Mittwoch, 13. August 2014

Kreativer? Aber nicht im Ernst.

L. R. Falero
aus scinexx

Frauen im Wettstreit unkreativer?
Geschlechter-Rollen beeinflussen kreative Leistungen im Wettbewerb zwischen Teams 

Kreativität leidet im Wettbewerb: Sobald mehrere Teams zueinander im Wettstreit stehen, kehrt sich das typische Geschlechterbild um. Frauen, die sonst als kreativer und teamfähiger gelten, leisten unter Konkurrenzdruck weniger kreative Beiträge als ihre männlichen Kollegen, besagt die neue Studie einer internationalen Forschergruppe. Um auch die weibliche Kreativität voll ausnutzen zu können, sollten Manager daher auf andere Motivationsmethoden als die Konkurrenz setzen. 

Wettbewerb ist gut fürs Geschäft, so lautet ein Sprichwort. Wenn einzelne Teams innerhalb eines Betriebes zueinander in Wettbewerb stehen, so soll das die Teammitglieder antreiben und motivieren, und angeblich auch die Kreativität fördern: Einfallsreichtum bringt einen Vorteil gegenüber Konkurrenten. Genau das ist jedoch fraglich, zumindest wenn die beteiligten Teams aus Frauen bestehen oder Frauen an ihnen beteiligt sind.
 

Der Grund: Frauen und Männer reagieren in Wettbewerbssituationen gänzlich unterschiedlich. Darauf deutet nun eine Studie von Markus Baer von der Olin Businees School in St. Louis und seinen Kollegen hin. Sie basiert auf Experimenten mit männlichen und weiblichen Studenten, sowie Beobachtungen von 50 Teams von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern eines Öl- und Gas-Konzerns.
 

Scheinbar widersprüchliches Resultat

Die Ergebnisse zeigen: Je mehr der Wettstreit zwischen den Teams ansteigt, desto weniger kreative Beiträge stammen von den weiblichen Teammitgliedern. Besonders stark betroffen sind Gruppen, die ausschließlich aus Frauen bestehen. Männer profitieren dagegen vom Wettbewerb mit anderen: Sie fangen an, enger zusammen zu arbeiten und verlassen sich mehr aufeinander. Auch ihre Kreativität nimmt zu.

 

Dieses Resultat ist überraschend und scheinbar widersprüchlich: Bisherige Forschungsarbeiten hatten gezeigt, dass Frauen generell kreativer sind als Männer. Außerdem gelten sie als kooperativer: Die Qualität der Zusammenarbeit in Teams mit weiblicher Beteiligung steigt merklich an. "Wenn Teams Seite an Seite arbeiten, übertreffen die Frauen die Männer – sie sind einfach kreativer", sagt Baer.
 

Doch sobald der Wettbewerb zwischen mehreren Teams ins Spiel kommt, wendet sich offenbar das Blatt: Der kreative Vorsprung der Frauen verschwindet praktisch völlig. "Was unter konkurrenzlosen Bedingungen gilt, kehrt sich komplett um, wenn es wettbewerblich zugeht", so Baer.
 

Gesellschaftliche Rollenbilder und Sichtweisen

Manager, die durch den Wettstreit zwischen Teams deren Kreativität ankurbeln wollen, sollten aufgrund dieser Studienergebnisse Vorsicht walten lassen: Mit allzu intensivem Konkurrenzdenken könnten sie stattdessen das Gegenteil erreichen und den kreativen Vorteil der Frauen im Team auslöschen. Studienleiter Baer rät daher, nicht nur auf Wettbewerb zu setzen, sondern auch andere Motivationsmethoden zu finden, um auch das kreative Potenzial der Mitarbeiterinnen voll ausschöpfen zu können.

 

Zudem betont Baer, dass die Studie nicht besagt, Frauen seien von Natur aus schlecht in jeder Art von Wettbewerb: "Es liegt nicht daran, dass Frauen schlecht mit anderen konkurrieren können. Es liegt an der Art, wie die Gesellschaft Frauen betrachtet und wie sie Wettbewerb betrachtet." Verantwortlich sind also gesellschaftlich geprägte Rollenbilder und geschlechtsspezifische Sichtweisen, die sowohl das eigene Verhalten als auch die Wahrnehmung des Verhaltens anderer beeinflussen.
(Organization Science, 2014; doi: 10.1287/orsc.2013.0878)

(Washington University in St. Louis, 13.08.2014 - AKR)


Nota.

