Die FAZ veröffentlicht heute unter der Überschrift Genderlogik eine Glosse
von
Hannah Bethke zur mangelnden Gleichstellung von Männern und Fruen in der Wissenschaft. Daraus:
... Eine neue Studie aus der amerikanischen Philosophie legt davon ein
beredtes Zeugnis ab. Ihr Befund ist, wenn auch in unterschiedlichem
Ausmaß, deckungsgleich mit dem, was kürzlich eine Erhebung aus der
Astrophysik in der Zeitschrift „Nature“ dokumentierte: Frauen sind in
akademischen Publikationen unterrepräsentiert. Demnach lag zwischen 2004
und 2015 der Frauenanteil unter den Autoren in 25 renommierten
philosophischen Zeitschriften bei 14 bis 16 Prozent. Das sind rund zehn
Prozent weniger, als Frauen in philosophischen Fakultäten vertreten
sind. In der Astrophysik erhalten Frauen laut neuesten Berechnungen rund
zehn Prozent weniger Zitationen als Männer, obwohl die Qualität ihrer
Publikationen sich nicht von der ihrer männlichen Kollegen
unterscheidet.
Nun
funktioniert die Erfolgslogik des zeitgemäßen Wissenschaftsmanagements
aber so: Je mehr Publikationen in renommierten Zeitschriften, desto
besser der eigene Zitationsindex, desto größer die Chancen auf eine
attraktive Professur. Die Autoren der „Philosophical Studies“ regen
deshalb an, für jeden wissenschaftlichen Text einen „Bechdel-Test“ zu
machen: Wurden mindestens zwei Philosophinnen zitiert und mindestens
eine davon sinnvoll im Text rezipiert, und wird mindestens eine deshalb
zitiert, weil sie die Arbeit derselben oder einer anderen Frau, auf
keinen Fall aber die eines Mannes, diskutiert? Wer alles mit „ja“
beantworten kann, hat den Test bestanden. ...
Die FAZ bringt heute einen Artikel von Patrick Bernau über die wahren Gründe, weshalb vor allem Frauen Mühe haben, ihr Familienleben mit einer Erwerbstätigkeit in Einklang zu bringen:
Viele, vor allem hoch qualifizierte Frauen, bekommen stattdessen gar
keine Kinder: Sie haben Probleme mit der Work-Life-Balance. Tatsächlich
sind Work-Life-Balance-Probleme bei höher qualifizierten Deutschen
verbreiteter als bei niedriger qualifizierten. Das liegt nicht nur
daran, dass höher qualifizierte Stellen oft mehr Arbeitszeit verlangen,
sondern auch daran, dass der Stress aus der Arbeit häufig in das
Privatleben überschwappt und der Beruf eher unter privatem Stress
leidet. Dazu kommt, dass in höher qualifizierten Berufen oft mehr
Rationalität und Kompromisslosigkeit erwartet wird: ganz anderes
Verhalten als in der Familie. So haben es frühere Studien erfragt.
Zwei
andere Forscherinnen haben jetzt nachgewiesen: Hochqualifizierte Frauen
tun sich mit der Work-Life-Balance schwerer als hochqualifizierte
Männer – und das liegt nicht zuletzt daran, dass Frauen Risiken scheuen.
Risiken
sind alltäglicher Teil der Kindererziehung. Riskieren die Eltern, dass
ein Kind beim Laufen lernen hinfällt, oder fangen sie es auf? Riskieren
sie, dass sie das Kind zehn Minuten zu spät aus dem Kindergarten
abholen, oder kommen sie lieber eine Viertelstunde zu früh? Ständig
haben Eltern solche Entscheidungen zu treffen. Risiken sind aber auch
alltäglicher Teil vieler hochqualifizierter Tätigkeiten: Ärzte müssen
entscheiden, ob sie noch eine zusätzliche Untersuchung anordnen.
Angestellte müssen entscheiden, ob sie das Risiko eingehen, eine Aufgabe
ihres Chefs noch liegen zu lassen – schließlich schließt der
Kindergarten bald.
Eine Studie der Ökonominnen Anne Busch-Heizmann und Elke Holst
zeigt: Wer Risiken scheut, hat mehr Probleme mit der Work-Life-Balance.
Das ermitteln sie aus dem sozio-ökonomischen Panel, einer jährlichen
Umfrage unter mehr als 20.000 Deutschen. Die Umfrage zeigt: Frauen
fühlen sich auch häufiger unterbezahlt als Männer und bei der Arbeit oft
nicht angemessen gewürdigt. Aber: Entscheidend für die
Work-Life-Balance ist, wie man mit Risiken umgeht. Risikoscheue Männer
fühlen sich ebenso zwischen Arbeit und Familie zerrissen wie
risikoscheue Frauen. Allerdings sind es die Frauen, die Risiken häufiger
aus dem Weg gehen – und in der Folge größere Probleme mit der
Work-Life-Balance haben.