Dienstag, 25. November 2014

Jungens sorgen für Geselligkeit.

aus scinexx                                                                                           Goliath (M.) mit Frau und Söhnen.                         

Schimpansenmütter mit Söhnen sind geselliger
Erwachsene zu beobachten hilft Jungen beim Einstieg in das Sozialgefüge der Gruppe
Die Erziehung macht's – auch bei Schimpansen: Die Affenmütter fördern das Sozialleben ihrer Söhne aktiv und mit Risiko für sich selbst, ihren Töchtern leben sie dagegen eher soziale Zurückhaltung vor. Das zeigen Beobachtungen im Gombe-Nationalpark in Tansania. Die Schimpansenmütter bereiten ihren Nachwuchs so vermutlich bereits frühzeitig auf die herrschenden Sozialstrukturen vor, berichten US-Forscher im Magazin "Proceedings of the National Acadamy of Sciences". 

Schimpansenmütter mit Söhnen sind geselliger Erwachsene zu beobachten hilft Jungen beim Einstieg in das Sozialgefüge der Gruppe Die Erziehung macht's – auch bei Schimpansen: Die Affenmütter fördern das Sozialleben ihrer Söhne aktiv und mit Risiko für sich selbst, ihren Töchtern leben sie dagegen eher soziale Zurückhaltung vor. Das zeigen Beobachtungen im Gombe-Nationalpark in Tansania. Die Schimpansenmütter bereiten ihren Nachwuchs so vermutlich bereits frühzeitig auf die herrschenden Sozialstrukturen vor, berichten US-Forscher im Magazin "Proceedings of the National Acadamy of Sciences".

Im komplexen Sozialverhalten der Schimpansen spielt die Rangordnung eine große Rolle. Das ranghöchste Männchen übernimmt die Führungsposition einer Gruppe, die anderen Gruppenmitglieder kämpfen ständig darum, ihren Status zu verbessern. Dabei gehen die Männchen alles andere als zimperlich vor und schrecken mitunter auch nicht davor zurück, den Nachwuchs andere Männchen zu töten, so dass sie sich selbst mit der Mutter paaren können. Besonders rangniedrigeren Weibchen droht diese Gefahr. Es läge also nahe, dass die Mütter junger Schimpansen sich gerade dann von Gruppen fern halten, wenn ein aggressives Männchen in der Nähe ist.

Geselligkeit bringt Risiko

Überraschenderweise gehen Schimpansenmütter dieses Risiko jedoch ein – zumindest, wenn ihr Nachwuchs männlich ist. Carson Murray von der George Washington University und seine Kollegen haben herausgefunden, dass sich das Verhalten der Schimpansenmütter stark unterscheidet, je nachdem ob sie einen Jungen oder ein Mädchen großziehen. Dies zeigen Beobachtungen der Schimpansen im Gombe-Nationalpark in Tansania, die bis in die 1960er Jahren zurück reichen.

Die Wissenschaftler analysierten anhand dieser Aufzeichnungen, wie viel Zeit Schimpansenmütter mit anderen Erwachsenen verbrachten, die keine direkten Verwandten sind. Außerdem bewerteten sie, wie groß die Gruppen waren, in denen die Mütter sich aufhielten, und wie sie zusammengesetzt waren, sowie die Zeit, die sie in gemischt-geschlechtlichen oder rein weiblichen Gruppen verbrachten.

Zwei Stunden mehr Sozialleben am Tag

Dabei zeigte sich: Mütter mit Nachwuchs - egal welchen Geschlechts - verbringen einen großen Teil ihrer Zeit allein oder mit ihren eigenen, bereits ausgewachsenen Töchtern. Dies geschieht wahrscheinlich, um die jungen Schimpansen vor aggressiven Artgenossen zu schützen. Die verbleibende Zeit verbringen die Mütter dennoch in Gesellschaft anderer Schimpansen, und hier zeigen sich Unterschiede in ihrem Verhalten: Weibchen mit Söhnen verbrachten der Studie nach pro Tag rund zwei Stunden mehr mit anderen Schimpansen und gesellten sich häufiger zu ihren Verwandten als Mütter, die eine Tochter großzogen. Auch in gemischt-geschlechtlichen Gruppen hielten sie sich während der ersten sechs Monate im Leben ihrer Kinder deutlich häufiger auf.

