Freitag, 31. Juli 2015

Gender maindripping.

aus Der Standard, Wien, 29. Juli 2015, 05:30

151 Zahnarzt-Assistentinnen, aber keine Dachdeckerin

Lehrlingsabschlüsse zeigen: Die Berufswahl junger Menschen verläuft entlang traditioneller Rollenbilder

von Michael Bauer, Lisa Kogelnik

Wien – Junge Frauen mit gelben Sicherheitshelmen am Kopf und einer Bohrmaschine in der Hand, ein Bursch mit einem Kleinkind im Arm. So wirbt das Bildungsministerium für den "Girls Day" und den "Boys Day" im Jahr 2015. Das Ziel dieser Aktionstage: Die jungen Leute sollen sich bei ihrer Berufswahl weniger stark an bestehenden Geschlechterrollen orientieren. Funktionieren tut das, wie neue Zahlen zur Lehrlingsprüfung zeigen, nicht.
Auch im Jahr 2014 haben Frauen ihre Lehrabschlussprüfung in jenen Berufen gemacht, die traditionell als weiblich gelten, Männer dominieren in den technischen Berufen (siehe Grafik). Wie die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des SPÖ-Abgeordneten Rainer Wimmer durch das Wirtschaftsministerium zeigt, hat etwa keine einzige junge Frau eine Prüfung als Dachdeckerin oder Schalungsbauerin abgelegt, während dies 245 beziehungsweise 224 Männer getan haben. Dafür haben 151 Frauen ihre Ausbildung zur zahnärztlichen Fachassistentin abgeschlossen, aber kein einziger Mann.
Auch bei den Lehrberufen, die junge Österreicher am häufigsten wählen, gibt es "typische" Mädchen- und Burschenjobs. Neben elf Jobs – wie jenem der Zahnarztassistentin –, wo nur Frauen eine Lehre abgeschlossen haben, ist der Anteil der Frauen bei der Ausbildung zur Friseurin mit 93 Prozent am höchsten. Bei Mädchen am beliebtesten ist nach wie vor der Job als Einzelhandelskauffrau. Insgesamt haben knapp 6.000 Lehrlinge ihre Prüfung abgelegt, davon waren 4.200 Frauen.
Neben 51 Berufen, wo nur Burschen eine Prüfung abgelegt haben, darunter etwa in Metalltechnik, Straßenerhaltung und als Hufschmied, ist der Männeranteil bei den Maurern mit 99,3 Prozent am höchsten. Von 1.292 Maurer-Lehrlingen waren österreichweit nur neun Mädchen. Der häufigste Beruf, in dem Lehrlinge ihre Prüfung absolviert haben, war Elektrotechnik.

Nota. - Ein Dachdecker kann von seinem Arbeitsplatz runterfallen, das kann die Zahnarztassistentin nicht. Es wird sich nicht ändern lassen, dass ein östrogengesättigter Organismus das weniger gern riskiert, als ein testosterongetränkter. Beim Verhältnis der Einzelhandelskauffrau zum Elektrotechniker wird der Unterschied weniger krass ausfallen, aber verschwinden wird er nie. Und kann mir einer verraten, warum er das soll? Dass frau sich eine Quote bei den Lehrstühlen wünscht und bei den Nobelpreisen, kann ich ja noch verstehen, aber wozu denn eine Frauenquote bei den Hufschmieden? Das werden die Mädels nie mitmachen.
JE

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