Und wie ist es, wenn sie auf freier Wildbahn Andern ins Gehege kommen? - Das war immerhin die Conditio humana zwei Millionen Jahre lang, und ist es eigentlich bis heute. Sollte das keine Spuren hinterlassen haben?
JE 

Sonntag, 10. August 2014

Alleinernährer, wie immer.

aus Süddeutsche.de,

Familienrecht 
Ungerechtes Klischee vom Zahlvater
Männer, die auch nach einer Scheidung eine enge Bindung zu ihren Kindern wünschen, sind in der Gesellschaft längst angekommen. Doch bei finanziellen Lasten werden sie weiter benachteiligt. 

Von Ulrike Heidenreich und Wolfgang Janisch

Ein Paar trennt sich, die Ex-Partner teilen sich das Sorgerecht und die Betreuung des gemeinsamen Kindes - dennoch muss der Vater den vollen Unterhalt leisten. Eine Ungerechtigkeit, die eine umfassende Reform des Unterhaltsrechts notwendig macht.


Jede dritte Ehe geht in die Brüche, 95 Prozent der Eltern teilen sich nach einer Scheidung das Sorgerecht für ihre Kinder. Beim Unterhalt aber machen die getrennten Partner im seltensten Fall halbe-halbe. Selbst Väter, die sich nicht nur als Wochenendpapa sehen und ihr Kind fast die Hälfte des Monats betreuen, müssen nämlich den gesamten Unterhalt zahlen. Die Familienpolitik setzt auf die Elternzeitmänner und die Teilzeitmänner. Die Familienmänner, die eine enge Bindung zu Haushalt und Kindern genießen, sind in der Gesellschaft auch längst angekommen. Doch in der Rechtsprechung ist dieser neue Mann noch nicht vorgesehen. Das neue Rollenmodell läuft nicht wirklich überall rund.Den Ingenieur Erik Schneider (Name von der Redaktion geändert) ärgert das. Denn er denkt, dass er fast alles richtig gemacht hat - bis auf kluges Krisenmanagement in seiner Ehe vielleicht. Seit eineinhalb Jahren sind seine Frau und er geschiedene Leute. Vorher hatte Erik Schneider, 48, vier Monate Elternzeit genommen. Das ist mehr, als es die meisten Väter tun: Der Großteil, nämlich 93 Prozent, bleibt höchstens zwei Monate zu Hause beim Baby. Später, als Tochter Lena 15 Monate alt war und seine Frau Annett halbtags ins Büro ging, reduzierte er seine Arbeitszeit auf 80 Prozent. Der Freitag gehörte Papa. Trotzdem ging die Familienidylle in die Brüche.
 
Lena hat zwei Kinderzimmer

Inzwischen haben beide neue Partner, kommen miteinander "halbwegs versöhnlich" aus, so formuliert es Erik Schneider. Das Sorgerecht ist geteilt, die vier Jahre alte Lena lebt hauptsächlich bei der Mutter, weil - so die Absprache - Annett Schneider öfter zu Hause ist. Erik Schneider ist mit seiner neuen Lebensgefährtin in deren Nähe gezogen. Die Wohnung hat ein Zimmer mehr, als ein Paar alleine benötigen würde. Schließlich braucht Lena ein eigenes Kinderzimmer. Sie ist jedes zweite Wochenende von Freitagmittag bis Montagmorgen beim Vater. Unter der Woche wechseln er und seine Freundin sich mit der Mutter ab. Die erste Woche holen sie Lena dreimal vom Kindergarten ab, die zweite Woche zweimal, und so weiter. Die anderen Tage übernimmt die Mutter. Wo die Kleine übernachtet, handhaben Erik und Annett Schneider flexibel, je nach eigenen Plänen. Aber immer sprechen sie das so rechtzeitig ab, dass Lena sich nicht überrumpelt fühlt. Wenn die Mutter am Wochenende wegfährt, springt der Vater ein - er tut es gern.
 
Regelmäßige Ausgaben - trotzdem voller Unterhalt

Erik Schneider hat ausgerechnet, dass er seine Tochter mindestens 50 Prozent der Zeit betreut, manchmal ist es mehr, manchmal weniger. "Ich habe regelmäßige Kosten wegen meiner Tochter: die erhöhte Miete wegen des zusätzlichen Zimmers, Essen, Kleidung und Spielzeug, Geld für Unternehmungen. Trotzdem muss ich vollen Unterhalt zahlen", sagt er. Schneider verdient etwa 3800 Euro netto. Gemäß der Düsseldorfer Tabelle überweist er 432 Euro pro Monat an seine Ex-Frau. Trotz aller Harmonie - Annett Schneider lässt da nicht mit sich handeln. Sie sagt, dass sie dieses Geld voll benötigt.