Schimpansenmutter (oben rechts) mit zweijährigem Sohn (links) und einem ausgewachsenen Männchen

Durch den langen Beobachtungszeitraum können die Wissenschaftler auch ausschließen, dass es lediglich individuelle Unterschiede im Verhalten einzelner Schimpansinnen sind: Dieselbe Mutter verhielt sich unterschiedlich, je nachdem, ob sie sich um männlichen oder weiblichen Nachwuchs kümmerte.

Die Forscher nehmen an, dass die Mütter ihre Söhne so auf das Gruppenleben vorbereiten: Sie geben den jungen Männchen bereits Gelegenheit, die Sozialstrukturen der Schimpansen zu beobachten. "Mütter mit jungen Töchtern vermeiden nach Möglichkeit stressige und kompetitive Situationen", fasst Murray zusammen, "während Mütter mit Söhnen solche Situationen in Kauf nehmen, um im Gegenzug ihre Söhne in das soziale Gefüge zu integrieren."

Mütter erweitern Sozialkontakte – auch beim Menschen?

Der Erfolg dieser Strategie zeigt sich, wenn die jungen Schimpansen älter werden: Im Alter von 30 bis 36 Monaten gehen Schimpansenkinder selbstständig auf Erkundungstour anstatt von ihrer Mutter getragen zu werden. Dabei entfernen sie sich auch aus dem Einflussbereich der Mutter. Das unterschiedliche Verhalten der Mutter wirkt sich nun aus: Junge Männchen interagieren häufiger mit anderen Erwachsenen außerhalb ihrer eigenen Familie, besonders mit erwachsenen Männchen. Junge Weibchen sind dagegen deutlich zurückhaltendender.

Mit zunehmendem Alter setzt sich dieses Verhalten fort: Die Männchen haben im Lauf des Tages mehr soziale Interaktionen, die Jungen beobachten die Erwachsenen und imitieren oft deren Verhalten. "Die Mütter erweitern offensichtlich die Sozialkontakte ihres männlichen Nachwuchses", sagt Murray. "Diese Erkenntnis weckt die übergeordnete Frage, inwiefern umfangreichere Sozialkontakte geschlechtsspezifisches Verhalten auch beim Menschen formen."
(PNAS, 2014; doi: 10.1073/pnas.1409507111)

(Duke University, Durham, 25.11.2014 - AKR)


Nota I. - Aber wir sind doch keine Schimpansen! - Gottlob nein, aber wir teilen mit den Schimpansen etwas, das sie von den andern großen Affen unterscheidet: die komplexe Sozialorganisation. Bei den andern bestehen mehr oder minder strenge hierarchische Pyramiden. Bei uns und den Schimpansen dagegen herrscht unterhalb der Spitze ein ständiges Gerangel um die zweiten, drittten, vierten Plätze: Alles ist in stetem Fluss. In sozialen Dingen sind wir wie in genetischen den Schimpansen enger verwandt als irgendwem sonst.

Nota II. - Ich neige nicht dazu, die schauderhaften Folgen von vierzig Jahren feministischer Tonangeberei über Gebühr zu dramatisieren. Wenn auch nicht alles lustig ist, liegt mir gemütlicher Spott doch mehr. 

Aber an einer Stelle haben sie doch nachhaltige Wirkung auf unsere gesellschaftlich-kulturellen Zustände erzielt, und daran haben wir ordentlich zu knabbern: In ihrem Eifer, die gesamte nachwachsende Generation von Homo sapiens ihrer exklusiven schwesterlichen Obhut zu unterwerfen, haben sie mit Erfolg die Männer von den Jungen und die Väter von den Söhnen entfremdet; erst so tuend, als kümmerten sich diese ohnehin nicht um jene, dann unterstellend, diese wollten auch von jenen doch sowieso immer nur...

Das war infam und ist ein ernster Schaden.

Nota III. - Und übersehen Sie nicht die kleine Perfidie am Rande: Nicht die Jungens sind es, die es zu den Männern zieht, sondern die Mütter sind es, die ihnen das erlauben! Unter eigenen Risiken, das ist wahr, aber die Initiative geht ja wohl von den Jungen aus. Denn wie mag es so gekommen sein: Ein paar Mütter haben ihre männlichen Jungen zu den Männern begleitet, und deren Junge haben überlebt? Oder: Die Jungen haben überlebt, die zu den Männern gingen und dabei von ihren Müttern begleitet wurden? - Darwin würde nicht lange nachdenken müssen.
JE

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