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Warum haben Männer größere Nasen?
Forscher belegen Zusammenhang mit einer größeren Zunahme der Muskelmasse in der Pubertät
Die Nase verrät das Geschlecht: Männer haben im Durchschnitt eine um
zehn Prozent größere Nase relativ zu den restlichen Gesichtszügen als
Frauen. Aber warum? Dieser Frage sind US-Forscher in Langzeitstudie nachgegangen. Dabei zeigte sich: Etwa ab
elf Jahren legt die Nase von Jungen stärker zu - etwa zur gleichen Zeit,
in der Muskelmasse der Männer die der der Frauen überholt.
Die
Nase hat viele wichtige Funktionen für unseren Körper: Sie ist Sitz
unserer Riechsensoren und gleichzeitig der wichtigste Weg für unsere
Atmung. Die Nasenschleimhaut sorgt dabei dafür, dass die Luft beim
Einatmen vorgewärmt und angefeuchtet wird - das erleichtert den Lungen
ihre Arbeit. Je freier der Zugang über die Nase daher ist, desto besser
ist die Sauerstoffversorgung. Wie wichtig dies ist, merken wir spätestens
dann, wenn wir uns beim Sport so anstrengen, dass die Nasenatmung nicht
mehr ausreicht und wir durch den Mund Luft schöpfen.
Zehn Prozent größer
Auffallend aber ist dabei ein geschlechtsspezifischer Unterschied:
Frauen haben im Durchschnitt eine rund zehn Prozent kleinere Nase als
Männer. Warum das so ist und welcher biologische Grund dahinter steckt,
haben Nathan Holton von der University of Iowa in Iowa City und seine
Kollegen nun genauer untersucht. Für ihre Studie folgten sie dem
Werdegang von 38 dreijährigen Kindern beiderlei Geschlechts, bis diese
Mitte 20 waren. Dabei maßen die Forscher regelmäßig die Größe
verschiedener Körperteile und des Gesamtkörpers und ermittelten Werte
wie die Muskelmasse.
Größe der Nase bei Kindern (oben) und erwachsenen Männern (links) und Frauen. Das überpropotronale Wachstum beim Mann beginnt mit der Pubertät.
Dabei zeigte sich: Bis zum Alter von etwa elf Jahren gab es keine großen
Unterschiede, die Nasen von Mädchen und Jungen waren etwa gleich groß.
Mit dem Beginn der Pubertät aber änderte sich einiges: Die Jungen legten
stark an Muskelmasse zu, diese machte etwa 95 Prozent ihrer gesamten
Gewichtszunahme aus. Mädchen dagegen entwickelten mit ihren weiblicheren
Rundungen mehr Fett, bei ihnen machte die Muskelmasse nur 85 der
Zunahme aus, wie die Forscher berichten.
Wachstumsschub für Riechorgan und Muskeln
Gleichzeitig aber entwickelten sich in diesem Alter auch die Nasen
unterschiedlich: Die der Jungen begann nun überproportional stark zu
wachsen, bis sie schließlich rund zehn Prozent größer war als die der
Mädchen. Holton und seine Kollegen sehen einen klaren Zusammenhang
zwischen wachsender Nase und der wachsenden Muskelmasse der männlichen
Teenager: Damit das sauerstoffhungrige Muskelgewebe besser versorgt
werden kann, muss auch die Nase wachsen, denn über sie gelangt dann mehr
Atemluft in die Lungen.
"In dieser Zeit steigt nicht nur der Sauerstoffverbrauch von männlichen
Jugendlichen überproportional, auch ihr Grundumsatz und ihr
Kalorienbedarf steigen in dieser Wachstumsphase an", erklärt Holton. Der
Zusammenhang dieser Faktoren mit der Nasengröße sei zwar schon zuvor in
der Literatur diskutiert worden, aber in dieser Studie habe man ihn nun
erstmals von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter verfolgt und
dokumentiert.
Das Ergebnis könnte auch erklären, warum unsere Vorfahren, darunter vor
allem die Neandertaler, größere Nasen hatten als wir heute. Denn diese
Frühmenschen hatten deutlich mehr Muskelmasse als wir modernen Menschen.
Nach Ansicht der Forscher folgt daraus, dass sie auch größere Nasen
benötigen, um ausreichend Luft schöpfen zu können. "Weil unser Körper
heute weniger Sauerstoff benötigt als der unserer Vorfahren, ist auch
unsere Nase kleiner", sagt Holton. Auch der Brustkorb und die Lungen
sind bei heutigen Menschen kleiner. (American Journal of Physical
Anthropology, 2013; doi: 10.1002/ajpa.22402)
(University of Iowa, 20.11.2013 - NPO)
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