Die Düsseldorfer Tabelle: So wird der Unterhalt berechnet.

Auf die Frage, wer sich nach der Scheidung um die Kinder kümmert, kennt die Wirklichkeit zahllose Antworten. Die alleinerziehende Mutter, die vom Zahlvater widerwillig den Unterhalt überwiesen bekommt, markiert das eine Ende eines Spektrums. Am anderen Ende stehen die getrennten, immer noch partnerschaftlich kooperierenden Eltern. Dazwischen gibt es fast alles. Manchmal ist es nur der Zoobesuch einmal monatlich. Andere haben minutiös Übernachtungspläne ausgetüftelt.  

Einer betreut, der andere zahlt

Das Recht dagegen bildet diese Wirklichkeit nur holzschnittartig ab. Wenn es um den Unterhalt für das Kind der getrennt lebenden Eltern geht, dann hängen die Gerichte immer noch am Klischee des Zahlvaters (seltener ist es eine Zahlmutter): Ein Elternteil betreut das Kind und erfüllt damit seine Pflicht, für das Kind zu sorgen, der andere Elternteil überweist den monatlichen Regelsatz, der beispielsweise - unterste Einkommensstufe, Kinder zwischen sechs und elf Jahren - 364 Euro beträgt. Es gilt also: Einer betreut, der andere zahlt - ihn trifft die "Barunterhaltspflicht", wie Juristen das ausdrücken. Für die Zwischentöne der sozialen Realität, für die vielen Abstufungen der Elternkooperation: Dafür haben die Gerichte noch kein wirklich taugliches Modell entwickelt.
 
Engagierte Väter zahlen drauf

Erst im März dieses Jahres hat sich der Bundesgerichtshof (BGH) mit dem Problem beschäftigt. Ein Polizist und eine Lehrerin hatten nach der Scheidung notariell vereinbart, die 2001 geborene Tochter "nach dem sogenannten Wechselmodell" zu betreuen: Wöchentlich an zwei Tagen und alle zwei Wochen von Freitag bis Sonntag sollte die Tochter beim Vater sein. Die größere Last hatte freilich die Mutter zu tragen, auch, weil der Vater wegen seines Schichtdienstes nicht immer verlässliche Zusagen machen konnte. Dennoch, sein Anteil an der Betreuung war beträchtlich - weshalb er nicht der alleinige Zahler bleiben wollte. Am Ende entschied der BGH zugunsten der Frau: Solange das "Schwergewicht der Betreuung" bei einem Elternteil liegt, muss der andere allein den "Barunterhalt" bestreiten.

Nur bei einem echten Fünfzig-zu-fünfzig-Modell sieht der BGH Raum für eine Aufteilung der Zahlungen. Immerhin: Der BGH-Familiensenat unternahm einen Versuch, die Schieflage ein wenig zu korrigieren. "Nimmt der barunterhaltspflichtige Elternteil ein weit über das übliche Maß hinausgehendes Umgangsrecht wahr, dessen Ausgestaltung sich bereits einer Mitbetreuung annähert", dann sei eine Verringerung seiner Zahlungspflicht möglich. Und zwar, indem er eine oder mehrere Rangstufen in der Düsseldorfer Tabelle herabgestuft wird, das ist die Rechentafel des Unterhalts. Wirklich viel ist damit nicht gewonnen: Eine Stufe abwärts bringt 20, vielleicht 30 Euro. Die echten Kosten der Mitbetreuung - vom Kinderzimmer über Fahrtkosten bis hin zu den Mahlzeiten - bleiben an demjenigen hängen, der sich trotz Zahlungspflicht bei der Betreuung engagiert. So wie dies bei Familie Schneider der Fall ist.
 
Die Botschaft müsse doch lauten: "Ihr seid Eltern, ihr bleibt Eltern."

Nach Einschätzung von Heinrich Schürmann, Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Oldenburg, ist das Karlsruher Gericht zu sehr an einem Familienmodell alter Prägung orientiert: "Der BGH hat die Chance verpasst, das System zu öffnen." Die Botschaft müsse doch lauten: "Ihr seid Eltern, ihr bleibt Eltern." Genau dies müsse auch über das Unterhaltsrecht transportiert werden. Das jetzige Modell signalisiere dem zahlenden Elternteil eher, dass er mit der Geldüberweisung seine Verantwortung bereits erledigt habe. "Wir brauchen ein Unterhaltssystem, das die Kosten des Umgangs mit den Kindern abbildet."

