Männerfreundschaften im Tierreich
Guinea-Paviane
sind innerhalb ihrer Verwandtschaft ein Sonderfall: Statt aggressiver
Rivalität pflegen die Männchen hier eher Kooperation
Göttingen - Während die männlichen Exemplare des Homo sapiens auf sehr unterschiedliche Weise miteinander agieren können, hielt man die Bandbreite des Verhaltens bei den meisten anderen männlichen Säugetieren lange Zeit für recht eingeschränkt: Im Wesentlichen schien es auf Konkurrenzkampf oder wechselseitiges Aus-dem-Weg-Gehen hinauszulaufen - nicht zuletzt bei unserer unmittelbaren Verwandtschaft, den Primaten.
So ist es aber keineswegs. Abgesehen vom Thema Homosexualität im Tierreich, für das beispielsweise die norwegische Ausstellung "Wider die Natur?" 2006 eine große Menge an Fällen aus insgesamt etwa 1.500 Spezies zusammengetragen hatte, gibt es sehr wohl auch so etwas wie Freundschaft und Kooperation unter Männchen. Und die müssen nicht einmal miteinander verwandt sein, um zu harmonieren.
Pavian-Pazifisten
Über ein solches Beispiel berichten Forscher vom Leibniz-Institut für Primatenforschung um Julia Fischer. Sie untersuchten Guinea-Paviane (Papio papio), eine in Westafrika beheimatete Pavianart, die in gemischten Gruppen mit komplexen sozialen Strukturen lebt. In der Regel kommt es unter männlichen Pavianen oft zu Kämpfen - bei dieser Art sind die Verhältnisse jedoch deutlich friedlicher, wie zweijährige Beobachtungen in Senegal zeigten.
Die Forscher stellten fest, dass die Guinea-Paviangesellschaft in drei Ebenen gegliedert ist. Den Kern bilden Gruppen von drei bis vier eng miteinander verbundenen Männchen mit ihren jeweiligen Weibchen und Kindern. Zwei bis drei solcher Kleingruppen bilden eine "Gang" - und auch hier ließen sich freundschaftliche Bande zwischen verschiedenen Männchen beobachten. Die höchste Ebene bildet schließlich die Gesamtpopulation, die ein bestimmtes Gebiet bewohnt.
Zusammenhalt ist Trumpf
Laut Fischer hängt die beobachtete Kooperation zwischen den Männchen nicht von der familiären Beziehung ab. Freundschaften gibt es sowohl zwischen verwandten als auch zwischen nicht-verwandten Männchen. Verglichen etwa mit den Bärenpavianen (Papio ursinus) kommt es in der Gesellschaft der Guinea-Paviane sowohl zu weniger Rivalität unter den Männchen als auch zu weniger Aggression von Männchen gegenüber Weibchen.
Parallel zu diesem Verhaltensunterschied sind auch körperliche Merkmale, die dem Fortpflanzungskonkurrenzkampf zugeschrieben werden, anders ausgeprägt als bei anderen Pavianarten: Die Guinea-Paviane haben kleinere Hoden und kürzere Eckzähne.
Modell für das Sozialverhalten des Menschen
Fischer sieht die Spezies als Beispiel dafür an, wie eine komplexe soziale Ordnung durch Kooperation zwischen nicht-verwandten Individuen entsteht - und zieht Parallelen zur menschlichen Gesellschaft.
Als nächstes wollen die Forscher die Rolle der Pavianweibchen im sozialen Gefüge genauer untersuchen. Denn möglicherweise leisten sie einen entscheidenden Beitrag für die vergleichsweise friedliche Guinea-Paviangesellschaft: Indem sie kooperative Männchen mit einem festen Freundeskreis Einzelkämpfern vorziehen.* (red)
Abstract
PNAS: "Male tolerance and male–male bonds in a multilevel primate society"
*) Ei! Und was hieße das in der Umkehrung? Dass überall, wo es anders ist, auch die Weibchen...?! Sind also die Männer allenthalben so, wie die Weibchen sie haben wollen?
Da wär's doch im besten Interesse der Menschheit, dass wir uns von dieser Botmäßigkeit endlich freimachten.
JE
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