Samstag, 11. April 2015

Das Selbstachtungshormon.

aus scinexx

Testosteron macht Männer ehrlicher
Erhöhter Hormonspiegel lässt Probanden beim Würfelspiel weniger schummeln

Das Geschlechtshormon Testosteron fördert bei Männern die Ehrlichkeit. Das haben Forscher der Universität Bonn in einem Verhaltensexperiment herausgefunden. Nach der Gabe von Testosteron schummelten Probanden im Würfelspiel weniger als Männer, die nur ein Scheinpräparat erhalten hatten. Dieses Ergebnis widerlege die Annahme, dass das Geschlechtshormon einseitig Aggression und unsoziales Verhalten fördere. Stattdessen könne Testosteron Männer in bestimmten Situationen auch sozialer handeln lassen, berichten die Forscher im Fachmagazin "PloS ONE".

Das Hormon Testosteron steht für typisch männliche Attribute: Es sorgt für die Ausbildung der Geschlechtsmerkmale, fördert die Libido und steigert den Muskelaufbau. Frauen verfügen ebenfalls über dieses Geschlechtshormon, doch in viel geringerem Maß. "Dem Testosteron wird immer wieder nachgesagt, dass es aggressiv macht sowie riskantes Verhalten und Imponiergehabe steigert", berichtet Bernd Weber, einer der beiden Studienleiter vom Center for Economics and Neuroscience (CENS) der Universität Bonn. Neuere Studien hätten aber Hinweise darauf gegeben, dass dies nicht immer so sei. Das Hormon könne offenbar auch vermeintlich sanftere Verhaltensweisen fördern.


"Der Nachteil vieler Studien ist jedoch, dass sie lediglich den normalen Testosteronspiegel der Probanden mit deren Verhalten vergleichen", sagt Erstautor Matthias Wibral. Dieser Ansatz gebe aber lediglich statistische Zusammenhänge wieder und erlaube keine Einblicke in die Ursachen des Verhaltens. Denn das Testosteron beeinflusse zwar das Handeln, dieses könne umgekehrt aber auch auf Hormonspiegel verändern. Um Ursache und Wirkung besser trennen zu können, entwickelten die Bonner Forscher deshalb ein Verhaltensexperiment, bei dem sie gezielt den Hormonspiegel von Testpersonen manipulierten.

Hormongel oder Placebo

Die Forscher führten ihr Verhaltensexperiment mit insgesamt 91 gesunden Männern durch. 45 dieser Testpersonen trugen die Forscher ein Gel auf die Haut auf, das kein Hormon enthielt, sondern nur ein wirkungsloses Placebo. 46 Männer wurden dagegen mit einem Testosteron-Gel behandelt. „Weder die Probanden selbst, noch die durchführenden Wissenschaftler wussten, wer Testosteron bekommen hat und wer nicht“, berichtet Wibral. Damit sollten mögliche Einflüsse auf das Verhalten ausgeschlossen werden. Endokrinologen des Bonner Universitätsklinikums überprüften am Tag nach dem Gelauftragen, ob bei den mit Hormon behandelten Teilnehmern der Testosteronspiegel im Blut tatsächlich höher war als in der Placebogruppe.

Dann folgten die Verhaltensexperimente: Die Testpersonen führten ein einfaches Würfelspiel in separaten Kabinen durch. Je höher die gewürfelte Augenzahl, desto größer war der Geldbetrag, den es als Belohnung gab. "Diese Versuche waren so konzipiert, dass die Probanden lügen konnten", berichtet Weber. In den abgeschirmten Kabinen habe niemand kontrollieren können, ob die Probanden einfach eine höhere Zahl eingaben, um mehr Geld zu bekommen. Allerdings konnten die Wissenschaftler im Nachhinein feststellen, ob die Testpersonen gemogelt hatten oder nicht. "Statistisch ist die Eintrittswahrscheinlichkeit für alle Würfelzahlen von eins bis sechs gleich hoch", erläutert der Neurowissenschaftler. Wenn also bei diesen Zahlen ein Ausreißer nach oben vorkomme, sei dies ein klares Indiz, dass die Probanden gelogen haben.

"Es zeigte sich, dass die Probanden mit den höheren Testosteronwerten deutlich seltener logen als die unbehandelten Testpersonen", berichtet Armin Falk, der zweite Leiter der Studie. Dieses Ergebnis widerspreche klar der bisherigen Annahme, dass Testosteron per se zu antisozialem Verhalten führe. Wahrscheinlich steigere das Hormon den Stolz und das Bedürfnis, ein positives Selbstbild zu entwickeln. "Vor diesem Hintergrund reichten offenbar ein paar Euro als Anreiz nicht aus, das Selbstwertgefühl aufs Spiel zu setzen", vermutet Falk. (doi:10.1371/journal.pone.0046774)

(PloS ONE, 11.10.2012 - NPO)


Nota. - Mann hat es oder man hat es nicht.
JE




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