Eine wirkliche Reform - da müsste wohl der Gesetzgeber ran - muss allerdings praktikabel bleiben. Darauf weist der Deutsche Familiengerichtstag hin: Ein Ansatz, der nach realen Betreuungszeiten differenziere, stieße an "Erkenntnisgrenzen" und bürdete den Familiengerichten große Lasten auf. Realistisch sei daher nur ein Modell, in dem nicht jede Änderung der Kinderbetreuungszeiten zu einer Anpassung des Unterhalts führe.

Erik Schneider verfolgt die BGH-Urteile aufmerksam. Noch ist es ihm unangenehm, die Besuchszeiten akkurat zu notieren und eine Klage mit einem Anwalt vorzubereiten. "Wenn ich dann nur um 18 Euro heruntergestuft werde, ist mir das den Ärger nicht wert", sagt er. Auch im Interesse von Tochter Lena will er den Frieden in der Patchworkfamilie aufrechterhalten. Diese wird bald größer: Seine Lebensgefährtin bekommt ein Baby. Sie möchte zwei Jahre Elternzeit nehmen. Erik Schneider plant, ein Jahr zu pausieren. "Dann reduziert sich der Unterhalt von alleine, weil ich eh nicht mehr so viel Geld habe", meint er. Aber mehr Zeit wird der Vater haben - für Lena und das neue Kind.

Samstag, 9. August 2014

Wo bleibt die maingestreamte Männerquote?

 
aus Der Standard, Wien,

Erziehungswissenschafter Aigner für "Männerförderungspläne"
Im Kindergarten würden Männer gesucht, aber ausdrücklich Frauen zur Bewerbung eingeladen

Wien - Der Innsbrucker Erziehungswissenschafter Josef Christian Aigner plädiert für eine Reform der Gleichbehandlungsgesetze und fallweise die Ergänzung der Frauenförderung durch "Männerförderungspläne". Die derzeitigen Regelungen würden die eigentlich gewünschte Beschäftigung von mehr Männern vor allem in Kindergärten behindern, findet Aigner.

Wirkung männlicher Pädagogen

Eine Studie des Professors am Institut für psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung der Uni Innsbruck hatte zuletzt ergeben, dass der Einsatz von männlichen Kindergartenpädagogen das Verhalten der Kinder beeinflusst - wenn auch nur bei Burschen. Diese zeigten bei gemischtgeschlechtlichen Fachkräfte-Teams etwa deutlich extrovertierteres Verhalten, bewegten sich mehr und waren aktiver und weniger "angepasst". Verhaltensunterschiede wurden vor allem bei jenen Burschen festgemacht, "die real kaum von einer präsenten Vaterfigur profitieren konnten". Zuletzt hatte auch Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) für mehr männliches Personal im Kindergarten geworben - derzeit sind nur 0,8 Prozent der Pädagogen männlich.

Bemühen um Frauen

Die Gleichbehandlungsgesetze würden dieses Anliegen aber konterkarieren, so Aigner. So enthalte etwa eine aktuelle Ausschreibung des Landesschulrats für Tirol für eine Assistenzkraft in einem Kindergarten einer Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) den Zusatz: "Der Bund ist bemüht, den Anteil von Frauen zu erhöhen und lädt daher nachdrücklich Frauen zur Bewerbung ein."

Gleichbehandlungsklausel

Außerdem wird in einer in der Ausschreibung enthaltenen "Gleichbehandlungsklausel" festgehalten: "Nach Paragraph 11b und 11c des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes werden unter den dort angeführten Voraussetzungen Bewerberinnen, die gleich geeignet sind wie der bestgeeignete Bewerber, bei der Aufnahme in den Bundesdienst bzw. bei der Betrauung mit der Funktion bevorzugt." Einschränkung: Diese Regelung gilt nur für jene Funktions- und Verwendungsgruppen, in denen der Frauenanteil bei der jeweiligen Dienstbehörde unter 50 Prozent liegt.

