Samstag, 17. Januar 2015
War irgendwas dran am Feminismus?
Es war ja was dran an den diversen Frauenemanzipationsbewgungen der letzten zweihundert Jahre, aber nicht immer das, was sie selber meinten - und schon gar nicht, was der Spätfemi-nismus der eben vergehenden Generation in seinen letzten Zügen uns noch immer vorhaucht.
In der Arbeiterfrauenbewegung des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts kam niemand auf die Idee, von einer jahrtausendealten Unterdrückung "der Frau" durch "den Mann" zu reden. Zu nahe waren sie noch der Realität des Klassenkampfs, aus der diese Denk-figur stammt, um nicht ihre völlige Unangemessenheit zu bemerken.
Wie hätte man sich das vorzustellen - ein Kollektivsubjekt 'die Männer' unterwürfe sich das Kollektivsubjekt 'die Frauen', um es - umsonst - für sich arbeiten zu lassen?
Zwischen Kapital und Arbeit lag das vor aller Augen: Es war der Markt, auf dem sich beide begegneten, und es waren die Marktgesetze, die für einen 'ungleichen Tausch' sorgten; der indessen ungleich nur durch seine historische Prämissewar: indem die eine Seite (in Geld dargestellte)Warenaustauschte, während die andere Seite nur die nackte Arbeitskraft selbst anbieten konnte.
War eine vergleichbare historische Prämisse irgendwann irgendwo im Verhältnis zwischen den Geschlechtern eingetreten?
Die Rede vom Patriarchat ist eine Nebelkerze. Es seien Männer, die politisch herrschen, weil Männer Waffen tragen und Kriege führen können. Und das setze sich - irgendwie - bis in die persönlichsten Beziehungen zwischen Männern und Frauen in Ehe und Familie fort...
Bei der Betrachtung vorbürgerlicher, und das heißt agrarischer Gesellschaften stellt sich aber etwas anderes heraus: Ihre beherrschende Realität sind die isolierten Hauswirtschaften, wie Marx sie (nicht als erster) nannte. Sie sind - waren - das Wahre an dem konservativen Kampf-ruf, die Familie sei "die Keimzelle der Gesellschaft", nämlich die familia in ihrem ursprüngli-chen oskisch-lateinischen Sinn als oikos, Haushalt, ganz ungeachtet eventueller Blutsverwandt-schaften.
Politische Herrschaft war ihnen gegenüber nur Epiphänomen, da mochten Haupt- und Staatsaktionen statthaben und Reiche einstürzen, während unten, wo die Menschen ihren tatsächlichen Stoffwechsel mit der Natur betrieben, jahrhundertelang alles blieb, wie es war.
Beherrscht in der traditionellen Hauswirtschaft 'der Mann' 'die Frau'?
Die Frau vertritt die Hauswirtschaft nach innen, der Mann nach außen - vor allem, wo es um das Hauptgeschäft, die Vermarktung der Überschüsse aus der landwirtschaftlichen Produktion und ergo um die größeren Beträge geht. Die Geldwirtschaft macht sich aber zunächst nur mit-telbar bemerkbar, beim Tausch von Getreide gegen Vieh etwa tritt Geld nur als Verrechnungs-größe auf. Was an Silber- und Kupfermünzen tatsächlich gebraucht wird, mag die kleine Haus- industrie - Töpfer-, Web- und Flechtarbeiten - einbringen, und die ist wiederum Frauensache. Dieses Geld fließt gleich in den Konsum der Hauswirtschaft ein, nicht in die Produktion. Grob kann man sagen: Während die Produktion Männersache ist, ist die interne Verteilung und die Organisation des Konsums Angelegenheit von Frauen.
In dem Maße aber, wie die Geldzirkulation um sich greift, dringt der Markt- und der ist der harte Kern der (natürlich bürgerlichen) Öffentlichkeit - in immer weitere Bereiche des gesell-schaftlichen Lebens ein. Und Öffentlichkeit ist seit Menschengedenken eine männliche Do-mäne; Einerseits der Markt, andererseits Politik und ihre Fortführung im Krieg.
Bis zu dem Punkt, wo die Geldwirtschaft die Produktion selbst ergreift. Nämlich als die soge-nannte ursprüngliche Akkumulation des Kapitals die Bauern vom Land vertreibt, die isolierten Hauswirtschaften vernichtet und die Arbeitskraft nötigt, sich für Geld ans Kapital zu verkau-fen. Zwar ist der Markt, und also der Arbeitsmarkt, das öffentlichste Gebiet, das es gibt. Aber hier herrschen nicht Männer, schon gar keine proletarischen, sondern Kapitaleigner, und un-terdrückt werden nicht nur Männer, sondern bald auch ihre Frauen und Kinder, und Remedur schafft allein wiederum eine Öffentlichkeit, nämlich die Arbeiterbewegung und der Klassen-kampf, und sehr zögernd, aber schließlich doch, nehmen daran auch die Frauen teil. Doch ihren Platz bekommen sie nicht spendiert, sie müssen ihn erkämpfen; so wie die Arbeiterbe-wegung sich ihren Platz in der bürgerlichen Öffentlichkeiterkämpfen musste.
Mit dem Entstehen der großen Industrie greift der Markt schließlich bis in die privatesten Winkel hinein, die Privathaus- halte sind die längste Zeit "Keimzellen der Gesellschaft" ge-wesen. Als Haushälterinnen werden die Frauen zusehends ersetzlich durch Dienstleistungs-industrie, öffentliche Subsidien und Haushaltselektrik, aber eine automatische Kompensation durch Aufwertung ihrer Stellung in der Öffentlichkeit geschieht nicht. Das ist das Reelle an der Legende von der Unterdrückung der Frauen: dass sie die Abwertung, die sie im Privaten erfah-ren hatten, in der Öffentlichkeit durch eigene Anstrengung ausgleichen müssen.
Doch auch da hat die Arbeiterbewegung die entscheidende Vorarbeit schon geleistet. Man kann darüber philosophieren, ob sie mehr hätte können oder gar sollen; die historische Lei-stung der Arbeiterbewegung war aber, auf der einen Seite die restloseDemokratisierung des bürgerlichen Gemeinwesens durchzusetzen und auf der andern den Wohlfahrtsstaat zu er-zwingen. Die Bedingungen für die Gleichstellung der Frau im öffentlichen Leben waren damit gegeben.
Dass einem nichts in den Schoß fällt, ist aber wohl von der Gesellschaftsform unabhängig, und dass die Meisten nur ungern für andere Platz machen, sicher auch. Hier und dort muss immer mal ein wenig Druck gemacht werden, und dass dabei auch schrille Töne vorkommen, kann man ertragen. Jedenfalls kann keine Gesellschaft auf die Dauer erlauben, dass Potenziale brachliegen, schon gar nicht, wenn sie in globaler Konkurrenz zu anderen steht. Aber genau das würde sie fördern, wenn sie Reservate schaffen wollte, wo Privilegien - nun nicht mehr der Herkunft, sondern des Geschlechts - verhindern, dass sich im gesellschaftlichen Wettbewerb Qualität behaupten kann, und stattdessen Mittelmaß subventioniert.
Insofern ist der zeitgenössische Feminismus rein parasitär. Dass seine Sprechröhre ihr unver-steuertes Einkommen mittlerweile als Quotenfrau beim größten Revolverblatt der Republik verdient, sagt alles.
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