Elternvertreter kämpfen gegen Gendern in Schulbüchern
"Wir wollen nicht, dass unsere Kinder einer Gehirnwäsche unterzogen werden", sagt Theodor Saverschel, der Präsident des Elternverbands.
Der Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV) führt seinen Kampf gegen gegenderte Schulbücher weiter. Trotz extrem positiver öffentlicher Resonanz auf die im Jänner geäußerten Anliegen der Eltern leiste man im Bildungsministerium "passiven Widerstand", so BEV-Präsident Theodor Saverschel bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien.
Aus diesem Grund startete der BEV die Initiative "GeGendern - Gegen Gendern in Schulbüchern", an der sich auch Pädagogen, Schriftsteller, Sprachwissenschafter beteiligen. Politische Unterstützung kommt vom Bildungssprecher des Team Stronach, Robert Lugar.
Seit 2012 gibt es einen Leitfaden des Bildungsministeriums, wie Schulbücher verfasst sein sollen. Darin heißt es, dass in Sprachlehrbüchern grundsätzlich die "vollständigen Paarformen" gelehrt werden sollen (männliche und weibliche Form - entweder durch "und" oder durch Schrägstrich verbunden z.B.: Schüler und Schülerinnen bzw. Schüler/Schülerinnen), ab der Oberstufe sollen dann auch die "Sparschreibungen" thematisiert werden (Schrägstrich innerhalb eines Wortes: "Schüler/innen" oder etwa Binnen-I: "SchülerInnen"). In anderen Schulbüchern "können die in der Öffentlichkeit üblichen Formen der geschlechtergerechten Schreibweise verwendet werden, wobei auf Verständlichkeit, Lesbarkeit und Sprachrichtigkeit zu achten ist". Approbiert werden nur Schulbücher, die geschlechtsneutral verfasst sind.
"Behindern beim Lesen"
Hier hakt Saverschel ein: Diese Praxis müsse geändert und auch nicht-gegenderte Schulbücher wieder zugelassen werden. "Wir wollen nicht, dass unsere Kinder einer Gehirnwäsche unterzogen werden, um eine Ideologie durchzusetzen." Das habe man in Österreich schon einmal gehabt, und es gebe auch heute noch Länder, wo dies an der Tagesordnung stehe: "Glauben Sie mir: In diesen Ländern wollen Sie nicht leben."
Der Deutsch-Lehrer und Autor Tomas Kubelik führte mehrere Argumente an. "Gegenderte Schulbücher behindern eindeutig sinnerfassendes Lesen, anstelle es zu fördern. Die Texte sind nicht mehr sinnvoll laut vorlesbar." Und: "Gegenderte Texte sind schwerfällig, hässlich und manchmal gar missverständlich." Außerdem führe exzessives Gendern zu einer "unnötigen Sexualisierung der Sprache" - bei Durchsagen wie "Achtung Autofahrer, es kommt Ihnen ein Geisterfahrer entgegen" gehe es etwa nicht um Geschlecht, sondern eine anderweitige Information und zudem um wichtige Sekunden, die durch Gendern verloren gingen. Auch das Argument, dass Frauen durch ausschließlich männliche Formen sich nicht mitgemeint fühlen würden, verfängt für ihn nicht: "Wenn ich in meiner Klasse danach frage, wie viele Einwohner Österreich hat, habe ich noch nie gehört: Vier Millionen."
Der Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, Gerhard Ruiss, sah es differenzierter. Persönlich sei er "ein radikaler Gegner des Binnen-I", setze aber auf ausgeschriebene weibliche Formen, in seinen Gedichten wiederum verwende er durchgehend Kleinschreibung.
Das gehe unter anderem deshalb, weil es in diesem Bereich keine gesetzlichen Vorgaben gebe, so Ruiss - in zwei Bereichen existierten diese aber: In der Schule und im Amtsbereich. Verbindlich dafür seien die Schreibweisen im Österreichischen Wörterbuch (ÖWB) - und dort fänden sich Dinge wie Gender Gap oder Binnen-I nicht.
Weiteres Problem: "Gendern ist so ein Oberbegriff", meinte Ruiss. Schulbücher seien dazu angehalten, geschlechtergerechte Sprache abzubilden - welche der vielen Varianten wie Binnen-I, Gender Gap etc. nun in Gebrauch seien, sei aber schwer zu sagen. Klar sei auch: "In der größten Öffentlichkeit sind sie nicht in Gebrauch - in den Printmedien." Gleiches gelte für das Amtsblatt der EU.
Außerdem hielten sich viele Schulbücher selbst nicht an die derzeitigen Vorgaben. So fänden sich Sparschreibungen etwa auch in Unterstufen-Büchern: "Die Vorgaben werden offenbar sehr variantenreich eingehalten", so Ruiss: "Das ist nicht die Rolle, die Schulbücher spielen sollten." Er habe aber auch kein Problem damit, etwaige Regeln zu ändern - derzeit gebe es aber eben keinen einheitlichen gendergerechten Sprachgebrauch, den Schulbücher nachzeichnen könnten. Besser wäre es ohnehin, die in Schulbüchern offenbar festgeschriebenen Rollen von Frauen zu ändern: "Dann gibt es dort eben die Atomphysikerin." Wenn man dies in den Vordergrund rücke, brauche man keine neuen Satzzeichen oder Großschreibungen mitten in Wörtern einzuführen.
Lugar will eine parlamentarische Initiative dafür starten, dass die Genderung von Schulbüchern keine Voraussetzung für deren Zulassung mehr ist. Bildungs- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) warf er vor, "mit der Brechstange zu agieren": "Sie glaubt, Frauenpolitik machen zu müssen, die feministische Politik ist und Bildung und Schule in Geiselhaft nimmt."
Ministerium zeigt sich nicht verhandlungsbereit
Im Bildungsministerium steht man zur geschlechtergerechten Gestaltung der Schulbücher. Man setze sich "für eine sprachliche Gleichbehandlung von Mädchen und Buben bzw. Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen Bereichen ein. Das gilt auch für die Schulen und den Unterricht", hieß es in einer Aussendung.
"Es ist ein großes Anliegen des Ressorts, dass Schülerinnen und Schülern von Beginn an die Potenziale einer geschlechtergerechten und diskriminierungsfreien Gesellschaft näher gebracht werden und sie Vielfalt als Chance begreifen. Das beinhaltet auch eine geschlechtergerechte Sprache", betonte man im Ressort. "Denn Sprache schafft Wirklichkeit und gendergerechte Sprache und Lesbarkeit schließen einander nicht aus."
(APA)
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