Differenzierung

Diese Regelungen stehen für Aigner "in krassem Gegensatz" zu dem Anliegen, mehr Männer für pädagogische Berufe zu gewinnen. Deshalb sei eine "bedarfs- oder berufsfeldgerechte Differenzierung" nötig: "Das jeweils unterrepräsentierte Geschlecht, in diesem Fall also die Männer, müssten gefördert werden, Gleichbehandlungsgesetze und Frauenförderungspläne müssten in diese Richtung reformiert und durch Männerförderungspläne ergänzt werden". Dies wäre auch ein starkes Signal, dass Männer als Fachkräfte in der Pädagogik ausdrücklich willkommen seien: "Damit wäre auch der gängigen Vorstellung, dass der Kindergarten ein Arbeitsplatz ausschließlich für Frauen sei, der Kampf angesagt."
(APA)


Nota.

Von wem wird die Beschäftigung von Männern in den Erziehungsberufen "eigentlich gewünscht"? Etwa von denInnen, die das sagen? Glaubt ihnen kein Wort, es ist nur Heuchelei. Was sie allenfalls wünschen mögen, sind ein paar Sitzpinkler, die sie vor den Kindern zum Affen machen können. 

Hat er's nicht selber gesagt? Wo Männer miterziehen, zeigen die Jungens "deutlich extrovertierteres Verhalten, bewegten sich mehr und waren aktiver und weniger angepasst". Und das sollte in diesen Kreisen erwünscht sein? Ich glaube nicht an den Weihnachtsmann.
JE

Freitag, 8. August 2014

Brave Buben kommen in den Himmel...

...aufgeweckte Buben kommen überall hin:

aus nzz.ch,
Sicherheitspanne in Washington 
Knabe zwängt sich durch Zaun vom Weissen Haus  

(afp) Ein Knabe hat den Sicherheitsapparat des Weissen Hauses kurzzeitig in Aufregung versetzt. Das Kind zwängte sich am Donnerstagabend durch den Zaun um den Sitz des Präsidenten der Vereinigten Staaten in Washington, wie der Sprecher des Geheimdienstes erklärte.

Gegenüber dem kleinen Ausreisser zeigten sich die sonst strengen Wächter des Weissen Hauses jedoch nachsichtig – und humorvoll. «Erst wollten wir warten, bis er sprechen kann, um ihn zu befragen», sagte Donovan.

Doch dann hätten sie dem Kleinen erlaubt, mit seinen Eltern seinen Weg fortzusetzen. Normalerweise werden Verstösse gegen die Sicherheit rund um das Weisse Haus streng geahndet.

Montag, 4. August 2014

Kultursprung, Entmännlichung und die gerechte Sprache.


aus scinexx                                                                                          Verweiblicht oder verknabt

Mehr Kultur durch weniger Testosteron?
Entwicklungsschub des modernen Menschen möglicherweise durch hormonelle Veränderungen 

Kulturschub durch kooperatives Temperament? Der plötzliche Sprung in der Entwicklung des modernen Menschen vor 50.000 Jahren könnte auf einen geringeren Testosteron-Spiegel und damit einhergehendes sanfteres Gemüt zurückgehen. US-Forscher haben festgestellt, dass genau zu dieser Zeit die Gesichter der Menschen femininere Züge annahmen – ein typisches Zeichen einer geringeren Wirkung von Testosteron. Weniger männliche Geschlechtshormone könnten die Menschen sanfter gemacht haben und damit zu kooperativen Kulturschaffenden, vermuten die Anthropologen im Magazin "Current Anthropology".

Hormone beeinflussen nicht nur die Form des Gesichts, sondern könnten auch kulturell entscheidende Veränderungen im Sozialverhalten des modernen Menschen bewirkt haben.

Moderne Menschen gibt es bereits seit etwa 200.000 Jahren, doch ihre kulturellen Leistungen blieben lange recht dürftig - erst vor rund 50.000 Jahren begannen Kunst und Technik zu erblühen. Warum der moderne Mensch nach 150.000 Jahren bescheidener Kulturentwicklung plötzlich einen solchen technologischen Sprung machte, ist bis heute eine offene Frage der Anthropologie. Funde zeigen, dass unsere Vorfahren vor etwa 50.000 Jahren begannen, buchstäblich ausgefeilte Werkzeuge herzustellen, komplexere Jagdmethoden zu entwickeln und Kunstformen hervorzubringen. War dieser Kultur-Schub auf Mutationen des Gehirns zurückzuführen, auf gekochtes Essen, Sprache oder auf die zunehmende Bevölkerungsdichte?
 

