienst – ausgerechnet dieses traditionelle, fast schon als überkommen geltende Familienmodell scheint also aus wissenschaftlicher Sicht das Glück der Familie zu mehren.
Eine Wertung will Schröder mit den Ergebnissen übrigens nicht verbunden sehen, auch wenn der „Zeit“-Reporter eine entsprechende Frage nachschiebt: „Es wirft kein gutes Licht auf deutsche Väter, wenn sie die Arbeit als beglückender empfinden als das eigene Kind?“. Schröders Antwort: „Das ist nicht schön. (...) Aber wir können uns leider keine anderen Väter herbeizaubern. Empirische Forschung zeigt uns die Welt, wie sie ist, nicht, wie wir sie gerne hätten.“
Weiter Arbeit am Rollenbild gefordert
Nach einer Erklärung für diese Ergebnisse befragt, vermutet der Soziologe, dass tradierte Rollenbilder und Klischees unser Verhalten stärker steuern, als es vielen bewusst sei. Es sei denn auch nicht die Zahl der gearbeiteten Stunden an sich, die die Väter glücklicher mache, sondern die damit verbundene, klare Rollenzuweisung. „Vielleicht ist es einfacher, so zu leben wie alle. Dann muss man sich nicht gegenüber Bekannten, Freunden, Eltern erklären. Sich gegen stereotype Rollenbilder zu stemmen kostet viele Menschen möglicherweise Lebenszufriedenheit“, so Schröder im Gespräch mit der „Zeit“.
Nota. - Es kommt nicht darauf an, wieviel Zeit mann mit den Kindern verbringt, sondern darauf, wie man sie verbringt. Und das hat damit zu tun, wer mann ist, und ein bisschen auch damit, wie mann sich dabei fühlt.
JE