Robert Cieri von der Duke University in Durham und seine Kollegen werfen nun eine weitere mögliche Zutat in den Topf: Veränderungen im Hormonhaushalt, genauer gesagt beim "männlichen" Geschlechtshormon Testosteron. Die Forscher werteten die Merkmale von fossilen Schädeln moderner Menschen aus unterschiedlichen Epochen aus und verglichen sie mit den Gesichtsknochen heutiger Menschen verschiedener ethnischer Herkunft. Besondere Aufmerksamkeit legten sie auf die Eigenschaften der Überaugenwülste, der Gesichtsform und von weiteren charakteristischen Strukturen. 

Dieses zusammengesetzte Bild zeigt auf der linken Seite den Schädel eines archaischen modernen Menschen und rechts den eines heutigen.
Kultur durch kooperatives Temperament

Die Analysen ergaben: Insgesamt [!] wurden die Gesichter runder und femininer, sagen die Forscher. Im Zeitrahmen von vor ungefähr 50.000 Jahren zeichnete sich ein deutlicher Trend zur Verkleinerung der
Überaugenwülste ab sowie zu einer Verkürzung des oberen Gesichtsbereiches. Ihnen zufolge sind aber genau dies die typischen Effekte eines niedrigeren Testosteronspiegels auf die Entwicklung der
Knochen. Die damaligen Menschen wurden also in gewisser Weise femininer. Dies könnte auch mit entsprechenden Verhaltensänderungen einhergegangen sein, so die Anthropologen.
Demnach wirkten sich weichere Umgangsformen durch weniger Testosteron günstig auf das Sozialverhalten aus. "Die kulturellen Innovationen gingen wahrscheinlich Hand in Hand mit einem kooperativeren Temperament", so Robert Cieri. "Der Schlüssel unseres Erfolges ist unsere Fähigkeit, miteinander gut auszukommen, zu kooperieren und voneinander zu lernen", ergänzt der Anthropologe. 

Schimpansen unterstützen Theorie

Den Forschern zufolge unterstützen ihre Theorie Untersuchungsergebnisse bei unseren nächsten Verwandten im Tierreich: Den Schimpansen und ihren zierlicheren Verwandten den Bonobos – die auch als die sanften Hippie-Schimpansen bekannt sind. Diese beiden Arten entwickeln sich sehr unterschiedlich, erklärt Co-Autor Brian Hare: Bei männlichen Schimpansen kommt es in der Pubertät zu einem starken Anstieg des Testosteron-Levels – bei Bonobos ist dieser Sprung weniger stark ausgeprägt. Bei ihnen wird auch unter Stress nicht mehr Testosteron gebildet, bei Schimpansen hingegen schon.

 

Dies scheint sich in dem unterschiedlichen Verhalten und Aussehen der beiden Arten widerzuspiegeln: Bonobo-Männchen sind im Vergleich zu Schimpansen vergleichsweise zierlich gebaut und deutlich friedfertiger. Die Sozialgemeinschaften der Bonobos sind außerdem größer, stabiler und vor allem Weibchen übernehmen Führungspositionen. „Ergebnisse bei Tieren können durchaus ebenfalls erklären helfen, wie wir zu dem wurden, was wir heute sind", meint Hare. (Current Anthropology, 2014; doi: 10.1086/677209) 

(Duke University / Cieri et al., Current Anthropology, 04.08.2014 - MVI/AKR) 

Nota.
Weniger Testosteron heißt Entmännlichung; mehr Östrogen würde Verweiblichung heißen, richtig?
 
Was die Forscher da festgestellt haben, ist eine Entspezifizierung des männlichen Geschlechtscharakters, dessen vollkommene Ausreifung gehemmt wurde; eine Verkindlichung, allenfalls "Verknabung", die in der biologischen Anthropologie längst unter dem Stichwort Neotenie bekannt ist. 

Dass der Sexismus sich nicht zuletzt durch die Sprache breitmacht, ist leider wahr, amerikanische Naturwissenschaftler sollten sich in Acht nehmen und vor feministischer Plörre hüten, die macht alle Wissenschaft zunichte. Stattdessen sollten sie, denn das ist ein historisch wirklich bemerkenswertes Phänomen, dem eigentümlichen Umstand nachgehen, dass anscheinend rund um die Welt im Laufe der Geschichte die Zunahme kindlicher - morphologischer wie charakterlicher - Eigenschaften bei Homo sapiens der Weiblichkeit zugeschlagen wird, während das genuin Weibliche  mit der Venus von Willendorf im naturgeschichtlichen Museum entsorgt wird (im Stadtpark trifft mann es auch noch, beim Joggen und Sonnenbaden).
JE